Artikel zum Thema Stadtentwicklung

  • Zitat


    Huch, unsere Städte sollen schöner werden!

    Ludwigshafen legt seine monströse Hochstraße tiefer. Das haben die Bürger entschieden. Nicht überall sind deutsche Städter so weise – aber auch nicht überall so barbarisch wie in Halle an der Saale.

    Der nächste Tatzelwurm ist dem Untergang geweiht. Die Stadtväter der Industriestadt Ludwigshafen am Rhein haben beschlossen, die monströse Hochstraße, Verbindungsader zur Schwesterstadt Mannheim am gegenüberliegenden Rheinufer, abzureißen und durch eine breite Stadtstraße zu ersetzen. Keinen Cent mehr in den kränkelnden Lindwurm stecken! Genau dafür hatte sich auch schon ein Bürgervotum ausgesprochen.

    Damit unterscheidet sich der Fall vom Gegenbeispiel Halle an der Saale, wo eine im alten Denken verhaftete Stadtratsmehrheit das sieche Verkehrsmonster Hochstraße noch einmal mit Steuermillionen hochpäppeln will. Aber die Dinosaurier der "verkehrsgerechten Stadt", die sich als gefräßige Monster am Stadtboden und an der Stadtkultur erwiesen haben, sind eine aussterbende Gattung....
    Nicht so geschickt gehen die Politiker in Bremen mit dem Stadtbild um. Sie wollen zwar auch die stadtzerstörerische Hochstraße vor dem Bahnhof weghaben. Aber an ihre Stelle setzen sie monströse Hochhäuser in kalter, abweisender, monotoner Architektursprache aus der Werkstatt des Schweizer Architekten Max Dudler. Eine schandbare Barriere der Verkehrsfetischisten wird durch eine nicht minder öde und lebensfeindliche Barriere der Büroansiedlungslobby ersetzt....


    http://www.welt.de/kultur/kunst-u…ner-werden.html

    Zumindest werden Teile dieser irrwitzigen Idee der autogerechten Stadt nun korrigiert. Aber wie man im Artikel schon trefflich nachlesen kann, bestehen doch beträchtliche Zweifel, ob die Stadtväter mit den neuen Flächen auch angemessen umgehen können oder ob nicht vielmehr ein städtebaulicher Fehler durch den nächsten ersetzt wird!

    APH - am Puls der Zeit

  • Das finde ich fast schon schade, da dies so ziemlich das einzige war, was mich an Ludwigshafen wirklich gereizt hat - eine solche Hochstraße dieser Größe nach Art einer italienischen "Sopraelevata" gibt es in Deutschland kein zweites Mal (oder doch?).

    Und bei Ludwigshafen hat mich die Wirkung auf das Stadtbild auch nicht gestört, da dies im klassischen Sinne schlicht nicht vorhanden ist...

  • Von der Gesellschaft gekränkter Architektenstolz

    Dass Bürger in die Städte streben und "Licht, Luft, Sonne" mit Etagenwohnungen tauschen, wird von einer ganzen Generation von Planern verdrängt. Ein Symptom der Hilf- und Orientierungslosigkeit

    http://www.welt.de/kultur/kunst-u…ektenstolz.html

    Wäre schön, wenn sich einige von Euch dazu aufraffen könnten was im Kommentarbereich zu schreiben. Denn hier im Forum können wir lange schimpfen, das kriegt keiner mit. Aber WELT Online lesen viele. Also auf gehts!

    In dubio pro reko

  • Ein Artikel von Georg Diez im Spiegel mit dem Titel Berliner Architektur: Eine einzige Bausünde - dem man ausnahmsweise mal zustimmen kann, auch wenn er wie immer leicht wirr und unlogisch daherkommt.

    Allerdings ist Herr Diez wohl schon länger nicht mehr aus Berlin herausgekommen, sonst wüßte er, daß in Berlin vergleichsweise noch am besten gebaut wird, selbst München ist heutzutage leider schlechter (man sehe sich nur mal die "Entwicklung" der Gegend um den Stiglmaierplatz/Löwenbräuareal an).

  • Du findest diesen Artikel zustimmenswert?! Das ist doch eine völlig substanzlose Aneinanderreihung von unsubstantiierter Polemik.

