ZitatFür Kritiker des Projekts, zu denen unter anderem der Ellwanger Architekt Josef Brenner gehört, eine grauenhafte Vorstellung. In einem Brief an unsere Zeitung macht er seinem Unmut über die Bauplanungen Luft: „Dies wird unser historisches Stadtbild entlang der Straße An der Mauer, was bei jeder Stadtführung gezeigt wird, gravierend und einschneidend verändern“, mahnt Brenner.
Er weist drauf hin, dass das Gebäude in der Amtsgasse bereits im Jahre 1747 als „herrschaftliches Gebäude“ bezeichnet wurde und vom Landesdenkmalamt zumindest als „erhaltenswert“ eingestuft wird. Von der Verwaltung fordert er insgesamt einen verantwortungsvolleren Umgang mit dem „bedeutenden Kapital Altstadt“. So schreibt Brenner: „Bei allem Verständnis für stadtkernnahes Wohnen sollte hier doch städtebaulich verantwortungsvoller umgegangen werden, durch eine unser historischen Altstadt angemessenen Lösung und nicht durch einen Komplex, der in jeder beliebigen Neubau-Siedllung stehen könnte.“
Quelle: http://www.schwaebische-post.de/563610
Wenn selbst die Kritiker vor Ort nicht offensiv gegen einen Abriss vorgehen, sondern zwischen den Zeilen lediglich einen angenehmeren Neubau einfordern, kann nichts Gutes rauskommen. Die Freunde der Altstädte haben seit Jahrzehnten viel zu viel "Verständnis" und Kompromissbereitschaft für heutzutage vermeintlich erforderliche Veränderungen gezeigt, mit dem Ergebnis, dass selbst kriegsverschonte Altstädte progressiv in Neubaugebiete umgewandelt werden. Zwar nicht mit der Geschwindigkeit wie in 60er und 70er Jahren, aber die Dynamik ist nie ganz ausgebremst worden und könnte wieder an Fahrt gewinnen (Stichwort: Energiesparen/Wärmedämmung, barrierefreies Wohnen etc.).
Hinzukommt das Nicht-Wollen und die Unfähigkeit der Baubranche, bestehende Gebäude zu sanieren und für neue Zwecke umzubauen. Die beteiligten Unternehmen haben ihre großen Fertigbaupläne, die sie ohne Abweichung überall umzusetzen gedenken, egal ob auf der grünen Wiese oder mitten in einem Altstadtbereich. Deutsche Politiker zeigen kaum Interesse für Fragen des Denkmalschutzes, betrachten ihn vielmehr als Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwicklung und kommen dementsprechend mit immer neuen Ideen, die auf Kosten bestehender Altbauten umgesetzt werden sollen. Ein Gefühl des schmerzlichen Verlusts gibt es unter unseren politischen Eliten weder bei heute fallenden Altbauten noch bezüglich der Zerstörungen des Bombenkriegs. In der eigenen Kleingeistigkeit gefangen will man v. a. modern, weltoffen, wirtschaftlich erfolgreich und dem jeweils vorherrschenden hegemonialen Diskurs nahe sein, komme, was da wolle. Die weitgehende nationale Selbstaufgabe des deutschen Bürgertums nach dem 2. Weltkrieg, die angeblich notwendig war, um ein Teil des Westens zu werden, bedingt, dass für eine kulturelle Selbstvergewisserung in der Architektur kein Platz ist; den Rest erledigt ökonomiezentriertes Gewinnstreben. Es wäre zu wünschen, dass eines Tages die typisch deutsche ideologiegetriebene Politik, die sich jetzt bei Fragen wie der Wärmedämmung von Gebäuden oder dem Atomausstieg zeigt und die zu riesigen Fördermittellawinen und einer Flut von neuen Gesetzen führt, eines Tages in unserem Sinne arbeiten würde...