Immerhin hält man sich an die Proportionen, aber ansonsten sehr trist. Ein Stufengiebel hätte Wunder vollbracht.
Lübeck - Neubauten im Gründerviertel
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Die Architektin hat vom historischen Fassadenaufbau in der Lübecker Altstadt überhaupt nichts begriffen, geschweige denn sich mit ihm aueinandergesetzt (was natürlich für eine Reihe weiterer im Viertel tätiger Architekten auch zutrifft). Mir kommt es vor, wie wenn sie eine Fassade mit einem ausgewallten und ausgestochenen Biskuitteig verwechselt hat. Der Materialwechsel von höheren zu niedrigeren Backsteinen über dem Erdgeschoss, wovon erstere noch geschlämmt werden sollen - völlig willkürlich; ebenso auch das Band mit hochgestellten Backsteinen mitten durch die Fenster des 1. Dachgeschosses. Schwerlastige Dreiecksgiebel mit grossem ungegliedertem Mauerwerksanteil... Über die unpassenden Fensterformate und Loggien in der Gebäudeecke haben andere schon geschrieben. Für mich ein wertloser altstadtmässig-sein-wollender Investorenbau, wie man ihn auch in Münster, Ulm, Lindau usw. antreffen kann. Da hilft auch das poetisch gemeinte Rundbogentor-über-Eck nicht weiter.
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alles grundsätzlich richtig, wenngleich dem Ergebnis eine gewisse Schlüssigkeit nicht abzusprechen ist, und eine gewisse Eleganz obendrein. Es ist letztlich nicht anders als bei manchen Bauten des Münseranischen Prinzipalmarktes, dessen Details mitunter mit der dortigen Tradition auch nichts mehr zu tun haben, letztlich aber trotzdem irgendwie ein überdurchschnittliches Ganzes ergeben. Der Wille zur Gestaltung ist einfach da, und man merkt es, und genau das hat bei der billigen früheren Wiederaufbauarchitektur vollends gefehlt. Man vergleiche doch bloß den leider noch stehen gebliebenen Vorbestand des Gründerviertels.
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Fotos vom 15.12.2022
Heute hat es in Lübeck überraschenderweise geschneit (war gestern eigentlich nicht vorhergesagt worden). Das habe ich genutzt, um einige wenige Fotos in der Fischstraße zu machen:
Abb. 1: Mittlere Fischstraße nach Osten mit St. Marien
Abb. 2: Die Fassadenabfolge in die entgegensetzte Richtung gesehen
Abb. 3: Das gleiche noch einmal im Hochformat mit verschneiter Straße
Ich muss sagen, wenn man im Dunkeln durch die Straße geht und die Fassaden nur schemenhaft erkennt, kommt schon ein gewisses Altstadtgefühl auf. Vielleicht bringen die Fotos das einigermaßen rüber. Man fühlt kaum einen Unterschied dazu, als wenn man durch eine der unzerstörten/historisch bebauten Straßen geht. Wenn es hell ist, fühlt es sich tatsächlich anders an. Es ist schon seltsam, ich kann das schlecht erklären.
Alle Fotos von mir
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Vielleicht bringen die Fotos das einigermaßen rüber.
Das tut es! Danke für die schönen Bilder
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Man fühlt kaum einen Unterschied dazu, als wenn man durch eine der unzerstörten/historisch bebauten Straßen geht. Wenn es hell ist, fühlt es sich tatsächlich anders an. Es ist schon seltsam, ich kann das schlecht erklären.
Ich hätte da die Hoffnung, dass den Unterschied Patina macht. So im halbdunkel mit Beleutung aus bestimmten Winkeln nur und mit Schnee und Feuchtigkeit wirken viele Oberflächen texturreicher und in gewisser Weise auch ,,gealterterter".
In diesem Sinne sicher für Städte vergleichbarer Größe ein großes Vorbild, wie qualitativer Stadtraum von null aufgebaut werden kann.
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Ich muss sagen, wenn man im Dunkeln durch die Straße geht und die Fassaden nur schemenhaft erkennt, kommt schon ein gewisses Altstadtgefühl auf. Vielleicht bringen die Fotos das einigermaßen rüber. Man fühlt kaum einen Unterschied dazu, als wenn man durch eine der unzerstörten/historisch bebauten Straßen geht. Wenn es hell ist, fühlt es sich tatsächlich anders an. Es ist schon seltsam, ich kann das schlecht erklären.