    Nur mal als Beispiel:

    Zitat

    In der Zwischenzeit aber wächst natürlich das Stadtschloss,das
    schlimme, das mit seiner königlichen Nutzlosigkeit die ganze Gegend drum
    herum infiziert und auch die Gedanken, die pünktlich alle wieder auf
    preußisch gedreht sind, auf Erker und Erbe und Abschottung gegen die
    Gegenwart.

    Was muss man dazu bitte noch sagen?

    Zitat

    Denn das ist ja das andere Dilemma dieser Stadt: Es gibt kaum jemanden,
    der sich darüber wundert oder etwas anderes will. Es gibt kaum Stil im
    Alltag, es gibt kaum Hunger nach Schönheit, es gibt kaum Verständnis
    dafür, dass etwas besonders ist, weil es anders ist.

    *Räusper*: Erst über das Schloss lästern - und dann dieser Satz? Der größte politische Erfolg für schönes Bauen in Berlin; das erste Mal, dass bei einem so großen öffentlichen Gebäude die Fassade und ihre künstlerische Qualität gerade den Ausschlag für den Bau gegeben haben.

    Man muss zwischen den Zeilen mühsam herauslesen, was Diez eigentlich meint (oder zu meinen glaubt). Er wendet sich gegen Traufhöhe und Fluchtlinie. Für ihn besteht künstlerische Architektur nur in der Überwindung dieser Vorschriften. Er kritisiert indirekt diejenigen Bauherren, die sich an beides halten, aber einfach keine Qualität zustande bringen, gibt die Schuld am Ergebnis aber nicht diesen, sondern den Stadtplanern.

    Zitat

    Es ist unfassbar, dieses hingewürfelte Unglück - und man kann den
    maßlosen Masochismus, mit dem hier Stadtplaner in heilloser
    Selbstverleugnung vorgehen, im Grunde nur verstehen, wenn man versucht, Berlin zu verstehen (...).

    Also: Keine Blockrandbebauung, keine Materialvorschriften, auf gar keinen Fall irgendwelche Rücksichtnahme auf vorhandene Altbauten, bloß keine Rekonstruktionen und bitte auch keine Maßstäblichkeit. Stattdessen stadtbildprägende Hochhäuser, die alles in ihrem Umfeld relativieren. Noch Fragen?

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff

  • Ich stimme der Analyse ("Es ist die Zeit der trostlosen Investoren-Architektur") zu, aber nicht den Schlußfolgerungen, daher ja auch mein Disclaimer von oben :smile:

    Zitat

    auch wenn er wie immer leicht wirr und unlogisch daherkommt.

    Daß von "Merkel-Ödnis" die Rede ist, dann aber bei den Fotos Bierpinsel und ICC als Beispiele aufgeführt werden, ist natürlich skurril, ebenso wie die Bildunterschrift "Die Baustelle des Schlosses verdeckt den Berliner Dom" (oben auf der Seite steht übrigens "Hässliche Häuser: Quatschbauten in Würfeloptik" :smile: :smile: ).

    Aber für die Verhältnisse von Diez ist das ein schon fast vernünftiger Artikel - etwas, das ich von den anderen Kolumnisten Augstein und Münchau auf Spiegel online schon lange nicht mehr erwarte.

  • Ich bezweifle ja, dass im Falle einer Realisierung all dieser Hochhausprojekte genug Reiche da sind, um die Wohnungen zu kaufen. In Manhattan mag das funktionieren, weil New York eine Ausnahmemetropole ist. Aber schon London halte ich für zu gewagt für solche Projekte und Hamburg, Berlin, Köln oder andere deutsche Großstädte spielen in einer ganz anderen Liga.

    Viele der heute so begehrten Gründerzeit-Stuckaltbauten haben sich für ihren ersten Eigentümer nicht gerechnet! So ein Haus wird über 50 Jahre abgeschrieben, die Finanzierung läuft in der Regel auch mehrere Jahrzehnte. Wenn da irgendetwas dazwischenkommt, steht bzw. stand der Bauherr doof da...

  • Die Immobilienpreise sind im Zentrum Londons noch gepfefferter als in weiten Teilen von Manhattan. Und deine These wird schon dadurch entkräftet, dass es mittlerweile einen ganzen Reigen an exklusiven Wohnhochhäusern in London gibt.

