München - Kriegs- und Nachkriegsverluste

  • Auf Markus' Bild vom sog. Roseneck war die Rosenapotheke, Ecke Rindermarkt rechts angeschnitten. Dieses Gebäude ist zumindest erhalten, wenn es auch Verschönerungsmöglichkeiten gäbe (Billiggeländer, vereinfachter Fassadendekor).


    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Tiia Monto', CC BY-SA 3.0 unportiert

    Das Gebäude, wie es gebaut worden war:

    Hier ist übrigens eine Aufnahme aus der Rosenstraße zum Marienplatz aus den 50ern (schätze ich mal) zu sehen:
    http://www.wochenanzeiger.de/article/166297.html

    Und heutzutage (2012):

    Der Marienplatz zwischen Rindermarkt und Rosenstraße (ganz rechts - 2012):

    Früher (von der anderen Seite aus):

    Der Block ist zur Platzvergrößerung offenbar einige Meter zurückversetzt worden.

    Hier die Einmündung des Rindermarktes von oben (ebenfalls aus den 50ern):
    http://arche-der-fotografie.com/galerie/muenchen/3.jpg
    Rechts zu sehen ist das für den Hugendubel geopferte und gut erhaltene schmale Eckhaus.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Soll der Hugendubel nicht demnächst im Stil der 50er Jahre umgebaut werden? Um das schmale Eckhaus ist es wirklich schade, aber wenn durch den Umbau eine Verbesserung entsteht, dann wird der Platz sicherlich ein kleines wenig harmonischer.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)


  • Die einstmals so glanzvolle Marienplatz-Südseite, die Haus-Nr. 22-29 (seinerzeit). Das Gebäude links (Nr. 22) am noch sehr schmalen, Schleckergassl genannten Durchbruch zum Rindermarkt stammte aus dem 16. Jh. und wurde 1897 abgebrochen. Der Nachfolger überstand den 2. Weltkrieg unbeschadet, fiel aber danach der Abrissbirne zum Opfer (jetzt Hugendubel, ein weiterer Umbau folgt ab nächstes Jahr...).
    Die nächstfolgenden wunderbaren Häuser sind 1944 zerstört worden (in der Schadenskarte als sehr schwere und Totalschäden eingestuft).


    Das Haus hinter der Mariensäule und das nächstfolgende rechts davon, die Nr. 27 und 28, wurden 1944 offenbar nur leicht beschädigt (siehe Schadenskarte), sind aber wie so vieles andere trotzdem nach 1945 mit beseitigt worden. Das spätgotische Eckhaus Nr. 29 am Eck zur Rosenstraße wurde 1888 abgebrochen, der Nachfolger überlebte 1944 nicht.
    Von der gesamten Bebauung zwischen Marienplatz, Rosenstraße und Rindermarkt verblieb lediglich die zwei Beiträge zuvor gezeigte Rosenapotheke (Rosenstr. 6).
    Ganz rechts sieht man übrigens noch die Vorvorbebauung des Kaufhofes, da reihte sich an der Kaufingerstraße noch ein prachtvolles Bürgerhaus an das andere...


    Marienplatz 28 aus der Mitte des 18. Jh., 1944 leicht beschädigt, danach sinnlos beseitigt.


    Der banal-jämmerliche, völlig unbefriedigende, dem Standort komplett unangemessene etc. usw. Zustand heute vom Turm des Neues Rathauses.

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (10. Dezember 2015 um 20:46)

  • Mein Gott, war der Marienplatz mal hübsch gewesen....und jetzt? Greissliche Nachkriegskisten - der Marienplatz könnt ja durchaus rekonstruiert werden, wenn man denn mal wollte; ist aber wohl mit einem roten Bürgermeister ned machbar :thumbdown:

  • Würde mal sagen, Rekonstruktionen sind im Altstadtbereich generell illusorisch geworden.

    Der Block ist zur Platzvergrößerung offenbar einige Meter zurückversetzt worden.


    Man hat aus Verkehrsrücksicht die Baulinie um 6 bis 9,5m zurückgenommen.

    Anbei noch eine Aufnahme nachträglich aus dem Bildindex zum Roseneck:

    Rindermarkt Richtung Roseneck vor der Neubebauung mit Kaufhof und co.
    Links Ruffinihaus, im Hintergrund vor der Frauenkirche das Roseneck, rechts die Rosenapotheke.

  • Es gibt noch viele weitere Bauten aus der Gründerzeit die in München schmerzlich zu vermissen sind:
    - Wirtshaus Deutsches Haus Sophienstraße 1 (Renaisssancestil)
    - Corpshaus Isaria Maria-Theresia-Str 2 (Frühbarock mit Renaisssance-Anklängen)
    - Geschäftshaus Ostenrieder Marienplatz 18 (Frührenaissance)
    - Wirtshaus Ferdinand-Miller-Platz 2 (Spätgotik-/Frührenaissance-Übergang)
    - Villa Defregger Königinstraße 27 (herrschaftliche Villa im Spätrenaissancestil)
    - Kriegsschule Blutenburgstraße (Monumentalbau im Renaissancestil)
    - Villa in der Osterwaldstraße 9c (Gotik-/RenaissanceMischstil)
    - Palais Pringsheim Meiserstraße 10 (Renaissance-Prachtbau) musste 1935 dem NSDAP-Verwaltungsbau weichen.

    und sicher ein paar weitere von denen ich keine Bebilderungen habe und deshalb nicht beurteilen kann wie sehenswert diese waren.

  • Mal wieder hier eine Aktualisierung, kann man noch Jahrelang fortsetzen...

