Potsdam - Neuer Garten

  • Nun, um mal sachlich zu argumentieren, ganz von der Hand zu weisen ist "Gardones" Kritik an der Erhalt des roten Sterns nicht. Es geht hier ja nicht um die Erinnerung an eine Konferenz. Das könnte auch eine kleine Gedenktafel am Schloss erledigen.
    Was wäre denn, wenn sich dort ein Hakenkreuz als Blumenbeet erhalten hätte, und jemand auf die Frage, warum das nicht entfernt wird, die Antwort erhielte: "Warum sollte es entfernt werden? Weil es daran erinnert, dass dort Hitler eine Rede gehalten hat?"
    Der rote Stern ist ein Symbol, unter dem nicht nur halb Europa unterjocht wurde, sondern auch Millionen Menschen zu Tode gekommen sind. Auch viele Deutsche, sofern sie Geschichte nicht verdrängt haben, assoziieren negative Erinnerungen mit diesem Symbol. Von Familien, deren Mitglieder im Gulag umkamen bis zu Frauen, die vergewaltigt wurden, und zwar von Soldaten, die unter diesem Symbol nach Berlin und Brandenburg kamen. Ich hatte selbst einen Verwandten, der Jahre in einem Gefangenenlager schuften musste, dessen Platzmitte aus einem solchen Stern bestand.
    Die Bundesrepublik hat sich zur Pflege von sowjetischen Ehrenmälern verpflichtet. Auch hier wird man für die Zukunft nach Lösungen zur "Dekonstruktion" dieser Macht-Symbole suchen müssen.

    Ein wenig zur Geschichte:
    https://www.youtube.com/watch?v=A_ivD7HqRWA
    https://www.youtube.com/watch?v=wXkfJg3u9dQ

  • Danke Heimdall für die Erklärung. Für mich als Westdeutschen der späten Generation X ist der rote Stern nur ein gepflanzter Zeitzeuge, ich habe kein Problem damit. Aber die Kritik ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen. Wenn Du jedoch mit Hakenkreuzen argumentierst dann möchte ich hinzufügen, dass erhaltene Hakenkreuze an Denkmälern heutzutage auch als Zeitzeugen stehen bleiben dürfen. Im Rahmen der alliierten Befreiung sowie späterer Renovierungen und Vandalismusaktionen existieren diese jedoch nur noch an eher unsichtbaren Orten. Vmtl. wäre der rote Stern nicht mehr da, wenn nach der Wende direkt eine Ungestaltung des Beets stattgefunden hätte.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ob Roter Stern oder Hakenkreuz ist fuer mich kein Unterschied. Die einen haben Menschen anderer Rassen, die anderen die Menschen anderer Klassen ausgerottet.

    Wenn man den Roten Stern belaesst, dann verharmlost man die gleich boese Ideologie. In Polen sind beide Symbole gleich verhasst. Mir graust es vor dem Anblick - ich wuerde das Beet zum Pfluecken freigeben.

  • PNN hatte schon am 20.10.2016 berichtet:

    "Außenanlagen am Marmorpalais sind fertig
    Die Schlösserstiftung schließt ihre jahrelangen Arbeiten an den Außenanlagen des Marmorpalais im Neuen Garten ab. Für insgesamt 1,9 Millionen Euro aus dem Masterplan-Fördertopf zur Rettung bedrohter Preußenschlösser seien die Ufermauer und das Südparterre des Schlosses saniert worden...."

    und weiter: PNN vom 27.10.16:
    "Marmorpalais fast fertig saniert
    Die Keimzelle des Neuen Gartens
    Noch vor dem ersten Spatenstich für das Marmorpalais und der Gestaltung des Parks pflanzte Friedrich Wilhelm II. am Ufer des Heiligen Sees seine Lieblingsbäume. Nun wurden sie nachgepflanzt."

    Der Heilige See mit dem Marmorpalais

    Die Bibliothek

    Hofansicht mit den wieder gepflanzten Bäumen.

    Außenansicht. Leider ist der hintere Teil des Umgangs noch gesperrt.

    Herbstliche Impressionen


    Eine kleine Beigabe: PNN vom 29.10.16 und MAZ vom 28.10.16

    "Joops Skulpturen zerstört"
    "Unbekannte haben zwei wertvolle Skulpturen auf dem Gelände der Villa Wunderkind vom Potsdamer Designer Wolfang Joop umgestoßen"

    Die Joop-Villa auf der anderen Seeseite.

