Dresden - die Äußere Neustadt

  • Die Königsreal Invest aus Berlin plant den von 1962 bis 1964 errichteten Postkomplex auf der Königsbrücker Straße ab dem Frühjahr 2014 zu sanieren. In dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden, für deren Planung und Errichtung u.a. die Architekten Kurt Nowotny und Wolfram Starke verantwortlich zeichneten, sollen Wohnungen entstehen. Hoffentlich führen die Maßnahmen zur Wiederherstellung der in einer vorhergehenden Sanierungs-Kampagne beseitgten Fassade, die dem Bau eine gewisse Eleganz verliehen hatte.

    Hier die Meldung aus der SZ vom 14.12.2013:

    http://www.sz-online.de/nachrichten/ne…st-2731200.html

    Hier findet sich ein Link zur Entstehung und Architektur des Gebäudekomplexes:

    http://das-neue-dresden.de/post.html

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die SZ berichtete am 4. Januar 2014 über den aktuellen Stand der Planungen am Albertplatz.
    Demnach stehe der Händlerbesatz für das kleine Nahversorgungszentrum mitterweile fest. So ziehen neben Edeka, MediMax und Rossmann, auch Aldi Nord und Alfons Schuhbeck mit einem seiner mittlerweile landesweit bekannten Gewürzläden ein. Außerdem stehe man in Verhandlungen mit diversen Backwarenanbietern. Für die Büroetagen seien die Verhandlungen jedoch noch nocht sonderlich weit gediehen.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/st…us-2744135.html

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • So, nun kommt die Katze aus dem Sack. Es ist ja schon länger in der Diskussion, dass das schlichte, aber wohlgeformte Haus unweit von Pfunds Molkerei an der Bautzner Straße im Hungerstil abgerissen und durch einen glaslastigen Neubau ersetzt werden soll und soeben entdeckte ich das folgende Exposé auf reppe.de...

    Toll sind, neben der architektonischen Meisterleistung an sich, vor allem die formschönen Brandwände. Das hat man ja geschickt hinbekommen.

    Entschuldigung meine Damen und Herren....Man möchte brechen... :kotz:

    Quelle: http://www.reppe.de/Expose.96.0.html?&exposenr=R8135


    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Ist das schrecklich … -_- Sowas kannst im großstädtischen Berlin irgendwo in eine unwichtige Nebenstraße setzen, wo schon ähnliches steht, aber doch bitte nicht ins filigrane Dresden in eine so wichtige Straße! Das ist einfach unglaublich. Wird auch nicht lange dauern, bis paar Leute aus der Neustadt an die weißen Wände Farbbeutel werfen. ;D Es ist einfach unglaublich, was für ein Schrott diese Stadt erfahren muss.

    Der Witz auch: Auf der Seite steht folgendes: „In unmittelbarer Nähe vom Objekt befindet sich die "Pfunds Molkerei". Diese gilt als der schönste Milchladen der Welt und wurde 1998 ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Sie hat ihren Stammsitz in der Bautzner Straße 79 in Dresden und ist eine der Touristenattraktionen der Stadt.“ Ja wunderbar, dass man diesem wunderschönen Laden (warum wohl?) so einen Klotz entgegen setzt …

  • Das völlig sinnfreie Freilassen der Brandmauer, auch wenn das sogar noch vermarktbaren Raum kostet, kann ich nur als Provokation durch gezielten Bruch werten. Unfassbar schlecht.

  • Der Abbruch des im Kern barocken Vorstadthauses ist natürlich ein Skandal, der vor einem ähnlichen Hintergrund stattfinden dürfte, wie so mancher Abriss in Chemnitz. Wirklich traurig!