Ich war im August in Lübeck und muss diesen Eindruck bestätigen. Meinem Empfinden nach hatte das gesamte Areal eine ziemlich "moderne Aura". Daran, dass die Gebäude Neubauten sind, kann es nicht liegen, denn diesen Eindruck hatte ich deutlich weniger in der neuen Frankfurter Altstadt und praktisch gar nicht auf dem Dresdener Neumarkt.
Was natürlich den Eindruck verstärken kann, was man in Dresden und Frankfurt nicht hat, ist, dass man aus einer großflächig erhaltenen Altstadt kommend ein Neubauviertel betritt.
Ich denke, der eigentliche Grund liegt darin, dass es keine einzige Rekonstruktion gibt und keine Neuschöpfung, die qualitativ an eine Rekonstruktion herankäme. Die übrigen Fassaden in Lübeck weisen auf einer vergleichbaren Fläche viel mehr Details und Plastizität auf.
Ein oder zwei Fassaden im Gründungsviertel mögen tatsächlich ganz passabel sein, aber nur als Füllbauten. Ich glaube, nur eine einzige Backsteingotik-Fassade hätte das gesamte Projekt erheblich aufgewertet.
So wie es jetzt ist, wirkt es einfach zu glatt und steril, um einen zu begeistern. Auch die nicht-klassischen Proportionen der Fassaden (Stockwerkshöhen, Fensterformate) tun dem Gesamtergebnis nicht gut.
Natürlich sind die Bauten hundertmal besser als übliche moderne Gebäude, aber so richtig zufriedenstellen tut mich das irgendwie nicht. Man hat das Gefühl, es ist noch deutlich Luft nach oben und das fühlt sich einfach unbefriedigend an, vor allem, wenn man wenige Meter weiter in Fülle sieht, wie es richtig gegangen wäre.
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Natürlich sind die Bauten hundertmal besser als übliche moderne Gebäude, aber so richtig zufriedenstellen tut mich das irgendwie nicht. Man hat das Gefühl, es ist noch deutlich Luft nach oben und das fühlt sich einfach unbefriedigend an, vor allem, wenn man wenige Meter weiter in Fülle sieht, wie es richtig gegangen wäre.
Man muss aber auch aufpassen, dass man sich nicht in unfaire Vergleiche begibt. Vor allem, wenn man versucht die Baukultur in eine andere Richtung zu bewegen. Ich halte den Vergleich insofern für unfair, weil Städte wie Dresden doppelt so groß, Städte wie Frankfurt sogar mehr als dreimal so groß sind, mit entsprechend anderen ökonomischen Freiräumen. Auch der Vergleich zur ,,richtigen" Altstadt ist unfair, weil historische Bauten unter anderer wirtschaftlicher Bedingungen entstanden sind, aber auch mehr Zeit hatten zu altern und manches charmante Detail dazuzugewinnen. Das tut natürlich keinem Abbruch der Aussage, dass eventuell durch gesellschaftliches Engagement oder die Stadt nicht auch eine Rekonstruktion dazwischen hätte gebaut werden können.
Was wäre in meinen Augen also ein fairer Vergleich, um die Leistungen einzuordnen? Ich würde Ulm heranziehen. Mit der Schwesterstadt in Bayern und der besonderen ökonomischen Stärke im Süden zwischen Stuttgart und München ziemlich ebenbürtig, dazu dort ebenso der Versuch giebelständige Häuser im besonderen Maße neu in die Altstadt zu integrieren. Repräsentativ dazu bitte ,,Ulm modernes Altststadthaus" in der Bildersuche googeln. Wichtig ist hierbei nämlich auch die passenden Projektgrößen miteinander zu vergleichen.
Man erkennt denke ich recht einfach, dass man in Lübeck mehr fürs Geld bekommen hat, aber ahnt eventuell auch, dass damit auch wirtschaftlich wahrscheinlich schon man recht weit oben an der Fahnenstange dessen ist, was so eine moderat große Stadt mit kleinteiligen Projekten stemmen kann.
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Nun ja, die Kosten für ein wenig Bauschmuck, z.B. ein Gesims hier, einen Schlussstein dort, eine (vielleicht irgendwo im Lapidarium ohnehin herumliegende) Nischenfigur an der Hausecke, machen angesichts des Gesamtvorhabens die Suppe finanziell nicht mal spürbar fett.
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Nun ja, die Kosten für ein wenig Bauschmuck, z.B. ein Gesims hier, einen Schlussstein dort, eine (vielleicht irgendwo im Lapidarium ohnehin herumliegende) Nischenfigur an der Hausecke, machen angesichts des Gesamtvorhabens die Suppe finanziell nicht mal spürbar fett.
