• Erst Rio Reiser, jetzt Richard von Weizsäcker...

    Ich finde es sehr bedenklich, dass heutzutage immer noch Orte nach alten, weißen Männern benannt werden.

    Das lässt unsereins noch hoffen.

    Der Rio ist aber irgendwie jung geblieben. Und um den Richard kommse nicht herum.

  • ^Das sei Dir unbenommen. Allerdings wirst Du spätestens, wenn Du dorthin mal einen Brief oder eine Paketsendung verschicken möchtest, mit den politischen Realitäten konfrontiert werden. :zwinkern:

  • Mir war gar nicht bewusst, dass der KWP auch wirklich eine Adresse ist. Anders, als der Heinrichplatz. Naja, wenigstens war RvW wirklich ne bedeutende Persönlichkeit, sodass es keine Abwertung ist. Die politische Korrektheit soll hier nicht ganz so krampfhaft erreicht werden, wie sonst, wo es unbedingt eine Frau sein muss, von der noch niemand was gehört hat.

  • Berlin ist auch die Hauptstadt der absurden Ideen (die gleich danach Realität werden). Man kann nicht behaupten, dass diese Stadt nicht produktiv ist.

    In dubio pro reko

  • Auf der südlichen Seite des Nollendorfplatzes neben dem ehemaligen 'Neuen Schauspielhaus' von Albert Froelich über das Büro von Boswau & Knauer errichtet soll die kriegsbedingte Lücke nun endlich durch einen Neubau geschlossen werden. Hier gab es nur einen Flachbau, der eine Spielothek beherbergte.

    Im 'Baunetz' kann man nun einige Entwürfe "bewundern", m.M. nach völlig unpassende Klötze neben dem auch ohne Figurenschmuck immer noch eindrucksvollen Theaterbau.

    Leider habe ich von der Nollendorfplatzseite kein Foto, werde es aber in den nächsten Tagen nachreichen, um die Situation aufzuzeichnen.

    Zuerst einmal die Vorkriegssituation, es handelt sich um das Grundstück links vom Theater:

    Berlin - Schöneberg

    und den Link zur 'Baunetz':

    Baunetz

  • Es gibt schlimmeres. Es ist ein ziemlich zurückhaltender Neubau. Wobei mir der großzügigere Entwurf von Grossmann Schmitz-Engels besser gefallen hätte.

  • 'Neuen Schauspielhaus' von Oskar Kaufmann

    Ich dachte, das Gebäude wurde von Albert Froelich über das Büro von Boswau & Knauer errichtet. Erstaunlich, dass es von den verantwortlichen Stellen erlaubt wird -trotz globaler Erwärmung- den nächsten einförmigen Glas-Stahl-Rasterfassadenbau in der Innenstadt zu bauen.

    Auf den Computerbildern spiegelt sich in den Scheiben der "rosa Himmel mit seinen Wolken". In der Realität wird es Jalousien geben (die wie Wellblech wirken), weil sich die Bewohner an so viel Transparenz gar nicht erfreuen.

    Warum wird bei dem neuen Gebäude keinerlei Bezug auf die burgenartige Jugendstilfassade des Metropols genommen? Es ist keine Mischung aus "Alt und Neu", sondern am Nollendorfplatz gibt es nur einförmige, öde Neubauten. Man hätte diese Platzseite durch einen schmuckvollen Neubau "reparieren" können.

    Quelle: http://www.deal-magazin.com/news/104834/HENN-gewinnt-Gutachterverfahren-fuer-Neubau-am-Nollendorfplatz?fbclid=IwAR38bNdClyZx90MhdhWeC9wES7CDoVSYE8DToSCPtXTCmk1Ylt2FWAjeffU⁠

  • Na ja, halt die übliche Langeweile. Einen Bezug zum Nachbarn kann ich in keiner Weise entdecken, eher kühle Distanz. Der 2. Platz ist zwar auch nicht der Bringer, passt aber besser an den Ort.

  • Der 2. Platz ist zwar auch nicht der Bringer, passt aber besser an den Ort.

    Ernsthaft? Mit seinen unbehauenen Steinblöcken? Oder meinst du den Ort in der Epoche der Steinzeit?

    Betrachte ich die Vorkriegsbebauung, so stellt das einstige Neo-Renaissance-Haus auch keinen Bezug zu dem Theater in seinen monumentalen Jugendstilformen her. Bzw. das Theater, da wohl später entstanden, stellte keinen Bezug zum Neo-Renaissance-Haus her. Von den Rundbögen mancher Fenster mal abgesehen. Grossmann Schmitz-Engels´ Entwurf hätte einen Hauch mehr Klassizismus in die Ecke gebracht. So wird es eben ein unaufgeregter Füllbau. Dem Theater schadet es nicht, und eine Brache wird bebaut. Insofern keine Verschlechterung.

  • Ich wollte die Gegenüberstellung der historischen Ansichten des Nollendorfplatzes zum 'Heute' eigentlich in den Strang 'gestern - heute' bringen, denke aber dass es besser zur aktuellen Meldung über den Ersatz des gezeigten Flachbaus passt.

    Der heutige Nollendorfplatz besitzt nur noch zwei Gebäude der Vorkriegszeit, einmal das Theater, zum zweiten den kleinen Eckbau an der Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße, dem man aber seine klassizistische Herkunft nicht mehr ansehen kann.

