Lübeck - Neubauten im Gründerviertel

  • Eigentlich sollte in diesem Jahr mit den letzten Häusern begonnen werden und danach die Neugestaltung der Straßen beginnen - hier der offizielle Zeitplan.

    Wie es aussieht, wird sich die Gesamtfertigstellung real aber wohl noch Jahre hinziehen. Ich hoffe, dass langfristig keine hässlichen Baulücken bleiben.

    Ja, es kommen wohl noch einige gute Häuser. Allerdings kann es bei allen Grundstücken, bei denen der Bau noch nicht begonnen hat, sein, dass ein Bauherr abspringt und dann doch noch ein neuer Entwurf kommt - wie ja z.B. bei Alfstraße 25 gerade und bereits mehrfach geschehen. Man kann also nach wie vor gespannt sein.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Danke an Frank für die neuen Fotos und an Tobias_HH für das Update bezüglich Alfstraße 25. Meiner Meinung nach der interessanteste Entwurf in der doch eher langweilig und eintönig anmutenden Häuserreihe.

    Was mir gerade beim Anblick der Straßenabwicklung aufgefallen ist: Das bereits länger fertiggestellte Haus Alfstraße 27 scheint ja tatsächlich das Kleinste in der Häuserreihe zu sein, auch wenn es in Natura doch eine relativ große Baumasse hat. Das geplante Eckhaus Alfstraße 31 soll etwa doppelt so breit werden (was ja auch an der Überbauung der ehemaligen Krummen Querstraße liegt) - das wird ja eine geradezu gigantische Fassade werden.

  • Demnach gibt es im Gründungsviertel(!) nicht EINE(!) Rekonstruktion.. Ich frage mich, weshalb die UNESCO hier, an dieser sensiblen Stelle, nicht interveniert und Druck aufgebaut hat? Ich verstehe ja, dass viele hier denken „es hätte schlimmer kommen können“. Aber in meinen Augen ist dieses Ergebnis schlimm genug. Hier wurde erneut aus Angst vor oder aus gänzlicher Missachtung der eigenen Vergangenheit eine große Chance vertan. Bitter und für mich ein Grund, diese Stadt -die ich oft besuchte- künftig zu meiden.

  • Demnach gibt es im Gründungsviertel(!) nicht EINE(!) Rekonstruktion.. Ich frage mich, weshalb die UNESCO hier, an dieser sensiblen Stelle, nicht interveniert und Druck aufgebaut hat? Ich verstehe ja, dass viele hier denken „es hätte schlimmer kommen können“. Aber in meinen Augen ist dieses Ergebnis schlimm genug. Hier wurde erneut aus Angst vor oder aus gänzlicher Missachtung der eigenen Vergangenheit eine große Chance vertan. Bitter und für mich ein Grund, diese Stadt -die ich oft besuchte- künftig zu meiden.

    Erst gibt als mein Vorredner schreibt schon ein Rekonstruktion.

    Zweitens liegt Grundungsviertel ausserhalb die Welterbegebiet und ich sehe auch nicht wie die Bebauung die Welterbe schadet.

    Drittens - ich verstehe nicht wirklich wie diese Projekt die einmalige Altstadt von Lübeck schadet. Es ist ja nicht so dass es fehlt erhaltene Strassenzuge in Lübeck.

  • Ja, es ist neben der bereits fertigen Fischstraße 17 noch eine weitere Rekonstruktion geplant - Fischstraße 26. Zwar auch "nur" eine relativ glatte Putzfassade, aber deutlich größer als Nr. 17. Eine barockisierte Renaissancefassade mit Sandstein-Portal. Wie East_Clintwood darauf kommt, es käme keine einzige Reko, obwohl ich nur eine Seite vorher Fotos von Fischstraße 17 gezeigt habe, ist mir ein Rätsel. Und es kommen ja nicht nur die beiden Rekos, sondern auch einige Häuser, die sich an die historischen Fassaden anlehnen wie z.B. Fischstraße 19 und 24 und Braunstraße 14 und 18. Zudem weitere sehr historisierende Häuser wie Fischstraße 13 und 16 und Braunstraße 26. Ja, es wurde leider die Chance eines Leitbautenkonzepts nach Dresdner, Frankfurter oder Potsdamer Art vertan, aber so schlimm, dass man sich mit Grauen abwenden muss, ist das Ergebnis nun auch nicht.

