Eine Idealstadt I – erster Anlauf

  • Ein schöner Entwurf, den Kaoru da vorgelegt hat. ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob er in diese Stadt passt. Irgendwie scheint sich mir die Stadt insgesamt in eine eher west- bis süddeutsche Richtung entwickelt zu haben und da wirkt ein Gebäude à la Juleum vieleicht doch etwas deplatziert.
    Da fände ich ein Bauwerk in der Art der Alten Münze, wie von Weingeist eingestellt, passender. Zumal es großartig wäre, dieses wunderbare Gebäude in unserer Idealstadt wiederauferstehen zu lassen.

  • Kaorus Vorschlag für ´s Rathaus sagt mir zu.
    Vielleicht könnte man sich für die Konzipierung des Anbaus ( Renaissanceflügel ) einige Anregungen vom Görlitzer Neuen Rathaus holen ?

  • @Trier Rekos: Dein Model vom Rossbachhaus ist der Wahnsinn! Glaube ich sehr gerne, dass das viel Arbeit war.

    Ich habe mich auch an einem Entwurf für das Rathaus versucht. Ich habe dabei versucht die Vorschläge, die bereits gemacht wurden mit einzubeziehen. So gibt es einen Laubengang mit Spitzbögen und einem Ecktürmchen, Kreuzstockfenster mit der dazu passenden gotischen Verzierung wie im vorherigen Entwurf, und einen Treppengiebel. Inspieriren lassen habe ich mich von verschiedenen Rathäusern aus Hessen, habe aber die Namen der Städte vergessen. :rolleyes: (Außer Frankfurt, das sieht man ein bisschen raus...). Die Sonnenuhr ist frei erfunden und ich habe keine Ahnung, ob die so funktionieren würde.
    Die anderen Seiten des Rathauses liefere ich vielleicht demnächst noch nach...


    20130314_222422 von Zagery auf Flickr

  • Sieht alles soweit ja schonmal sehr gut aus! Leider hab ich im Moment recht wenig Zeit, deshalb von mir erstmal nur ein "Rohbau":
    Ein Haupthaus wird zur Marktseite hin von Gotischen Arkaden getragen und von einer mit Kassetten reich verzierten, geschlossenen Renaissance-Loggia und Frühbarocken Kupferhelmen bekrönt (rot abgehoben). Zur Rechten der von St. Gangolf und dem Sachsenhauser Brückenturm sowie dessen "Nacheiferer", dem Langen Franz, beeinflusster Treppen- und Glockenturm (Im obersten Bausegment würde ich ein äußeres Glockenspiel anbringen). Die linke Giebelseite des Haupthauses mündet in einen reichlich verzierten Kamin (noch nicht realisiert). Die Straßenseite steht in der Tradition des Bremer Rathauses, wahlweise würde ich die hiesigen offenen Renaissance-Loggien der geschlossenen Gotischen Bautradition der Marktfassade, 1. Stock, anpassen. Bekrönt wird diese Seite von einem Zurückgesetzten Renaissancegiebel. Zur Linken schließt sich ein kleiner Treppenturm an, der den Fließenden Übergang zum Seitenhaus schafft. In dessen Marktseitigen Nische gedenke ich eine Malerei, eine Skulptur, ein Instrument o.ä. zu plazieren, hierfür könnte ich noch ein paar Vorschläge gebrauchen. Inzwischen sind an Turm und linke Giebelseite noch je zwei Stützpfeiler hinzugefügt worden, ferner einiger Spitzbedachte Gauben an das Turmdach.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • @Kaoru:


    Die einzelnen Bauteile an sich sind sehr elegant, aber die Komposition wirkt wie ein Turm mit kleinen Anbauten, und nicht wie ein eher breites Gebäude


    Zagery:
    :applaus:

    Perfekt, genau so hatte ich es mir auch vorgestellt; einzig das Fensterband im untersten Giebelgeschoss mag mir nicht so recht gefallen.

    @TrierRekos95:

    Der Turm ist sehr schön, ja geradezu ideal für das Stadtbild; die restliche Fassade erinnert mich ein wenig (zu sehr) an das gotische Haus im Wörlitzer Park, vor allem der Tudorbogen wirkt suboptimal (ein wenig zu neugotisch)


    ----------------------


    Dies jedoch ist nur mein Urteil, und keineswegs eine Entscheidung über das, was am Ende kommt.


    Bedenkt außerdem, dass die Stadtkirche am Südrand des Marktplatzes ebenfalls noch mindestens 1-2 Türme haben wird; aus eben diesem Grund habe ich bei meinem Entwurf auf den Turm verzichtet.

