Neustrelitz - Wiederauferstehung des Residenzschlosses?

  • Ich will kein Pessimist sein,ich kann nur hoffen das der Turm nicht am Ende allein da stehen wird(ohne Schloss),wie es sich bei der GK Potsdam(ohne Schiff) gegenwärtig so anbahnt.

  • Ich kann nur hoffen das der Turm nicht am Ende allein da stehen wird (ohne Schloss)

    Vorläufig wird das sicher so sein. ABER: Der rekonstruierte Turm kann und wird vermutlich die Funktion des Fortunaportals des Potsdamer Stadtschlosses einnehmen, der Wunsch nach "mehr Schloss" wird wachsen, lokal wie überregional. Die größte Herausforderung wird in naher Zukunft darin liegen für das Schloss einen sinnvollen Nutzungszweck zu finden, denn ein "Humboldtforum" o.ä. lässt sich in einer strukturschwachen, peripheren Region nicht ohne weiteres realisieren. Auch wenn also derzeit nicht "alles" zu haben ist besteht doch aller Grund zur Freunde und zum Optimismus. Ein erster, sehr entscheidender Schritt ist gemacht worden!

  • Ganz genau. Und Nutzungen finden sich seit einigen Jahren in Neustrelitz ganz gut, auch für größere Objekte.
    Die Region mag zwar strukturschwach sein, die Stadt selbst hat aber ein sehr gesundes Steueraufkommen und zieht auch Wohlhabende aus ganz Deutschland an. Das Mecklenburger Seenland ist immer beliebter als "Aussteigerregion" für junge, gut verdienende Familien, Ruheständler und Remote Worker / Unternehmer. Und Neustrelitz ist eines der Zentren, auch gut mit dem Boot und der Bahn erreichbar.

  • Und Nutzungen finden sich seit einigen Jahren in Neustrelitz ganz gut, auch für größere Objekte.

    Du bist und bleibst ein permanenter Optimist, Erbse. :wink:

    Ich sehe die Sache nicht ganz so rosig. Das Schloss war ein Riesenbau, dessen vervollständigen Wiederaufbau man heute leider nur noch mit einem entsprechenden Verwendungszweck rechtfertigen bzw. parlamentarisch beschließen kann. Ein Museum mit einer hochkarätigen Sammlung ist aber nicht in Sicht (die einzige Chance wäre das archäologische Landesmuseum gewesen, das wird aber in Rostock gebaut), und ein Kongresszentrum oder ein großes feudales Hotel a la Adon wird in dieser sehr schönen, aber abgelegenen Region wohl kaum gebraucht. Da helfen auch ein paar betuchte "Aussteiger" nicht weiter. Sehen wir es also realistisch. Der Weiterbau des Schlosses über den beschlossenen Turm hinaus wird ein sehr zäher, langwieriger Brocken. Ich könnte mir eher vorstellen dass der Wiederaufbau über sehr, sehr lange Zeiträume abschnittsweise erfolgt, Flügel für Flügel.

    Schloss_Neustrelitz_Luftbild_koloriert.jpg

    Von Jürgen Haase, Dr. Rajko Lippert & diverse - Residenzschlossverein Neustrelitz e. V. (genehmigt), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65675287

  • Wohnungen scheinen jedenfalls in Neustrelitz kein Problem zu sein. Im Netz ist zur Miete eine schöne Wohnung am Markt für 8 Euro / qm und an Eigentumswohnungen gibt es nur zwei Angebote in der ganzen Stadt...

  • Mit welchem Gebäudeflügel sollte man denn nach dem Turm am logischsten anfangen? Welcher würde sich anbieten bzw. mit dem geringsten Aufwand und dem größten Nutzen wiederzuerrichten sein?

  • Ich würde sagen, der Teil links des Turms (vom Park aus gesehen). Erst die Front zum Garten, dann den „Zwischenflügel“ und dann den Teil auf den die Straße zur Stadt hin zuläuft. Zum einen ist das der ältere Teil, mithin also etwas bedeutender, zum anderen wichtig für die Sichtachsen aus der Stadt zum Schloss. Zusätzlich sind die einzelnen Abschnitte auch nicht zu groß. Danach der Flügel, der direkt an der Turmrückseite zum Hof hin andockt, um die Symmetrie im Hof zu vervollständigen und wenn dann noch Bedarf an Räumen ist, den Rest, beginnend mit der Fassade rechts des Turms zum Garten hin.

  • ^Da baut man sich am sinnvollsten von hinten (rechts) Richtung Erschließung an der Kirche durch. Aber, wie oben schon gesagt: die Nutzung müßte klar sein.

    Ein Oberklassehotel sehe ich da auch nicht. Wohnungen nur klein als FeWo, gibt es eine Chance für einen schloßeigenen Bootssteg? Der ETW-Markt scheint in NST so gut wie nicht vorhanden zu sein.

  • Ich würde sagen, der Teil links des Turms (vom Park aus gesehen). Erst die Front zum Garten, dann den „Zwischenflügel“ und dann den Teil auf den die Straße zur Stadt hin zuläuft. Zum einen ist das der ältere Teil, mithin also etwas bedeutender, zum anderen wichtig für die Sichtachsen aus der Stadt zum Schloss.

