Lübeck - Neubauten im Gründerviertel

  • frank1204

    Super - vielen Dank!

    Immer deutlicher wird es mir, dass wir solch ein Glück hatten, dass vom alten Dresden doch noch so reichliche Originalfragmente vorhanden sind. Allein für das noch ausstehenede Hotel Stadt Rom zählte ich zuletzt nicht weniger als 45 hochkarätige Fragmente, die wieder hineinkommen sollen!

    Trotzdem für Lübeck weiterhin viel Glück. Es macht schon jetzt 'nen tollen Eindruck

  • Seltsamerweise gibt es aus beinahe der ganzen historischen Fischstraße mehr oder weniger gute Fotos, aber ausgerechnet von den großen Häusern 22-26 habe ich auch nach längerer Suche im Internet und in meine Büchern keine gefunden - die hören bei Nr. 20 auf und beginnen dann wieder bei Nr. 28.

    Hier noch ein paar Schritte weiter nach Osten gerückt.

    9789004393776_webready_content_m00043.jpg

    A Companion to Medieval Lübeck | Brill

    Abb. 18: Fischstraße 22, inzwischen fast fertig. Hier soll noch in diesem Jahr ein B&B-Hotel eröffnen.

    Die haben auch noch einige interessante Bilder auf ihrer Internetpräsenz:

    Galerie | The Layhead B&B

    Vor allem das obige Archivbild in groß. :zwinkern:

    B1985_Stadarchiev-Fischstrasse_22.jpg (1500×1500) (thelayhead.de)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Super, danke Mantikor für das Bild aus dem Stadtarchiv - das kannte ich noch gar nicht! Da muss ich dann wohl doch endlich mal hin...

    Eine tolle Auflösung und Qualität, bei der man viele Details erkennt. Dem Auto nach zu urteilen, muss das relativ kurz vor er Zerstörung entstanden sein.

    Auch die Galerie auf der B&B-Seite ist interessant, vor allem die frontale Komplettansicht des historischen Hauses!

    Dabei fällt mir noch ein: Es gibt doch noch eine Spolie aus der Fischstraße: Das Portal des leider ebenfalls zerstörten prächtigen Glandorp-Hauses Fischstraße 34 - auf besagtem historischen Bild im vorigen Beitrag ganz links - wurde bereits kurz nach dem Krieg vor das Haus Mengstraße 50 gesetzt, allerdings ohne die Figuren:

    Portal von Fischstraße 34 vor dem Haus Mengstraße 50 - Fotos von mir.

    Hier nicht so ganz passend, denn im Originalhaus Fischstraße 34 bildete es ein Gesamtkunstwerk, da sich die Rundstäbe oben im Giebel wiederholten und das ganze Haus glasierte Steinschichten aufwies.


    Das Portal von Fischstraße 22 überlebte die Zerstörung übrigens auch, wurde dann aber in den 50ern zusammen mit den gegenüberliegenden, zunächst für einen Wiederaufbau gesicherten Fassaden von Fischstraße 15-19 doch für den Neubau der Schulen weggerissen. Ob es irgendwo eingelagert wurde, ist mir nicht bekannt - es wäre aber sicher möglich gewesen...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Portal von Fischstraße 22

    Da man das Portal ja offenbar bewusst nicht abgeräumt, sondern stehen gelassen hat, gehe ich davon aus, dass es eingelagert wurde. Die Frage ist natürlich, ob die Steine nicht später doch noch im Lager verschwunden sind. Ich kenne solche Fälle. Eine Anfrage im Stadtarchiv oder im Lapidarium könnte vielleicht Aufklärung bringen.

  • Immer deutlicher wird es mir, dass wir solch ein Glück hatten, dass vom alten Dresden doch noch so reichliche Originalfragmente vorhanden sind. Allein für das noch ausstehenede Hotel Stadt Rom zählte ich zuletzt nicht weniger als 45 hochkarätige Fragmente, die wieder hineinkommen sollen!

