Duisburg - Mercator-Quartier

  • Zitat von erbse

    (...) Was den Erhaltungsgrad der Stadtkerne angeht, da dachte ich immer, dass Dortmund im Ruhrgebiet die Nase vorn hatte, vor dem Krieg?!

    Hier ist eine ganz schöne Luftaufnahme von 1924. Man sieht das Rathaus, von dem heute nur noch ein Bruchteil vorhanden ist, und die Salvatorkirche, natürlich noch mit Turmspitze und Dachreiter. Hoffentlich wird der Turmhelm auch noch irgendwann wieder draufgesetzt.

  • Irgendwie geht das Rekonstruktionsprojekt in Duisburg etwas unter, was schade ist. Auch wenn im Ruhrgebiet eigentlich Hopfen und Malz verloren ist, so sind solche Ansätze der Verbesserung des Istzustandes doch sehr lobenswert.

    Die Stadt hat nun den Grundriss des neuen Quartiers inklusive der Rekonstruktionen veröffentlicht. Es sieht zumindest wieder vom Grundriss her nach Stadt aus. Für die Architektur muss das noch nix heißen, aber zumindest gibt es einen Blockrand. Allein das ist schon mal eine super Verbesserung. Dazu noch die Rekos.

    Wenn man bedenkt, wie sich andere Städe selbst mit solchen Schritten schwer tun, dann geht man in Duisburg zumindest in die richtige Richtung. Jetzt hoffen wir, dass auch bei der Architektur etwas ordentliches bei rum kommt. Allein wenn man mal wieder auf echte Dächer setzen würde (vgl.Frankfurt) wäre für das Stadtbild schon viel getan.

    http://geoportal.duisburg.de/scripts/pbv/showFile.php?id=1793

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich wollte auch gerade ähnliches posten. Hier noch ein Link mit der aktuellen Projektbeschreibung: duisburg.de

    Mindestens die Rekonstruktionen des Mercatorhauses und des Ott-Vogel Hauses scheinen sicher zu sein. Hinzu kommt eventuell noch ein weiteres Gebäude (Kepplershof).

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Definitiv ein erfreuliches Projekt. Bin heute nach langer Zeit dafür mal wieder durch die alte Duisburger Bahnhofshalle gefahren, die ja im kommenden Jahr abgerissen wird. Nach dem Abriss der baugleichen Hallen in Düsseldorf und Stuttgart ist es das letzte Beispiel einer Mischform aus Bahnsteigdächern und -halle mit dampflokbedingter Dachöffnung über den Gleisen. Aus meiner Sicht ein klares Baudenkmal aber leider wohl nur aus meiner. Allerdings wiegt städtebaulich die Rekonstruktion des Mercator-Quartiers da schon schwerer.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • (...) Eine Absage bekam jedoch die mehrfach geäußerte Idee, die Fassaden der Neubauten komplett am historischen Vorbild zu orientieren. „Wir werden daraus kein Altstadtquartier machen, sondern Alt und Neu so verbinden, dass sich der mittelalterliche Städtebau wiederfindet“, stellte Tum klar. (...)


    Kein Altstadtquartier? Wieso wird dann immer von "Duisburgs Altstadt" geredet? Auf diese Verbindung von Alt und Neu bin ich echt mal gespannt. Laut dem Modell wird es nur im Inneren des Quartiers einige Satteldächer geben. Außen wird wohl alles mit den üblichen Flachdächern zugestellt.

  • Es sind einige neue Visualisierungen zum Quartier erschienen. Sieht insgesamt nicht so schlecht aus, allerdings ziehen die primitiven und monotonen Fenstergestaltungen die ganze Optik in den Keller. Fenstergewände und -gliederungen sowie Gesimse sollten unbedingt noch in die Fassadenentwürfe eingearbeitet werden, sonst wird das ganze eben kein "Schmuckstück", wie der OB meint. Der große Umfassungsblock um das Mercatorhaus könnte m. E. auch ein wenig zarter ausfallen...

