Essen - Limbecker Platz

  • Guter Artikel, der das ganze Elend dieser misslungenen Großplanungen offenlegt. Was kann man tun? Leider muß man nun wohl Jahrzehnte warten, bis der Quatsch wieder abgerissen werden kann. Armes Essen.

  • Zwei äußerst interessante Artikel. Eine Entwicklung, die auch ich mit Sorge sehe. Für mich wird es ein Bumerang für die Städte werden.

    Interessant auch der verzweifelte Leserbrief der Stadtverwaltung. Man liest sehr schön die kognitive Dissonanz der Verantworlichen heraus.

    Und: Man kann nur hoffen dass dieser Koloss in 5 Jahren baufällig wird und ECE pleite geht (die Mitarbeiter bekommen natürlich alle einen neuen Job in einem Jugendstilkaufhaus).

  • Zitat von "Rüttenscheider"

    Des Dramas zweiter Teil: Die Sprengung des Karstadt-Turmes in Essen.
    Ein weiterer, ziemlich deftiger (aber treffender) Artikel in der aktuellen Bauwelt vom 08.08.08.

    http://www.bauwelt.de/sixcms_4/sixcms/list.php?page=pg_bauwelt_startseite#Inhalt\r
    http://www.bauwelt.de/sixcms_4/sixcms/l ... ite#Inhalt

    Seiten 8 und 9

    ...hab ich heute in der Printausgabe gelesen. Da stand doch glatt, daß die vielen Schaulustigen applaudierten, als der Turm zu Boden krachte. Was sind denn das für Leute? Man rafft es nicht. Da wird ein Jugendstilbau gesprengt, und es gibt auch noch Applaus! Selig sind die geistig Armen... :augenrollen:

  • Schloßgespenst

    Ich denke, das sind Leute, die über die Hintergründe gar nicht nachdenken. Die sind einfach froh, daß in ihrer mißgebildeten Stadt irgendein Event passiert. Es könnte auch der Dauer-Nasenbohrer-Wettbewerb oder ein Rekordversuch für den größten Hundehaufen Deutschlands oder irgendeine "Wetten dass?"-Wette sein. Die denken: "Versuch hat geklappt, muß man Beifall geben..." Einfache Gemüter eben. So zumindest meine Interpretation.

  • Aus dem Wikipedia-Beitrag zum Limbecker Platz

    Zitat

    Am 1. März 2008 wurde das Karstadt-Kaufhaus endgültig geschlossen. Es stand nicht unter Denkmalschutz, denn nur die Fassade war aus Sandstein geformt, das Innere bestand aus Stahlbeton, der durch Bergschäden in sehr schlechtem Zustand war und deshalb das Haus über die Seitenbreite einen Höhenunterschied von einem Meter aufwies.

    Irgendwie habe ich das mit dem Denkmalschutz wohl nicht verstanden, gilt das nur für Sandsteinbauten???

    Außerdem noch ein interessanter Artikel:

    Link

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Erstaunlicher Artikel, Booni, danke! Ist der Autor etwa einer von uns?

    Zitat

    Die Innenstädte im Ruhrgebiet sind nicht für ihre Schönheit bekannt. Im Krieg fast vollständig zerbombt und in den 50er und 60er Jahren zum größten Teil von einer Generation geschmackloser und weitgehend talentfreier Stadtplaner wieder aufgebaut, sind sie fast alle von einer seltsamen Monotonie. Die städtebaulichen Traditionen der Vorkriegszeit wurden begeistert aufgegeben. Noch in den 70er und 80er Jahren kam es aus heutiger Sicht zu unvorstellbaren Planungssünden: Die Abrisse von einstmals die Innenstädte prägenden Gebäuden wie dem alten Rathaus in Essen, dem Stadtbad in Bochum oder dem alten Hauptbahnhof in Gelsenkirchen zeigten, dass viele Planer und Kommunalpolitiker im Ruhrgebiet nicht die schnellsten waren, wenn es darum ging, aus den Fehlern der Nachkriegszeit die richtigen Schlüsse zu ziehen.

  • Das Bochumer Stadtbad kannte ich vorher noch gar nicht. War ein Bau von 1950, noch ganz in der Bautradition der 20er gebaut. Das Dortmunder Südbad von 1960, das gottseidank vom Abriss gerettet wurde, ist schon im Nachkriegsstil gehalten. Aber das passt eher in den Thread "Schöner Schwimmen", der ja leider vom Diskussionsforum in die Galerie verschoben wurde.

    Weitsichtigkeit kann man den Kommunalpolitikern hier aber wirklich nicht absprechen. Hier im Ruhrgebiet ist noch sehr sehr viel aus der Vorkriegszeit erhalten. Es wird aber von Jahr zu Jahr weniger, Rekonstruktion finden wenn dann von Privatpersonen statt. Allein in der Dortmunder City sind dutzende historistische Geschäftshäuser, die immer weiter verfallen (Hansahof) oder nicht mehr als solches zu erkennen sind und daher irgendwann sicher auch abgerissen werden (z.B. der Tom Tailor Store am Westenhellweg). Allein die 3 Großvarietébauten der Goldenen 20er (bzw. schon der Kaiserzeit), die noch erhalten sind, werden sowieso schon nicht mehr als solches genutzt und machen bis auf den Stahlhof/Löwenhof einen verwahrlosten Eindruck. Hier steckt viel Potential, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass in den nächsten Jahren ein Umdenken stattfindet. Bis dahin sind viele weitere Gebäude einfach verschwunden.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Habe gerade im Buch "Deutsche Kriegsschicksale" eine Abbildung des neugotischen Essener Rathauses entdeckt. Der Bau wurde mühsam bis 1954 wiederaufgebaut um dann in der 1960er Jahren abgebrochen zu werden für ein Kaufhaus Wertheim was es mittlerweile nicht mehr gibt. Das ist ja wirklich einer der unglaublichsten Nachkriegsabrisse. Wer bitte schön reißt denn sein historisches Rathaus für ein Kaufhaus weg? Und das in einer plattgebombten Innenstadt, die zu dieser Zeit noch mit Notbauten und Baulücken übersät war?

    ...

  • Die ganze Angelegenheit hätte man auch in einer Zeitungsannonce unterbringen können: "Stadtplaner mit Minderwertigkeitskomplexen und masochistischen Neigungen sucht jungfräuliches Kaufhaus für extravagant-gefährliche und tendenziell tödliche Spielchen in den dunklen Hinterzimmern der Stadtverwaltung".

    Nein, jetzt mal im Ernst: Eine solch schändliche Entledigung des nationalen Kulturguts zugunsten niederträchtiger Konsumgewohnheiten einer von Werbung und Fernsehen geprägten Wohlstandsgesellschaft einer - und profitgierigen Raffzähnen andererseits ist nicht mehr als ein Armutszeugnis zu betrachten. Es ist ein Fanal des endgültigen Niedergangs der westlichen Welt.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)