  • Vielleicht ändert sich der Eindruck ja etwas, wenn ich

    1. die Bögen über den Fenstern entfernt/angepasst habe und
    2. das Renaissancegeschoss fertig ist. Dieses soll an sich dem schlichten gotischen Haupthaus eine "Krone" aufsetzen und plastisch deutlich stärker hervortreten, vielleicht verläuft sich dann auch der Eindruck plumper Neogotik.
    3. War auch weniger ein roter Anstrich als roter Mainsandstein geplant, das werd ich farblich nochmal überarbeiten.

    Generell wollte ich auch Fragen: Mit "Fassade" meinst du nur den bisher angedeuteten Teil zum Markt oder das Gesamtkonzept?
    Danke jedenfalls für die Blumen, den Turm betreffend :thumbup:

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

    Einmal editiert, zuletzt von TrierRekos95 (17. März 2013 um 10:50)

  • Und hier der Momentane Stand der Hauptfassade:


    ich hoffe, das Rathaus ist bisher durch die Maßnahmen etwas herrschaftlicher geworden.

    PS: Beachtet bitte, dass mir zeitlich bedingt eine kurzfristige Fertigstellung vor Fristende nicht möglich ist.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

    2 Mal editiert, zuletzt von TrierRekos95 (17. März 2013 um 18:26)

  • Also ich bin auch ganz klar für TrierRekos Rathaus, seine Arbeit wirkt am überzeugensten und ist wirklich beeindruckend... Die andern vorschläge gefallen mir zwar auch gut, aber TrierRekos is für mich ganz klar der Favorit.

  • Vielen Dank Euch!
    Ich habs trotz Zeitmangel mittlerweile ENDLICH geschafft, die Arbeiten am Rahaus zum Ende zu bringen - Ich hoffe, es gefällt euch immer noch :D


    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • :applaus:

    Saubere Arbeit!

    Lässt sich direkt so übernehmen, wenn es nach mir geht (ich schätze, den Anderen wird es ähnlich gehen)


    Ein kleines Detail würde ich weglassen: Die Traufleisten über manchen Kreuzstockfenster (die wirken so Neugotisch   :zwinkern: )

  • Ich schau hier grad rein, ich bin weder Architekt noch Stadtplaner und habe (somit) auch nicht das erforderliche technische Rüstzeug dazu. Allerdings halte ich mir etwas unbescheiden eine unbefangene Einfühlung zugute.

    Um es kurz zu sagen: Im wahrsten Wortsinne bin ich begeistert.

    Danke will ich sagen mit einem Textauszug - das ist das, was ich hier beisteuern kann - und es ist einer von Martin Mosebach, der ja gleichfalls kein Architekt ist, sondern eben Schriftsteller. Ich zitiere ihn hier, weil mich dieser Text in einem derart hohem Maße gefühlsmäßig angesprochen hat wie die jetzt ins Bild gebrachten Bauten auf diesen Seiten.

    Zitat

    So wünsche ich mir als Erstes Bauherren und Architekten, die die Stadt, für die sie bauen und planen, als beseeltes Lebewesen erkennen, als einzigartige aus Geschichte und Landschaft geborene Individualität. (…) Die das Gesetz erforschen, unter dem die Stadt in die Welt getreten ist. Die die Stadt als ein Werk vieler Generationen begreifen, als Werk zahlloser Namenloser, die gemeinsam diese städtische Individualität zu immer größerer Deutlichkeit ausgebildet haben. Die wissen, dass nicht sie es sind, die diese Stadt erfunden haben. Die die Lage der Stadt in der Landschaft analysiert haben, ihr An-einen-Fluss-geschmiegt-Sein, ihr Thronen auf Hügeln, ihr Lagern in Ebenen. Die die Genialität der Stadtgründer verstanden haben, die Stadt gerade an diesen und keinen anderen Ort gesetzt zu haben. Architekten, die bewundern, wie die alte Stadt gleichsam aus sich selbst erbaut wurde: aus den Steinen ihres Bodens, aus den Hölzern der nahe gelegenen Wälder, aus Backsteinen in den Farben, die der Lehm der Landschaft hervorbrachte.

    (...)

    Ich fordere die Architekten auf, sich mit der Geschichte ihres Fachs zu beschäftigen und bei der Betrachtung der bedeutendsten Bauten der Vergangenheit zu studieren, unter wie viel Vorgaben und Beschränkungen aller Art sie zustande gekommen sind, wie diese Vorgaben und Beschränkungen sie anspornten und zu geradezu unmöglichen Lösungen führten. Eines der schönsten Gebäude der Weltgeschichte, das Erechtheion auf der Akropolis, war mit so vielen religiösen und liturgischen Auflagen belegt, dass dem Architekten, einem der größten Meister seines Faches, beinahe kein Planungsspielraum blieb - und deshalb sollen die Architekten die Hindernisse und Auflagen, die ihnen das Gemeinwesen auferlegt, nicht als Last empfinden, sondern lieben lernen.