    Färbergraben, Ecke Altheimer Eck

    sog. Hirschhaus


    Aufnahme um 1890

    Heute:

    Färbergraben 8, 6 und 4, Altheimer Eck 2

  • Wenn man nur den Marienplatz vor 1945 anschaut, dann kommen einem wirklich die Tränen. :weinen:
    Wie ist beim Menschen nur der Sinn für Ästhetik verloren gegangen und wird erst jetzt, nach über 70 Jahren, mehr schlecht als recht wiederentdeckt ? Die Städte, die noch ein reiches kulturelles Erbe besitzen, wie zum Beispiel Wien , schätzen es zu wenig. Und Länder wie Deutschland, die eh schon genug kriegszerstört sind, vernichten das letzte übrig gebliebene noch obendrauf huh:)disgust:)

  • Damit meine ich nicht nur die internationale Überfremdung, sondern auch die Binnenwanderung, München scheint ungebrochen ein Magnet zu sein. Fragt sich wie lange es noch authentisch anmutend bleibt, in der Stadtpolitik ist es jedenfalls längst nicht mehr autochton bestimmt.

    Das ist tatsächlich ein absolutes Mysterium... Leben & Arbeiten in München ist daheim in Westfalen gefühlt bei einigen ein Zeichen dafür, dass man es beruflich "geschafft" hat. Und manchmal glaube ich, einige arbeiten nur deswegen hier. Echte Münchener kenne ich als Zugezogener auch nur sehr wenige. Ich meine sogar mal gehört zu haben, dass 70% der jetzigen Einwohner Münchens nicht in München geboren wurden. Dafür vmtl. mehr als 50% der Einwohner in den umliegenden Landkreisen ;)

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Sendlinger Str. 7, Ecke Dultstr.


    sog. Sterneck, Aufnahme um 1900, kriegszerstört (in der Schadenskarte der Innenstadt als sehr schwer bzw. total zerstört eingestuft)


    Heute Angerblock, ursprünglich 1963-65 errichtet, vor paarJahren um- bzw. neu

  • Sendlinger Str. 18 (ehem. 70/71)


    Aufnahme um 1905, kriegszerstört (in der Schadenskarte der Innenstadt als sehr schwer bzw. total zerstört eingestuft)

    Neu bebaut 1968, seitdem auch schon wieder verändert, aktuell:

  • Sendlinger Str. 36-40 (ehem. 37)


    Sendlinger Str. 37 (ehem.), Aufnahme um 1905; nicht kriegszerstört, vor 1974 sinnlos weggerissen.

    Sendlinger Str. 36-40, das heutige dreiteilige Gebäude von 1974

  • Immer wieder deprimierend. Aber offenbar geht es immer weiter Richtung Banalisierung und Verschlechterung.

    Es gibt leider sehr wenige gute Altmünchener Aufnahmen im Netz; gut, dass ich mal etwas Besonderes gespeichert hatte.

    Tal an der Einmündung der Maderbräustraße gegenüber dem Weissen Bräuhaus Schneider (wo es dieses Kronfleisch u. ä. gibt, an das ich mich aber nicht herangetraut hatte). Ich drehe mal die historische Reihenfolge um - heute die Stadtsparkasse (Erweiterungsbau von 1956/58).

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Maximilian Dörrwecker (Chumwa)', GNU-Lizenz für freie Dokumentation 1.2

    Pi mal Daumen um 1900, das Eckhaus von Heilmann&Littmann

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Tal

    Das von Vulgow im vorigen Beitrag gezeigte sog. Meteck wurde 1902/03 neu bebaut.

    Vor 1902:

    Tal nach Westen um 1912:

    Für die 1938 beschlossene Erweiterung der Stadtsparkasse wurde das Eckhaus, zusammen mit weiteren Gebäuden, bereits 1939 wieder weggerissen. Infolge des Krieges blieb das Grundstück dann erst mal unbebaut.

    Luftaufnahme vom Tal (undatiert, um 1940/42):

    Die drei Aufnahmen: Bildarchiv Foto Marburg


    Das Tal vom Alten Peter 1858 und 2016
    Die Heiliggeistkirche noch ohne die neubarocke Westfassade.Dort standen seinerzeit noch Spitalgebäude. Verschiedene Stadtbäche kreuzten das Tal, so auf Höhe der im Bild erkennbaren Hochbrücke der Katzenbach. Bis auf zwei Häuser auf der Südseite des Straßenzuges ging die gesamte altmünchnerische Bebauung am Tal verloren.


    Neben dem Isartor am Ende vom Tal der teilweise eingerüstete Torbräu.

  • Dienerstraße, Hotel Englischer Hof


    Aufnahme von 1890, heute unbebaut (Marienhof, etwa NO-Ecke).

    Das Luxushotel mit Ausbruch des 1. Weltkrieges in Hotel Posch umbenannt und in den 1930er Jahren zum städtischen Verwaltungsgebäude umgebaut.

  • Noch eine Aufnahme zur einstigen Bebauung des heutigen Marienhofareals.


    Alte Polizeidirektion an der Weinstraße (um 1900). Vor der Säkularisation Kloster der Englischen Fräulein.

    Das nach 1945 komplett abgeräumte Viertel nördlich des Neuen Rathauses zwischen Wein- und Dienerstraße im Jahr 1946

  • Alter Hof, Nordflügel

    vor 1945
    Nordost- und Ostflügel 1944/45 ausgebrannt, 1948 abgebrochen

    Die jetzige Bebauung zeitgemäß von 2006.
    Für mich eine der allerschlimmsten und abstoßendsten Münchner Bausünden nach 1945.