Bilder vom alten Dresden

  • TourDresden – Der Online-Reiseführer für Dresden. Dresden 1968

    Beim Anblick dieses neuen Beitrags auf Tourdresden war ich sofort versucht einen Link in "Bilder vom alten Dresden" zu setzen, auch wenn es vom Titel her nicht wirklich zu passen schien.

    Aber irgendwie ist dieses Dresden auch schon wieder vergangen, wofür man beim Anblick der Fotos durchaus dankbar sein darf! Dennoch überraschen die Stimmungen, die einerseits tief melancholisch ist und auf der der anderen Seite, zumindest bei mir und im Falle des Bildes vom Pirnaischen Platz, einen gewissen Optimismus spüren lässt. Was war das damals für eine Stadt, die ohne Skrupel eine jahrhundertealte Geschichte beiseite räumte und dann nur weite Ödnis hinterließ? Man fühlt noch den Totalitarismus, der zum Zeitpunkt der Aufnahme schon überlebt ist und die DDR hinter dem "Vorhang" zu einen autoritären Staat werden lässt. Hier paaren sich Erstarrung und Aufbruch, es ist bizarr!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    Aber irgendwie ist dieses Dresden auch schon wieder vergangen, wofür man beim Anblick der Fotos durchaus dankbar sein darf! Dennoch überraschen die Stimmungen, die einerseits tief melancholisch ist und auf der der anderen Seite, zumindest bei mir und im Falle des Bildes vom Pirnaischen Platz, einen gewissen Optimismus spüren lässt.

    Genau das habe ich auch gedacht, als ich die Bilder angeschaut habe. Vor allem dieses Bild hier:


    Quelle: TourDresden – Der Online-Reiseführer für Dresden. Dresden 1968

    Wenn ich es mir anschaue, dann sehe ich Vergangenheit und Zukunft. Vergangenheit durch die alten Strassenbahnen, Zukunft durch die neuen Häuser. Haltet mich für verrückt, aber das Bild hat etwas. Noch eine Frage zu diesen Strassenbahnen, wenn ich mir alte Aufnahmen ansehe von Berlin, München, Breslau usw. dann sahen die Strassenbahnen im ganzen Reich gleich aus. Gibt es noch eine Stadt in der solche Strassenbahnen fahren ?

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Bevor die ostalgische Trauer zu groß wird:

    Hier kam der Edelmann mit den Schajßhajslinitialen eindeutig zu spät (Badergasse vom Altmarkt):

    hier in der Schlossstraße (Nr 5) auch, wobei keiner das Abbruchdatum erraten würde: 1929!*

    Dafür ist er endlich hier voll auf seine Rechnung gekommen, wahrscheinlich hat er das Ruinenbild der Wilsdruffer in seine Trümmergalerie aufgenommen:

    mE nach sollte man diese gesamte Zeile wiederaufbauen, eine südliche Barockachse wäre für das grausam ausgedünnte Stadtbild so wichtig. Das früher oft abgebildete 'Schöne Haus' scheint völlig vergessen zu sein (auch hier im Forum ist es bisher mW nur von mir erwähnt worden).

    *Dafür, dass DD sich schon damals anzumaßen pflegte, zu den schönsten Städten der Welt zu gehören, ist man mit dem Stadtbild erstaunlich sorglos umgegegangen. Wie man sieht, erstreckten sich die Abbrüche von wertvollem Altbestand bis weit in die Zwischenkriegszeit hinein (vgl auch einige höchst unwürdige Altmarktneubauten).
    Dieser Sachverhalt wird mE nur wenig erwähnt. Anders als Wien oder Berlin dürfte DD keineswegs zu übertriebener Selbstkritik geneigt haben, was sich eventuell nur wenig geändert hat. Selbst ein ansonsten so kritischer Geist wie Kästner äußerte zu seiner Stadt nichts als uneingeschränktes Lob, auch für sicher nicdht unanfecdhtbare Stadtteile bzw Straßenzüge wie die Prager Straße.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    hier in der Schlossstraße (Nr 5) auch, wobei keiner das Abbruchdatum erraten würde: 1929!*

    Ja, das ist eines der vielen Bürgerhäuser, die dem Kaufhaus Alsberg weichen mussten. Allerdings ist anzunehmen, dass auch dieser Bau dem Bombardement des besagten Herrn nicht hätte standhalten können. Die Ruinen des Kaufhauses standen ja immerhin noch bis Mitte der 50'er Jahre. Welch ein Trost!

