Neustrelitz - Wiederauferstehung des Residenzschlosses?

  • Ich habe im Spätsommer Neustrelitz einen Besuch abgestattet und war positiv überrascht über die Lebendigkeit und die touristische Anziehungskraft der Stadt. Insbesondere die Hafenbereiche sind für Touristen und Einheimische als kleine Flaniermeile ausgebaut. Ich werde vielleicht im nächsten Jahr einen Blogbeitrag über die Stadt verfassen. Um nicht zu sehr aus dem Thema zu geraten, hier nur einige Impressionen aus dem Schlosspark, der sehr zu gefallen weiß.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Unter dem Titel „Neustrelitzer Schlossturm: Pläne für den Wiederaufbau stehen“ hat das NDR-Nordmagazin vor wenigen Tagen über den Stand der Dinge in Neustrelitz berichtet. Etwa 8 Millionen Euro soll der rekonstruierte Schlossturm kosten, davon steuert der Bund 4,8 Millionen über Fördergelder bei. Ein Schweriner Architekturbüro will das Projekt umsetzen. Eine wirklich erfreuliche Entwicklung zeichnet sich da ab, auch wenn bis zum Baubeginn wahrscheinlich noch einige Jahre vergehen werden. Der Schlossturm könnte das Neustrelitzer Fortunaportal werden! :daumenoben:

    >> Link zum Bericht des NDR

  • Nachdem ich hier bereits im November einige Impressionen aus Neustrelitz geteilt habe, nun der längst überfällige Blogbeitrag zu meinem Besuch in der Stadt: https://www.zeilenabstand.net/neustrelitz-re…uktionsplaenen/

    Mein Fazit:

    Zitat

    Ich gebe unumwunden zu, dass ich keine hohen Erwartungen an die Stadt hatte und wurde positiv überrascht. Nicht nur das Schlossviertel hat trotz des verlorenen Schlosses seinen Reiz in großen Teilen bewahrt, auch die Stadtanlage, die mit ihrem sternförmigen Grundriss und der historischen Bebauung ein ungewöhnlich vollständiges barockes und klassizistisches Gesamtensemble darstellt, lädt zum Entdecken und Flanieren ein. Vom Turm der Stadtkirche am Marktplatz ist die Stadtanlage hervorragend zu erschließen.

    Äußerst reizvoll ist die Lage von Neustrelitz unmittelbar am Zierker See. Eine Promenade führt vom Slawendorf Neustrelitz – einem archäologischen Erlebnisdorf – vorbei am Chinesischen Pavillon, dem Schlosspark und am Stadthafen bis zum Nordufer des Sees. Insbesondere rund um den Hafen mit seinen restaurierten Speichergebäuden herrscht eine mondäne Atmosphäre. Dazu tragen die Gastronomie und die sanften touristischen Angebote rund um den Wassersport bei. Neustrelitz bleibt mir als sympathische und charmante Kleinstadt in Erinnerung!

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  • kann man ganz im Stillen und unter uns und unter vorgehaltener Hand sagen, dass die als solche ja erhaltene Stadt im Vergleich zum untergegangen Schloss etwas unterbewertet wird?

    "Neustrelitz" kommt mir so vor wie früher "Dresden": ja, früher einmal, aber heute verloren.

    Das soll nicht den nötigen Wiederaufbau des Schlosses in Frage stellen. Aber die Stadtanlage mit dem riesigen Marktplatz kommt mir von den Bildern her sehr bedeutsam vor, ungleich bedeutsamer als dieses doch recht lieblos zusammengestückelte Schloss mit völlig überformtem, niemals wirklich hochkarätig gewesenem Corps de logis,so hübsch und landschaftsprägend der Turm auch sein mochte.

    Leider ist das für mich ziemlich weit vom Schuss, momentan fast so unerreichbar wie dereinst "Kaliningrad".

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • kann man ganz im Stillen und unter uns und unter vorgehaltener Hand sagen, dass die als solche ja erhaltene Stadt im Vergleich zum untergegangen Schloss etwas unterbewertet wird?

    Meiner Ansicht nach, ja. Die Stadt hat keine bedeutenden architektonischen Highlights zu bieten, aber sie stellt ein barockes und klassizistisches Gesamtensemble dar, das durch das nahe Natuerlebnis auch noch eine Aufwertung erfährt.