    Fotos: Autor, 30.10.2016

  • Das Lokalblatt PNN berichtet heute über den Fortschritt bei der Sanierung von Schloss Cecilienhof, alles ist im Lot.
    Klick >> hier

    Erkennbar ist schon jetzt, dass die Schloss-Fassaden zukünftig eine etwas hellere Farbgebung bekommen, das orange-gelb aus DDR-Zeiten weicht der Farbe beige, siehe >> Bild

  • Da habe ich noch ein paar ergänzende Informationen:

    PNN 27.05.2008 "Neuguss der eisernen Schwäne"

    "Auf der Mitgliederversammlung stellte der Vorsitzende Peter Daniel den hals- und kopflosen Schwan vor, der sich von dem nach Kriegsende 1945 gesprengten und später durch eine Behelfsbrücke ersetzten Bauwerk erhalten hat. Der geborgene, aus Eisenguss bestehende Torso ist die Grundlage, um alle vier Schwäne nachzugießen, die der Brücke den Namen gaben."

    PNN 22.08.15 "DieSchwanenbrücke braucht Zeit"

    "Die vier eisernen Schwäne, die früher einmal die untere Brückenfassade schmückten, konnten lediglich durch großzügige Sponsoren neu gegossen werden, die 5000 Euro pro Schwan spendeten. Insgesamt kostete die Herstellung der Vögel, die 2011 in einer Werkstatt gegossen wurden, aber rund 35 000 Euro. Geformt wurden sie nach dem einzigen erhaltenen Schwan, der allerdings auch stark beschädigt war und restauriert werden musste.
    Wie Obermayr erklärt, fehlte der Kopf und auch das „Gefieder“ war stark beschädigt. Der Originalschwan ist bis zur Rekonstruktion der Brücke bei der Stiftung untergebracht, die anderen Figuren bei den jeweiligen Sponsoren. „Sie haben sich aber alle schriftlich verpflichtet, die Schwäne wieder herauszugeben, wenn die Brücke so weit ist“,so die Vereinschefin."

    Davon sind wir überzeugt... ;)

    Bei Potsdam Wiki finden wir mehr.


    Foto: Christoph Freytag, PNN

  • Nun, um mal sachlich zu argumentieren, ganz von der Hand zu weisen ist "Gardones" Kritik an der Erhalt des roten Sterns nicht. Es geht hier ja nicht um die Erinnerung an eine Konferenz..

    Doch, genau um die Erinnerung an diese Konferenz geht es, schließlich wurde der überdimensionale "Blumen-Stern" zu diesem Ereignis 1945 gepflanzt.
    Und dieser Stern dort in dieser Art ist eben keinesfalls eine angemessene Erinnerung an diese Konferenz.

    Der rote Stern als Symbol an sich hat natürlich keine vergleichbare Bedeutung wie das Hakenkreuz
    (auch wenn die Menschenverachtung von Stalins Sowjetunion der der Nazis kaum etwas nachstand).
    Mit der Logik, alle Symbole, unter denen millionenfaches Leid geschah, zu entfernen, dürfte dann i.Ü. etwa auch das Eiserne Kreuz nicht mehr verwendet werden (das u.a. groß auf allen Wehrmachtspanzern prangte, die in halb Europa einfielen oder in der Reichskriegsflagge der Nazis war).

    Entscheidend ist hier doch die Konferenz. Und mit deren Beschlüssen wurde die Grundlage für die Teilung des Landes und Berlins gelegt, rund ein Viertel des Landes ging faktisch für immer verloren, und vor allem: die Vertreibung von Millionen Menschen aus diesen Gebieten und weit darüber hinaus beschlossen bzw. (von den Westalliierten) abgenickt - Kollektivstrafen im Namen der Menschenwürde und des Weltfriedens.

    Wenn in den Vertragstexten dann auch noch davon gesprochen wurde, dass diese "Aus- und Umsiedlung" "in humaner Weise" erfolge, ist dies angesichts der tatsächlichen Vorgänge mit Hunderttausenden von Toten genauso zynisch, wie diese Beschlüsse mit Blumenarrangements zu cachieren...bzw. noch jahrzehntelang durch immer wiederholte Pflanzungen zu zelebrieren.

    Eigentlich wäre an dieser Stelle ein optimaler Platz für ein Mahnmal gegen Vertreibung.

  • Nachdem wir das Umfeld des Marmorpalais schon desöfteren in unvollendetem Zustand gesehen haben, hier ein Bild wies jetzt aussieht.
    Mir gefällts.



    Das hat leider nicht geklappt. :crying:

    ich probiers noch mal


    2 Mal editiert, zuletzt von Poztupimi (17. Oktober 2017 um 19:05)

  • Unter diesem Titel berichten die PNN vom 11.11.17:

    "Das Gästeappartement in der Beletage von Cecilienhof ist restauriert – und erstmals Teil des Museums"

    "Und ab dem heutigen Samstag werden die Schlossbesucher einige Zimmer zu sehen bekommen, die wahrscheinlich noch nie für die Öffentlichkeit zugänglich waren: In der Beletage des Schlosses, also dem ersten Obergeschoss, ist jetzt das frisch restaurierte Gästeappartement zu sehen. Es besteht aus Wohn-, Schlaf- und Badezimmer sowie einer Dienerkammer. In vergangenen Jahrzehnten diente diese kleine Wohnung im Schloss als Büro- und Besprechungsraum."