    Mit ihm will ich beginnen:

    Einst Einemstraße 9:

    Berlin - Schöneberg

    1975:

    Berlin - Schöneberg

    im Heute, gnädig hinter Laub verborgen:

    Berlin - Schöneberg

    Berlin - Schöneberg


    der Nachbar, Nollendorfplatz 2:

    Berlin - Schöneberg

    Berlin - Schöneberg


    Der Block zwischen der heutigen Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße und der Else-Lasker-Schüler-Straße:

    Nollendorfplatz 1 zur Zeit der Entstehung:

    Berlin - Schöneberg

    nach 'Entstellung' um 1930:

    Berlin - Schöneberg


    Der Block heute:

    Berlin - Schöneberg


    Weiter östlich zwischen der heutigen Else-Lasker-Schüler- und der Bülowstraße:

    Berlin - Schöneberg

    Berlin - Schöneberg


    und heute:

    Berlin - Schöneberg

    Berlin - Schöneberg


    Impressionen unter der U-Bahn:

    Der Brunnen:

    Berlin - Schöneberg

    Berlin - Schöneberg

    Nun gehts zur südlichen Seite des Platzes, unter der Hochbahn hindurch:

    Taubenparadies:

    Berlin - Schöneberg

    Zwischen der Bülow- und der Maaßenstraße, leider ist das historische Foto zu klein, daher nur der Istzustand, vielleicht kann jemand aushelfen:cool::

    Berlin - Schöneberg

    das historische Foto von der Südseite zwischen der Maaßen und der Motzstraße hatte wir ja schon weiter oben. Jetzt die gräßliche Ecke zur Maaßenstraße hin:

    Berlin - Schöneberg

    Der Blick zur süd-westlichen Platzseite mit der Motzstraße noch ohne den Hochbahn-Bahnhof, 1898:

    Berlin - Schöneberg

    Berlin - Schöneberg


    Nach dem Bau des 'Cines' durch Oskar Kaufmann:

    Berlin - Schöneberg


    Blick aus der frühere Motzstraße:

    Berlin - Schöneberg


    Heute:

    Berlin - Schöneberg

  • Heimdall: Ja doch, dem Sieger kann ich wenig abgewinnen, der ist mir zu unterkühlt, speziell auch für diesen recht bunten Ort (hier beginnt ja z.B. das Szeneviertel rund um den Winterfeldtplatz, mit vielen Kneipen und einem recht großen Altbaubestand). Der zweitplatzierte hätte etwas skulpturales, lebendigeres reingebracht, was m.

    E. eben besser zum Ort passt. Dass auch der nur mittelprächtig ist, hab ich ja schon erwähnt. Dein Favorit wäre aber auch ok an der Stelle ;)

  • In der Nähe des Wittenbergplatzes, an der Ansbacher Straße, habe ich dieses Mietshaus entdeckt bei dem bereits einige Fenster entfernt wurden. Unten an der Tür stand 'Umbau'.

    Der ganze rechte Strang scheint entmietet zu sein und ich könnte mir vorstellen, dass ein Abriss geplant ist, um die unsägliche Ecke zur Lietzenburger Straße hin neu zu bebauen und diese für Berlin so typische Nachkriegsecke zu schließen.

    Berlin - Schöneberg

    Berlin - Schöneberg

  • Furchtbare und sehr unsensibele Lösungen. Traurig das Berlin so aussieht mit seelelose unansehliche Wohnblocks.

    Möchte dort nicht herumlaufen. Es ist in China, Russland oder Nord Korea fast besser gestalltet.

  • Apropos, jenes bekommt urbanen Zuwachs. Es wird im klassischen Stil nachverdichtet, das Projekt heißt "Am Winterfeldt" und soll 2024 fertiggestellt sein:

    https://www.amwinterfeldt.com/

    Hier wären wir bei der spannenden Frage, was "klassisch" heißt. Ich würde sagen, das Projekt macht einen kleinen Schritt in die richtige Richtung, aber als vollwertig klassisch würde ich das noch lange nicht einschätzen. Betrachten wir mal eine der Visualisierungen:

    17_Versand-Pallas_Berlin_Germany_P4_Camera3-1536x845.jpg

    Positiv:

    1. Das Erdgeschoss wird gestalterisch abgesetzt.

    2. Mit der angedeuteten Rustifizierung, den Sprossenfenster und den Gesimse gibt es einige klassische Architekturelemente.

    3. Gliederung der Fassade durch Erker.

    Aber leider gibt es auch eine beträchtliche Negativ-Liste:

    1. Viel zu niedrige Stockwerkshöhen, dadurch quadratische Fenster. Das ganze Gebäude wirkt wie vertikal zusammengestaucht.

    2. Durch die maximale Raumausnutzung entstehen bei der Gebäudehöhe sieben Geschosse, es kommt doch eher der Eindruck eines "Wohnsilos" auf.

    3. Der Baukörper ist viel zu breit. Auf 14 Fensterachsen wiederholt sich die Fassade, hier hätte man das ganze wenigstens in zwei Baukörper aufteilen können, mit verspringenden Stockwerken und unterschiedlich hoher Traufkante.

    4. Bedingt durch 1. und 3. hat das Gebäude keine vertikale, sondern eine horizontale Ausrichtung. Klassische Bauten haben eigentlich immer eine vertikale Ausrichtung.

    5. Das obligatorische Flachdach mit Staffelgeschoss. Die Ausdifferenzierung der Dachzone bleibt so ziemlich unbefriedigend.

    6. Die so wichtigen Ecken wurden mit Balkonen zugekleistert. Statt Fixpunkten mit Wiedererkennungswert wie in der Gründerzeit gibt es hier "Schubladen-Optik".

    Klar, es ist immer die Frage, inwiefern sollte man über so etwas froh sein im Gegensatz zu den Alternativen. Trotzdem sollten wir uns im Klaren darüber sein, dass ohne die richtigen Proportionen jeglicher Versuch "klassisch" zu bauen, im Ansatz zum Scheitern verurteilt sein wird und eher ein mit klassischen Architekturelementen verzierter moderner Klotz dabei herauskommt.