Lübeck - Neubauten im Gründerviertel

  • Ja, es lesen hier wohl in der Tat viele der Beteiligten mit und ich war auch erstaunt, dass in Überarbeitungen das eine oder andere Mal Punkte auftauchten, die hier im Forum vorgeschlagen wurden. Ob das nun Zufall ist oder nicht, vermag ich nicht zu sagen.

    Bei den schlechtesten Entwürfen handelt es sich fast durchweg tatsächlich auch um die ersten, die erschienen. Ich habe den Eindruck, dass man sich am Anfang noch nicht getraut hat, in Richtung Altstadtkonformität mit historisierenden Formen zu gehen und man dann auf Sicherheit lieber die moderne Schiene mit wenig Gestaltung gefahren hat. Nach und nach setzte sich dann aber die Erkenntnis durch, dass die Altstadt gerade von der Vielfalt der verschiedenen Giebelformen lebt. Das kam für die Braunstraße dann leider zu spät (von 10 Giebeln sind 7 einfache Dreiecke!), aber die Alfstraße hat gerade noch die Kurve bekommen und die Fischstraße mit den allesamt später entwickelten Entwürfen wird sogar richtig gut.

    Mir hat sich auch immer der Verdacht aufgedrängt, dass die ersten Architekten die im Rahmenplan dargestellte "Hüllkurve" der Häuser zu wörtlich genommen und diese als Hausumriss interpretiert haben. Dabei sollten damit ja nur Trauf- und Firsthöhe und damit die Dachneigung vorgegeben werden. Vielleicht hätte man hier von Anfang an auch gleich die Giebelumrisse anhand der historischen Häuser in etwa mit vorgeben sollen - zumindest mit den Bezeichnungen "Treppengiebel, Schweifgiebel, Attika" etc.. Innerhalb derer hätte man dann ja auch modern entwerfen können.

    Ich bin mir sehr sicher, dass sich an den von "wissen.de" genannten Entwürfen leider nichts mehr ändern wird. Die sind ja alle schon durch den Gestaltungsbeirat und Braunstraße 22 ist sogar schon in Bau. Das wird man aus Zeit- und Kostengründen sicher nicht wieder aufrollen.

    Zum Thema Rekos: Diese waren ja nur bzw. immerhin auf freiwilliger Basis möglich. Die Stadt hätte im B-Plan die wichtigsten Fassaden zur Rekonstruktion verbindlich vorschreiben müssen, dann hätte das auch geklappt. Unbedingt rekonstruiert gehört hätten die Hochkaräter Fischstraße 19, 22, 25 und 27. Vier Fassaden von ca. 40 wären ja nun wirklich nicht zuviel verlangt gewesen. Man wollte den Bauherren das aber bewusst nicht vorschreiben und hatte wohl auch Angst, die Grundstücke wegen der hohen Kosten der Fassadenrekonstruktionen nicht loszuwerden. Eine vertane Chance, sehr schade. Von Nummer 19 kommt ja nun immerhin eine angenäherte, wenn auch sehr vereinfachte Version, aber die drei anderen genannten werden der Qualität ihrer Vorgänger leider in keinster Weise gerecht.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (16. Oktober 2017 um 18:45)

  • Gestaltungsbeirat am 17.11.2017

    Gestern war wieder Gestaltungsbeiratssitzung. Vorgestellt wurden diesmal nur drei Entwürfe für das Gründungsviertel. Ist aber auch kein großes Wunder, denn es fehlen ja insgesamt nicht mehr viele. Ich berichte also wie immer:

    Fischstrasse_24.jpeg Fischstrasse-24-2.jpeg  Fischstrasse-24-historisch.jpeg
    Abb.1: Fischstraße 24. Architekt Steffens, Wiedervorlage des überarbeiteten Entwurfs. Links der alte Entwurf, in der Mitte der neue (Fotos von mir), rechts die historische Fassade (Quelle: Stadtplanungsamt Lübeck).
    Beim überarbeiteten Entwurf hat sich der Architekt von der Fensteranordnung her weiter an die historische Fassade angenähert. Die vergrößerten Fenster im 1. OG sehe ich sehr positiv, die Vergrößerung der Fenster im 2. und 3. OG leider nicht. Dadurch wird die Lochfassade in diesem Bereich zum Raster degradiert. M.E. Hätten die Fenster des ersten Entwurfs unter Beibehaltung der Größe nur näher zusammengeschoben zu werden brauchen. Sehr positiv finde ich die Kellerluken, die leider ansonsten kein anderer Entwurf des Viertels aufweist - merkwürdigerweise nicht einmal die Rekonstruktion Fischstraße 17. Die Luken sollen die zu erhaltenden Reste des historischen Kellers belichten, in denen es eine öffentliche Ausstellung zur archäologischen Grabung des Viertels geben soll.
    Der Beirat sah insgesamt eine deutliche Verbesserung der Fassade.


