Neuötting (Galerie)

  • Nach einigem Zögern habe ich mich nun durchgerungen, hier nach und nach eine Galerie der Altstadt von Neuötting zu erstellen. Damit wird die Liste sehenswerter Inn-Salzach Städte vervollständigt. In den letzten Jahren haben die Städte Neuötting, Mühldorf, Wasserburg und Burghausen, sowie die österreichischen Städte Schärding und Rattenberg den Versuch unternommen, als grenzüberschreitendes Projekt von Inn-Salzach Stil Städten auf die Liste des UNESCO Welterbes zu gelangen - allein das ist schon ein Grund, die Stadt näher unter die Lupe zu nehmen.

    Neuötting ist im wahrsten Sinne des Wortes ein unbekanntes Kleinod. Erstens, weil viele fälschlich glauben, es handle sich nur um einen Neubaustadtteil der Wallfahrtsstadt Altötting und zweitens, weil sie heute nur 8500 Einwohner hat, was die historische Bedeutung nicht mehr erahnen lässt.

    Nachdem die Ungarn im Jahr 907 den Ort Ötting verwüstet hatten, blieb dort fast nur die arme bäuerliche Landbevölkerung (Altötting), während sich die reicheren Schichten, vor allem die Kaufleute auf einem 2 Kilometer nördlich der Stadt gelegenen, leichter zu verteidigenden Höhenzug niederließen, aus dem die Stadt Neuötting entstand. Durch den Salzhandel auf dem Inn reich geworden, überflügelte Neuötting Altötting bald auf allen Gebieten. Bereits um 1321 erhielt der Ort das Stadtrecht (Altötting erst im 20. Jahrhundert), zudem war es Sitz einer Münze.

    Daher verfügt Neuötting heute über eine große Anzahl historischer Bürgerhäuser im Inn-Salzach Stil. Die Altstadt wurde erst vor wenigen Jahren saniert und weist besonders im mittleren Abschnitt einige sehr üppige Bürgerhäuser auf, derer sich auch größere Städte nicht schämen müssten. In meinen Augen ist der Fassadendekor weit üppiger als etwa in Mühldorf oder Salzburg. Wir werden die Altstadt vom Burghauser Tor im Osten bis zum Landshuter Tor im Westen systematisch unter die Lupe nehmen. Pro Post beschränke ich mich auf maximal 10 Fotos.

    Einmal editiert, zuletzt von Jojojetz (12. Mai 2013 um 18:12)

  • Ein erster Blick durch das Burghauser Tor in die Altstadt:


    Blick zurück auf das Burghauser Tor:


    Im ersten Drittel sind die Fassaden noch eher schlicht:


    Eine Seitengasse führt zum Pfennigturm, der Münze. Hier wurde der Neuöttinger Pfennig geprägt. Der Pfennigturm:

    Gasse:

    Arkaden rahmen den Stadtplatz fast durchgängig auf beiden Seiten:

    Demnächst geht's weiter...

  • Gegenüber befindet sich unter anderem dieses Haus mit Erker und ortstypisch sehr hohem Scheingiebel:

    Und diese Seitengasse mit Brunnen:

    Portal:

    Blick zurück Richtung Stadtplatz:


    Schwibbögen:

    Ein letzter Blick zurück in die Gasse:


    Zurück am Stadtplatz folgt jetzt der mittlere, sehr üppige Teil. Ein Vorgeschmack auf die folgenden schönen Fassaden:

    Gleich geht's weiter

  • Wir bewegen uns Richtung Rathaus, ein endloser Laubengang:

    Schöne Fassade:


    Mitten auf dem Stadtplatz steht der in der Nachkriegszeit eingelagerte und nun im Zuge der Altstadtsanierung wiedererrichtete Marienbrunnen. Ein letzter Blick zurück zum Burghauser Tor:

    Und damit wir auch gleich den vollen Überblick haben, blicken wir erstmalig auch nach Westen, Richtung Pfarrkirche St. Nikolaus und Landshuter Tor:



    Gegenüber ein besonders prächtiges Exemplar. Selten war der Inn-Salzach Stil so üppig und verspielt:

    Schlicht, aber elegant:

    Opulent und Originell:

    Fortsetzung folgt...

  • Mit einem erneuten Wechsel der Platzseite geht's weiter. Große Schaufensterfläche und doch schön:

    Es folgt das Rathaus, ein prächtig sanierter gotischer Bau:

    Und dann schließt dieses herrliche Haus an:

    Detail über Arkaden:

    Gegenüber dieses Prachtexemplar mit Georg, dem Drachentöter:

    Fortsetzung folgt...

  • Es folgt jetzt bereits der letzte Teil unserer Tour durch NÖ, denn das westliche Ende der Altstadt ist - genau wie das östliche - eher schlicht gehalten. Verschaffen wir uns zunächst wieder Überblick. Die Nordseite:

    Blick zurück Richtung Marienbrunnen/Burghauser Tor:

    Südseite mit der Hoch-/Spätgotischen Kirche St. Nikolaus, ein Backsteinbau mit 78 Meter hohem Turm:

    Hier führt ein schmales Gässchen den Hang hinab:

    Am Ende der Altstadt geht es den Hang hinunter steil bergab durch das Landshuter Tor, das - weil es kein Turmbau ist, relativ unauffällig ist.

