Der Potsdamer Bahnhof der Berlin-Potsdamer Eisenbahn von 1838
Straßenseite (erster Bau)
Bild 1
Quelle: http://www.potsdam-wiki.de/index.php/Date…ahnhof_1850.jpg
Gleisseite (Umbau und Ansicht bis 1945)
Bild 2
Quelle: http://www.potsdam-wiki.de/index.php/Date…ahnhof_1923.jpg
Das Bahnhofsgebäude wurde im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und war ausgebrannt. Aber Außenmauern des Gebäudes standen. Es wurde, wie so vieles in Potsdam, in den 50er bis 60er Jahren abgerissen. (1. Abrißwelle)
Zum Bahnhofsgelände gehörte das älteste Bahnbetriebswerk Europas, zuletzt war es das RAW Potsdam. Eine ganze Reihe von besonderen Eisenbahnbetriebsbauten, gleichzeitig besondere Zeugnisse der Industriegeschichte, waren auf diesem Gelände vereint:
- ein Ringlokschuppen mit Drehscheibe,
- ein Wasserturm (denkmalgeschützt),
- mehrere Wagenhallen, die Älteste aus der Zeit der Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft (denkmalgeschützt),
- eine weitere Wagenhalle mit zwei offenen Schmieden in der Halle,
- zwei Schiebebühnen,
- mehrere Holz-Fachwerk-Lagerhallen...
Die 2. Abrißwelle begann 1999 mit der Deutschen Bahn AG: für den Neubau des Hauptbahnhofs Potsdam, der Potsdam fast das Weltkulturerbe gekostet hat.
Bild 3, Position in etwa vergleichbar dem Bild 2
Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20070801005342
Für den Neubau des Hauptbahnhofes wurden der historische Ringlokschuppen mit der Drehscheibe abgerissen. In diesem wurde, nach der friedlichen Revolution 1990, der letzte Kaiserwagen entdeckt, der auch noch im RAW Potsdam äußerlich restauriert wurde, ehe er nach Berlin, in das Technische Museum, zur Innenrekonstruktion kam.
Bild 4: Kaiserwagen beim einzigen Salonwagentreffen in Potsdam 22.-23.05.1990; man beachte den wunderschönen Verwaltungsbau im Hintergrund, typischer geht es kaum (ist weg)
Zum Abriß des Lokschuppens gesellten sich diverse Verwaltungs- und Wohnbauten der Eisenbahn, der denkmalgeschütze Wasserturm und zwei Gleise der ebenso geschützen, ältesten Wagenhalle. Den Wasserturm musste die Bahn hernach wieder orginalgetreu rekonstruieren.
Blick auf die ehemalige Drehscheibe und den, damals noch originalen Wassertrum beim Salonwagentreffen (Bild 5):
Heute sieht das so aus (natürlich kann man von der alten Position den Turm nicht mehr sehen, an der Position des Salonwagens aus dem Bild 5 steht heute das Gebäude des Bahnhofs):
Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pots…-01-11-2007.jpg
Blick vom Bahnsteig auf den Ringlokschuppen Dezember 1990 mit den dahinter befindlichen ehemaligen Gründerjahre-Mietshäusern, die ebenfalls im Zuge des Bahnhofsneubaus abgerissen wurden:
Blick auf die damals noch vollständige Wagenhalle von der Berlin-Potsdamer Eisenbahn (ein halbes Jahr zuvor hatte ich noch Schwarz-Weiss Fotografiert):
und in Farbe:
nochmals der Ringlokschuppen, verdeckt von einer Donnerbüchse (damals lag mein Fokus noch auf die beweglichen "Industriebauten", nachdem die fast gänzlich verschwunden sind, musste ich mich zwangsläufig den "unbeweglichen" zuwenden):
hier die Gebäude der RAW-Verwaltung, ebenfalls aus der Zeit der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, ebenfalls im Zuge des Bahnhofsneubaus abgerissen:
Quelle: Bilder RAW_23 bis RAW_30.jpg bei mir.
Aber damit nicht genug! Mit der 3. Abrißwelle wurde 2008 das restliche Gelände planiert: alle Bauten, die sich zwischen der ältesten Wagenhalle und der Wagenhalle "Neue Halle" von ca. 1890 befinden, wurden abgerissen. Beide Schiebebühnen, mehrere Fachwerk-Lagerhallen aus der Zeit der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, das große Verwaltungsgebäude mit großem Festsaal und auch alle Neubauten aus der DDR-Zeit (die hier mal nicht störten, sondern ergänzten).
Auch an die älteste und denkmalgeschütze Wagenhalle der Berlin-Potsdamer Eisenbahn wurde Hand angelegt. Zwei Gleise (siehe Bild 11) im vorderen Bereich wurden in einer Nacht-und Nebel-Aktion abgerissen. Die Wagenhalle bleibt kastriert und hat nun eine Ziegelsteinverblendung vor der eingerissenen Seite bekommen.