    Im Bericht ist das ebenfalls restaurierte Frühstückszimmer abgebildet. Hier zu sehen 1985, benannt als "Englisches Sekretariat".


    Quelle: Cecilienhof und der Neue Garten, Günther, Schönemann, 1985

  • Ich habe mir dieser Tage mal die Privaträume des Kronprinzenpaares im Obergeschoss in Cecilienhof angeschaut und war natürlich auch in der Gästewohnung, die erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Sehr schön!

    Wie immer, habe ich auch einen kleinen Blogbeitrag vom Besuch zusammengestellt. Wer mehr über die Privaträume des letzten deutschen Kronprinzen erfahren möchte, klickt hier.

    Gruß aus Potsdam

  • Passend zu Brandenburgers Beitrag und weil mich das Thema ungemein interessiert, habe ich auch einen passenden Zeitungsartikel der PNN hierzu gefunden:

    http://www.pnn.de/potsdam/1233003/

    PNN

    Geschmacklos finde ich eigentlich nur das Blumenbeet im Innenhof. Dass man daran weiterhin festhält finde ich schade - man rühmt sich hier ob der Geschichte und schwelgt hier im schönen preussischen Hohenzollernschloss und dann belässt man im Innenhof das Rote Stern Beet, das an ein Terrorregime erinnert, das idF die letzten Eigentümer vertrieben hat und auch ansonsten für so viele schreckliche Verbrechen vor, während und nach dem Krieg steht.

  • Na irgendwie muss man die Gräueltaten von Willi 2, die so untrennbar mit diesem Bau verbunden sind, doch relativieren! ;)

    Ich weiß nicht...Dass mir Cecilienhof von außen nicht gefällt, wusste ich schon. Allerdings ist das innere auch nicht mein Ding. Diese Tapeten und so sind natürlich durchaus repräsentativ, aber erinnern mich eher ans Wohnzimmer meiner Oma, als an die Residenz eines Kronprinzen. Die rosa Fliesen in ihrem Bad könnten auch aus den 70ern stammen...

    Danke dir dennoch für die Führung, Brandenburger.

  • Das grundsanierte Marmorpalais am Heiligen See.

    Und auch beim Schloss Cecilienhof gibt es Fortschritte bei der Sanierung - Nordseite.

    Westseite

    Der kleine, westliche Hof.

    Südseite

    Auch der Haupthof mit verblühtem Stern ist fast fertiggestellt.

    Der Schwerpunkt der Arbeiten befindet sich aktuell in den östlichen Flügeln.

    Nordost-Ecke.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Der 18.03.2018 war kalt. Vor allem starker Wind verschaffte den Eindruck: Mindestens -30° C. Das Ziel war die Meierei.

    Blick vom Marmorpalais über den Heiligen See.

    Hundekalt....

    Das grüne Haus.

    Geht man diesen Weg weiter, gelangt man an die Grotte

    Leider scheint sich hier kaum noch was zu bewegen. Schön aufgeräumt und gesichert. Mehr nicht...

    Also weiter zur Meierei. Da war es wenigstens warm...

    Fotos: Autor, 18-03.2018

  • Die MAZ (30.08.18) berichtete über die erfolgreich abgeschlossene Sanierung der Schloßanlage

    "Nach dreieinhalbjähriger Bauzeit sind die Hüllen am Schloss Cecilienhof gefallen. Das von 1913 bis 1917 im englischen Landhausstil errichtete Gebäudeensemble mit seinen 176 Zimmern ist fortan wieder so zu sehen, wie es Potsdamer und Gäste von Postkarten oder aus Bildbänden kennen. Zudem präsentieren sich viele Schlossräume mit einem neuen Beleuchtungskonzept. Auch wurden die prächtigen Gartenanlagen wiederhergestellt."

    "Die umfangreiche Sanierung des rund 100 Jahre alten Potsdamer Preußen-Schlosses Cecilienhof ist nach dreieinhalbjähriger Bauzeit abgeschlossen worden. Im Rahmen der Arbeiten wurden 11 500 Quadratmeter Fassade und 6500 Quadratmeter Dach erneuert. Die umfangreichen Baumaßnahmen kosteten insgesamt knapp zehn Millionen Euro."

    Hier kann man die Bildergalerie finden.

  • Sehr schoen geworden das Schloss, aber gleich als erstes Foto der rote Stern auf die Wiese?!?Zu Kotzen! Bei uns waere das verboten wie das Swastika! Und zwar zu recht! Das ist doch Symbol von schlimmste Moerder!

    Ich liebe eure Land, aber ganz, ich glaube man sagt dicht, seid ihr nicht.