Witzenhausen (Galerie)

  • Witzenhausen liegt im Tal der Werra zwischen Hann. Münden und Eschwege. Die Stadt hat etwa 15000 Einwohner und verfügt über eine gut erhaltene, wenig entstellte und von Fachwerkhäusern geprägte Altstadt.

    „Überregional bekannt ist die Stadt auch durch die Erfindung der Biotonne im Jahr 1983 und als bedeutendes Anbaugebiet für Kirschen sie gilt als das größte geschlossene Kirschenanbaugebiet Europas. Die Kirsche hat Tradition in Witzenhausen und so wird jährlich im Juli die Kesperkirmes (Kesper = Kirsche) gefeiert, bei der eine Kirschenkönigin gewählt wird.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Witzenhausen

    Nachfolgende Aufnahmen stammen vom September 2003. Vor allem habe ich 1x mehr Fachwerkgebäude abgelichtet und auch nur ein paar ausgewählte sowie ein paar Vergleichsaufnahmen aus dem Bildindex dazugestellt.

    In Witzenhausen beginne ich mal zur Abwechslung mit der Stadtkirche.


    Liebfrauenkirche, eine noch teilweise ins Romanische zurückreichende in der Spätgotik vollendete Kirche mit markanter Türmerstube (Mitte 18. Jh.)


    Inneres der Liebfrauenkirche



    Kirchplatz 8, Juliane von Bergescher Witwensitz, 3. V. 16. Jh.


    Bildarchiv Foto Marburg



    Marktgasse 2, Deutsches Haus, wohl das älteste Haus der Stadt, von 1480 (unmittelbar nach dem Stadtbrand 1479 errichtet), seitlich und Erdgeschoss Mitte 19. Jh. verändert, mit Andreaskreuzen im Brüstungsbereich (erinnert an Hann. Münden).


    Bildarchiv Foto Marburg


    Gasthaus zur Krone am Kespermarkt von um 1610

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (9. Januar 2013 um 14:39)


  • Am Markt 3 und 4, die Nr. 3 im EG etwas entstellt


    Bildarchiv Foto Marburg


    Am Markt 4 von 1606 mit für dei Region typischen „Zickzackfriesen“ im Schwell- und Füllholzbereich (vgl. z.B. Melsungen und Hann. Münden)


    Am Markt 5


    Steinernes oder Rotes Haus von 1584; Baumeister: Hans Wetzel aus Allendorf


    Bildarchiv Foto Marburg


    Das Rathaus hat mir offenbar nicht gefallen, entsprechend habe ich es auch nicht fotografiert, unten ist es links zu sehen.


    Bildarchiv Foto Marburg

  • Markus: Vielen Dank für die Bilder. In Witzenhausen war ich bisher noch nicht, es steht aber ganz oben auf meiner Liste. Interessant sind wie immer die alten Bilder zum Vergleich, die anscheinend teilweise von Ludwig Bickell stammen, der sehr früh schon viel dokumentiert hat. Ich muss unbedingt nochmal probieren auch Bilder aus dem Bildindex direkt zu verlinken, bisher habe ich es noch nicht hinbekommen.

  • Stimmt, daran hat mich das Rathaus wohl auch erinnert. Das Rathaus vom Ende des 16. Jh. brannte 1809 aus und wurde 1819 wiederhergestellt.

    Diese hervorragenden älteren Bilder, gut möglich das da etliche von L. Bickell dabei sind (RMA hatte dazu mal eine tolle Galerie begonnen..), scheinen im Bildindex nicht datiert oder beschriftet zu sein (?).

  • Ermschwerder Straße

    Ein immer noch relativ großartiger und geschlossen mit überwiegend älteren Fachwerkhäusern bebauter Straßenzug ist trotz einiger Verluste die Ermschwerder Straße. Lobenswerterweise auch Fußgängerzone.


    Ermschwerder Straße 4 von 1579
    Für Hessen ungewöhnliches niederdeutsches Fachwerk mit Rosetten und Schiffskehlen (ähnlich den „Omega-Rosetten“ von Duderstadt). Dafür finden sich an den Eckständern Mannfiguren, wie sie im niederdeutschen normalerweise fehlen.

    Auffallend ist in Witzenhausen trotz der Nähe zu Thüringen das weitgehende Fehlen von thüringischem Leiterfachwerk (werraaufwärts in Allendorf, Eschwege und Wanfried sind dafür ein paar Beispiele vorhanden).


    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stammt die Häusergruppe Nr. 7/9/11 noch weitgehend aus dem späten 15. Jh.:


    Bildarchiv Foto Marburg



    Ermschwerder Straße 17 von 1511, das sog. Sommermannsche Haus, mit nussknackerartig geschwungenen Fußstreben in den Brüstungsgefachen


  • Ermschwerder Str. 17, Giebelseite, an der Traufseite verläuft die Kirchstraße

    In Fritzlar gibt es noch weitere Häuser mit solch geschwungenen Fußstreben.


    Ermschwerder Str. 18 und 16


    Ermschwerder Str. 16, Zickzackfriese (oder Taubänder oder wie auch immer)



    Ermschwerder Str. 18, Ende 15. Jh., 1989 bei Brand teilzerstört, mit geschwungenen Fußstreben wiederum


    Bildarchiv Foto Marburg



    Bildarchiv Foto Marburg
    Ermschwerder Str., links angeschnitten die Nr. 18

    zum Vergleich:

    Ermschwerder Straße, Nordseite, das große Zwerchhaus bei der Nr. 16 fehlt heute


    Bildarchiv Foto Marburg

    3 Mal editiert, zuletzt von Markus (10. Januar 2013 um 15:51)


  • Bildarchiv Foto Marburg
    Ob noch oder ob nicht mehr? Wohl letzteres

    Witzenhausen (?) oder Allendorf oder...