    Das liegt wahrscheinlich aber auch daran, dass es in Dresden wohl einfach viel mehr Bauteile gab, die sich als Spolien eigneten und es damit wert waren, gesichert zu werden. Wenn ich das richtig sehe, gab es in Dresden ja extrem viele bildhauerisch/figürlich gestaltete und damit mehr oder weniger künstlerisch wertvolle Sandsteinelemente. In Lübeck waren diese - der lokalen Geologie geschuldet - als teure "Importware" nur vereinzelt an Portalen zu finden. Ansonsten bestanden die Häuser ja im wesentlichen aus Backsteinen, aus denen die architektonischen Merkmale wie Hochblenden und Korbbögen geformt waren. Und einzeln herumliegende Backsteine wurden nach der Zerstörung dann doch eher nicht als Spolien gesichert...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Das liegt wahrscheinlich aber auch daran, dass es in Dresden wohl einfach viel mehr Bauteile gab, die sich als Spolien eigneten und es damit wert waren, gesichert zu werden.

    Ja, das kann sein.

    Wenn man aber bedenkt, wie (in der Relation) unglaublich viel am Ende doch gerettet wurde, muss man sagen, dass das das Verdienst einer (damals zumindest) extrem engagierten Denkmalpflege war (Bachmann, Nadler, Löffler, Magirius, Glaser), die von zahlreichen, ebenso engagierten Bürgern bei der Rettung und Bergung der Spolien unterstützt wurde.... Es wurde sogar alles systematisch katalogisiert!

    Das Engagemgent ging sogar bis in die 1980er Jahre, etwa bei der Sicherung der Schloßruine und Bergung wichtiger Innenraumdetails (die jetzt wieder in den Paraderäumen zu sehen sind!)

  • Eine gute, wenn auch nicht fotografische Darstellung kann ich noch als Ausschnitt aus der schönen Rekonstuktionszeichnung der gesamten Straße anbieten:

    Diese Zeichnungen wurden mir vor einigen Jahren vom Stadtplanungsamt zur Verfügung gestellt, das aber auch keinen Urheber nennen konnte - "vermutlich Architekt Riemann", sagte man mir.

    Das sind tatsächlich Fassadenmodelle der gesamten Fischstraße aus Kunststoff und keine Zeichnungen. Vor bestimmt zehn Jahren habe ich die auch mal in Natura gesehen, ich meine, das war irgendwo bei der Archäologie. Weiß aber nicht, wo die inzwischen lagern.

  • Fotos vom 17.7.2022

    Hier mal wieder eine kleine aktuelle Fotoserie:

    Abb. 1: Investorenbau, Fassade Braunstraße. Die Verklinkerung ist bis zur Traufe vorangeschritten, und die Dachstühle sind gerichtet.


    Abb. 2: Ecke Braunstraße/Einhäuschen-Querstraße


    Abb. 3: Die oben und auf dem vorigen Bild zu sehenden Dachgauben scheinen von der Größe her ganz akzeptabel zu werden.


    Abb. 4: Die Front an der Einhäuschen-Querstraße mit unterschiedlich weit vorangeschrittener Verklinkerung.


    Abb. 5: Die beiden Tiefgarageneinfahrten an der Einhäuschen-Querstraße. Wie ich vermutete, wurde die Rundbögen in der Verklinkerung ausgebildet, allerdings durch den enormen Geschoss-Zwischenraum, dessen Sinn sich mir weiterhin nicht erschließt, deutlich höher als zuvor geplant. Sieht aber für Tiefgaragen immhin nicht so schlecht aus, da habe ich schon schlimmeres gesehen.


    Abb. 6: Noch einmal der Blick zurück in Richtung Braunstraße.


    Abb. 7: Investorenbau, Fassade an der Fischstraße. Die drei einzelnen Fassadenabschnitte sind gut zu erkennen und werden durch Fallrohre noch deutlicher werden. Nur der große Rundbogen ist hier wie gesagt leider kontraproduktiv.


    Abb. 8: Fischstraße 20. Die grünen Schutzfolien wurden entfernt und zum Vorschein kamen angenehme mittelgraue Fenster. Das Gerüst sollte wohl bald verschwinden.


    Abb. 9: Die untere Nordseite im Neubauteil der Fischstraße Richtung Westen gesehen. Bei Nr. 28 (hinter der Baulücke) fallen die sehr tief in der Fassade liegenden Fenster unangenehm auf. Das hätte in EG und Mittelteil eigentlich nicht sein dürfen, da Fenster in diesen Bereichen in Lübeck traditionell annähernd fassadenbündig eingebaut wurden.


