Denkmalschutz in Baden-Württemberg

  • Die alte Stammesgrenze zwischen Franken und Schwaben war der Fluss Enz. Soweit reichte früher auch das Bistum Würzburg. Im Schwarzwald bildete die Hornisgrinde die Stammesgrenze. Im Elsass bildete der Hagenauer Forst die Grenze zwischen den Allemannen und den Franken. Die elsässischen Dörfer nördlich des Hagenauer Forsts sind fränkisch besiedelt und sprachen (und sprechen auch heute noch zumeist) Fränkisch bzw. Rheinfränkisch, ähnlich wie in der Pfalz. Die südlich des Hagenauer Forsts gelegenen Orte sind allemannisch besiedelt und sprachen Allemannisch.

    Die Freie Reichsstadt Hall saß im Hl. Röm. Reich im Reichstag ursprünglich auf der sog. "fränkischen Bank".
    Alle hohenlohischen Gebiete waren fränkisch besiedelt, ebenso das Deutschordensland um Mergentheim und das ganze Taubergebiet, bis weit in den Odenwald hinein. Im Taubergebiet trafen das Kurfürstentum Mainz und das Fürstbistum Würzburg (seit Barbarossa Herzogtum Franken) aufeinander. So waren z. B. Lauda an der Tauber und Hardheim im Odenwald bis 1803 würzburgisch, während Bischofsheim (heute Tauberbischofsheim) und die umliegenden Dörfer zu Kurmainz gehörten. Bischofsheim war von den fränkischen Königen an den Hl. Bonifatius als dessen Eigenbesitz geschenkt worden. In Bischofsheim hatte der Missionsbischof Bonifatius das erste Frauenkloster Germaniens gegründet, dessen Äbtissin seine Verwandte Lioba wurde, die aus englischem Hochadel stammte. Lioba war hoch gebildet, sprach und schrieb perfektes Latein und erzog in Ihrem Kloster Bischofsheim die Töchter des fränkischen Adels. Lioba starb im Jahre 780, oder nach anderen 782 in Schornsheim bei Mainz. Viele Briefe, die sie an ihren Oheim, Bonifatius verfasst hat, künden von ihrer großen Bildung. Sie wollte in Fulda neben Bonifatius beerdigt sein, was man aber nicht zugestehen wollte. So liegt sie auf dem Petersberg von Fulda bestattet. Der Name Lioba ist lateinisiert. Ihr angelsächsischer Name lautete Leobgit, was Gottesgeschenk bedeuten soll. Lioba soll auch mit Thekla in Kitzingen und Walburga in Eichstätt verwandt gewesen sein. Im mittleren Taubertal sprach man ostfränkische Mundart, einen sehr alten Dialekt, welche aber die letzten Jahrzehnte stark rückläufig und im Aussterben begriffen ist. Lioba war früher in "Bischeme" ein häufiger weiblicher Vorname, der meistens "Lowwele" ausgesprochen wurde.

    Die Freie Reichstadt Heilbronn gehörte zunächst auch zum Fränkischen Kreis, tendierte aber früh zu Württemberg. Bis zur Einführung der Reformation gehörte Heilbronn kirchlich zum Bistum Würzburg. Die dem Hl. Kilian geweihte Kirche in Heilbronn verweist noch heute darauf, ist doch der Hl. Kilian einer der 3 Würzburger Frankenapostel /Martyrer: Kilian, Kolonat und Totnan. Im altwürttembergischen Unterland, das zumeist im späten Mittelalter erst zu Württemberg gekommen war, begegneten sich der fränkische Einfluss von Würzburg und der Einfluss von den Rheinfranken her, der Einzugsbereich des Bistums Speyer. In Ditzingen grenzten das alemannische Bistum Konstanz an das rheinfränkische Bistum Speyer aneinander. Deshalb gibt es noch heute in Ditzingen zwei große, spätgotische Kirchen, die Speyrer Kirche und die Konstanze Kirche.

    7 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (10. Februar 2016 um 21:08)

  • Es handelt sich um den sehr feinkörnigen, hellrot leuchtenden Main-Buntsandstein. Dort, wo sich das Taubertal malerisch verengt und tief ins Gestein eingegraben hat, flussabwärts, kurz nach Werbach, erst dort beginnt der Buntsandstein. Allerdings sind die Buntsandsteinböden karg und wenig ertragreich. Gamburg, das verwunschen an der Tauber stehende Renaissance-Märchenschlössle Eulschirber Mühle, mit Erkern und Schweifgiebeln, Kloster Bronnbach, Reicholzheim und Waldenhausen, alles Bundsandstein. In Niklashausen und Gamburg arbeitet noch ein Steinwerk. Der Buntsandstein geht Fluss abwärts bis Wertheim und weit über den Main hinüber, in den Spessart. Werbach hat also auf seiner Gemarkung noch fruchtbare Lößlehmböden aber auch schon magere Bundsandsteinböden, deren Erdreich rötlich schimmert. In Werbach gab es einen großen Steinbruch (Ullrich) mit Buntsandstein, der aber schon lange als Schuttabladeplatz für Müll verfüllt wurde. Auch im Odenwald herrscht überwiegend der rote Bundsandstein vor. (Walldürn, Amorbach, Burg Wildenfels, wo Wolfram von Eschenbach den "Parzival" schrieb etc.). Im Neckartal ab Eberbach bis Heidelberg sieht man noch viele große, alte, längst aufgegebene Buntsandsteinbrüche, ebenfalls ab Wertheim (in ganz alt Wertheim, auch die Burgruine). Überall findet man dort so gut wie ausschließlich Buntsandstein). Mainabwärts, über Freudenberg a. M., ebenfalls nur Buntsandstein. Berühmt war der Bundsandstein der Miltenberger Brüche, der per Schiff jahrhundertelang nach Frankfurt a. M. verbracht wurde und dort als Baumaterial überaus beliebt war. Ganz Aschaffenburg mit seinem herrlichen Renaissance-Schloss St. Johannesberg, zweite Residenz der Mainzer Kurfürsten, alles Buntsandstein. In Mergentheim, Weikersheim, Creglingen hat man den gelblich-grünlichen Schilfsandstein verwendet, wohl auch Muschelkalk. Von Werbach nach Tauberbischofsheim sind es ja nur 4 km, da konnte man den Buntsandstein noch leicht herbeischaffen.