    Fischstrasse-26.jpeg
    Abb.2: Fischstraße 26. Architektin Rothgaenger (Foto von mir, die Farbstreifen in der Fassade bitte ignorieren - sie entstanden durch Interferenz der Ziegeltextur mir der Beamerauflösung).
    Den Ansatz eines stark historisierenden Entwurfs begrüße ich sehr. In den Details der Ausführung sehe ich jedoch noch einige Verbesserungsmöglichkeiten: Am meisten stört mich die Anordnung der seitlichen OG-Fenster. Die inneren Achsen der Paare sollten besser mittig zwischen den äußeren Achsen und der zentralen Fensterachse liegen. Im jetzigen Entwurf befinden sich die beiden Fenster im 3. OG viel zu nah an den Hochblenden. Mir ist bewusst, dass dadurch zwar die Symmetrie zu den (sehr schönen!) großen Dornsen-Fenstern im EG aufgelöst wird, dennoch würde die Verschiebung der inneren Achsen der Fensterpaare weiter zur Fassadenmitte eine deutliche Verbesserung der Proportionen bringen.
    Störend finde ich die Mischung aus runden - an die Renaissance erinnernden - seitlichen und der gotischen mittleren Hochblende. Auch das Portal ist rund - hier sollten man sich auf eine Version festlegen - alles entweder rund oder spitz.
    Im Giebelbereich würde ich alle Staffeln mit Hochblenden belegen. Warum das nur bei drei der fünf Staffeln geschehen ist, erschließt sich mir nicht. Die Kreisblenden könnten dann gut in den oberen Bereichen der Hochblenden liegen. Das würde durch die doppelte Eintiefung noch mehr Plastizität bringen.
    Und nicht zuletzt: Das große Portal ist im Ansatz sehr schön. Ich verstehe nur nicht, warum ein Großteil der Portalöffnung dann wieder vermauert und nur eine sehr schmale Tür vorgesehen ist. Sieht sehr merkwürdig aus. Ich würde eine zweiflüglige Türanlage samt Oberlicht über die volle Portalbreite bevorzugen.

    Der Beirat bemängelte die quadratischen Fensterformate in den OGs und forderte hochformatige Öffnungen. Zudem wurde der untergeordnete Eingang zu den Wohnungen ganz links kritisiert. Es sollte geprüft werden, ob man diesen nicht mit zum Zugang der öffentlichen Nutzung in das Portal legen kann. Diesen beiden Punkte stimme ich voll zu.


    Braunstrasse-18-1.jpeg Braunstrasse-18-2.jpeg
    Abb.3: Braunstraße 18. Architektin Hinz (Fotos von mir).
    Vorgestellt wurden mehrere Varianten. Der Entwurf orientiert sich am historischen Vorgängerbau, der allerdings ein Stockwerk mehr aufwies - bei wohl geringeren Geschosshöhen. Links EG mit zwei Fenstern, OGs ziegelsichtig, rechts EG mit einem großen Fenster und rustiziert, komplett verputzt.
    Der Beirat bevorzugt eine helle Fassade, regte statt Putz allerdings Schlämme an, um ein plastischeres und lebendigeres Fassadenbild zu bekommen. Etwas merkwürdig, da klassizistische Häuser eigentlich fast immer verputzt und fast nie geschlämmt sind. Zudem wurde die Variante mit dem großen EG-Fenster bevorzugt. Und es soll geprüft werden, ob die Fassade auch 4 Fensterachsen bekommen könnte, da das deutlich schmalere Haus Nr. 20 auch 4 Achsen aufweist und ein breiteres Haus mit weniger Achsen daneben merkwürdig aussähe. Diesem Argument konnte ich nicht ganz folgen. Des weiteren erachtete man die eine Staffel auf dem Giebel als überflüssig. Schade, denn diese hatte das historische Haus auch.
    Ich würde die linke Fassung - zumal mit den schönen Sprossenfenstern, allerdings verputzt, bevorzugen- das läge dann dem historischen Haus am nächsten. Mit dem EG der rechten Variante könnte ich aber auch gut leben. Leider wird die Fassade aber durch die Forderungen des Beirats dann wohl doch noch ganz anders werden(?).