    Und noch ein dritter Brunnen:

    Das Landshuter Tor stürzte kurz nach dem zweiten Weltkrieg ein, wobei drei Menschen ums Leben kamen. Blick vom Tor zurück auf St. Nikolaus:

    Eine Sehenswürdigkeit: Im Landshuter Tor sieht man immer noch das mittelalterliche Fallgitter:

    Ich verabschiede mich mit der am Fuße des Hanges gelegenen gotischen Heilig Geist Kirche:

    Über Kommentare oder Ergänzungen würde ich mich sehr freuen. drink:)

    2 Mal editiert, zuletzt von Jojojetz (12. Mai 2013 um 18:25)

  • Bei diesem Denkmalrätsel habe ich schon eine Zeit darüber gegrübelt, bin aber nicht drauf gekommen (zumindest 3 der 5 aber immerhin erkannt). Den Renaissance-Arkadenhof im ehem. herzogl. Mauthaus (Ludwigstr. 95) hast Du wahrscheinlich auch noch nicht gesehen, eventuell kommt man dort eh nicht rein. Von der Stadtpfarrkirche könnte ich eine nächtliche und eine Innen-Ansicht dazu stellen, eine sehr stattliche spätgotische Hallenkirche. Der Turm war zuletzt am Tag des offenen Denkmals zugänglich.

  • Von der Stadtpfarrkirche könnte ich eine nächtliche und eine Innen-Ansicht dazu stellen, eine sehr stattliche spätgotische Hallenkirche.


    Fühl dich ruhig frei das zu tun, wenn du einmal Zeit und Lust hast. Das kann den Strang nur abrunden.

    Auf dem Turm von St. Nikolaus war ich schon, den Ren. Hof kannte ich tatsächlich nicht.

    Interessant ist vielleicht noch, dass der gelbe Anbau ans Rathaus zwar heute offiziell Teil desselben ist, früher aber ein Getreidekasten war. Heute befindet sich in ihm der Stadtsaal.

  • jojojetz, vielen Dank, schöne Präsentation!

    Neuötting hat uns in der Tat noch gefehlt. Auch wenn die Altstadt im wesentlichen "nur" aus der langgestreckten Ludwigstraße besteht, ist diese doch sehr gut erhalten und sehenswert, wie deine Bilder zeigen. Da für meinen Geschmack der Inn-Salzach Stil im Allgemeinen etwas zu schlicht ist, gefällt auch mir die etwas üppiger dekorierte Variante mancher Häuser in Neuötting ausgesprochen gut.

    Hier gibt es übrigens einen gelungenen 3D-Panorama Rundgang durch Neuötting, man kann sich u.a. auch die prächtige St. Nikolauskirche anschauen.

  • @ Frank

    Wahnsinn, dieses virtuelle Panorama. Da erübrigt sich ja fast schon die gesamte Galerie. :daumenoben: Ansonsten gebe ich dir natürlich recht: NÖ ist klein, es lohnt zwar keine Reise, aber auf jeden Fall einen Abstecher, wenn man schon mal vor Ort ist.

    @ Zeno

    Du wirst lachen, aber genau diesen Irrtum hörte ich selbst einmal von einem 20jährigen Studenten aus Triftern/Rottal Inn. Man weiß es eben oft nicht besser, wenn man noch nicht da war.

  • Zitat

    so unursianisch dieser Stil auch sein mag

    Des is natirlich schoo a stoakes Schtikl. Asou kaun ma des wida a net seng.

    Schließlich stammen ich aus einem allzusehr innsalzachgeprägten Land!
    Und das von mir nördlich gelegene und viel geschätzte Nachbarland, Mähren, ist noch mehr innsalzachgeprägt.
    Es stimmt, dass ich den Innsalzachstil nicht für ganz vollwertig ansehe, als noch dazu etwas schablonenhafte Nachäffung der italianità.

    und welschen Dunst mit welschem Tand
    sie pflanzen uns in deutsches Land.

    Also derart schätze ich Steyr oder Landshut oder -berg mehr als Freistadt, Bossau oder Soizbuag, zumindest was die bürgerliche Altstadt betrifft, keine Frage.

    Aber in ein so harsches Verdikt wie Zeno würde ich dennoch nicht einstimmen. Schließlich mag ich ja auch ein wenig Italien, wie ginge dies bei einem zivilisierten Menschen doch anders?
    Und wenn ich an gewisse böhm. mährische Ausformungen dieses Stils denke, an Olmütz oder Leitomischl, an die Waldviertlerischen Adaptierungen zu Gmünd oder Zlabings, da wird mir schon anders ums Herz.
    Nein, Neuötting lob ich mir. Eine andere Einstellung zu den Fenstern könnte allerdings nicht schaden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.