    Abb. 10: Zwei Straßen weiter steht das Haus Mengstraße 31 (Berkentienhaus) zum Verkauf! Wer so etwas wunderbares sein Eigen nennen möchte und das nötige Kleingeld besitzt, kann hier offenbar noch zuschlagen.

    Alle Fotos von mir

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Fotos vom 28.8.2022

    Nach ca. 6 Wochen kommt hier mal wieder ein Foto-Update von mir. Wie ich im Nachhinein feststellen musste, habe ich es heute nicht immer geschafft, die Kamera geradezuhalten und bitte um Nachsicht. Um jetzt alles per Fotoprogramm geradezurichten, fehlt mir heute die Zeit.

    Abb. 1: Investorenbau, Ecke Braunstaße/Einhäuschen-Querstraße. Der Dachstuhl ist fertig und viele Fenster sind drin (und mit Schutzfolie abgeklebt).


    Abb. 2: Blick von der Braunstraße in die Einhäuschen-Querstraße.


    Abb. 3: Detail mit eingebautem Fenster in der Einhäuschen-Querstraße.


    Abb. 4: Weitere Fenster warten auf den Einbau. Das dezente helle Grau gefällt mir besser als wenn man ein grelles Weiß genommen hätte.


    Abb. 5: Die Tiefgarageneinfahrten wurden mit einer Absturzsicherung versehen. Dahiner befinden sich ja die wohl noch leeren, zwei Stockwerke tiefen Schächte für die PKW-Aufzüge.


    Abb. 6: Blick zurück Richtung Braunstraße


    Abb. 7: Ecke Fischstraße/Einhäuschen-Querstraße


    Abb. 8: Fassade an der Fischstraße. Hier sind die Klinkersteine noch nicht verfugt; dadurch wirkt die Fassade hier dunkler.


    Abb. 9: Fischstraße 20. Das Gerüst steht leider immer noch, obwohl alles fertig zu sein scheint.


    Abb. 10: Fischstraße 20, EG. Das Haus wirkt auf mich ganz angenehm, wenn auch insgesamt ein Stockwerk zu hoch.

    Alle Fotos von mir

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Nachtrag:

    Ich hatte mich ja weiter oben in diesem Strang (im März dieses Jahres) darüber aufgeregt, dass beim Haus Alfstraße 21 das Oberlicht der Eingangstür billig verbrettert wurde:

    Abb. 1: Links der Zustand im März 2022, rechts eine seinerzeitige Fotomontage als Verbesserungsvorschlag von mir.

    Und was musste ich heute sehen? Das hier:

    Abb. 2: Alfstraße 21, Eingang im August 2022. Diesmal keine Montage, sondern die Realität. Die Baumarkt-Verbretterung wurde nun doch noch durch ein adäquates Oberlicht, ähnlich meines Vorschlags, ersetzt. Eine deutliche Verbesserung. Noch schöner wäre es, wenn die Bretter oben nun auch noch durch eine ansprechendere Lösung ersetzt werden könnten.

    Alle Fotos von mir

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Fotos vom 11.9.2022

    Hier wieder ein Schwung Bilder, da einige Häuser inzwischen komplett fertiggestellt wurden:

    Abb. 1: Fischstraße 20 zeigt sich jetzt ohne Gerüst. Die Putzfassade nimmt sich zwischen den vielen steinernen sehr angenehm aus. Ist deutlich besser geworden als der Erstentwurf seinerzeit vermuten ließ.


    Abb. 2: Fischstraße 20, etwas näher. Man beachte das Abschlussgesims. Leider wurden in den Fensterlaibungen so merkwürdige Lüftungsöffnungen (?) installiert, was ich etwas störend finde. Die Sichtbarkeit der Brandmauer oben links hätte leicht vermieden werden können, wenn Nr. 22 volle Giebelstaffeln erhalten hätte. Aber ich wiederhole mich... :kopfschuetteln:


    Abb. 3: Fischstraße 22. Hier kann man inzwischen per B&B übernachten - falls jemand von euch mal vorübergehend im Gründungsviertel wohnen möchte :wink:. Die Fenster sind offenbar nicht geteilt und können als ganzes gekippt werden. Durch die Addition von Kippwinkel und Schiefstellung der Fenster wirkt die Fassade nun noch deutlich unruhiger/wirrer als schon mit geschlossenen Fenstern. Damit hat man dem Haus leider keinen Gefallen getan. Es sieht fast so aus, als würden die gekippten Fenster nur an eine Ecke am Rahmen hängen.


