• Zeno: Danke für den umfangreichen Beitrag. Ein Freund der Kreisreform bin ich allerdings nicht unbedingt, mir reicht es schon wenn unser Dorf ím nächsten Jahr eingemeindet wird.

    Ich stelle aber die Frage, ob Suhl überhaupt befestigt war.

    Ich denke schon, zumindestens ist im Dehio von einem südwestlichen Stadttor die Rede, das 1731 für die Kreuzkirche abgerissen wurde. Wahrscheinlich war es nur eine einfache Mauer, wie eine Dorfbefestigung. Suhl bekam ja erst 1527 Stadtrechte.

    Übrigens, wollen wir nicht aus der Galerie von Heinrichs und der von Suhl(s Innenstadt) eine gemeinsame machen, zumal sich die Diskussionen überschneiden?

    Die Galerien von Heinrichs und Suhl können zusammengefügt werden, ich hätte nichts dagegen.

  • Danke für die interessante fotografische Vorstellung von Suhl, Michael.

    Da hier die Frage aufkam:
    Historische Bilder sind in der Tat rar. Wenn aber die Datierung der obigen Aufnahmen vom Bildindex richtig ist, würde das bedeuten, dass bereits zu Beginn des Jahrhunderts ein Kahlschlag in der Innenstadt stattgefunden haben muss. Dies schließe ich aus folgenden Scans aus undatierten Vorkriegsbildern, welche noch nicht dieses Loch nordöstlich der Marienkirche zeigen.
    http://www.ungod.de/photographien_suhl_ddr
    Interessante Sammlung mit einigen weiteren Ansichten aus der Zeit als Bezirkshauptstadt; vielleicht kann Zeno seine Erinnerungen an Suhl damit auffrischen/bestätigen?
    Was bedeutet wohl die vorangestellte Bemerkung mit den Arabern - gab es DDR-Devisengeschäfte mit den Arabern mit Produkten aus Suhl?
    EDIT: Ich hatte es wohl überlesen - es waren offenbar Knarren für Saudi-Arabien.

    Und wenn ich schon dabei bin, hier noch eine Sammlung - diesmal mit Farbbildern aus DDR-Zeiten:
    http://www.flickr.com/groups/1908263@N23/pool

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • @Palantir: Danke für die Links, sehr interessante Aufnahmen. Zur Datierung ist mir folgendes aufgefallen: Bei diesem Bild aus dem ersten Link wird auf dem Dach des Kaufhauses für das "Freie Wort" geworben, das 1952 erstmals erschien. Die Lücke auf dem ersten Bildindex-Foto, vor 1938 fotografiert, weil die Synagoge noch steht, ist heute mit Häusern der 20er-50er Jahren bebaut. Auf dem zweiten Bildindex-Bild steht das 1927/28 gebaute Kaufhaus am Markt noch nicht.

    Und noch meine letzten Bilder aus Suhl.

    Marktplatz

    Das Rathaus von 1812-17, 1913 neubarock umgestaltet. Die Inschrift erinnert an den Kapp-Putsch.

    Das sog. Kreisgericht von 1811.

    Das Kaufhaus wurde 1927-28 gebaut.


    Nochmal ein Bild aus dem Bildindex mit dem Waffenschmiedbrunnen, dahinter die Adlerapotheke (oben links nur angeschnitten).


    Quelle: Bildindex Marburg

    DIe wohl bekannteste Ansicht: Das Malzhaus aus dem 17. Jahrhundert, heute Waffenmuseum, dahinter Hochhäuser.

    Das sog. Hexenhaus, ebenfalls 17. Jahrhundert, wurde 1972 abgerissen und 1988 wiederaufgebaut.

    In den äußeren Bereichen der Stadt stehen noch einige Häuser dieser Art, wie hier in der Bahnhofstraße.

  • Da wo ich herkomme, meine Ausbildung gemacht habe, bevor mich mein Weg nach Bayern hat neulich

    eine Pressemitteilung den Rennsteig erbeben lassen, und zwar folgender Kommentar:
    "Plattenbaugebiet Suhl-Nord verschwindet bis 2025" (Thüringer Allgemeine)!