    Das "Schöne Haus", Wilsdruffer Gasse 14, wird immerhin in Löfflers Standartwerk "Das Alte Dresden" mit einem recht großen Bild bedacht. Leider aber ist dieses wertvolle Buch nicht mehr sonderlich verbreitet. Ich jedenfalls kann mich trotz meiner relativen Jugend noch an Zeiten erinnern, wo es in fast jedem Dresdner Haushalt anzutreffen war.

    Löffler schreibt:

    Zitat

    Kostbare dreigeschossige Anlage für den Stadtprediger Christian Zimmermann errichtet. Hauseingang links, zweistöckiger Holzerker vor dem zweiten Fenster rechts, Fenster entsprechend der Zimmer zusammengafasst, zweigeschossiger manieristischer Giebel mit verschiedenen Pilasterordnungen und reichem Roll- und Schweifwerk, um 1660. 1945 zerstört, später mit der Straße abgebrochen.


    Literatur: Löffler, Fitz: Das Alte Dresden, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] 1981, S. 99.

    Die leichte Differenzierung im letzten Satz, die die Kulturbarbarei der Großflächenentrümmerung anspricht, wird wohl dafür gesorgt haben, dass es für dieses Buch nur selten Papierlieferungen gab.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Nun, die Lebensqualität war in den Blocks sicher nicht so schlecht - viel Natur, kein Straßenlärm...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    Die leichte Differenzierung im letzten Satz, die die Kulturbarbarei der Großflächenentrümmerung anspricht, wird wohl dafür gesorgt haben, dass es für dieses Buch nur selten Papierlieferungen gab.

    Allerdings muss man anmerken, dass in W. Volks Buch "Historische Straßen und Plätze heute" oä, aus dem meine Bilder stammen, auch ein Ruinenbild der Großen Meissner Gasse gezeigt wird, aus welchem die Wiederaufbaufähigkeit der Bürgerhäuser klar ersichtlich ist.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Allerdings muss man anmerken, dass in W. Volks Buch "Historische Straßen und Plätze heute" oä, aus dem meine Bilder stammen, auch ein Ruinenbild der Großen Meissner Gasse gezeigt wird, aus welchem die Wiederaufbaufähigkeit der Bürgerhäuserhäuser klar ersichtlich ist.

    Leider habe ich Waltraud Volks Buch "Historische Straßen und Plätze heute", das es auch in ähnlicher Form für [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gibt, nicht hier. Allerdings beinhaltet es nur bestimmte Straßen und Plätze, nämlich die Prager- und Wilsdruffer Straße, den Altmarkt und den Theaterplatz.
    Meine Frage wäre deshalb, ob du wirklich sicher bist, dass in diesem Buch auch ein Ruinenfoto der Großen Meissner enthalten ist? Es ist zwar nicht unbedingt wichtig, würde mich aber dennoch interessieren!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Klar ist ein Bild drin, wie ich gesagt habe. Ich kann s mal einstellen.
    Neben den erwähnten Plätzen ist eben auch der Neustädter Markt als Beispiel des grandiosen DDR-Wiederaufbaus dokumentiert. Interessant, dass die einzigen Neubauten, an denen so etwas wie ein Schatten von Kritik geübt wird, die besten sind: die beiden Altmarkt-Riegel. Wahrscheinlich war das Einstellen des Ruinen-Bildes die maximal zulässige Form von Kritik am nun wirklich total misslungenen neustädtischen Aufbau, dem man im Gegensatz zur Pragerstraße wirklich nichts, aber auch gar nichts abgewinnen kann.
    Das [lexicon='Leipzig'][/lexicon]-Buch hab ich übrigens auch. Ein drittes Buch aus dieser Reihe gab es auch, es war so etwas wie ein Mix, der auch Karl-Marx-Stadt mitbeinhaltete, dessen Hotel Kongress am Umschlag abgebildet war. Leider hab ich mir dieses aus purer Ignoranz, wie ich heute sagen muss, nicht gekauft.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Interessant ist, dass von 14 gezeigten Ansichten 13, dh sämtliche bis auf jene des Altmarktes, im wesentlichen von der Zerstörung dahingehend unbeeinträchtigt blieben, als dass sie heute noch oder wieder so ähnlich wahrnehmbar sind (wobei meine Herangehensweise nur im Falle der Sophienkirche, die mir hinter dem Zwinger überhaupt nicht fehlt, eher großzügig war). Was in DD wirklich verloren ging, war in relativ geringem Maße Motiv der Ansichtskartenindustrie.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • hallo,

    ich suche alte Aufnahmen von dem Gebiet des alten Leipziger Bahnhof, Neustädter Hafen, Villery&Boch Fabrik, Alter Schlachthof... die Ecke halt. Ist heute vielleicht besseer bekannt unter dem Namen "Dresdner Hafen-City". Ein paar wenige Bilder fand ich natürlich in der Deutschen Fotothek. Aber ich hab hier im Forum so viele alte Bilder von Dresden gesehen, dachte ich vielleicht hat einer von euch auch was schönes davon.... auch gerne aus DDR-Zeiten.