Ich finde nicht, dass es so kleine ,,Accessoires" schon raus reißen. Weil ich ja gerade Ulm herangezogen habe dazu ein Beispiel: Am Münsterplatz wurde soeben ein recht wichtiger Umbau abgeschlossen, da der große Mieter Motel One heißt, nenne ich das Gebäude jetzt einfach mal so. Also die Fassade des Motel One wurde mit so einem Detail versehen, einer Glockenspieluhr, die vom Vorgängerbau gerettet wurde und aufwändig aufbereitet wurde. Führt nun dieses Detail wirklich zu einer besseren Fassadenrezeption?
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Besser auf jeden Fall. Denn sonst wäre da nur eine weiße Wand gewesen. Aber das Beispiel passt nicht zu Lübeck, da dort die Fassaden schon deutlich aufwändiger gestaltet wurden, als bei diesem weißen Block, dem man ein Spitzdach aufgesetzt hat. In Lübeck hätten ein paar kleine Details für das Auge schon einiges verbessert.
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Man erkennt denke ich recht einfach, dass man in Lübeck mehr fürs Geld bekommen hat, aber ahnt eventuell auch, dass damit auch wirtschaftlich wahrscheinlich schon man recht weit oben an der Fahnenstange dessen ist, was so eine moderat große Stadt mit kleinteiligen Projekten stemmen kann.
Traditionelles Bauen eine Frage des Geldes?
Nein, das sehe ich nicht so, jedenfalls nicht im Falle Lübecks. Den schlichten Lübecker Baustil des frühen 19. Jahrhunderts zu kopieren, würde kaum mehr kosten als ein Neubau von der Stange. Wesentlich sind die Proportionen, Materialien und die Gestaltung von Fenstern und Türen.
Die Finanzierung erfolgt zudem ja ohnehin privat durch die Bauherren.
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Die Finanzierung erfolgt zudem ja ohnehin privat durch die Bauherren.
Diese Aussage verstehe ich nicht. Könnten damit auch sämtliche Wände mit Carraramarmor ausgekleidet werden, Ebenholzfußböden innen, ... bezahlt wird ja ,,privat durch die Bauherren"? Was übersehe ich? Die müssen doch denke ich genauso schauen, dass durch Vermietbarkeit ihr Invest wieder rein kommt? Sie werden ja wohl kaum die Flächen für sich beanspruchen, und selbst dann hat man genauso nach ökonomischen Mechanismen zu handeln und ist nicht im luftleeren Raum.
Traditionelles Bauen eine Frage des Geldes? Nein, das sehe ich nicht so, jedenfalls nicht im Falle Lübecks. Den schlichten Lübecker Baustil des frühen 19. Jahrhunderts zu kopieren, würde kaum mehr kosten als ein Neubau von der Stange.
Hast Du schon mal Deinen Schreibtisch verlassen, und z.B. mal eine Sanierung durchgeführt? Anders kann ich mir Deinen ganzen Beitrag nicht erklären. Alles außerhalb der standardisierten Vorgänge mit Stangenwarenformaten und Einbaumethoden kostet richtig Geld. Hier haben wir gleich zwei systematische Kostentreiber noch dazu, kleine Bauprojekte, die damit nur eine begrenzte Effizienz entwickeln können, und relativ kleine Nutzflächen, zumindest, wenn mich mein ferner Eindruck nicht täuscht. Das ist natürlich prima für die Individualität der Gebäude und damit die Lebendigkeit der Straße, schränkt aber klar ökonomisch auch ein.
Wesentlich sind die Proportionen, Materialien und die Gestaltung von Fenstern und Türen.
Ich sehe nicht, dass in Lübeck in diesem Viertel in diesem Aspekt großflächig etwas falsch gemacht wurde. Das ist ja gerade die Stärke von der Kleinteiligkeit. Selbst wenn mal ein Bauherr bei der Proportionierung von Fenster und Türen versagt, oder ein anderer sich nur ein günstiges Material für selbige leisten kann, damit steht und fällt dann nicht gleich der ganze Straßenzug. Und genau das funktioniert hier ja auch. Es trifft damit in meinen Augen nicht Kern des für diesen Neubaubereichs von Einigen kritikwürdig beschriebenen Empfindens.
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Finanzierung durch den Bauherren: Damit meine ich, dass es prinzipiell keine Rolle spielt, ob die Stadt groß oder klein ist, oder ob die Kommune finanziell gut dasteht oder nicht. Wohlhabende Bürger gibt es - erfreulicherweise - in allen halbwegs größeren Orten in Deutschland genug.