    In Tauberbischofsheim hat man im 19. Jh. viele öffentlich Bauten ganz oder teilweise aus rotem Buntsandstein errichtet. Es kam aber durchaus auch Muschelkalkgestein zur Anwendung. Bei dem Stadtmauerrest,und dem sog. "Hexenturm", wie auch beim "alten Schloss", dem kurmainzischen Schloss und beim Türmersturm (früher "Dörnersduure" genannt), findet sich allerdings ausschließlich Kalkstein. Das prachtvolle Renaissance-Stadttor von 1612 (ehemals oberes Tor), das der kurmainzische Amtmann Caspar Lerch von Dürmstein errichten ließ und das heute als Eingangstor einer ehemaligen Mühle dient, wurde jedoch in Buntsandstein errichtet.

    6 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (11. Februar 2016 um 18:23)

  • weil hier ja über die unterschiedlichen Gesteinsarten geredet wird ! Was für.mich immer ein Rätsel ist: warum ist in der Gegend von Nürnberg roter Sandstein und nicht ein graugelber Keuper zu finden wie es auf jeder jeder geologischen Karte wie dieser hier aus meinem Diercke-Atlas ?

  • Es war ganz genau genommen, das Vortor des oberen Stadttores. Dieser Meinung war ich schon immer, nur hatte ich das nicht so genau geschrieben und nur allgemein Stadttor erwähnt, weil es ja eigentlich gar nicht so wichtig ist. Vortore bei Stadttoren waren in aller Regel mit dem Haupttor durch seitliche Mauern verbunden. Vieleicht bestand diese Verbindung mit dem Haupttor auch nur in der Brüstungsmauer der Brücke, die über den Stadtgraben führte. Ein vom Haupttor völlig isoliert stehendes Vortor hätte kaum fortifikatorische Bedeutung gehabt. Dieses Vortor wurde 1812 beim Abbruch der Stadtbefestigung vom damaligen Müller der Rollenmühle, heute Halbigsmühle aufgekauft und an der Mühle als Hoftor aufgestellt. Wenn Herr Knaus annimmt, das Tor sei nicht als Vortor des oberen Tores errichtet worden, muss er sich m. E. irren. Wenn ich aber den von Zeno eingestellten Artikel des Herrn Knaus lese, scheint er mit mir gemeinsam der Ansicht zu sein, es handle sich bei dem Renaissancetor von 1612 um ein Vortor zum bereits früher bestehenden oberen Stadttor.

    3 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (10. Februar 2016 um 21:59)

  • Zeno: ja genau als Baustoff! Denn was mir auffiel ist dass bis Fürth noch der normaler gelbgrauer Keuper benutzt wurde, aber dann abrupt in Nürnberg mit diesem zugegeben etwas blasseren roten Sandstein zb die Kaiserburg, die Lorenzkirche und St. Sebald...

    Gotisches Tor der Kaiserburg in Nürnberg Quelle Wikipedia! Wenn man dann noch weiter nach Westen geht wird ab Hersbruck wieder mit den gelbbeigen Steinen gearbeitet (hier wahrscheinlich schon Jurastein, weil wir uns ja schon in der fränkischen Schweiz befinden! Für mich bleibt Nürnberg mit seinen blassen rötlichen Mauerwerk jedenfalls immer noch ein Rätsel ?(

  • Ich kann mir vorstellen, dass im Nürnberger Raum dieser rötliche Sandstein abgebaut wird.

    Genau darauf will ich hinaus: es ist Tatsache, dass es dort diesen roten Sandstein gibt, nur warum haben die Geologen das nicht in den Karten vermerkt ?

    Es wäre z. B. denkbar, dass es im Herrschaftsgebiet der Reichsstadt Steinbrüche mit rötlichem Sandstein gibt

    naja es wäre total verrückt die Geologie mit der politischen Zugehörigkeit gleichzusetzen ablachen:) denn in Lauf an der Pegnitz zb oder in Roth findet man dieses Baumaterial auch!

  • Man sollte mal die Nürnberger Altstadtfreunde fragen. Vielleicht sind den Nürnberger Altstadtfreunden die Steinbrüche bekannt, in denen die Steine für Nürnberg seinerzeit gebrochen wurden.

  • Inhaltsverzeichnis der historischen Stadtkerne als Gesamtanlagen:
    https://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/medi…erne_Inhalt.pdf

    Inhaltsverzeichnis der historischen Ortskerne als Gesamtanlagen:
    https://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/medi…erne_Inhalt.pdf

    Quelle: Arbeitshefte Landesamt für Denkmalpflege, Band 22 und 23