    Abb. 4: Mittlere Fischstraße Richtung Westen. Im Vordergrund die Häuser Nr. 16 (rechts) und 17 (links). Hinten links eingerüstet der Investorenbau an der Ecke zu Einhäuschen-Querstraße.


    Abb. 5: Fischstraße 11, inzwischen komplett fertiggestellt. Erst vor kurzem wurde die Eingangstür eingebaut. Eines der besseren Spitzgiebelhäuser wie ich finde. Dennoch hätte ich mir natürlich eine andere Giebelform gewünscht. Mit einem Staffelgiebel hätte auch hier die Brandmauer von Nr. 7-9 größtenteils verdeckt werden können. Schade, dass den Fassadenumrissen/Giebelformen nicht auf die Ensemblewirkung geachtet wurde. Bei der Stein- und Fassadenfarbe war das nämlich durchaus ein Thema im GBR.


    Abb. 6: Fischstraße 11, Erdgeschoss.


    Abb. 7: Fischstraße 13, jetzt ebenfalls äußerlich fertig. Auch hier kam kürzlich die Tür rein - zusammen mit Nr. 11.


    Abb. 8: Fischstraße 13. Erdgeschoss. Schemenhaft ist hinter dem Dielenfenster die schön gestaltete Treppe zur Galerie zu erkennen. Die ist offenbar historischen Treppen nachempfunden.


    Abb. 9: Alfstraße 25 - jetzt auch komplett fertig. Mir leider zu düster und abweisend. Aber es ist ja alles Geschmacksache.


    Abb. 10: Und nochmal der aktuelle Blick die Alfstraße hinauf. Jetzt fehlen hier nur noch die Nummern 29 und 31 ganz rechts auf dem Bild anschließend. Die Baugrube wurde vor ca. einem halben Jahr ausgehoben, aber seitdem ist hier leider nichts mehr passiert.

    Alle Fotos von mir

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Das ist Stadtreparatur! Wenn überall so gebaut worden wäre, solch angepasste Neubauten gespickt mit Rekonstruktionen, wo möglich, wäre Deutschland heute noch eines der baulich schönsten Länder Europas.

  • Es sieht sehr schön aus, und die Entwicklung erfreut mich sehr. Danke für die Ansichtsfotos aus der Kirche heraus!

    Man merkt hier jedoch, dass es keine große Rekonstruktion ist, und es sieht zugegebenermaßen auch mehr nach Kleinstadt als nach Altstadt aus.

    In diesem Stil bzw. Stilen werden oft moderne Einfamilienhäuser in den Speckgürteln der Großstädte gebaut (wenn man mal die Häuser mit den Klinkerfassaden und den Treppengiebeln herausnimmt).

    Die für das Gründungsviertel eigens abgerissene Hanse-Schule aus der Nachkriegszeit hatte sich bereits mit ihrer Backsteinfassade, ihrem Bullauge und ihrem Giebeldach an das ursprüngliche Gründungsviertel angelehnt. Insgesamt ist es also kein großer architektonischer Sprung.

  • Danke für die zahlreichen Bilder! Sehr schön. Diese Neubauten fügen sich ganz gut in die Umgebung ein. Wäre ein Vorbild für Südwestdeutschland (Ortenau, Kraichgau, Breisgau etc.) - hier baut man lieber Klötzchen und reißt noch die letzten verbliebenen Fachwerkhäuser ab.

  • Man merkt hier jedoch, dass es keine große Rekonstruktion ist, und es sieht zugegebenermaßen auch mehr nach Kleinstadt als nach Altstadt aus.

    In diesem Stil bzw. Stilen werden oft moderne Einfamilienhäuser in den Speckgürteln der Großstädte gebaut.

    Mir geht es beim Betrachten dieser Bilder ähnlich. Der Funke mag einfach nicht überspringen. Es fehlt das eigentümliche und mangelt an Ensemblewirkung. Über Strecken sieht es für mich aus, wie ein neu errichteter angepasster 50er Jahre Wiederaufbau, kleinstädtisch und phrasenhaft. Dennoch, und da stimme ich den anderen zu, ist dieser Wiederaufbau vielfach eine Verbesserung gegenüber dem Vorzustand. Man hätte (wie in Dresden) wesentlich mehr rausholen können aus diesem Projekt.