    Die "Kritik" am Neubau kann ich jedoch nicht teilen. Zwar gefällt mir persönlich der Entwurf auch nicht, aber zumindest kann ich hier endlich einmal einen gewissen Anspruch erkennen, der etwa 95% aller sonstigen Bauprojekte in Dresden tatsächlich abgeht. So halte ich beispielsweise die Schaffung eines kleinen Stadtplatzes innerhalb des engen Straßenzuges für eine gute Idee, die die Bautz'ner durchaus bereichern könnte. Wenn schon "modern", dann bitte so oder ähnlich!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Welcher "kleine Stadtplatz"? Es handelt sich hier um eine Einbuchtung von allenfalls wenigen Metern. Die könnte höchstens dazu dienen, dass ein dort eventuell geplanter Gastronomiebetrieb drei Tischchen für Raucher hinstellt, was er vielleicht auch auf dem Gehweg kann, wenn dieser breit genug ist. Ansonsten schafft eine solche Einbuchtung nur Unruhe in der Straßenflucht und legt eine hässliche Brandmauer frei. Ich behaupte, dass diese destruktive "Störung" gewollt ist. Ohne Not übrigens, denn man könnte die seitliche Glasfront bis zur Straßenflucht weiterziehen, würde die Brandmauer verdecken, würde mehrere kleine Räume zusätzlich gewinnen, und der "Stadtplatz" bliebe - wenn auch geringfügig verkleinert - trotzdem erhalten. So wird die Brandmauer rasch als Graffitifläche, Hundepissecke und eventuell Aufstellfläche für einen Zigarettenautomaten herhalten. Und ich betone nochmals, das ist sogar zumindest als "Kollateralschaden" mit einkalkuliert, nur um nicht der "spießigen" Straßenflucht folgen zu müssen.

    Übrigens spreche ich aus Erfahrung. In Frankfurt gab es als Folge des Nachkriegs-Wiederaufbaus ähnliche Experimente mit solchen Rücksprüngen aus der Straßenflucht. Sie haben nur hässliche Brandwandpanoramen und Unruhe hinterlassen. Teils wurde die Verbreiterung des Stadtraumes dann wieder mit Buden gefüllt, was den Gedanken dann konterkarierte.
    Eine Ansicht vom Oeder Weg (rechte Seite): http://www.frankfurt-nordend.de/Images/oederweg08.jpg
    Alles gescheiterte alte Hüte.

    2 Mal editiert, zuletzt von Heimdall (8. Januar 2014 um 17:33)

  • Die "Kritik" am Neubau kann ich jedoch nicht teilen. Zwar gefällt mir persönlich der Entwurf auch nicht, aber zumindest kann ich hier endlich einmal einen gewissen Anspruch erkennen, der etwa 95% aller sonstigen Bauprojekte in Dresden tatsächlich abgeht. So halte ich beispielsweise die Schaffung eines kleinen Stadtplatzes innerhalb des engen Straßenzuges für eine gute Idee, die die Bautz'ner durchaus bereichern könnte. Wenn schon "modern", dann bitte so oder ähnlich!


    Sorry, Bilderbuch, aber eine Vielzahl deiner letzten Beiträge kann ich leider nur noch schwer nachvollziehen. Auch ich versuche ja, modernes Bauen bei qualitativer Ausführung durchaus wohlwollend zu begleiten, mein Avatar unterstreicht dies durchaus beabsichtigt. Den Abriss von denkmalgeschützten Bauten wie in Chemnitz zu legitimieren oder diesem "Entwurf" Anspruch zu attestieren, damit kann ich einfach nicht mehr konform gehen, sorry.

    Dieser Entwurf konterkariert eigentlich alles, was den Stadtraum hier ausmacht. Er bricht bewusst mit allen Strukturen und will nur eins, um jeden Preis auffallen. Wie man in dieser "Bushaltebucht" bestückt mit Bäumen einen Stadtplatz sehen kann, da fehlt mir vielleicht einfach die Fantasie. Für mich ist es eher ein gewollter Bruch der Blockstruktur mit dem Nebeneffekt, dass man einen schönen Blick auf die Brandwände hat. Wenn das für Qualität steht, dann bin ich einfach raus, sorry.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich muss bilderbuch recht geben. Der Abriss an sich ist der Skandal, da gibt es nichts zu beschönigen. In einer Stadt wie Dresden mit gezählten Altquartieren hätte ein solcher niemals erfolgen dürfen. Die Fassade wirkte zudem wirklich noch barock.
    Der Neubau stellt unter diesen Umständen noch eine gewisse Schadensbegrenzung dar und verfolgt eine "Taktik", die man auch bei Wiederaufbauhäusern in Wien verfolgen konnte: durch die Versetzung nach hinten wird die historische Straßenansicht nur wenig gestört. Das Haus ist, wenn man nicht unmittelbar davor steht, nicht sichtbar.
    Aus Galerie Wien-Landstraße:

    Auch die weiße Akzentuierung der Feuermauer hat einen gewissen Sinn, Heimdall, da sie auf den linken Massivteil Bezug nimmt und eine gewisse Symmetrie andeutet. Die Form wird dadurch ein wenig vertrackter (=qualitätsvoller).
    Aber wie gesagt: Das hätte nicht passieren dürfen, und da erübrigt sich jegliche Diskussion. Die Frage nach der Qualität des Neubaus ist zweitrangig und wäre es auch im Falle einer Replik bzw eines Anpassungsbaus gewesen. Solche Straßenzüge und Häuser müssen in einer Stadt wie DD einfach erhalten werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • An die Kommentatoren der letzten Beiträge: Bitte seht Euch das Bild des geplanten Neubaus doch einmal länger als eine Sekunde an. Zwar gibt es einen Rücksprung. Dieser beginnt aber nicht schon am Nachbarhaus, sondern liegt in der Fassadenmitte. Die Brandwand ist als nirgendwo zu sehen.

    Damit möchte ich nichts über die Qualität des Entwurfes aussagen, sondern soll lediglich ein Plädoyer dafür bringen, auch Architekturen die man prinzipiell ablehnt, trotzdem ersteinmal genau anzusehen, bevor man sie verdammt.

  • Nein, Heimdall. Mir ist der präpotent-schulmeisternde Stil des Novizen auch auf den Keks gegangen, aber er hat wohl recht (leicht ist es wirklich nicht zu sehen, bei dem vielen Weiß): das ist keine Brandwand, sondern ein Teil des Neubaus. Die Brandwand des Nachbarbaus sieht man nur im Dachbereich.
    Was ändert das? In meinen Augen nix, wird nur etwas unorigineller.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wer sich bei googlemaps mal die Umgebung ansieht und sich dann vorstellen muss,dass einer der wenigen noch halbwegs homogenen Straßenzüge mit diesem Unbau zerstört werden soll,der kann diesen Bau in einem Forum für Rekonstruktionen doch nicht wirklichin irgendeiner Weise auch nur ansatzweise loben. Für mich ist das aktive Stadtzerstörung.

    APH - am Puls der Zeit

  • Da ist wirklich - außer im Mansardbereich - keine Brandwand zu sehen. Damit hätten wir diese Frage geklärt!

    Nun ist nur noch die Frage zu klären, ob der Architekt eine bewusste Störung provozieren wollte und dabei unterirdisch-nievaulosen Schrott entworfen hat. Das er seinen Entwurf bewusst formulierte, möchte ich hoffen. Ich setze es gleichsam voraus. Das er eine "Störung" darstellt und damit provoziert, sollte ebenfalls klar sein.
    Nun ist es aber nicht so, dass es sich bei diesem Abschnitt der Bautz'ner um einen homogenen Straßenzug handeln würde. Stattdessen finden sich hier einige Brachflächen, eine heterogene Bebauung der Kaiserzeit (ungewöhnlich unterschiedliche Traufhöhen, Lücken, Neorenaissance und Reformstil) und mehr oder weniger angepasste Neubauten der 90'er Jahre. Letztere kann man natürlich zum Vorbild nehmen und sich dann freuen, was für eine tolle Unarchitektur man geschaffen hat. Unauffälligkeit um jeden Preis! Etwas anderes würde wohl nicht raus kommen.
    Aber kann man das wollen und soll man die durchschnittlichen Gründerzeithäuser (Achtung! Das soll keine Abwertung der Gründerzeitarchitektur im Allgemeinen sein!) zur einzig wahren Architektur erklären, der sich keine weiteren Architekturen hinzugesellen dürfen? Ich jedenfalls bin froh, dass an dieser Stelle, wo man es durchaus wagen kann, sich ein Architekt zumindest im Entwurf ausgetobt und damit eine interessante Architektur entworfen hat. Deshalb gefällt sie mir zwar immer noch nicht, aber ich erkenne das doch ambitionierte Vorhabens an. Das entschuldigt jedoch nicht den Abriss, für den der Architekt doch hoffentlich nichts kann.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Da ist wirklich - außer im Mansardbereich - keine Brandwand zu sehen. Damit hätten wir diese Frage geklärt!