    Danke!


    .

  • Zitat

    Neue Stadtrundfahrt ermöglicht multimediale Zeitreise durch Dresden

    Kleine Zeitreise: Videobustouren durch Dresden

    Ein Berliner Unternehmen bietet jetzt multimediale Stadtrundfahrten durch Dresden an.Dresden. Eine richtige Zeitreise können Dresden-Liebhaber ab 28. Mai erleben. Durch Videoeinspieler und Anekdoten wird die obligatorische Busrunde zur historischen Stadtrundfahrt. Ausgedacht hat sich das besondere Erlebnis ein Berliner Unternehmen, das mit diesem Konzept schon in mehreren deutschen Großstädten unterwegs ist.

    Neue Stadtrundfahrt ermöglicht multimediale Zeitreise durch Dresden - Citynews - Dresden - DNN-Online


  • Damit schafft man wenigstens ein Angebot, die meisten Stadtrundfahrten durch deutsche Großstädte überhaupt erst einmal ertragen zu können. Gleichzeitig wird einen dadurch aber auch die Möglichkeit offeriert, den Verlust an stadträumlicher Qualität, der vielen sicherlich gar nicht mehr bewusst sein dürfte, mit eigenen Augen zu erleben. Besserung allerdings verspreche ich mir davon keine!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Nach am Wochenende aufgetretenen Unklarheiten bezüglich der hochtrabenden Pläne der DDR für die Ausgestaltung des Dresdner Stadtzentrums, habe ich dieser Tage mal wieder die Sonderbeilage der Sächsischen Zeitung, "Organ der Bezirksleitung Dresden der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands" vom 4.Juli 1969 herausgekramt. Und da einige Bilder von nicht unerheblichem Interesse sein könnten, möchte ich hier eine kleine Auswahl einstellen, die zwar nicht durch fotografische Qualität brilliert, dafür aber von historischer Bedeutung sein dürfte.


    Gesamtansicht des Stadtkerns mit dem 100-150m breiten Grünring. Auffällig ist aber auch die intensive Begrünung des Altmarktes.


    Der Altmarkt en detail: Neben dem Grünzeugs trumpft er auch noch mit einem Großbrunnen auf! Skurril erscheint das Gebäude im Vordergrund, das die Altmarkt-Südseite markiert und als "Haus der Industrie" Platz für Konferenz- und Vortragsräume, eine Gaststätte und eine Geschäftspassage bieten sollte.


    Hier sehen wir die ebenfalls nie ausgeführte nördliche Prager Straße mit dem 107m hohen Bettenturm des "Interhotel Dresden". Es sollte 700 Gästen Platz bieten. Rechts schließt sich das "Haus des Lehrers" an.
    Wer jetzt glücklich über die nicht stattgefundene Umsetzung dieser Planungen ist, sollte mit der Tatsache konfrontiert werden, dass gerade für dieses Gebäudeensemble die Fundamente schon gegossen waren!


    Mittels einer Fußgängerbrücke sollten die dem Verkehr gewidmeten Weiten des Ringes überquert werden können. Das mit der 7 markierte Gebäude ist das kürzlich abgerissene Centrum-Warenhaus, dessen Bauzeit immerhin über fünf Jahre betrug.


    Der Postplatz war während des 20. Jahrhunderts stets ein vorrangiges Thema der Dresdner Stadtplanung! Hier sollte das Schauspielhaus/Große Haus zum Operettentheater umgebaut werden. Das dominierende Hochhaus war als Wohngebäude mit 70m Höhe geplant und links schob sich auch noch das neue Fernmeldeamt ins Bild.


    Als am erschreckensten empfinde ich diese Perspektive des Elbraums!
    An Marien- und Albertbrücke waren Wohnhochhäuser geplant, die in Kombination mit solchen an den Radialen die "wertvolle Stadtsilhouette" rahmen sollten. Am Neustädter Elbufer fand eine starke Gebäudemassierung statt, die mit der Altstadt konkurrierte.

    "Bilder sind von mir."

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe