Hamburg - Restaurierung des Gängeviertels

  • Sehr gute Nachrichten für Hamburgs Innenstadt!! :)



    Quelle:
    http://www.abendblatt.de/daten/2005/01/03/382619.html\r
    http://www.abendblatt.de/daten/2005/01/03/382619.html

  • Diese Fassadenzeile ist ja wohl gelinde gesagt eine Frechheit!

    Nun ja, von echten Rekonstruktionen ist in dem Artikel ja auch nicht die Rede; es scheint sich eher um eine Art Renovierungsprojekt zu handeln.

    Könnte man nicht wenigstens versuchen, eine Rekonstruktion des Brahms-Hauses in der Speckstrasse durchzusetzen.
    Bei den anderen Fachwerkhäusern, die bis zum Krieg da standen, sehe ich ja schwarz, aber gerade bei dem Geburtshaus eines der größten Söhne der Stadt müßte sich doch öffentlich Druck machen lassen! Dem kann sich doch die Stadt nicht verschliessen! Was meinen denn die Hamburger hier im Forum?

  • Habe mal schnell was gebastelt, um zu verdeutlichen, was das Problem an diesem Projekt ist:
    Abriss (Fachwerk, Gründerzeit etc.) :

    Im Vergleich dazu eine simple Baumassenstudie der Neubauten. Illustriert aber, denke ich, das Problem sehr schcön:

    © Samuel
    Obendrein wird der Parkplatz im Bild Vordergrund ebenfalls modern bebaut.


    In den entstanden "gemütlichen", "hinterhofartigen", verwinkelten "Gäschen" sucht man dann wahrscheinlich vergeblich den Bezug zu Berlin?! Die HafenCity ist eine Sache, warum denn aber noch eine Innerhalb der Wallanlagen.

  • @Samuel: Gute Visualisierung. Der Bezug zu den Hackeschen Höfen in Berlin ist mir auch schleierhaft. Aber das ist ja auch ein bekanntes Phänomen, dass Baubeschreibungen häufig wenig mit der tatsächlich geplanten Architektur gemein haben.

    Im vorstehenden Beitrag vom Sauerländer sind die Fassaden der von dir dargestellten Neubauten ja zu erkennen. Was an diesen Allerwelts-Glaskisten (man beachte auch den schrecklichen Aufsatz auf dem 2. Haus von rechts in deiner Visualisierung) zum "gemütlichen Flair" beitragen soll, ist mir schleierhaft.

    Halte uns weiter auf dem Laufenden.

  • Ein paar Bilder zum Thema die sich noch auf meiner Festplatte befinden:
    Dieser Blick wird auch in Zukunft etwa so aussehen.

    Dieses Gebäude schon weniger. Rechts wird es um das doppelte modern erweitert. Zumdem durch 3 weitere Glasgeschosse aufgestockt.

    Und der einzige richtige Gang, der dem Quartiernamen überhaupt noch seine Berechtigung gibt, wird zukünftig völlig anderes aussehen. Denn wenn ich mich nicht völlig irre, wird das gesamte weiße Gebäude abgerissen.


    (c) Samuel

  • Die gibt es sicher. Z.B. ScetchUp. Sehr zu empfehlen übrigens.
    Die Zeichnung oben ist allerdings mit wenigen Klicks in Photoshop entstanden. Nichts anspruchsvolles also. Stellt die Situation aber denke ich schön dar.

  • Zitat von "Leine1977"

    Furchtbar - aber kein Wunder. Ich halte rein gar nichts vom Stadtbaurat in Hamburg.

    Der Oberbaudirektor Joern Walter ist wohl der Hauptschuldige. Seht Euch mal dieses Interview im im Hamburger Abendblatt an. Er laesst einen Abriss nach dem anderen zu um Platz fuer Neubauten zu schaffen und gibt folgendes von sich:

    Zitat

    Dort, wo wir neu bauen, müssen wir in der Sprache unserer Zeit bauen und auch nach den Bedürfnissen der Zeit. Ich halte nichts von Rekonstruktionen, künstlerisch sind diese eine Armutserklärung unserer Generation.


    Das sehe ich anders, Herr Walter. Fuer mich ist jede neue von Ihnen sanktionierte Glaskiste eine Armutserklaerung seitens der Hansestadt.