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    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (29. Mai 2023 um 18:49) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Und nun als zusätzlichen Service wie immer die aktualisierten Ansichten der betreffenden Straßenseiten:

    Fischstrasse-16-28b-20171117.jpeg
    Abb.1: Fischstraße 16-28b


    Braunstrasse-14-32-20171117.jpeg
    Abb.2: Braunstraße 14-32


    (Fotomontagen von mir)

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    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (29. Mai 2023 um 18:51) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Fischstraße 24 ist so ein Beispiel, bei dem die ganze Verkrampftheit deutschen Architekturschaffens offensichtlich wird. Wenn man dem historischen Vorbild schon derart nahe kommt, wieso dann nicht KONSEQUENT sein und das Vorbild 1:1 nachbauen? Viel teurer kann das ja auch nicht werden. Aber nein, es MUSS sich irgendwie "modern" absetzen, man muss immer die Handschrift des "Zeitgenössischen" ablesen können. Warum ist das in Deutschland so? Ich glaube, in Polen hätte man da gar nicht lange abgewägt sondern einfach rekonstruiert. Aber bei uns wird immer alles intellektuell bedenkenträgerisch aufgeladen, man will ja "kritisch" vor der Geschichte sein. Anstatt dass man einfach mal lustvoll an die Sache herangeht und in den alten Formen schwelgt, die vor einem liegen. Ich find's so bescheuert, ehrlich. So typisch deutsch.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (18. November 2017 um 14:38)

  • Ja aber auf die andere Seite - warum nicht - warum nicht die Giebelform im dieser Version? Solche Giebelfassaden wie Orginal gibt es sowieso ofter in Lubeck. Ich bin wirklich gespannt auf die Endergebnisse

  • Man vergleiche nur mal die Versprossung der Fenster, Original und Neubau. WO ist das Problem, hier über seinen Schatten zu springen und sich für das BESSERE zu entscheiden? Es liegt nur an dieser geistigen Verkrampftheit, unbedingt "moderne Akzente" setzen zu müssen, die ich eben beschrieben habe. Heraus kommt dann immer nur was Halbgares.

    In dubio pro reko

  • Oder vielleicht mussen wir auch hier uber unsere Schatten springen....

    Wenn Augsburg solche Fassaden wie Fischstrasse hinkriegen wurde? Ich bin positiv uberrascht von dieser Projekt - was ist besser ein paar Rekonstruktionen und damliche Fullbauten oder ingesamt bessere moderne Interpretation? Jetzt ist ja erhaltene Strassenzugen in Lubeck Altstadt kein Seltenware. Ich finde Fischstrasse ist eine intrrssante Erganzung zu die allgemein grossartige Lubeck

  • Fischstraße 24 sieht im Original am besten aus.
    Warum schaffen Architekten es nicht, schöne Gebäude zu komponieren?
    Das Dilemma fängt bereits bei den Fenstern an. Was schon in Frankfurt am Main
    beim Krönungsweg nicht gelang, wird auch in Lübeck offenbar nichts.
    Dabei machen gerade die Fenster einen großen Teil der Harmonie einer Fassade aus.
    Und der Aufwand ist immer viel zu niedrig, der an derartige Gestaltungen angesetzt wird.
    Harmonielehre und Ornamentik müssen wieder einen ganz zentralen Platz einnehmen.

    Und was das Zeitgenössiche angeht: Eine Rekonstruktion wäre wenigstens authentisch. Denn zeitgenössisch sind diese Entwürfe nicht. Sie sind durch die Vorgaben schon viel zu weit weg von unserer Zeit. Normalerweise würden dort Renditekästen in Schießschartenoptik hingeklotzt werden, wie sonst überall in diesem Land.