    Um euch zu verdeutlichen um was es da genau geht, was abgerissen bzw. erhalten und integriert werden
    soll in die Stadt Suhl gab es eine Broschüre die, die Stadt Suhl ausgegeben hat. Die Broschüre heißt
    "Integriertes Stadtentwicklungskonzept ISEK Suhl 2025".

    http://www.suhltrifft.de/dmdocuments/ISEKSuhlA4a.pdf

    Viele Grüße :lehrer:

  • Beim Durchsehen meiner Dia-Sammlung habe ich mich ganz besonders über die folgenden Bilder aus Suhl gefreut. Die Fotos stammen aus den frühen 60er Jahren.

    Erstmal einige wahrscheinlich aus dem Zug aufgenommene Ansichten über die Dächer der Stadt.

  • Bahnhof


    Bahnhofstraße


    Die gründerzeitlichen Häuser stehen noch.


    Das hohe Gebäude ist das Kulturhaus, welches 2010 weitgehend abgerissen wurde.


    Am Steinweg hat sich nicht viel verändert.

  • Blick in die Poststraße, alle Häuser wurden 1966 für den Bau des Centrum-Warenhauses abgerissen.


    Steinweg Ecke Poststraße, die Häuser in der rechten Bildhälfte sind alle weg.

  • Herzlichen Dank für die herrlichen Bilder von Suhl. Es zeigt doch nochmal deutlich wie gerade Suhl im Aufstieg zur Bezirkshauptstadt gelitten hat.

    Während man in Suhl Nord das Wohngebiet zurückbaut (bis 2035), weil die Menschen in die Innenstadt zurückziehen wäre es schön wenn man auch die Altstadt wieder aufbaut. Gerade die Rimbachstrasse hat ja unter den Umbaumaßnahmen stark gelitten. Ich habe neulich ähnlichen Bilder aus Zella- Mehlis gesehen. Das kleine Städtchen hat man unberührt gelassen und sogar das Plattenbaugebiet hat man toll integriert. Der "Robotron" ist ja schon lange weg.

    Leider gibt es über das "frühere" Suhl kein Bildband.

  • Die Häuser auf den nachfolgenden Bildern wurden bis auf geringe Reste abgerissen.

    Lange Brücke


    Blick von der Poststraße zur Drusselstraße


    Mühltorstraße


    Häuser an der Lauter

  • Unbekannter Standort


    In etwa Standort des Centrum-Warenhauses rechts die ehem. Herrenstraße, ein Teil der Bebauung wurde schon abgeräumt.


    Blick zum späteren Bauplatz des CCS


    Links das Malzhaus


    Malzhaus und "Hexenhaus", welches 1972 abgebaut und 1988 auf der gegenüber liegenden Seite des Malzhauses wiederaufgebaut wurde.


    Eisenbahnviadukt

    Ein interessanter Link zum heutigen Baubestand: Liste der Kulturdenkmale in Suhl

  • Das sieht man wieder, wie hohl man in der Zone Städtebau betrieben hat. Die gezeigten Stadtbereiche (grandiose Fotos übrigens!) sehen nicht besonders verfallen aus, jedenfalls nicht stärker als die erhaltenden Bereiche. Kriegsschäden sind auch nicht zu erkennen. Statt sich nun um völlig devastierte Städte der Republik zu kümmern, räumt man hier eine halbe intakte Altstadt ab, um so einen Prestigemüll hinzustellen. Bezirkshauptstadt sei Dank.

  • In Neubrandenburg lief es teils leider ganz ähnlich ab, wobei vor allem die Innenstadt hier natürlich stark zerstört war. Aber zur Schaffung eines Stadtrings z.B. hat man nicht vor dem Abriss wunderbarer Villen und der Versieglung idyllischer Bäche zurückgeschreckt, um dann unsägliche Klötze wie das Neue Rathaus platzieren zu können. Aber gerade im Innenbereich ist man hier dennoch meist in angenehmer Weise mit dem Wiederaufbau zu Werke gegangen, siehe etwa Wartlaustraße, Friedländer Straße und Turmstraße.