"Hast Du schon mal Deinen Schreibtisch verlassen, und z.B. mal eine Sanierung durchgeführt?"
Ja, s. hier.
"Ich sehe nicht, dass in Lübeck in diesem Viertel in diesem Aspekt großflächig etwas falsch gemacht wurde"
Ich auch nicht. Mein Punkt ist, dass man es ohne Mehraufwand hätte besser machen können. Klassische proportionierte Fassaden und Fenster sind nicht oder zumindest nennenswert teurer als Annährungen an klassische Proportionen.
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Finanzierung durch den Bauherren: Damit meine ich, dass es prinzipiell keine Rolle spielt, ob die Stadt groß oder klein ist, oder ob die Kommune finanziell gut dasteht oder nicht.
Natürlich spielt die Größe der Stadt eine Rolle. Das geht los bei den zulässigen Bauhöhen und der erlaubten Verdichtung, die zu einer entsprechenden Stadtgröße passt, geht dann über die Mietauslastung und Mietpreise, welche entsprechend höher sind je ökonomisch stärker auch die Stadt ist, und endet ganz schlicht auch in den Fähigkeiten der Stadtverwaltung solche aufwendigeren Viertel zu entwickeln, also entsprechende Rahmenbedingungen zu entwerfen, eventuell Fördergelder zu erhalten etc. Es ist also das kritische Element überhaupt, weil es die vorliegenen Spielregeln, als auch die möglichen Einnahmen eines solchen Bauinvests bestimmt.
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Majorhantines - komm, wir reden hier nicht über ein vergreisendes Rest-Dorf in Sachsen-Anhalt, sondern über Lübeck! Natürlich ist dort genug privates Kapital vorhanden, um stilvoll bauen zu können.
Zumal, wie gesagt, es traditionelle Lübecker Baustile gibt, die ohnehin sehr schlicht und gleichzeitig sehr attraktiv sind, kein Vergleich zu aufwändigem Fachwerk wie in Frankfurt oder dem Dresdner Barock.
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"Hast Du schon mal Deinen Schreibtisch verlassen, und z.B. mal eine Sanierung durchgeführt?"
Ja, s. hier.
Gut, das muss man anerkennen, das ist eine tolle Leistung. Ich nehme nur an, dass sie auf ganz viel Eigenleistung beruht? Sonst fällt es mir schwer nachzuvollziehen, dass man da preislich gleich raus kommt, wie mit dem Haus von der Stange.
Ich auch nicht. Mein Punkt ist, dass man es ohne Mehraufwand hätte besser machen können. Klassische proportionierte Fassaden und Fenster sind nicht oder zumindest nennenswert teurer als Annährungen an klassische Proportionen.
Da stimme ich zu, die Fensterindustrie ist darauf ausgelegt Fenster individueller anzufertigen. Das gilt aber nicht übrigens bei der Materialwahl. Echte Holzfenster sind erheblich teurer, gerade auch mit kleiner Fensterteilung. Und durch ihr Gewicht auch nochmal schwerer zu verbauen.
komm, wir reden hier nicht über ein vergreisendes Rest-Dorf in Sachsen-Anhalt, sondern über Lübeck! Natürlich ist dort genug privates Kapital vorhanden, um stilvoll bauen zu können.
Wir reden hier doch gar nicht von der potentiellen Ausgabenseite, es gibt natürlich immer Leute, die sich eine sehr individuelle Gestaltung leisten können, und einige auch leisten, aber wenn die Einnahmenseite dazu nicht passt, dann spielt das Investitionspotential nicht die entscheidende Rolle. Plakativ: Warum sollte ich nicht mit meinem gleichen Geld zwei Gebäude mit doppelter Nutzfläche bauen, statt eines, das nur eben teurer ausgeführt ist. Das mache ich nur, wenn die Stadt auf die Gestaltung wert legt, und ich sonst da nicht bauen darf. Und auch da gehe ich nur soweit, wie ich rechne, dass es durch Einnahmen auch refinanzierbar ist.
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Majorhantines - "Sonst fällt es mir schwer nachzuvollziehen, dass man da preislich gleich raus kommt, wie mit dem Haus von der Stange".