    für mich ein Grund, diese Stadt -die ich oft besuchte- künftig zu meiden

    Für mich eine äußerst seltsame Äußerung. Als das Gründungviertel durch die Berufsschulen komplett entstellt war, besuchte er die Stadt oft, aber jetzt, da dort ganze Straßenzüge auf zumeist historischen Parzellen und in historischer Kubatur wiedererrichtet werden, wird er sie meiden? huh:):wie:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Fotos vom 1.3.2020

    Hier noch einige aktuelle Fotos von heute. East_Clintwood braucht ja nicht hinzusehen. :wink:


    Abb.1: Der Umbau des Berufsschulrestes zum Haus Braunstraße 14 (eingerüstet) schreitet voran. Das Dach wird von trauf- auf giebelständig gedreht. Links die Rückseiten der Häuser Fischstraße 5 und 7-9.


    Abb.2: Braunstraße 14. Die Fassade in EG und 1. OG ist fertiggestellt. Es folgt noch das Dachgeschoss mit geradem Attika-Abschluss, das zur Straße hin wie ein weiteres Vollgeschoss aussehen wird, so dass der Höhenunterschied zum gotischen Haus Nr.12 noch deutlich abgemildert wird. Die Lücke zwischen Betonfassade und Brandwand (wo die rote Schmalseite des Schalungselements zu sehen ist) zeigt an, um wieviel die Fassade an dieser Seite gegenüber der Berufsschule zur Straße hin vorgezogen wurde, um wieder die historische Bauflucht zu erreichen.


    Abb.3: Noch einmal Braunstraße 14 aus anderer Perspektive.


    Abb.4: Und zusammen mit der historischen Nr. 12. Das wird m.E. ein sehr angenehmer und behutsamer Übergang zwischen der historischen und der neuen Bebauung.


    Abb.5: Noch einmal mein Lieblingshaus unter den modernen, Fischstraße 16. Sollte bald fertig sein.


    Abb. 6: Fischstraße 16 und 17. Aus dieser Sicht bereits ein schönes "Ensemble". Bei Nr. 16 (links) hätte ich mir allerdings wellige Dachziegel und Riemchen auf der Rückseite der Giebelstaffeln gewünscht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Die Dachfenster werden von der Straße aus wohl durch den Giebel verdeckt und nicht zu sehen sein. Ein weitere Vorteil gegenüber Spitzgiebeln!


    Abb.7: Fischstraße 17 hat nun auch seine rekonstruierte Eingangstür erhalten. Leider konnte ich diese aufgrund des Bauzauns der abgesperrten Straße nicht besser fotografieren. Vielleicht demnächst.


    Abb.8: Gerade heute gesehen: Es geht offenbar endlich los bei den Häusern Fischstraße 19 und 21. Die Sohlplatten werden freigelegt!


    Abb.9: In der Bildmitte wächst Fischstraße 24 aus dem Boden. Die fleckige Mauer unterhalb der Bildmitte ist die westliche Brandwand des EGs. Interessant, aber etwas schwer zu erkennen: Die darunterliegende Kellerwand ist - bis auf die Stützen - offen, da die Keller der Nummern 24-28 wegen der zu erhaltenden historischen Kellerreste verbunden werden sollen.


    Abb.10: Zum Schluss noch ein Bild aus der Alfstraße: Rechts sind die EGs der Nummern 21 und 23 bereits (fast) fertig.

    Wie die Bilder zeigen, nimmt die Bautätigkeit momentan insgesamt deutlich an Fahrt auf. Ich denke, dass das Viertel in einem Jahr schon deutlich anders und viel fertiger aussehen wird.