    Hervorragende Fotos von Suhl jedenfalls, vielen Dank dafür! Mir war gar nicht derart klar, wie rigoros man da teilweise vorging. Ich habe einen persönlichen Bezug zur Stadt, war schon häufiger dort und habe Freunde und Verwandte in der Region.

  • Unfassbar - regelrecht ausradiert wurden weite Teile der Stadt von der SED. Hat es anderswo in der DDR, außer vielleicht auf der Berliner Fischerinsel, so umfangreiche Flächenabrisse von weder zerbombten noch verfallenen Stadtvierteln gegeben? Geplant war ja vergleichbares in Görlitz, da kam die Wende gerade noch rechtzeitig. Schade um Suhl.

  • Nun wenn ich die Bilder sehe spüre ich plötzlich einen Zusammenhang mit Potsdam. Auch dort wurde das Hotel "Mercure" in den Lustgarten gesetzt, die Breite Strasse als Straßenkörper verbreitert und zur Magistrale umgebaut bzw. die Randbebauung entfernt. Diese Magistrale hat man auch in Suhl geschaffen beginnend auf der Höhe des Henneberger Haus bis zum Suhler Friedberg in Richtung Schleusingen. Diese Magistrale wurde übrigens nicht nur in Richtung Schleusingen gebaut sondern auch in Richtung Suhl Albrechts, natürlich autogerecht und vierspurig.

    Diese Randbebauung gibt es übrigens auch in Suhl an der Friedrich König Straße. Dort hat man nämlich vor vorhandenen Altbauten einfach Blöcke davorgesetzt. Übrigens gibt es die Altbauten, wenn man Richtung Schleusingen fährt immer noch. Auf der anderen Seite Richtung Zella Mehlis, wieder bis auf Höhe des Henneberger Hauses hat man Wohnblöcke und das "neue Rathaus" gebaut.

    Wenn man Richtung Suhl Klinikum - Döllberg- fährt kann man übrigens noch viel erhaltene Altbauten sehen, die nicht im Zuge der Neuordnung abgerissen worden sind.

  • Unfassbar - regelrecht ausradiert wurden weite Teile der Stadt von der SED. Hat es anderswo in der DDR, außer vielleicht auf der Berliner Fischerinsel, so umfangreiche Flächenabrisse von weder zerbombten noch verfallenen Stadtvierteln gegeben?


    Ja, die gab es leider. Übrigens auch im "Westen", ich sag nur Berliner Brunnenviertel.
    Am prominentesten unter den traurigen DDR-Beispielen ist sicher Bernau bei Berlin als "Modellstadt". Dort hat man großflächig in der eigentlich unversehrten Altstadt abgerissen. In Greifswald wählte man hingegen eine Mischung aus Abriss (nördliche Altstadt) und Sanierung (südliche), und in Quedlinburg bekanntlich den Weg des größtmöglichen Erhalts.

    Zitat:
    Am Morgen des 20. April 1945 wurde Bernau von der Roten Armee eingenommen. Von Zerstörungen blieb die Stadt im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont.
    In den 1980er Jahren wurden große Teile der meist aus Fachwerkhäusern bestehenden Altstadt abgerissen und weitestgehend durch Neubauten in einheitlicher Plattenbauweise ersetzt. Eine ebenfalls diskutierte Sanierung der stark verfallenen Altbausubstanz war den damals Verantwortlichen zu teuer. Bernau wurde damit zu einer von drei Modellstädten für den Umgang der DDR mit der Denkmalpflege - während man in dieser Stadt großflächig abriss, gab es in Greifswald eine Mischung aus Abrissen und Sanierungen, und in der Stadt Quedlinburg eine weitgehende Sicherung und Sanierung der Altstadt, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bernau_be…ie_2010er_Jahre

    Immerhin hat man in der Nachwendezeit das Ganze als Fehler erkannt und einiges geheilt. Man versucht sich an Neuem Urbanismus und u.a. auch an kritischer Rekonstruktion, wie das Mühlentor hier im Forum bereits vorgestellt wurde: Bernau bei Berlin