    Städtebaulicher Entwurf für das Mercator-Viertel Duisburg fertiggestellt - Stadt Duisburg

    Neues Altstadtviertel in Duisburgs Herz nimmt Formen an - Westdt. Allg. Zeitung

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • War nicht mal die Rede von mehreren Rekonstruktionen? Gründerzeit-Haus, Barock-Palais, oder so? Die sind nun wohl heimlich wieder gestrichen worden.

    Mit dem Baubeginn 2017 war das auch nichts. Ein weiteres Jahr müssen wir warten. Vielleicht werden die Entwürfe in der Zeit noch etwas verbessert.

  • Es sind einige neue Visualisierungen zum Quartier erschienen. Sieht insgesamt nicht so schlecht aus, allerdings ziehen die primitiven und monotonen Fenstergestaltungen die ganze Optik in den Keller. Fenstergewände und -gliederungen sowie Gesimse sollten unbedingt noch in die Fassadenentwürfe eingearbeitet werden, sonst wird das ganze eben kein "Schmuckstück", wie der OB meint. Der große Umfassungsblock um das Mercatorhaus könnte m. E. auch ein wenig zarter ausfallen...

    Städtebaulicher Entwurf für das Mercator-Viertel Duisburg fertiggestellt - Stadt Duisburg

    Neues Altstadtviertel in Duisburgs Herz nimmt Formen an - Westdt. Allg. Zeitung

    Mir fallen auf der abendlichen Visualisierung vor allem die Satteldächer mit unzähligen großen Dachfenstern auf. Das geht gar nicht. Hat sich die Erfindung der Dachgaube eigentlich noch nicht bis Duisburg herumgesprochen?

  • Kann sich noch jemand an folgende Behauptung aus der Rheinischen Post erinnern?


    (...) Historisch rekonstruiert werden ein Barockpalais an der Ecke Oberstraße und Bohnengasse, Gründerzeitfassaden an der Gutenbergstraße und wie berichtet das Mercatorhaus an der Ecke Oberstraße und Steinsche Gasse. (...)

    Nun, da ich von den vielen Rekonstruktionen danach nie wieder etwas gehört habe, schrieb ich die Stadt Duisburg an. Hier ist nun ein Teil der erhaltenen Antwort:


    Zitat von Stadt Duisburg

    (...) Bedeutende Strahlkraft im Viertel soll durch die Rekonstruktion des Mercatorensemble, bestehend aus Mercatorhaus sowie Ott-Vogel Haus, erzeugt werden. Von darüber hinaus gehenden Rekonstruktionen habe ich aktuell keine Kenntnis. Im übrigen Plangebiet ist eine moderne Architektursprache vorgesehen. (...)

    Um es mal ganz deutlich zu sagen, - Die RP hat einfach Blödsinn berichtet. Eigentlich sehr schade.

  • Mal wieder etwas Neues zum Mercator-Viertel. Im DAF sind überarbeitete Entwürfe zum Quartier online.

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…75&postcount=75

    Eine Seite zum Quartier gibt es auch:

    http://mercatorviertel.de/#top

    Zudem die Seite der Stadt Duisburg
    https://www2.duisburg.de/micro2/pbv/pla…00000352465.php

    Ich muss sagen, wenn man sieht, was in Lübeck und Frankfurt möglich ist, dann ist das Quartier schon eine Enttäuschung, wo wesentliche Chancen leider nicht genutzt wurden. Es erinnert leider mehr an ein Qutlet-Center als an ein lebendiges innerstädtisches Quartier, was einfach an der fehlenden architektonischen Qualität der Einzelbauten liegt, welche nichts anderes als reine Füllbauten sind. Wenn man damit aber ganze Straßenzüge baut, helfen auch histroische Zitate wie Dächer nichts, es bleibt unbefriedigend. Es ist schade, dass man sich nicht das Lübecker Modell zum Vorbild genommen hat, wo mit wenig Mehraufwand ein ganz anderes Ergebnis erzielt wurde!

    APH - am Puls der Zeit

  • Kann nicht vielleicht Stadtbild Deutschland eine Stellungnahme abgeben und an den Oberbürgermeister und die Kommual-Fraktionen in Duisburg versenden? Darin sollte Bezug auf die Vorbilder Frankfurt und Lübeck genommen werden, hinter die das Projekt in Duisburg qualitativ bislang abfällt. Vielleicht ist ja noch etwas zu retten, wenn man sich beeilt.