    Bildarchiv Foto Marburg
    Wo, ob noch oder nicht mehr

    Soweit zu Witzenhausen, es geht noch einiges ab, insbesondere Walburger Str., Mittelburgstaße, Steinstraße und Am Brauhaus sowie der ehem. von Buttlarsche Hof in Ermschwerd. Vielleicht kann ja z.B. Michael beizeiten das eine oder andere ergänzen.

  • Vielleicht kann ja z.B. Michael beizeiten das eine oder andere ergänzen.


    Nach fast einem Jahr nun noch einige Ergänzungen, das Wetter war allerdings sehr schlecht.

    Das Rathaus wurde nach dem Stadtbrand von 1809 im Jahr 1819 wiederaufgebaut.

    Die Nordseite des Marktplatzes, anscheinend auch 1809 abgebrannt.

    Blick vom Marktplatz in die Marktgasse

    Marktplatz Ecke Markgasse

  • Witzenhausen brannte 1479 weitgehend nieder, aus der Zeit des Wiederaufbaues im späten 15. Jh. ist noch einiges erhalten, wie das Haus Kirchplatz 15/16.

    Das Nachbarhaus Kirchplatz 17 aus derselben Zeit steht leider nicht mehr.

    Quelle: Bildindex Marburg

    Historistisches Fachwerk am Kirchplatz

    Bebauung hinter der Kirche

  • Blick von der Straße Am Brauhaus zum Kespermarkt, in der Mitte das Haus Am Brauhaus 1/3 mit überkreuzten Streben von 1572.

    Und vom Kespermarkt zur Straße Am Brauhaus.

    Kespermarkt 7 von 1602.

  • Walburger Straße Ecke Obere Mühlstraße um 1500 erbaut.

    Das Haus auf einer Aufnahme von Ludwig Bickell um 1890.

    Eine weitere Fotografie von Ludwig Bickell das Haus Walburger Straße 23,

    an dessen Stelle heute dieses schöne historistische Haus steht.


    Walburger Str. 11 um 1500


    Für das Eckhaus mit Erker wurde 1977 ein Haus von 1563 abgerissen,

    von dem eine Schwelle erhalten blieb.

  • Zum Schluss der Buttlarsche Hof im Stadtteil Ermschwerd. Zur Baugeschichte hier ein Link: Burgen & Schlösser: Ermschwerd-Witzenhausen, Schloss

    Das Fachwerk ist reich verziert, die Fensterformate wurde bei der letzten Renovierung rekonstruiert, bemerkenswert sind die an die Streben angeblatteten Gegenstreben.

    Der 1801 errichtet Nordflügel wurde durch diesen Anbau ersetzt. :kopfschuetteln:

    Hier ein Bild des Vorzustandes.


    Quelle: Bildindex Marburg

    Die einfachere Rückseite mit Treppenturm.

  • Sehr interessante Galerie, gerade für mich, da ich von vielen der Bickell-Bilder alte Lichtdrucke besitze und so eine Vergleichsmöglichkeit habe. Ich gelobe, die angesprochene Galerie die nächsten Tage mal fortzusetzen. Insgesamt ist die Stadt für westdeutsche und Zonenrandverhältnisse aber noch ganz gut über die seither verstrichenen ~ 150 Jahre gekommen.

    Das Fachwerk ist das ganz typische des Werra-Meißner-Kreises, das sowohl niederdeutsche als auch thüringische Einflüsse verarbeitet. Ersteres findet sich in der häufigen und auch schon frühen Traufständigkeit der Bauten, letzteres eher in vereinzelten und subtilen Details der Formen und Ornamente, insbesondere aber den etwas dünneren Hölzern.

    2 Mal editiert, zuletzt von RMA II. (9. Dezember 2013 um 00:38)

  • In welchem Jahr ist das passiert?

    Genaues konnte ich nicht herausfinden, aber 1989 stand der Nordflügel noch, da gab es eine Anfrage zur Sanierung an den Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst. Hier ein Zitat daraus:

    Zitat


    Frage: "Warum lehnt das Landesamt für Denkmalpflege den Vorschlag der Stadt Witzenhausen ab, den linken Seitenflügel des Schlosses aus der Sanierung zu nehmen, und so rd. zwei Mio DM der Sanierungskosten von 7,2 Mio DM einzusparen?"

    Antwort: "Von den drei Schloßflügeln des 16.,17., 18. und 19. Jahrhunderts weist der 1801 errichtete Hofflügel die gravierendsten Schäden auf. Ein Verzicht auf Sanierung des Hofflügels würde im Ergebnis seinen Abbruch ... erfordern ... . Eine derartige Entscheidung wäre mit den Zielen der Denkmalpflege nicht zu vereinbaren ... ." 


    Anscheinend entschied man sich doch gegen eine Sanierung und riss den Nordflügel bis auf die Grundmauer ab, der Anbau mit Aufzug wurde 2010 errichtet.

    RMA: Über eine Fortsetzung der Galerie "Ludwig Bickell - Hessische Holzbauten" würde ich mich sehr freuen. Sind die Bestände von Ludwig Bickell eigentlich irgendwo verzeichnet, es sind ja mehrere 1000 Fotografien, oder kann man diese nur verstreut im Bildindex finden.