    Alle Fotos von mir

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Vielen Dank frank für die regelmäßigen Updates!

    Ich hab mal die Fassade von tobias_HHs Entwurf noch etwas nach den Vorschlägen angepasst..

    aktueller Entwurf:

    ansichtalfstrae258hk0g.png

    mit kleinen Veränderungen:

    ansichtalfstrae25_neueukwa.pngich hoffe die Benutzung des Bildes ist ok Tobias_HH ?

  • Bravo, eine enorme Verbesserung! Genau so! :applaus:

    Der Versprung um eine ganze Falte zwischen den Fenstern in Mittelzone und Dach wirkt genial. Auf die Idee bin ich an dieser Stelle noch gar nicht gekommen, obwohl es ganz oben beim einzelnen Fenster ja auch schon so ist. Das dritte Fenster in der unteren Reihe des Daches ist absolut erforderlich, das wird immer deutlicher.

    Jetzt noch die Anzahl der Giebelstufen auf eine pro Hell-Dunkel-Falte halbieren, d.h. links die hellen auf Höhe der dunklen und rechts die dunklen auf Höhe der hellen Hälften hochziehen, und es würde eine sehr gute Fassade werden und sogar zu meinen Favoriten insgesamt gehören.

    Tobias_HH: Besteht noch eine Chance auf solche eigentlich kleinen, aber doch erheblichen Verbesserungen?

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Wie auch immer - hier mal ein direkter Vergleich von historischer (um 1900) und jetziger Situation (2020) der Alfstraße:

    Historisches Foto gemeinfrei, aktuelles Foto von mir. Der Bildausschnitt ist nicht exakt gleich, aber fast. Auf dem historischen Bild ist ganz rechts Alfstraße 17 zu sehen, auf dem aktuellen Bild ein Haus mehr, Nr. 19. Interessant ist hinten der in den OGs vorspringende Teil des Gabler-Hauses als Zitat der historischen Situation.

    Es mag nun jeder für sich beurteilen, welche Ansicht schöner ist und ob die neuen Häuser dem geschichtsträchtigen Ort gerecht werden.

    Vielen Dank für diese Gegenüberstellung!

    Angesichts des direkten historischen Vergleichs, nimmt sich der heutige (wiedergewonnene) Anblick doch arg bescheiden aus.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Frank und thommystyle, super genial die erste Verbesserung! Doch bei der Giebelveränderung hin zu weniger Stufen bin ich mir nicht ganz sicher, ob das so gut kommt. Der feiner stufige scheint mir doch angenehmer in der Erscheinung. Könnt ihr die beiden Entwürfe malbitte nebeneinander stellen, zum direkten Vergleich? Und evt. noch das EG verändern, also einen Eingang links und das großer Fenster mehr mittig stellen!? Danke!

  • Hallo Leute,

    als hier betroffener muss ich mal sagen, dass ich es ziemlich merkwürdig finde, dass Ihr immer auf Entwürfen von anderen Leuten rum malt. Natürlich kann man immer über Fragen des Geschmackes diskutieren, aber es handelt sich ja um ein Entwurfswerk eines Architekten. Nur mal kurz für Eure Vorstellung: wenn das hier ein Forum für bildende Kunst wäre - würdet Ihr dann auch auf den Bildern rum malen, um die Wirkung zu verbessern?

    Es gibt ja grundsätzlich zwei Entwurfsprinzipien: entweder von innen an außen oder von außen nach innen. Natürlich versucht man beides bestmöglich zu verbinden, aber es ist eine Waage, die selten vollständig im Gleichgewicht ist.

    Es ist ja auch nicht so, dass wir unsere Hausaufgaben nicht machen. Und es gibt eben Voraussetzungen, die man gar nicht wissen kann, wenn man nur auf die Fassade blickt. Ein mittiges Fenster im 1. Dachgeschoss verbietet sich leider, weil direkt dort eine Wohnungstrennwand ist (die beiden Fenster gehören zu 2 Wohnungen). Insofern scheidet das leider aus. Ob man die Faltung der Fassade in eine Teilung der Fenster übernehmen will ist sicherlich Geschmacksfrage. Ich denke, da kann man sicherlich nochmal drüber nachdenken. Für mich spricht bisher dagegen, dass die Fenster durch die Faltung in einer ganz anderen Linie liegen, so dass die Fenstertrennung die jetzt auf der 2D-Ansicht logisch aussieht in gebauter Realität ganz anders aussieht.