  • Die typische gegenwärtige 08/15-Architektur nach DIN-Norm. Einfach nur primitive Baukörper vom Reißbrett ohne Profil und Charakter. Monoton und banal. Satteldach als Zugeständnis, das Höchste der Gefühle.

    In dubio pro reko

    2 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (19. Januar 2018 um 11:50)

  • Handelt es sich denn da überhaupt um fertig ausgearbeitete Architekturentwürfe? Für mich sieht das eher nach Baumassenstudie aus... :huh:

    Die einzelnen Baufelder sollten einfach einzeln an verschiedene private Bauherren vergeben und mit gewissen Vorgaben versehen werden (z.B. klassische Fensteranordnung, Dachneigung), dann kann dort etwas Großartiges und Vielfältiges entstehen. Vielleicht keine neue Altstadt, aber zumindest ein lebendiges, durchmischtes und abwechslungsreiches Quartier.

  • Handelt es sich denn da überhaupt um fertig ausgearbeitete Architekturentwürfe? Für mich sieht das eher nach Baumassenstudie aus...

    Dafür erscheinen mir die architektonischen Details schon viel zu konkret. U.a. die merkwürdig klobigen Satteldächer mit den übergroßen Fensterflächen.
    Wie gesagt, Stadtbild sollte hier rasch mal bei den Entscheidungsträgern mit Vorschlägen vorstellig werden.

  • Manche Leute haben wirklich skurrile Sorgen. Normalerweise sorgt man sich, dass ein Problemviertel mit sozialem Sprengstoff entstehen könnte, z.B. bei Hochhaus-Trabantenstädten a la Banlieue. Anwohner Wolfgang Esch hat indes die Sorge, dass mit dem Neubau des Mercatorviertels die Sozialstruktur "nach oben kippt". Er habe die Befürchtung, "dass das untere Drittel der Bevölkerung dort künftig gar nicht mehr vertreten ist". Also, keine Großfamilien, keine Hartz IV-Empfänger und keiner, der vormittags mit der Bierflasche auf der Bank sitzt, im neuen Mercatorviertel? Unfassbar...

    Also, ich kann ja noch Sorgen vor steigenden Mieten verstehen, durch die einkommensschwächere Menschen aus Innenstadtlagen verdrängt werden. Aber, hier existiert nur eine Brache. Niemand wohnt dort derzeit und kann verdrängt werden. Es werden Wohnungen geschaffen. Und diese kosten Geld. Es versteht sich, dass diese Kosten über ein gewisses Verkaufs- und Mietniveau wieder eingespielt werden. Es werden also vermutlich Besser-, zumindest Normalverdiener in das Mercator-Quartier ziehen. Was ist daran bitte schlimm?

    Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die Stadt Duisburg in einer prekären Finanzlage steckt. Zwar konnte nun einige Jahre immerhin ein ausgegelichener Haushalt vorgelegt werden. Wie das aber bei einer Anhebung der Zinsen aussehen wird, die irgendwann wieder kommen wird, ist eine ganz andere Geschichte. Zudem hat die Stadt eine Gesamtverschuldung in Höhe von 2,12 Milliarden Euro. 1,56 Milliarden Euro davon sind so genannte Liquiditätssicherungskredite - also Kredite, die die Zahlungsfähigkeit der Stadt sicherzustellen sollen - und 560 Millionen Euro Kredite für kommunale Investitionen. Der größte Ausgabeposten ist mit 237,1 Millionen Euro pro Jahr der Bereich Soziales. Angesichts dieser Kenntnis und Storys, wie jenen von den vor dem Jobcenter mit Luxuskarossen vorfahrenden Sozialhilfeempfängern, sich darum zu sorgen, es könnten zu viele normalverdienende Steuerzahler ins neue Mercatorviertel ziehen, ist reichlich an der Realität vorbei gedacht.