    Schließlich wünsche ich mir, dass die Liebe überhaupt im Baugeschäft die entscheidende Rolle spiele: dass der Architekt die Stadt, für die er bauen darf, für ihre Lebenden und Toten und für die Ungeborenen, von ganzem Herzen liebt und es als höchste Ehre empfindet, ihrem Organismus etwas hinzuzufügen, und deshalb von Anfang an im Bewusstsein an seine Aufgabe geht, für die Jahrhunderte zu bauen, und wenn es auch nur ein Zeitungskiosk ist.

    Hier ist eine Aufforderung, wie sie Martin Mosebach ausspricht, gänzlich unnötig, allenfalls die Bezeichnung Idealstadt klingt etwas nach einem Paradoxon angesichts des Spezifischen und damit der Unverwechselbarkeit jedes Ortes. So bleibt es ein phantastisches Spiel ... In diesem Sinne eine spontane Anregung, in die es meiner Empfindung auch noch gehen könnte:

    So gut wie keine Stadt ist nicht am Wasser entstanden. Einige haben sich gegen das Wasser schützen müssen, wenn das Frühjahrshochwasser alles unter Wasser setzte, dementsprechend schmucklos ist dann auch die Wasserkulisse ausgefallen, soweit denn überhaupt eine besteht, andere, mit breiten Flüssen und genügend Ablauf- und Verteilungsmöglichkeiten haben sich auf prominente Ufergestaltungen besonnen. Auch waren ja bis in das frühe 19. Jahrhundert hinein die Wasserwege hierzulande grundsätzlich wichtiger als die Landwege und dies ist ein Umstand, der uns bei der überbordenden Bedeutung der heutigen Landwege recht umfassend aus der Bewusstheit geraten ist.

    D A N K E

  • Vielen Dank für all die Anerkennung! Seh ich als Lob und Ansporn.

    Außerdem möchte ich mich Himmelsrichtungen anschließen: ich glaube, es wäre langsam an der Zeit, Flussufer (welches sich ja bereits auf den Südrand herauskristallisiert hat...?) und Stadtbefestigung auszuarbeiten.

    Von mir soweit 2 Neuigkeiten:

    1. Habe ich mittlerweile Zagerys Renaissancehaus übertragen:

    Und mich 2. angesicht der derzeitigen Diskussion im "Frankfurt in alten Ansichten"-Thread, wo der Verlust prunkvoll ausgearbeiteter Eckbauten der Gründerzeit bedauert wurde, ein zweites mal etwas ins geplante Gründerzeitviertel vorgewagt:

    (Das Haus ist für eine spitzwinklige Ecksituation bestimmt, kann aber auch durch die Modellstruktur zum Kopfbau, 90°-Eckbau, Bau mit gewölbter Fassade etc. ummodelliert werden)

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Oh, TrierRekos, dass gefällt mir alles sehr! Das Rathaus ist meiner Meinung nach perfekt! Und ich freue mich natürlich total darüber, meinen Entwurf für das Giebelhaus so schön umgesetzt zu sehen.

    Mündeners Eckhaus ist auch wunderschön! Sieht schon alles richtig urban aus um den Marktplatz herum!

  • Nachdem ich erst nach einem Monat bemerkt habe, dass TrierRekos mir das Modell vom Rathaus zugeschickt hatte, nun eine Ansicht des Ensembles:


    so langsam wird's was  :zwinkern: ...

  • Entweder scheint das Projekt ein wenig eingeschlafen zu sein oder es wird munter im Untergrund weitergearbeitet, jedenfalls wollte ich fragen,
    da mir jetzt wieder viel Zeit zur Verfügung steht wie weit unsere Stadt inzwischen ist, und welche Flächen in der Innenstadt es akut zu bearbeiten gäbe. Ich kann mich dunkel an einen weiteren kleineren dreieckigen Platz in unserem Stadtgrundriss enstsinnen, oder täusche ich mich da? Wenn nicht würde ich gerne uA einen Teil der Bebauung an diesem Platz gestalten.

  • In der Tat ist das Projekt in der letzten Zeit ziemlich eingeschlafen, aber auch ich hätte in nächster Zeit mehr zeit zum Weiterbauen. :computer: :computer: :computer:

    Bisher ist der Nordostteil der Altstadt (mitsamt der Ostseite des Marktplatzes) bebaut, alles andere ist noch frei (also auch der dreieckige Platz).

    Hast du den Grundriss noch als 3D-Modell; ansonsten kann ich ihn dir noch zuschicken.

    Was die weitere Bebauung angeht, sollten wir vielleicht genauere Richtlinien festsetzen, denn ich habe gerade an der Ostseite des Marktplatzes (wo ich den Großteil der Häuser gebaut habe) gemerkt, das man schnell durch unterschiedliche Geschosshöhen (mal ebenerdig, mal Hochparterre) sehr unruhige fronten erzeugt.


    Sollte TrierRekos auch noch Interesse am Weiterbau haben (und Zeit dazu), so könnte man in der nächsten Zeit recht gut weitermachen.