Ja, unser Vorhaben war deutlich teurer als ein Haus von der Stange. Aber das lag IMHO vor allen daran, dass wir eine Sanierung eines maroden Altbaus vorgenomen haben - bis hin zum Austausch der Fundamente unter dem stehendem Gebäude. Weiterhin haben wir in eine mehrfach redundante Wärmeversorgung investiert (- Holz/Gas/Solar, was uns derzeit sehr hilft). Abriss und Neubau in identischer Form wären theoretisch günstiger, aber praktisch nicht genehmigungsfähig gewesen.
"Echte Holzfenster sind erheblich teurer" - ja, wem sagst Du das - zumal dann, wenn teilweise auch noch - mangels Abstand zum Nachbarn - Brandschutzklasse gefordert ist.
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Zunächst: es IST ein modernes Viertel und will es auch sein. Auf den Weg der Rekonstruktion wurde bewusst verzichtet. was man (mE zurecht) kritisieren kann, aber nicht immer aufwärmen muss. Letztlich hat man den selbst gesetzten Maßstab zu akzeptieren und innerhalb desselben ist das Ergebnis sehr gut bis hervorragend - die Bilder zeigen es.
Natürlich sind die Bauten hundertmal besser als übliche moderne Gebäude, aber so richtig zufriedenstellen tut mich das irgendwie nicht. Man hat das Gefühl, es ist noch deutlich Luft nach oben und das fühlt sich einfach unbefriedigend an, vor allem, wenn man wenige Meter weiter in Fülle sieht, wie es richtig gegangen wäre.
Aber hätte das Viertel auch im Idealfall mit einem echten Lübecker Altstadtviertel mithalten können? Sind diese Anforderungen nicht überhaupt zu hoch? Es ging doch um Stadtraumgewinnung, um Reparatur. Die Lübecker Innenstadt wurde im Herzen um eine kleine Fläche vergrößert, früher war dort nichts, heute ist dort wieder "Stadt". Diese Bilder beweisen es.
Ich finde nicht, dass es so kleine ,,Accessoires" schon raus reißen. Weil ich ja gerade Ulm herangezogen habe dazu ein Beispiel: Am Münsterplatz wurde soeben ein recht wichtiger Umbau abgeschlossen,
Zum ersten Satz: Unbedingte Zustimmung. Genau so ist es, so billig geht es nicht - irgendwas draufpappen, damit es "elter" und "ächter" aussieht - genau so geht es nicht - das kennen wir schon zur Genüge aus der Wiederaufbauzeit. Da ist diese kühle, schlichte, selbstbewusste und auch in sich stimmige Moderne des Lübecker Gründerviertels unbedingt zu bevorzugen.
Beim Ulmer Beispiel etwa läuten bei mir alle Alarmglocken - eine derartig minderwertigen Bau macht man nicht durch Aufkleben eines derart albernen Accessoirs besser. Das ist ein richtiges Ärgernis. Solche Schrottbeispiele kennen wir schon aus verunglückten Wiederaufbaustädten, ich muss hier keine Namen nennen, zur Genüge.
Führt nun dieses Detail wirklich zu einer besseren Fassadenrezeption?
Danke für dieses Beispiel und für diese wichtige Fragestellung. Es ist erschreckend, dass es hier - von mir sehr geschätzte - Leute gibt, die das mit JA beantworten. Was soll das genau sein? Ein wehmütiger Abgesang auf die plump anbiedernde, finanzstarke aber völlig stil- und geschmacksbefreite Wiederaufbaumoderne? Seien wir froh, dass wir heute weiter sind! Wahrlich nicht alles ist heute besser, aber dieses schon.
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In Lübeck hätten ein paar kleine Details für das Auge schon einiges verbessert.
Das muss man ja gar nicht im Konjunktiv formulieren.
Es können doch in den nächsten Jahren hier und da an den Neubauten Spolien angebracht werden. Das würde historische Tiefe ergänzen, den Bewohnern und Besuchern Freude machen und das Altstadtgefühl erheblich befördern.
Das Werk der Nürnberger Altstadtfreunde kann da vorbildlich sein, die immer wieder Erker, Marienstatuen und andere Spolien in der Altstadt einbringen. Klar, sehr figürlich war die Lübecker Altstadt nie - doch einige interessante Bauteile gibt es da sicher.Die Finanzierung erfolgt zudem ja ohnehin privat durch die Bauherren.
Ja. Und die sind hier ohnehin eher wohlhabend. In Lübeck gibt's wohl auch so einige reiche Exilhamburger.
Eine Kostendifferenz von 0,5-3% für eine etwas mehr durchgestaltete Fassade ist da wirklich nicht der entscheidende Faktor, wenn schon die Wahl der Küche einen ähnlichen Unterschied macht. -