    4 Mal editiert, zuletzt von Goldstein (18. November 2017 um 16:02)

  • Bei Fischstraße 24 kann es einzig darum gehen, durch größere Fensterformate eine bessere Vermarktbarkeit zu erzielen. Diese könnte man aber auch durch die konsequente Rekonstruktion erzielen, da das Haus dann mit einer feingliedrigeren Fassade und schönem Portal für potenzielle Käufer und Mieter punkten könnte. Also, ich stimme mit "Königsbau" und "Goldstein" überein. Das Gebäude sollte einfach rekonstruiert werden. Es bedarf gar keiner riesigen Umplanung dafür.

  • Wann kann man denn mit der Fertigstellung der auf den letzten paar Seiten gezeigten Projekten so ungefähr rechnen? Teilweise wird ja schon gebaut. Ich hab hier nicht so richtig den Überblick.

  • Der Baubeginn hat sich generell um über ein halbes bzw. ein Jahr im Vergleich zu den bisher bekannten Zeitplänen verzögert. Angeblich gab es u.a. Verzögerungen bei der Leitungsverlegung und ich habe munkeln gehört, dass sich die Stadt auch beim Grundstückverkauf Zeit gelassen hat. Ob das wirklich so ist, kann ich aber nicht sagen.

    Jedenfalls kann man die momentan in Bau befindlichen Häuser bisher leider an einer Hand abzählen, als da wären:

    • Alfstraße 27 ist am weitesten: Hier hat man die Geschossdecke des 2. OGs und damit die Traufe erreicht. Im EG hat die Verblendung der Fassade begonnen.
    • Braunstraße 22: Der EG-Rohbau ist gut zur Hälfte fertig.
    • Fischstraße 5 und 7-9 sind bei der Kellerdecke angekommen.
    • Alfstraße 13: Hier hat man diese Woche begonnen, die ersten Stahlstäbe für die Armierung der Kellerwände in die Bodenplatte zu bohren sowie mit den Gründungsarbeiten des Hinterflügels angefangen.

    Das war´s dann leider auch schon. Dafür, dass der erste Bauabschnitt ursprünglich im September 2016 und dann im Frühjahr 2017 beginnen sollte, ist das leider fast nichts. Ich denke aber, dass wir in einem halben Jahr die ersten fertigen Häuser sehen könnten. Insgesamt wird man schätzungsweise irgendwann 2019/2020 fertig werden, und dann folgt ab 2020 ja noch der Straßenneubau in historischer Breite und wohl mit geschnittenen Pflastersteinen.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Zur Ergänzung noch ein paar Fotos (alle von mir) vom aktuellen Baustand:

    20171105_153917.jpeg
    Abb.1.: Alfstraße 27 am 5.11.2017, links St. Marien, rechts St. Petri. Dieser Zweikirchenblick wird irgendwann verschwinden.


    20171116_105722.jpeg
    Abb.2.: Links der Rohbau Braunstraße 22, hinten mittig Alfstraße 27 am 16.11.2017. In der Bildmitte durchkreuzt die noch unbebaute Fischstraße das Gebiet.


    IMG_3106.jpeg
    Abb.3.: Alfstraße 27, Rückseite von der Baustelle aus fotografiert (17.11.2017). Noch erhebt sich das Haus wie ein Turm in der ansonsten leeren Wüste. Die Traufhöhe ist erreicht, es folgt noch das Satteldach. Rechts schön zu erkennen, wie schmal die Straße an der Stelle wieder wird-


    IMG_3112.jpeg
    Abb.4.: Alfstraße 13 direkt neben dem Studentenwohnheim von der Baustelle aus gesehen (17.11.2017): Die Armierung der Kellerwände wird vorbereitet.


    IMG_3159.jpeg
    Abb.5.: Alfstraße 27, Verblendung der Straßenfassade am 17.11.2017. Das EG wird leider mit Kalksandstein verblendet. Es wird zwar verputzt, aber schöner wären - wie historisch üblich - auch unter dem Putz dieselben roten Ziegel gewesen, die an die obere Fassade kommen werden und die auch schon hinter dem Haus auf der Baustelle liegen. Wofür die Aussparung links neben der Tür ist, weiß ich immer noch nicht...