    Genauso würde ich auch die Prioritäten setzen. Vor einigen Jahren hat man diesen ältesten Teil des Schlosses (zusammen mit dem wilhelminischen Turm) schon einmal als Theaterkulisse "wiederaufgebaut". Mit überzeugender und grandioser Wirkung im Hinblick auf den Park und dessen Sichtachsen:

    1440px-Rekonstruktion_Neustrelitzer_Schlo%C3%9F_%282003-10%29_-_panoramio.jpg

    Von Tapico, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47233853

  • Na dann ist die Sache doch klar. Und innen? Grandiose Treppenhäuser a la "Gigantentreppe", die man erstmal vereinfacht als Kubatur aufbauen müsste, bis man mittels Spenden nachlegen kann?

  • Wenn man das ganze Schloss mit nur einer Nutzung versehen will, wird es in der Tat nicht so flott gehen.
    Ich sehe hier eben vielmehr einen Gebäudekomplex aus vielen Teilen, die nacheinander gebaut werden können.
    Und mit verschiedenen Nutzungen. Die Lage ist grandios für einen Hotelflügel (mit einigen FeWo), genauso kann es einen Veranstaltungsteil geben (Konferenzen sind in der Region beliebt), einen Museumsflügel, Platz für repräsentative Praxen und Büros, vllt. einige möblierte Wohnungen auf Zeit (dann spart man sich den ganzen Heckmeck den Dauerwohnungen machen), ein Spa, Restaurants und Cafés, einige Läden, ... Möglichkeiten gibt es viele.

    Nach dem Ende des 1. Weltkrieges hat man ja auch schon Überlegungen angestellt, Neustrelitz zum Kurort zu entwickeln. Mit dem Schloss als Mittelpunkt: Kurhaus, Rehaklinik, Kurpark, usw. Auch in der Richtung kann ich mir einiges vorstellen.

  • Im Nordkurier gibt es übrigens noch einen Artikel vom 26. Januar 2022 zu den aktuellen Vorgängen auf dem Schlossberg:

    2000 Tonnen Schutt – Schlosskeller von Neustrelitz wird aufgeräumt

    Der Schlossbergkeller soll wieder begehbar gemacht werden. Ergebnisse einer Bestandsaufnahme wurden auf einer Sitzung vorgestellt.

    (...)
    Die Untersuchungen hätten zum einen ergeben, dass die Stahlträger in der Decke teils stark eingerostet sind, die Abrostung betrage bis zu acht Millimeter. Das Mauerwerk hingegen sei meistenteils gut erhalten. Dennoch ist mit den vorhandenen Stahlrestflächen die Tragfähigkeit für eine Beräumung und den Bau einer Abdeckung gegeben, so Jörg Gustav. Indessen konnte nicht der gesamte Keller untersucht werden, da etwa die Hälfte der Fläche zugeschüttet ist. Lediglich ein Teil in Richtung Kavaliersgebäude und in Richtung altes Schloss konnte in seinem Zustand erfasst werden.

    https://www.nordkurier.de/neustrelitz/20…2646887801.html

  • Ich sehe hier eben vielmehr einen Gebäudekomplex aus vielen Teilen, die nacheinander gebaut werden können. Und mit verschiedenen Nutzungen.

    So könnte es kommen. Aber bisher sind solche Mischnutzungen bei derart großen Reko-Projekten immer an den Realitäten gescheitert. Bei den Stadtschlössern von Berlin und Potsdam sind ebenfalls solche Überlegungen angestellt, aber verworfen worden. Erst ein großes Museum und ein Landesparlament wurden jeweils zu den "zündenden Funken". Von solchen Nutzungen ist man in Neustrelitz aber weit entfernt.

  • Wie wäre es denn mit einem großen Luxuxshotel??

    Dafür ist die Stadt nun wirklich der falsche Ort. Was soll denn die zahlungskräftige Kundschaft hierher an den Rand der Mecklenburgischen Seenplatte locken? Wer als Tourist hierher kommt, der sucht Outdoor-Urlaub, ist auf dem Wasser oder campt.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Wie wäre es denn mit einem großen Luxuxshotel??

    Oder erschwingliche Apartments für internationale Geldparker? Mit geschickten Steuerabschreibungsmodellen kombiniert. Leerstand ließe sich als Verlust gegenüber dem Finanzamt deklarieren. Auch als Sitz diverser Briefkastenfirmen wäre das Objekt vielleicht geeignet. Oder man bietet überteuerte Scheinvermietungen zur Geldwäsche an.

    Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt... 8);)

  • Nein, natürlich muß das Schloß wieder wie 1918 Sitz des Landtags des neu gegründeten Freistaates Bundeslandes Mecklenburg-Strelitz werden (Ich bin ein Fan von Kleinstaaterei à la HRRDN).

    Plus Outre

  • Der von Wikos verlinkte Folder zeigt ja großartige Bauwerke. Kaum vorstellbar, dass die Stadt am Ende des zweiten Weltkriegs durch Kampfhandlungen oder Brandstiftungen zur 85% zerstört worden ist. Jedenfalls steht das so in Wikipedia. Wo wurde die Stadt denn derart vernichtet, die Bilder lassen ein intaktes historisches Stadtbild vermuten?

  • Ich glaube daß Altstrelitz zu etwa 85% zerstört war. In Neustrelitz dagegen ging eigentlich nur das Schloss verloren. Quelle: Schicksale Deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg, Bd. 1.