Bilder vom alten Dresden

  • ...und ganz ehrlich: wenn man bedenkt, dass der Bereich zwischen Bahnhof und Stadt ähnlich aufgelockert in Villenstruktur (ähnlich dem Stübelplatzbild) bebaut war kann man über die vielberühmte Gründerzeit-Prager nur den Kopf schütteln. Da ist viel Porzellan zerschlagen worden. Übrigens wusstet Ihr, dass genau in diesem Bereich einst Struve (der das künslich hergestellte Mineralwasser erfand) seine Trink- und Heilanstalt hatte?

  • Zitat von "Kindvon2dresdnern"

    Übrigens wusstet Ihr, dass genau in diesem Bereich einst Struve (der das künslich hergestellte Mineralwasser erfand) seine Trink- und Heilanstalt hatte?

    .

    Hmm..., meinst du damit etwa die 1852 nach Plänen von Nicolai errichtete Villa Struve? Diesem Bau wurde derart viel Achtung gezollt, dass man ihn ca. 50 Jahre nach seiner Errichtung versetzte, da der Verwertungsdruck auf das Grundstück an der Prager Straße inzwischen derart gestiegen war. Das Moszynska-Palais hatte 1871 kein derartiges Glück und blieb nur im Namen einer Straße im kollektiven Gedächtnis erhalten. Heute gibt es aber auch diese nicht mehr, ebenso wie die Villa Struve.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "bilderbuch"


    ...wilhelminischen Prachtbau...


    Ich muß doch bitten!
    Das Gebäude der Generaldirektion der Königlich-Sächsischen Staatseisenbahn war nicht wilhelminisch, sondern albertinisch!
    :zwinkern:

  • Der Verlust dieses Gebäudes ist besonders traurig, da dort am Wiener Platz heute eine ganz besondere Tristesse herrscht. Der massive Bau war zudem recht gut erhalten gewesen und hätte gewiss ohne unnötigen Aufwand erhalten werden können.
    Im Buch "Abschied vom alten Dresden" (M. Lerm) kann man dazu einige Zeilen lesen:
    Dennoch kam es zu Protesten Dresdner Einwohner gegen die Sprengungen: 'Seit langem muß man schon zusehen, wie eine Ruine nach der anderen, die noch ansehnliche, brauchbare Fassaden hatten, der Spitzhacke zum Opfer fällt. [...], und nun ist das Gebäude der ehem. Reichsbahndirektion auf dem Wiener Platz daran. Diese mächtigen Mauern mit ihren großen Rundbogenfenstern, kann ein solch großer, schöner Bau nicht gerettet werden? War er nicht einst eine Zierde der Stadt? Wenn die Staatsoper, die im gleichen Zustand ist wie das Gebäude der reichsbahndirektion, nun wieder mit diesen Mauern neu ersteht, warum reißt man die schönen Fassaden auf dem Wiener Platz ein? Hat man soviel Geld überflüssig, daß man ohne weiteres das viele Geld fürs Niederreißen und fürs Neuaufbauen hat? Oder warum ist dieses Gebäude plötzlich im Wege und muß anderen Plänen weichen? Man hört viele Baumeister und Architekten schütteln den Kopf und machen energische Einwendungen beim Magistrat über das sinnlose Niederreißen noch brauchbarer wertvoller Ruinen'"

    Das Bauwerk wurde 1952 gesprengt... :weinen:

  • Solche Bilder müsste man heute eigentlich als Bebauungsplan festsetzen. Was da heutzutage für ein Unsinn steht und gebaut wird und wurde in den letzten zehn Jahren … Einfach erschütternd. Im 2ten Bild links vom Hauptbahnhof, genau so hätte man wieder bauen sollen. Heute steht dort ein hässlicher Mini-Einkaufspassagenbau. … Sowas darf einfach nicht sein!


    Herrje, bei dem ganzen Grün und den ganzen Villen wäre Dresden teuerste Stadt Deutschlands und nicht sowas wie Düsseldorf oder München.

  • Auf der 1849 revidierten Ausgabe des Hessler-Plans von "Dresden nebst den Vorstädten", ist auch das Grundstück von Struves Brunnen-Anstalt verzeichnet, das, damals noch an der Oberseer Gasse und der Räcknitzer Straße gelegen, mit einigen wenigen Gebäuden bebaut war. Zwischen 1851 und 1853 kam es dann schließlich zum Durchbruch der Prager Straße, wobei Struves relativ rechteckiges Grundstück sehr stark an seiner Westseite schräg durchschnitten wurde.