  • Der Investor hat diese Woche einen wichtigen Zahlungstermin verstreichen lassen. Größere Klappe als Geldbeutel, dieser "Investor" wäre nicht der erste von der Sorte. Die Stadt Hamburg und der Bezirk Mitte sind sich noch uneinig, aber hier bietet sich jetzt die Chance, die Abrisspläne wegen Nichtzahlung der Kaufsumme wieder rückgängig zu machen und die historischen Gebäude denkmalgerecht zu sanieren. Hamburger Juristen loten jetzt die Möglichkeiten aus, den Vertrag wieder rückgängig zu machen.
    Ich meine: Kaufsumme nicht (vollständig) bezahlt - da verfällt der Kaufvertrag doch....?

    Die Stimmung in Hamburg ist in letzter Zeit sehr für den Erhalt der Häuser, aber vor der Bundestagswahl ist wohl nichts konkretes zu erwarten.

  • Danke fuer den Bericht der juengsten Ereignisse, Stadtmensch! Also jetzt besteht jedenfalls wieder eine Chance fuer Restaurierung statt Abriss. :D

    Ich glaube, es kommt auf den Kaufvertrag an ob er durch Nichtzahlung an einem bestimmten Datum nichtig wird oder nicht. Vielleicht ist da eine Klausel die es dem Kaeufer erlaubt, eine nicht termingerecht eingereichte Summe spaeter zu zahlen, vielleicht mit einem gewissen Prozentsatz an Mehrzahlung.

  • Dankeschoen, Palantir! :D Zwar bin ich von der Umsetzung der neuen Plaene (Erhalt, Sicherung und Sanierung der alten Gebaeude durch die Stadt und weitere Benutzung als leicht erschwinglicher Wohn- und Arbeitsraum fuer die besetzenden Kuenstler in bester Innenstadtlage) nicht ueberzeugt--wer soll das bezahlen--aber trotzdem ist der neue Stand der Dinge sehr erfreulich. Hier ein diesbezueglicher Artikel aus der Welt (16. 12.):

    Die Stadt kauft das Gängeviertel zurück - Nachrichten welt_print - Vermischtes - Hamburg - WELT ONLINE

  • Das Gängeviertel ist gerettet! Die Initiative "Komm in die Gänge" hat mit ihrem Hausbesetzer-Protest Erfolg gehabt. Kultursenatorin Kisseler: "Mit der Unterzeichnung des Vertrags setzt die Stadt nicht nur ein Zeichen für den Denkmalschutz, sondern zeigt neue Wege für die Gestaltung von Stadtentwicklung auf".

    Sanierung im Frühjahr: Senat unterzeichnet Gängeviertel-Vertrag - Nachrichten Regionales - Hamburg - WELT ONLINE

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • Zitat

    Gängeviertel nun vollständig unter Denkmalschutz
    Hamburg (dpa/lno) - Denkmalschutz statt Abrissbirne: Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) und Vertreter der Initiative «Komm in die Gänge» wollen am Freitagvormittag den historischen Teil des Gängeviertels vollständig unter Denkmalschutz stellen. Noch vor zweieinhalb Jahren standen die alten Häuser in der Caffamacherreihe vor Verfall und Abriss.

    Dann hatten am 22. August 2009 rund 200 Künstler das Quartier besetzt. Sie wollten Raum für Kunst und Kultur schaffen und auf die Platznot der Kreativen hinweisen. Alleine am ersten Wochenende strömten nach Angaben der Initiative rund 3000 Besucher in die historischen Arbeiter-Häuser. Das Viertel wurde deutschlandweit bekannt und in den vergangenen zwei Jahren hatten mehrere Zehntausende Gäste aus aller Welt das bunte Quartier besucht.

    Nach langen Verhandlungen kaufte die Stadt Ende 2010 die Häuser für 2,8 Millionen Euro von einem niederländischen Investor zurück. Im September unterzeichneten Stadt und Initiative einen Kooperationsvertrag, wonach die Gebäude denkmalgerecht saniert und anschließend durch die Gängeviertel-Genossenschaft in Selbstverwaltung übernommen und entwickelt werden können. Die Kosten für die Sanierung der Gebäude wurden zunächst mit rund 20 Millionen Euro beziffert. Auf dem Areal sollen neben Ateliers und öffentlichen Räumen auch rund 80 Wohnungen entstehen.

    Gängeviertel nun vollständig unter Denkmalschutz - Nachrichten Newsticker - dpa_nt - regioline_nt - hamburgschleswigholstein_nt - WELT ONLINE

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)