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    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (29. Mai 2023 um 18:55) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • So, und weiter geht´s:
    Nach der Beiratssitzung war dann auch wieder die öffentliche Begutachtung neuer Fassadenmuster. Also pilgerten alle von der Bauverwaltung am Dom zum Gründungsviertel, was zu Fuß ein ordentliches Stück ist.
    Hier also die Aufstellung von Freitag:


    Fischstrasse_21.jpeg Fischstrasse-21-Probe.jpeg
    Abb.1: Fischstraße 21, Architekt Tischler. Auch wenn das Haus nicht unbedingt zu meinen Lieblingsentwürfen gehört: Schöne Steine und auch die durch die zweistufigen Rücklagen erzeugte Plastizität finde ich sehr positiv. Das Mauerwerk interessanterweise im Blockverband, wenn ich das richtig sehe. Gesims aus Beton mit Abdeckung aus Zinkblech, über die Ausführung dessen Abkantung an den Seiten diskutiert wurde. Die Farbe der Fenster war dem GBR eine Nuance zu kalt und wird noch geringfügig geändert werden.


    Fischstrasse_28-neu.jpeg Fischstrasse-28-Probe.jpeg
    Abb.2: Fischstraße 28, Architekt Dahm. Gefällt mir wie der ganze Entwurf gut. Interessant die Rustizierung im EG durch versetzte Steinschichten. Dem Beirat, der das letzte Mal helle Fensterrahmen gefordert hatte, waren diese nun doch zu hell. Hier wird es wohl auch noch eine Änderung geben. Von mir aus könnte das aber so bleiben, denn das Zusammenspiel der weißen Rahmen mit den grünen Zargen ist eine historisch typische Farbkombination. Zudem wurde hier noch über Fugenfarbe und -tiefe diskutiert. Es wird wohl die linke Seite werden, die nach dem Trocknen noch heller werden soll. Ich hätte die in Lübeck üblicheren flachen Fugen rechts (und helleren Mörtel) bevorzugt.


    Fischstrasse_28a.jpeg Fischstrasse-28a-Probe.jpeg
    Abb.3: Fischstraße 28a, Architekt Tischler. Ähnlich wie Fischstraße 21 und auch vom selben Architekten. Auch hier wurde über die Fensterfarbe und das Betongesims diskutiert. Auch der Aufbau der Torbogens wurde erörtert.
    Der Beirat startete noch einen (wohl letzten) Versuch, dem Architekten die "wackelnde" Fassade (damit war die geschossweise hin- und herspringende Fensteranordnung gemeint) auszureden. Das sei in den 90ern aufgekommen und schon lange out. Herr Tischler wollte aber offensichtlich gerne daran festhalten.


    Alfstrasse-19.jpeg Alfstrasse-19-Probe.jpeg
    Abb.4: Alfstraße 19, Architekt Zeschke. Dem Beirat waren die Farben das letzte Mal in Bezug auf die umliegenden Häuser zu knallig. Generell mochte ich das obere Gelb ja, war aber eigentlich auch dieser Meinung. Nun wird es wohl oben ein helles Beige/Sand und am EG eine dunklere Variante davon geben wie auf den oben und unten angelehnten Platten zu sehen ist (leider nicht ganz farbtreu, es ist in Wirklichkeit deutlich beiger). Ich finde das nicht schlecht, aber auch fast schon wieder zu langweilig. Ein gedeckteres Gelb - in etwa wie in der auf der links zu sehenden Visualisierung wäre auch nicht schlecht gewesen.

    (Fotos von mir)

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    4 Mal editiert, zuletzt von frank1204 (29. Mai 2023 um 18:59) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Bei aller kritischen Betrachtung ist es allerdings bemerkenswert, welchen Aufwand man sich mit den Bemusterungen macht. Dabei finde ich übrigens den Grauton der Fenster bei Alfstraße 19 zu dunkel und Fassade insgesamt zu langweilig. Keine Auffälligkeiten. Keine Schönheit.

    Die Umgebung selbst macht einen gefälligen Eindruck (Abb.3) oder weiß durch Scheußlichkeiten (Abb.1 - und darin nicht die schönen Kirchtürme) zu schockieren.

