Bereits am 2.4. gab es in den Lübecker Nachrichten einen Artikel mit aktuellen Infos:
http://www.ln-online.de/Lokale…rviertel-nimmt-Gestalt-an
Da dieser Artikel nur im Abo zu lesen ist, fasse ich hier mal die wichtigsten Daten zusammen:
- Die archäologischen Grabungen sind so gut wie abgeschlossen
- Im Mai schreibt die Stadt einen europaweiten Fassadenwettbewerb aus
- Anhand der Einreichungen werden 10-20 Architekten ausgewählt, die dann die endgültigen Entwürfe erstellen sollen
- Aus diesem Katalog von Entwürfen können sich die Bauherren dann einen aussuchen
- Die Bauherren können aber auch einen eigenen Architekten "mitbringen"; dessen Entwurf muss dann aber durch den Gestaltungsbeirat
- Die besten Entwürfe werden im September prämiert und ausgestellt
- Auf den 38 Grundstücken entstehen ca. 140 Wohnungen
- Es wird auch eine Tiefgarage mit ca. 100 Stellplätzen entstehen
- Die Grundstücke werden ab Ende 2014 verkauft
- Baubeginn ist 2016 an der Braunstraße; Die Baustelle wandert dann weiter bis zur Alfstraße, 2019 soll alles fertig sein
- In der Fischstraße 24, 26 und 28 sind wertvolle Kellerfragmente gefunden worden, die erhalten werden sollen
- 2015 werden alle Leitungen in den Straßen erneuert
- Das jetzt vorhandene historische Kopfsteinpflaster soll dann durch Pflaster aus geschnittenen, Steinen mit glatter Oberfläche ersetzt werden
- Es gibt strenge Vorgaben für die neuen Häuser: Die Kubatur wird in Anlehnung an die historischen Häuser vorgegeben (Giebelständig mit Satteldächern, 2-4 Stockwerke+Dach), es wird ein- bis zweigschossige Seitenflügel mit Dachterreassen geben
- Die Haustiefe soll 12-14m betragen, die alten Parzellen werden eingehalten
- Die Fassaden sollen nicht zu modern werden und sich an den historischen Häusern orientieren. Es soll eine hohe Erdgeschosszone von ca. 4,50m geben
- Zum Innenhof ist eine freiere Gestaltung z.B. mit Balkonen/Loggien möglich
Zudem war ich gestern auf der Jahreshauptversammlung der BIRL, bei der auch der Leiter des Stadtplanungsamtes Lübeck, Karsten Schröder, anwesend war und einen Vortrag über den aktuellen Stand und die weiteren Planungen hielt.
Dabei bestätigte er die Infos aus dem o.g. Zeitungsartikel, die auch von ihm stammen.
Zusätzlich gab er noch die folgenden Informationen:
- Die Querstraßen erhalten nicht wieder ihren historischen Verlauf, da die Nachkriegs-Bebauung der beiden unteren Blöcke an der Untertrave in Privatbesitz und -nutzung sind und man nicht damit rechnet, dass diese in absehbarer Zeit abgerissen werden können. Daher werden die Blockränder der neuen Bebauung in diesen Bereichen an die Nachkriegs-Blockränder angepasst
- An den Rippenstraßen werden aber die historischen Baufluchten,also z.B. leichte Krümmungen etc. wieder aufgenommen. Die Straßen werden dadurch auch relativ schmal werden.
- Die Häuser bekommen Satteldächer, die Materialien sollen ortsüblich sein (rote Ziegeldächer, Fassaden in Klinker, Putz oder geschlämmt)
- Die Dächer sollen möglichst geschlossen bleiben (keine Gauben, Einschnitte etc.. Maximal Fenster/Lichtbänder wie beim Gabler-Haus sind möglich
- Die meisten Häuser sind derartig groß, dass pro Haus mehrere Wohnungen (z.B. eine pro Etage) entstehen sollen. Dadurch ergeben sich bei 38 Grundstücken ca. 140 Wohneinheiten.
- Die Grundstücke dürfen zu maximal 65% überbaut werden, damit im Hofbereich ausreichend Grünflächen entstehen können, Die Hofbebauung wird also deutlich weniger dicht werden als bei der historischen Bebauung.
- Pro Käufer wird nur ein Grundstück vergeben, so dass keine größeren Komplexe oder gleichartige Fassaden über mehrere Parzellen entstehen können
- Die Grundstücke sollen an Privatleute und nicht an Investoren vergeben werden
- Auf Nachfrage aus dem Publikum wurde erklärt, dass es KEINE Rekonstruktionen geben soll, auch nicht einige wenige als Leitbauten.
Hauptbegründung war, dass es in Lübeck ja noch sehr viele alte Häuser gibt, und man deswegen keine Leitbauten braucht und hier eine moderne Lösung finden soll/will.
Manfred Finke (BIRL) betonte aber, dass diese moderne Bebauung mindestens die Qualität der historischen haben müsse und sprach sich dennoch energisch für die Rekonstruktion mindestens einer bedeutenden Fassade aus als Hinweis auf das, was dort mal gewesen ist.
Hoffen wir mal, dass er sich damit noch durchsetzen kann.
Ich habe von Herrn Schröders Vortrag einige Fotos gemacht, die leider sehr schlecht geworden sind, da ich relativ weit hinten saß und mein Handy mit dem schlechten Licht dort nicht besser zurechtkam:
Bild 1: Rahmenplanentwurf - Grundriss - unter dem roten Bereich soll die Tiefgarage entstehen
Bild 2: Kubaturskizze nach historischem Vorbild Fischstraße Südseite
Bild 3: Skizzenhafte Straßenansicht Alfstraße Südseite mit Dachaufsicht
Bild 4: Simulation Straßenbild Fischstraße - so könnte es in etwa werden!
Es handelt sich zwar nur um eine Studie, aber insbesondere das letzte Bild stimmt mich sehr positiv! Ich denke, dass es kaum besser geht, wenn man schon ohne Rekonstruktionen auskommen muss. Ich hoffe, dass dieses Bild den Architekten im Wettbewerb mitgegeben wird.
Andererseits frage ich mich, warum man - wenn es dem historischen Vorbild derartig ähnlich wird - nicht gleich rekonstruriert. Da fehlt doch dann zur Rekonstruktion nun wirklich nicht mehr viel!