    Nehmen wir die Entwicklung doch mal so, wie sie ist: Die Metropolen werden immer gefragter. Irgendwo müssen die ganzen Menschen unterkommen. In zentralen Bereichen ist selbst in Berlin das meiste bebaut. Gründerzeitler abreißen kommt in den allermeisten Fällen zum Glück nicht infrage. Also müssen auf den wenigen verbliebenen Brachen oder durch Abriss von Nachkriegsschund Potenziale für höhere Bebauung geschaffen werden, um dem hohen Bedarf einigermaßen gerecht zu werden. Natürlich sind die Angebote zunächst eher hochpreisig, das rechnet sich eben eher. Das war in den großen Städten Europas aber schon IMMER so, die Zentren waren die Aushängeschilder der reichen Kaufmanns- und Bürgerschaft, in den Randbereichen war und ist das Bauen und Wohnen erschwinglicher.

  • Da häufig sogenannte "Condominiums", also Eigentumswohnungen zum Verkauf angeboten werden: ja, haben sie schon.

    Der Markt in London kühlt sich zwar wieder etwas ab, aber das ist vor allem auf eine Marktkorrektur wegen der sich andeutenden Blasenbildung im Spitzen-Luxussegment zurückzuführen. Die Nachfrage darunter bleibt ungebrochen, da wird auch viel gebaut. Ich dokumentiere diese Entwicklung auch regelmäßig, siehe hier.

  • Wer Rom mag, sollte sich die Bernini-Ausstellung im Leipziger Museum der bildenden Künste nicht entgehen lassen. Wir haben Bernini barocke Gesamtkunstwerke wie den Hochaltar-Ziborium im Petersdom, den Tritonenbrunnen auf der Piazza Barberini, Bienen-Brunnen auf der Piazza Barberini, den Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona, den Palazzo Montecitorio, die Kirche Sant’Andrea al Quirinale, die Gestaltung des Petersplatzes mit Kolonnaden und Scala Regia am Petersdom zu verdanken. Man bekommt richtig Lust darauf, wieder einmal die Pracht der mehr als 2760 Jahre alten Stadt Rom zu genießen. Wo kann man sonst eine derartige Fülle an Bauten der letzten Jahrtausende besichtigen. Und das im Original!

    Zitat

    Wenn man weiß, dass Giovan Lorenzo Bernini (1598 bis 1681) die prägende künstlerische Persönlichkeit im Rom der Barockzeit war und für acht verschiedene Päpste, zahllose italienische Kardinäle sowie den französischen Sonnenkönig gearbeitet hat, dass aus den mehr als sechs Jahrzehnten seiner Karriere als Bildhauer, Architekt und Maler gerade einmal um die dreihundert Zeichnungen erhalten sind und davon mehr als ein Drittel in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] liegen, dann ist klar, dass deren Präsentation das Potential zu einer Sensation hat.


    Quelle: FAZ

    Museum der bildenden Künste Leipzig

  • Architekten können sich vor Anfragen kaum retten. Ja klar. Bei einer Anfrage bleibt es dann meistens auch. Häuser in traditioneller Formensprache sind, meinem Empfinden nach und außer vielleicht in Berlin, wohl eher selten. Wohin ich blicke, fallen mir nach wie vor nur weisse Wärmedämm-Klötze auf.

    "Wer es sich leisten kann", finde ich lustig. Es ist mit Sicherheit nicht wesentlich teurer, wenn man sich bei der Fassadengestaltung etwas mehr Gedanken macht. Schließlich werden ja keine kostspieligen Skulpturen oder ähnlicher Fassadenschmuck verbaut.

  • Naja, naja... Billigen kann ich den Artikel nicht. Der Autor setzt die Nikolaushaus-Ästhetik des Giebels ja gerade in Gegensatz zu den revanchionistischen Tendenzen, denen wir hier in diesem Forum so glücklich fröhnen (oh Schreck: Stuck, Gesims und Säule! Historische Formen nach Art von "copy und paste" usw. Böse, böse!). Das Beispiel mit dem neuen Konzertgebäudes in Stettin ist auch nur bedingt glücklich. Nachts, wenn sich alleine die Giebel abheben, mag das Gebäude in die Stadt passen. Aber eine Fassade ohne jedes Fenster, mit Metall(?)fassade und ohne erkennbaren Materialbezug zu den Nachbargebäuden in die Altstadt zu klotzen ist sowas von Siebzigerjahre!

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff

  • Meine Meinung. Ich habe den Artikel auch gesehen und war etwas ratlos, was ich davon halten soll.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.