  • Ganz wunderbar, lieber Frank. Herzlichen Dank für die gewohnt messerscharfe Dokumentation.

    Nun, täusche ich mich, oder ist die Fischstraße eine kleine Prachtstraße? Vielleicht noch einen Tick mehr im Segment 16-28b (nebenbei: blöde Hausnummer, oder?). Das ist ja richtig reich an Form und Farbe, verzichtet auf zu modernistische (oder auch historisierende) Mätzchen, fühlt sich stante pede echt und authentisch an.

    Da mag man den Bauherren allesamt gratulieren. Die 26 wirkt auf mich etwas unruhig, aber das Ensemble 22-28 hat schon was. Auf die 20 darf man gespannt sein.

    Mich wundert nur, dass bislang so wenige Baustellen entstehen. Sicher, viele wollen nun den Winter vermeiden, aber dafür wird man sich ab Frühling auf den Füßen stehen. Nicht sehr klug.

  • Wie ich hier irgendwo schon mal ausführlich schrieb: Lübeck ist und war bereits seit dem Mittelalter absolut keine Fachwerkstadt. Nach einem frühen Stadtbrand im 13. Jhdt. wurde zur Vorbeugung Steinbau sogar baurechtlich vorgeschrieben. Es gibt denn auch nur einige ganz wenige Fachwerkhäuser, fast ausschließlich kleine traufständige in den Querstraßen und Gängen. Große giebelständige Fachwerkhäuser hat es hier nie gegeben, also bitte kein Fachwerk! Wird aber auch nicht kommen, da Fachwerk im Gestaltungsleitfaden nicht vorgesehen ist.

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  • Vielleicht noch einen Tick mehr im Segment 16-28b (nebenbei: blöde Hausnummer, oder?). Das ist ja richtig reich an Form und Farbe, verzichtet auf zu modernistische (oder auch historisierende) Mätzchen, fühlt sich stante pede echt und authentisch an.

    Da mag man den Bauherren allesamt gratulieren. Die 26 wirkt auf mich etwas unruhig, aber das Ensemble 22-28 hat schon was. Auf die 20 darf man gespannt sein.

    Ja, die "blöden" Unter-Hausnummern entstanden ja leider durch die Verschiebung der Querstraßen. Noch blöder ist das sogar beim Studentenwohnheim gemacht worden - warum auch immer: Das Wohnheim steht auf den drei Parzellen Fischstraße 10, 12 und 14, hat aber die Nummern 6a und 6b bekommen, weil es hier außer der weiter oben liegenden Nachkriegsbebauung und die Schulen nichts gab. Daraus folgt, dass direkt neben Nr. 6b nun die historisch korrekte Nr. 16 folgt. In der Alfstraße sieht es leider ähnlich aus. :kopfschuetteln: Vielleicht wird das ja noch geändert.

    Ich dagegen mag die Nr. 22 nicht. Mit den vielen verschiedenen Fensterformaten wirkt sie auch sehr unruhig. Eigentlich sollte das laut Beirat überarbeitet werden, aber ich habe noch keinen neueren Entwurf gesehen. Und statt der angedeuteten Ministaffeln hätte man sich einen vollwertigen Treppengiebel wie beim Vorgänger trauen sollen. Ich denke/hoffe, dass Nr. 20 schon wegen der geringen Dachneigung ein Klassizist wird. Genau das würde dieser Reihe zur Abrundung noch fehlen

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Wie ich hier irgendwo schon mal ausführlich schrieb: Lübeck ist und war bereits seit dem Mittelalter absolut keine Fachwerkstadt. Nach einem frühen Stadtbrand im 13. Jhdt. wurde zur Vorbeugung Steinbau sogar baurechtlich vorgeschrieben.


    Steinerne Brandmauern zwischen zwei Häusern waren es, die meiner Meinung nach vorgeschrieben waren, Fachwerk gab es zumeist in den Kemläden. Zumindest hier in MV, genauer gesagt den großen Hansestädten, dürfte das damalige Baurecht wohl nicht so stark voneinander abgewichen sein.

    In der Lübecker Denkmalliste kommt auch recht oft das Wort Fachwerkhaus vor:
    http://www.luebeck.de/lvw_docs/forms…_23.09.2015.pdf