Die schönsten Opernhäuser und Theater

  • Das Wiesbadener Interieur ist in seiner überbordenden Prachtentfaltung in Deutschland singulär und war zur Zeit seiner Erbauung sicher noch up to date. Wenige Jahre später hatte dieser Stil einen eher faden Beigeschack. Was Kritiker damals störte, war sicherlich auch die Diskrepanz zwischen Neo-Renaissance aussen und "rauschendem" Neo-Barock innen. Der Drang zu einem sachlicheren und monumentalerem Stil findet sich heute gut z.B. in Stuttgart dokumentiert. Dennoch muss ein Besuch des Wiesbadener Theaters heute ein ziemlich berauschendes Erlebnis sein.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Wow, das haut einen vom Hocker! Ich muß unbedingt mal nach Wiesbaden, ich war da noch nie, und ich liebe doch den Historismus so sehr, da muß die Stadt wie ein Paradies sein.

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  • In der Tat! Historismus Berliner Prägung, da bist du sicher gut aufgehoben. Das Ringviertel ist reinste Ku-Damm-Architektur und riesig, einschließlich Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (Ringkirche).
    http://www.wi-taxi.de/luft/Ringkirche%201.jpg
    Die Rheinstrasse übernimmt hier die Funktion des Tauentzien:
    http://de.academic.ru/pictures/dewik…RingkircheA.jpg
    Wiesbaden besitzt auch quadratkilometergroße Villenviertel und fast keine Bausünden.
    Schon die Stadteinfahrten habens in sich:
    Z.B von Süden:
    http://imageshack.us/f/144/dscf0929vg9.jpg/

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Wunderbar, danke für die Empfehlungen, Bub und Dachreiter!

    Ist jetzt etwas off-topic, aber schaut Euch mal diese Fassade an. Keramische Werkstätte Höppli (erbaut 1875):

    Sowas kriegt heut kein Mensch mehr hin. eye:)

    In dubio pro reko

  • Zwar ebenfalls kein Opernhaus, aber eines der schönsten Konzerthäuser Deutschlands, ja Europas - gerühmt auch wegen der hervorragenden Akkustik:

    Die Historische Stadthalle auf dem Johannisberg in Wuppertal-Elberfeld. :harfe:

    Leider hab ich keine Bilder, daher nur Links:

    http://www.stadthalle.de/haus/360-grad-tour/


    http://www.stadthalle.de/veranstalter/r…n/grosser-saal/

    2 Mal editiert, zuletzt von Steelenser (6. April 2013 um 10:50)

  • Oh ja, die sieht ja auch herrlich aus. Wundervoll! :applaus: So ähnlich sah auch die alte Liederhalle in Stuttgart aus, leider zerstört.... :sad:

    "Nachdem im Jahr 1895 ein geeignetes Grundstück auf dem Johannisberg erworben worden war, erfolgte der Baubeginn am 5. Oktober 1896. In eineinhalbjähriger Bauzeit wurde nach den Plänen des Elberfelder Stadtbauamtes ein Bau im Stil der Neorenaissance italienischer Prägung errichtet. Die Eröffnungsfeier fand vom 6. bis 8. Juli 1900 statt.

    1957 wurde die Stadthalle renoviert. Die Renovierung bestand hauptsächlich in einer Modernisierung; Stuck wurde abgeschlagen, vergoldete Decken und Wandgemälde übermalt. :kopfwand: Auf eine Restaurierung der großen Orgel wurde verzichtet, sie wurde durch eine kleine, fahrbare Orgel ersetzt. :aufdenkopf:

    In der Zeit zwischen Januar 1992 und dem 8. Dezember 1995 wurde die Stadthalle für rund 80 Mio. DM grundlegend restauriert und dabei wesentliche klassizistische Elemente des Ursprungsbaus (u.a. Decken- und Wandgemälde) wiederhergestellt." :harfe:

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  • Auf den 14.4. freue ich mich schon sehr, da gibt es eine Führung durch die Stuttgarter Oper, unter dem Motto "100 Jahre Littmann-Bau". Ich hoffe, ich kann da schöne Bilder machen und sie hier präsentieren.

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  • Der Zuschauerraum der Oper Köln ist modern, aber nicht ohne architektonischen Reiz. Er wirkt erstaunlich zeitlos und nicht altmodisch wie so manche 50er Jahre Einrichtung.

    Foto: Elke Wetzig/CC-BY-SA

    Das Gebäude für die neue Kölner Oper wurde vom deutschen Architekten Wilhelm Riphahn entworfen.
    Das neue Opernhaus weist keine umlaufenden Ränge im Zuschauerraum auf. Vielmehr ragen höhenmäßig versetzt Balkons in das Auditorium und gewähren allesamt einen frontalen Blick auf die Bühne.

    In dubio pro reko

  • Die mit Türmen versehene, bemerkenswert schöne Stadthalle Wuppertals war mir hier schon mal in einem anderen Zusammenhang aufgefallen. Nun kann ( Dank an Steelenser ) das nicht minder bedeutende Innere besichtigt werden.

    Überwältigend das monumentale Majolikagemälde im gleichnamigen Saal.
    Ausgeführt in der für die damalige Zeit typischen "Bonbonfarbe", die vielleicht einigen zu auftrumpfend erscheinen mag, kann man sich damit versöhnen, wenn man weiß, dass es Prachtbilder in derartigen Ausmaßen, wohl nur noch sehr wenige im Lande gibt.

