Pliensauturm: Stolzer Zeuge taucht aus der Versenkung auf
In mehrerlei Hinsicht interessanter Artikel:
ZitatESSLINGEN: Stadtplaner rücken den Pliensauturm wieder ins Blickfeld - Grabung bis zum historischen Niveau
Als die Esslinger vor 80 Jahren den Verkehr an der Bahnlinie neu ordneten, sind sie mit dem Pliensauturm nicht gerade zimperlich umgegangen. Das Wahrzeichen versank im Boden und fristet seither ein Schattendasein.
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In enger Abstimmung mit dem Tiefbauamt und Archäologen wird das Umfeld auf das historische Niveau abgesenkt.Der Turm, der 1297 erstmals erwähnt worden ist, misst 37 Meter vom Fußpunkt bis zur Spitze. Allein das Mauerwerk erreicht 24 Meter. Da nehmen sich die 17 Meter, mit denen die Südseite heute aus dem Erdreich ragt, recht mager aus. Die Ursache für die Schrumpfkur ist in den 20er Jahren zu suchen, als die Stadt eine neue Brücke baute, die an dem Denkmal vorbeiführte und den Gleiskörper überspannte. Im Vorfeld hat sie das Niveau kräftig angehoben. Für die Lösung der drängendsten Verkehrsprobleme wurde ein hoher Preis gezahlt. Der Turm wirkt seither pummelig und gedrungen. Dass die wuchtige Brücke das Bauwerk arg bedrängte, verstärkte den negativen Eindruck.
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Der jüngste Abbruch der Brücke und die Vorbereitungen für die Südtangente, die künftig auf Gleis 1 den Esslinger Bahnhof umfährt, ermöglicht die Wiedergutmachung. Wolfgang Ratzer, Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt, will diese Chance nutzen. "Das Ziel, den Pliensauturm aus der Versenkung zu holen, verfolgen wir seit 1999", erzählt er. Bald werde das Bauwerk wieder seine einstige Symbolkraft entfalten und den Verlauf der Stadtmauer an der Bahnstrecke markieren. Auch die Achse von der Pliensaubrücke zur Fußgängerzone Pliensau könne der Betrachter nachvollziehen. Als Tor zur Stadt hat das Denkmal aber ausgedient. Rücksicht auf Schiffe und Züge verbietet Gedankenspiele, Fußgängern und Radfahrern den Weg durch den Turm zu öffnen. Für die Verbindung zwischen Pliensauvorstadt und Altstadt sorgt in Kürze ein neuer Steg. Anders als der Vorgängerbau vermeidet die Architektur den Fehler, den Pliensauturm optisch zu erschlagen.Beim Gang in die Tiefe erwartet Barbara Landwehr neue Einsichten. So rechnet sie mit Spuren der Brücke, die in diesem Bereich abgerissen worden ist. Die Chance, sich dem historischen Zustand zu nähern, lässt ihr Urteil über den schmerzhaften Eingriff vor 80 Jahren milde ausfallen. Trotz der Eingriffe in das Denkmal rechnet sie es den Verantwortlichen im Rückblick hoch an, dass sie der Versuchung widerstanden, den Turm verschwinden zu lassen. An Stimmen, die damals einen Abbruch favorisierten, hat es schließlich nicht gefehlt.
Der Pliensauturm gehört neben Wolfs- und Schelztor zu den wenigen Zeugnissen, die bis heute an die imposante Befestigung der Stadt erinnern. Mit 28 Toren und 50 Türmen gehörte Esslingen zu den Festungen in Schwaben, die besonders schwer einzunehmen waren. Noch heute künden die verbliebenen Reste vom Glanz und Stolz der früheren Reichsstadt Esslingen.
Quelle: http://www.ez-online.de/lokal/esslinge…tikel106598.cfm
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