Älteste, unter denkmalschutz stehende Wagenhalle aus der Zeit der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, zwei Gleise abgerissen; die davor befindliche Straßenführung mit Bushaltestelle ist anscheined wichtiger als eine historisch korrektes Wiederherstellung (Bild 11):
Verwaltungsgebäude mit großem Veranstaltungssaal abgerissen:
abgerissen:
Schiebebühne aufgebockt auf ca 2 Meter hoher Mauer:
ca. 150 - 100 Jahre alt, abgerissen:
Stahl-Fachwerk-Wagenhalle, ebenfalls aus der Zeit der Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft, abgerissen:
und von innen:
daneben DDR-Plattenbeton-Wagenhalle abgerissen:
Schiebebühne und Wagenhalle im Hintergrund abgerissen:
aus der Gegenrichtung:
Erweiterungsgebäude "Neue Halle" steht noch:
Esse:
und Stanze:
Außen, zur Straßenseite:
Aufnahmen RAW_01 bis RAW_30.jpg: Aufnahmen vom 21.12.2007, im Januar 2008 rückten die Bagger an... Rechte bei mir.
Es mussten 170 Jahre Bahngeschichte weichen! Ich denke, anhand der Aufnahmen wird deutlich, wie unterschiedlich die Architektur auf dem Gelände war. Das gesamte Gelände hätte unter Denkmalschutz gehört, mit allen Ausprägungen und jeglicher historischer Über- und Umformung...
Leider war es am besagten Dezembertag 2007 extrem kalt, meine Akkus der Kamera leer und zu allem Überfluß auch noch die Speicherkarte voll. So musste ich bei jeder Aufnahme entscheiden, ob ich die mache, sie bleibt, oder gelöscht wird. Und leider habe ich bei der Dringlichkeit der Aufgabe (ich wußte, das das bald verschwinden wird, nur nicht was), die Holz-Fachwerk-Lager-Gebäude nicht fotografiert...
Auf dieser Brache entsteht gerade eines der Neubaugebiete des "Neuen Potsdams". Qualität: sanierte Platte.
Quelle: http://www.pnn.de/potsdam/250511/
Ein einmaliges Ensamble von 170 Jahren Industrie-Architektur, nicht nur von deutschlandweiter, sondern von europäischer Einzigartigkeit - einfach abgerissen für Architektur a la sanierte Platte.
Das Ganze darf man hier noch mal unter dem Stichwort "Sarnierungsmanagement" nachlesen: http://www.gudconsult.de/projekt.php?id=00125&kat=01. Gratis dazu: Luftbildaufnahme eines der Neuen Halle, die noch steht, dazu Bild in jenes Gebäude mit einer der beiden Schmieden.
Dazu die Herren Architekten, die ihrem Berufszweig mal wieder aller Ehre gereichen: http://images.google.de/imgres?imgurl=…%26tbs%3Disch:1
Natürlich will Potsdam nun mit diesem "Glanzstück" nicht mehr in Zusammenhang gebracht werden. Daher ist die Seite in postam.de auch nicht mehr existent. Nur noch im Google-Cache zu finden: http://209.85.135.132/search?q=cache:jhOZBzuTYuwJ:www.potsdam.de/cms/beitrag/10039236/615092/+Potsdam+RAW&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de]http://209.85.135.132/search?q=cache:jhOZBzuTYuwJ:[url]www.potsdam.de/cms/beitrag/10039236/615092/+Potsdam+RAW&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de]www.potsdam.de/cms/beitrag/10039236/615092/+Potsdam+RAW&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de]www.potsdam.de/cms/beitrag/10039236/615092/+Potsdam+RAW&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de]http://209.85.135.132/search?q=cache:jhOZBzuTYuwJ:[url]www.potsdam.de/cms/beitrag/10039236/615092/+Potsdam+RAW&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de Wie lange noch?
Der Zustand von 2007 ist bei Bing noch zu sehen: http://www.bing.com/maps/?FORM=Z9L…DYyNTg1MDY3NQ==
Das Entsätzliche an der ganzen Geschichte: es passiert gerade noch einmal mit der Potsdamer Speicherstadt. Hier habe ich gerade eine neue Foto-Serie des Untergangs geschossen.
Ach ja, der Straßenbahnhof von 1901 ist auch schon weg und überbaut mit einer "wunderschönen" Feuerwehr.
Was die DDR nicht schaffte, schafft man nun...
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Nur Ergänzend: das Gegenstück zum Potsdamer Bahnhof in Potsdam war der Potsdamer Bahnhof in Berlin:
Quelle: http://www.preussen-chronik.de/bild_jsp/key=bild_483.html