    Datei:DresdenBöhmischerBahnhofStadtplan1851.gif – Wikipedia

    Die Oberseerstraße wurde dabei mit der Struvestraße verbunden und hieß späterhin nur noch Struvestraße. Parallel zur Räcknitzer Straße wurde mitten durch die Brunnenanstalt die Christianstraße (heutige St. Petersburger Straße) geschlagen. Im rechten Winkel dazu wurde die Moszinskystraße bis zur Prager Straße verlängert, sodass die ehemalige Brunnenanstalt hernach vollständig parzelliert war und schussendlich auch geschlossen überbaut wurde.
    Letztlich ist das Grundstück der Brunnenanstalt mit dem der späteren Villa Struve ident, die gleichzeitig mit der Anlage der Prager Straße errichtet wurde. Auf dem folgenden Plan (habe leider keinen besseren gefunden) von ca. 1870 sieht man den Garten angeschnitten, der, vollkommen von geschlossen bebauten Quartieren umgeben, schon von den von mir angesprochenen Straßen laviert durchzogen ist. Wann diese dann aber wirklich angelegt wurden und ob damit auch das Ende der Villa in Zusammenhang steht, was doch sehr wahrscheinlich ist, konnte ich bisher nicht herausfinden.

    http://www.neumarkt-dresden.de/image1/baywoba…sseranstalt.jpg

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich hab noch mal nachgeschaut. Die Villa ist 1890 versetzt worden wegen der Neuanlegung der Straßen. Ebenfalls wurde der Stadtratsbeschluss aus den 50ern des 19 Jhd. gegen Ende aufgeweicht, sodass nun auch südlich der Sidonienstraße geschlossene Bebauung errichtet werden konnte. Schade eigentlich, dass es keinerlei Bild- oder sonstiges Material über die Versetzung der Villa Struve gibt. Ist v. A. erstaunlich, weil doch gerade zu der Zeit nicht lang gefackelt wurde und wahre Schätze dem Erdboden gleich gemacht wurden.

  • Es ist zwar eine leerstehende Ruine, aber kein Nachkriegsbau.

    Es handelt sich bei dem Gebäude um das so genannte "Siemens-Haus". Siemens besaß einst ein technisches Büro nebst einer Schalttafelwerkstatt in der Oberseergasse. Dieses Büro wurde, vor allem mit Beginn der Rüstungsindustrie, zu klein und der Konzern erwarb das Areal an der Sidonienstraße um dort nach 1936 (genaues Jahr mir zur Zeit nicht bekannt) dieses Haus als technisches Büro und - wir würden heute sagen - Servicewerkstatt zu errichten. Übrigens, unweit davon, an der Wiener Straße 1, befand sich die Konkurrenz mit dem bekannten AEG-Haus (das mit der markanten runden Ecke), erbaut 1922.

    Nach der Zerstörung des Gebietes gingen beide Ruinengrundstücke in die Firma Starkstromanlagen Dresden auf. Die Ruine des AEG Haus wurde abgebrochen, das Siemens-Haus wieder aufgebaut und diente bis zur so genannten Wende als Betriebsgebäude des Starkstromanlagenbau Dresden. Ältere Semester werden sich sicherlich noch an die Lichtwerbung mit dem Blitz auf dem Dache erinnern. Nach Abwicklung, war wohl noch einige Zeit wieder Siemens drin (weiß ich aber jetzt nicht genau) und schon seit Jahren verfällt die ganze Hütte. Übrigens, wenn man um das Gebäude schleicht, sieht man an der Fassade noch Rudimente der einstigen Bestimmung als Bürogebäude eines Elektrokonzerns.

    Matthias

  • danke für die Erklärungen. Dann war dieses eines der wenigen Gebäude die nicht zerstört waren und steht wahrscheinlich nun unter Denkmalschutz. Mal sehen was man draus macht.

  • Zitat von "matkloss"

    Dann war dieses eines der wenigen Gebäude die nicht zerstört waren und steht wahrscheinlich nun unter Denkmalschutz. Mal sehen was man draus macht.

    Aufgrund der schlechten Bausubstanz und gravierender Eingriffe in die Architektur des Gebäudes während der Nachkriegszeit, wird es keinen Denkmalstatus für diesen Bau geben. Die problematische Lage (Durchgangsstraße) und der Zustand der Immobilie (Schandfleck) werden sicher bald zu einem Abriss führen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "matkloss"

    Und wenn wir schon dabei sind auch noch was anderes bekanntes:

    Koennte mir jemand freundlicherweise sagen, ob die Kirche, die man auf dem Vollbild rechts vom Hbf. sehen kann, die Englische Kirche (gewesen) ist?

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

  • Von den Donadini-Fotos ist jetzt ein neuer Bildband erschienen (ISBN-10: 3938325771)

    Als ich nun in der Fotothek nach Donadini gesucht habe, sind ein Haufen Treffer erschienen und es scheint ganz so, als ob alle über 400 von ihm erhaltenen Glasplatten nun mittlerweile eingescannt und als Vorschaubilder in sehr guter Qualität online verfügbar sind!

    Und das ist, gelinde gesagt, der absolute Wahnsinn!