    Die feiner aufgelöste Treppung des Giebels gegenüber historischen Vorbildern ist ja gerade das Gestaltungsprinzip des Haues, da würde ich nicht dran wollen. Es geht ja darum ein heutiges Haus im historischen Kontext zu bauen - und heutige Häuser sind halt anders als historische.

    Tobias_HH

  • Hallo Tobias,

    ich möchte kurz erwähnen, dass ich Wert auf die Feststellung lege, dass ich hier keine veränderten Entwürfe eingestellt habe. Da ich weiß, dass das rechtlich bedenklich ist, habe ich lediglich wörtlich geschildert, was ich verändern würde, wenn es mein Haus wäre.

    Zur Befensterung: Mir ist bekannt, dass es zwei Philosophien gibt, ein Haus zu planen - von außen nach innen und von innen nach außen. Auffällig dabei ist, dass die Fassaden bei der letztgenannten oft oder gar meist nicht so harmonisch aussehen wie bei der Planung von außen nach innen. Es ist zwar nachzuvollziehen, dass die Eigentümer möglichst optimale Grundrisse haben möchten, was dann auf der anderen Seite aber leider oft zu nicht optimalen Fassaden führt. Da ist die Frage: Was ist wichtiger? Für mich als Ästheten und städtebaulich und bauhistorisch sehr interessiertem Menschen kann ich ganz klar sagen, dass Aussehen und Aufteilung der Fassaden und damit das Stadtbild, das täglich tausende von Menschen im öffentlichen Raum sehen, deutlich Vorrang hat vor einer vielleicht ein wenig besseren Raumaufteilung im Inneren, die nur eine handvoll Menschen von innen sieht.

    Grüße,

    Frank

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Hallo Leute,

    als hier betroffener muss ich mal sagen, dass ich es ziemlich merkwürdig finde, dass Ihr immer auf Entwürfen von anderen Leuten rum malt. Natürlich kann man immer über Fragen des Geschmackes diskutieren, aber es handelt sich ja um ein Entwurfswerk eines Architekten. Nur mal kurz für Eure Vorstellung: wenn das hier ein Forum für bildende Kunst wäre - würdet Ihr dann auch auf den Bildern rum malen, um die Wirkung zu verbessern?

    Das ist aber kein Forum für bildende Kunst oder Malerei und die aufgeworfenen Fragen sind beileibe nicht nur eine Frage des Geschmacks. Architektur ist kein Bild, das bei Dir zuhause an der wand Hängt sondern ein Teil des Stadtbildes dessen Anblick die Mitbürger nicht entziehen können (im Gegensatz zu deinem Bild zuhause).

    Daraus resultiert die bügerschaftliche Berechtigung bei Architekturen, die vom Straßenraum aus sichtbar sind, mitreden zu dürfen. Das gilt in einer offenen Gesellschaft im übrigen für jedermann, ob er nun Ahnung von Architektur hat oder nicht. Er ist aber den optischen Folgen des Hauses ausgesetzt.

    Deshalb ist das Stadtbild ein demokratischer Verhandlungsprozeß der Bürger und kein Architekt oder Bauherr kann erwarten, daß sein Entwurf unkritisiert und unverändert umgesetzt wird. Das mag in anderen Ländern anders sein, in Mitteleuropa aber ist das so. Insofern hat auch jeder Glasermeister das Recht - um eigenen Vorstellungen zu skizzieren in dem Entwurf jedwedes Architekten herumzumalen und hiesse er Leonardo, Palladio, Moneo oder Libeskind.

    Im übrigen ist diese Sichtweise der Grund dafür, daß es dieses Forum gibt.