    Diese schulmeisterliche Pluralansprache möge man für sich behalten.

    Ich muss offenbar einen Knick in der Optik haben, aber ich sehe die komplette Brandwand des Altbaus. Gut, soll mir die Sache doch egal sein. Freut Euch eben in Dresden an Eurem Zeug. Ich werde hoffentlich ohnehin niemals an dieser Ecke vorbeikommen.

  • Gut, soll mir die Sache doch egal sein. Freut Euch eben in Dresden an Eurem Zeug.

    Ich muss dem mittlerweile auch zustimmen. Außerhalb des Neumarkts ist in Dresden kaum noch was zu holen. Ich finde es einfach befremdlich, dass hier teilweise Bauten gelobt werden, die mittlerweile selbst in Berlin kaum noch gebaut werden. Wenn man aber damit zufrieden ist, bitte. Am Herzogin Garten, in der Prager Straße, an der Hauptstraße, am Postplatz, in der Wilsdruffer Straße, in der Seevorstadt, überall der gleiche Mist. Aber einigen hier scheint das Niveau ja ausreichend zu sein und dann kann ich auch damit leben, weil ich ja nicht Bürger dieser Stadt bin, ich dann aber zum Glück auch die Freiheit habe, mir diese Projekte nicht anschauen zu müssen!

    APH - am Puls der Zeit

  • Oh mein Gott - wie schrecklich!!!!
    Wieder einmal zeigt sich, dass bestimmte Damen und Herren in der Denkmalpflege mit bestimmten Damen und Herren in der Stadtplanung, die sich alle aus einem bestimmten Architektenverein persönlich kennen, hier Hand in Hand arbeiten, um diese arme Stadt noch weiter zu verschandeln.

    Wer gründet hier eine Bürgerinitiative gegen diese Leute?

    Ich rufe StadtbildDD bitte zum schnellstmöglichen akten Widerstand gegen diese Leute auf!!!!

  • Gomen, bilderbuch, ich kann nicht verstehen, wie du so ein „austoben“ in so einer Straße, in so einem Stadtteil, gutheißen kannst. Ich sehe das so, als würde man neben den Louvre einen Plattenbau hinsetzen … Das ist genau so ein Unding wie das Florana-Parkhaus. Und es kann und darf nicht die Devise nun lauten „och, dann lasst uns doch weiter sowas bauen, weil … s billig ist, der Rest interessiert niht“. Das kann bei weitem nicht der Anspruch dieser Stadt sein.

  • Diese schulmeisterliche Pluralansprache möge man für sich behalten.

    Was sind wir doch heute alle empfindlich! Beim nächsten Post werde ich in jedem Falle auf die zehn Smileys achten, damit auch die Ironie meiner Aussage verstanden wird.

    Gut, soll mir die Sache doch egal sein. Freut Euch eben in Dresden an Eurem Zeug. Ich werde hoffentlich ohnehin niemals an dieser Ecke vorbeikommen.

    Richtig! Da wir ja in einem Architekturforum sind, reden wir von Mist, Zeugs und Provokationen und unterstreichen unsere Polemik noch durch einen schönen Kotz-Smiley. So werden wir dem Thema Rekonstruktion und neuer klassischer Architektur bestimmt dienen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Man dient dem Thema Rekonstruktion und neuer klassischer Architektur aber genauso wenig, wenn man Architektur wie die oben gezeigte als anspruchsvoll preist oder Verluste wie den in Chemnitz als Kollateralschäden bezeichnet. Von einem Moderator, der in herausgehobener Weise dieses Forum und den Verein Stadtbild Deutschland vertritt, von dem erwarte ich einfach eine andere Einstellung und wie viele andere Mitglieder hier zuletzt bemerkt haben auch einfach eine andere Art der Gesprächsführung!

    APH - am Puls der Zeit