    Schlimmer ist vielmehr die Fassadengestaltung des Quartiers. Zwar schreibt rp-online mit kritischem Unterton "Das Mercator-Quartier sieht in der Modellgrafik schon ziemlich edel aus", aber ich erkenne da wenig Edles. Ist die gezeichnte Frau mit dem Boutique-Täschchen im Vordergrund gemeint? Ansonsten sehe ich eine ziemlich monotone Fassadenreihung, die zumindest in Backstein ausgeführt ist, und scheinbar nicht traditionell gedeckte Dächer mit zu großen Fenstereinschnitten. Es bedürfte dringend einer traditionellen Dacheindeckung und einer etwas besseren Gliederung der Fassaden. Wenigstens einige Gesimse und Fensterrahmungen sollten als Minimum doch drin sein, um der Monotonie entgegen zu wirken. Die Zeit drängt, denn Baustart soll 2019 sein.

    Quartier nicht nur für Besserverdienende
    https://rp-online.de/nrw/staedte/du…de_aid-32777197

    Richtig erfreulich ist einzig dies:

    Historisches Mercatorhaus soll im Jahr 2021 fertig sein
    https://www.waz.de/staedte/duisbu…d215115841.html

  • Ich habe mir das Mercator Quartier und Duisburg vor einigen Wochen angeschaut und war doch sehr verwundert, auch weil ich zugebe, dass ich Duisburg bis dahin nicht kannte.
    Erstens ist das Areal mega zentral, also um ehrlich zu sein ist es das Zentrum vom Zentrum, das war mir vorher nicht so klar. Und zweitens ist die Fläche riesig. Das wird einem erst klar, wenn man davor steht und Mitten in Duisburg diese fast skurile Brache erlebt. Vor dem Hintergrund ist die jetzige Planung schon etwas enttäuschend, denn wie in Lübeck oder Frankfurt hätte man viel mehr Abwechslung, Sorgfalt und Energie und ja, auch Geld in dieses Projekt investieren müssen!!!
    Denn man baut hier nicht in Randlage, sondern entsprechend des Beispielen aus Lübeck oder Frankfurt direkt im Zentrum der Stadt. Einem Ort, der die Erscheinung der Stadt maßgeblich prägen wird. Das man das Mercator Haus rekonstruiert, ist sehr löblich (und in NRW leider nicht unbedingt zu erwarten), dass die restlichen 95% des Areals aber so uniform und inspirationslos daher kommen, ist dann aber schon sehr enttäuschend. Da wäre viel mehr drin gewesen!

    APH - am Puls der Zeit

  • Zitat von Wissen.de

    (...) Erstens ist das Areal mega zentral, also um ehrlich zu sein ist es das Zentrum vom Zentrum, ... (...)


    Na ja. Das Zentrum vom Zentrum, würde ich jetzt nicht unbedingt sagen. Zumindest ist das eine Ansichtssache. Für mich ist das Zentrum die Königstraße, zwischen dem Theater und dem FORUM Einkaufszentrum. Der Bereich an der Salvatorkirche und dem Rathaus, ist, aus meiner Sicht, eher etwas abgelegen. Das liegt aber sicher auch an den überdimensionierten Straßenschneisen, die das Stadtzentrum zerschneiden. An der Staßensituation wird sich ja leider nichts ändern. Das neue Viertel liegt dann, wie eine Insel, in der Mitte. Was dort entsteht, ist auf jeden Fall besser als das, was vorher da war. Aber eine bessere Anbindung, ein Zusammenwachsen der Innenstadt, wird so nicht gelingen. Dazu hätte man einige Straßen verschmälern, oder zu Fußgängerbereichen umgestalten müssen.

    An der Architektur lässt sich wohl nichts mehr ändern. Da war die Meinung des gemeinen Bürgers auch scheinbar nicht gefragt. Zumindest blieb meine Anfrage damals unbeantwortet.

    Das Mercatorhaus ist später zwischen monotonen Fassaden mit Riesenfenstern eingeklemmt. Es wird eher wie ein Fremdkörper wirken und dem gesamten Bauprojekt nicht viel helfen. Aber ich lasse mich gern überraschen. Wenn es losgeht, werde ich gern Bilder vom Baufortschritt machen.