    In Dresden sind dies das Giebelfeld über dem Architrav des Finanzministeriums, Pfunds Molkerei ( beide aus Keramikfliesen ) sowie der Fürstenzug ( Meißner Porzellan ).

    Das Bühnenportal im Konzertsaal der Wuppertaler Stadthalle erinnert ein wenig an den 1943 zerstörten Saal im Gewandhaus [lexicon='Leipzig'][/lexicon].

    Bei der stolzen Reko - Bausumme von 80 Mio hätten sicher noch Gelder für passende, historistische Beleuchtungskörper "abgezweigt" werden können.
    Die neueren Beleuchtungen ( wer wollte sich da wohl profilieren, partizipieren ? ) nehmen sich nicht zurück sondern drängen sich hier
    sogar störend ins ansonsten überaus harmonische Raumgefüge. Schade.

  • @ Bernd Ludwig: das tollste ist, dass es in der Stadthalle gleich ZWEI Majolikasäle gibt - warum bei der virtuellen Tour nur einer gezeigt wird, weiss ich auch nicht...

    Dieser Bau ist wirklich herrausragend. Wer in der Stadthalle ein Konzert besucht, der hat nicht nur akustisch einen Genuss zu erwarten, sondern auch optisch. Im "Rossini" lässt es sich vorzüglich speisen und beim alljährlichen glamourösen Universitätsball kann man durch das ganze Haus flanieren. In jedem Saal wird ein anderes Programm geboten und im Untergeschoss, in den Räumen des Restaurants, ist ein Casino eingerichtet - ein Hauch von Wiener Opernball mitten in Elberfeld... :daumenoben:



  • P3100105 von alexanderfranzlechner auf Flickr
    (Neue Oper Linz)

    Just gestern sah ich einen Beitrag über dieses Gebäude und war ob der vergleichweise geringen Baukosten überrascht. 180 Millionen Euro sind verglichen mit den 100 Millionen für einen Kulturpalastumbau, den 300 Millionen für die Sanierung der Staatsoper in Berlin oder den 600 Millionen für die Elbphilharmonie nicht gerade viel Geld. Wie macht ihr Österreicher das nur? :biggrin:

    http://www.3sat.de/mediathek/inde…=play&obj=35846

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • ...naja, wir sparen bei der optischen Attrakivität - wie man beim Bild der vermutlich hässlichsten Oper der Welt sehen kann.

    Keine Sorge Bilderbuch, auch wir haben unsere Bauprojekte die zu Megalodonprohjten ausgeartet sind, Flughafen Wien, Stadthallenbad Wien und bald auch die Renovierung des Parlaments in Wien, bei dem die Sanierungskosten jetzt schon fast auf eine halbe Milliarde Euronen geschätzt werden. Allerdings ist unser Steuergeld in diesem herrlichen Hansen Bau vermutlich besser angelegt als in 5 Linzer Opernbalästen...

  • ...naja, wir sparen bei der optischen Attrakivität - wie man beim Bild der vermutlich hässlichsten Oper der Welt sehen kann

    Auch wenn wir sonst oft gleicher Meinung sind, hier muß ich dir widersprechen, lieber Exilwiener. :smile: Ich finde das Gebäude gar nicht mal so unattraktiv. Die hässlichste Oper ist definitiv die Deutsche Oper in Berlin.

    In dubio pro reko

  • Hier nun ein paar Bilder vom geführten Besuch der Staatsoper Stuttgart unter dem Motto " 100 Jahre Littmann-Bau"
    Der Zuschauerraum wirkt etwas dunkel, das lag einfach daran daß er nicht voll beleuchtet wurde.

    Vorraum:

    Königsloge:

    Deckengemälde (Julius Mössel):

    In dubio pro reko

  • Für mich ist das Stuttgarter Theater definitiv eines der schönsten in Deutschland. Die neoklassizistische Noblesse ist stimmig und ausgesprochen edel. Nicht protzig aber sehr repräsentativ. Die Garnier-Oper ist mir persönlich etwas zu opulent, aber das ist ja Geschmacksache.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Dabei ist zu bedenken, dass das Interieur der Stuttgarter Oper gänzlich eine Rekonstruktion der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist. Das stellt eine stadtbaukulturelle Großtat dar, die nicht nur in Stuttgart, sondern in ganz Deutschland keine Parallele hat; denn wo hätte man in den letzten Jahrzehnten einen Opernsaal in seinen Originalformen rekonstruiert! Das war sonst nur in der Wiederaufbauzeit möglich, heute dagegen ist es schwer genug, bei einem Umbau auch nur die überkommene Gestalt zu bewahren (siehe Staatsoper Berlin). Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass bei aller Mühsal, Rekonstruktionen durchzusetzen, die Rekonstruktion historischer Innenräume noch viel schwerer zu erreichen, ja beinahe unmöglich ist. Ich lasse mich gerne durch Gegenbeispiele eines Besseren belehren, aber wir können diesem Übelstand nur beikommen, indem wir ihn benennen und bewusst machen. Denn auch historische Innenräume bilden einen Bestandteil unserer Baukultur.