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  • Änhliches könnte man über Putbus sagen - wobei Neustrelitz viel grösser ist.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Eine schöne Stadt (mal abgesehen vom Plattenhausviertel), nur die Gestaltung des Marktplatzes, vor allem die Pflasterung finde ich nicht gelungen. Gebäude wie das Rathaus und die Stadtkirche wirken dadurch so seltsam reingequetscht.

  • Inwiffern? Das kommt mir doch ausnehmend schön gefflastert vor:

    https://www.fotocommunity.de/photo/marktpla…hnappi/44604164

    mich stören eher Neubauten wie dieser:

    https://www.google.at/search?q=neust…=G_Bf5nZgCzA4RM

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    14. Buch 9. Kapitel
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  • "Ursus", wenn Du ein Bild via Google Bildersuche verlinken willst, bringt es nichts, die ganze Suche via Adresszeile zu verlinken. Die zeigt mir dutzende Bilder, und ich kann mir dann heraussuchen, welches gemeint sein könnte.

    Stattdessen klickst Du eines der Bilder, dass Du zeigen willst, an. Dann klickst Du unter das rechts darunter zu sehende Symbol für "Teilen". Dann öffnet sich unten ein Kopier-Link des Einzelbildes, auf den Du klickst. Damit hast Du ihn kopiert.

    Nun nur diesen hier einfügen und verlinken, z.B. : https://images.app.goo.gl/AXdjUXLXn8tAhvJcA

  • Die Pflasterung ansich ist nicht zu beanstanden. Allerdings hat der Platz so große Dimensionen, das man sich in der Mitte, die nur für Fußgänger zugänglich ist, Grünflächen wünschen würde, die das Sternförmige Zulaufen der Straßen wieder aufnehmen könnten. So wie sie jetzt gestaltet, empfand ich die Platzanlage etwas zu steril.

    Hier mal eine ältere Ansicht, so wie man es sich wieder vorstellen könnte:

    AK07349a.jpg

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  • Ich muss auch sagen, dass mir das von Tegula verlinkte AK-Bild zu Park-artig ist. Mir sagen weite leere Platzflächen mehr zu, das ist unsereins aus Böhmen sozusagen gewohnt.

    Heimdall

    Du hast eh das richtige Bild getroffen. Dieser Neubau stört das Platzbild wahrscheinlich schon ein wenig.

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    14. Buch 9. Kapitel
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  • Heute wieder ein paar Updates:

    Kurz gesagt, die erfreuliche Entwicklung geht weiter, der Turmbau rollt an: Baugenehmigung voraussichtlich 2022, Baubeginn 2023, Fertigstellung 2027. :daumenoben:

    Dazu:

    Beitrag des NDR-Kulturradios

    Zudem:

    Beitrag der Strelitzer Zeitung

    Gleichwohl bin ich mit der derzeitigen Fassadenplanung des Turms noch nicht ganz zufrieden, der Entwurf zeigt die Fassaden, die einst den Übergang zum Schloss darstellten in Schießschartenoptik, ich hoffe das wird noch gründlich überarbeitet.

  • In dem o.g. Artikel heißt es, die Anschlüsse sollen "modern gestaltet werden" und es ist nur noch die Frage wie:


    "...Auf der Seite zum Schlossgarten bekommt der Turm die am historischen Vorbild orientierte Fassade. Über andere Bereiche der Fassade ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Dies hat damit zu tun, dass der Originalturm in das Schloss eingebettet war und man jetzt entscheiden müsse, wie die Anschlüsse an das nicht mehr vorhandene Schloss modern gestaltet werden sollen, verdeutlichte Architekt Frank Kirsten.

    Baubeginn frühestens im Jahr 2023

    In dem zur Tiergartenseite befindlichen Bereich wird zudem ein Eingangsbereich in Form eines gläsernen Pavillons etabliert, der durch einen gläsernen Tunnel mit dem Turm verbunden werden soll...."

    Hoffentlich meint nicht irgendein Architekt sich ein Denkmal setzen zu müssen und verunstalt den Turm durch die moderne Gestaltung nicht.

    Warum kann nicht einfach die Schloßgartenseite im wesentlichen kopiert werden?

  • In dem o.g. Artikel heißt es, die Anschlüsse sollen "modern gestaltet werden"

    Genau hier könnte sich eine problematische Entwicklung anbahnen, architektonische Experimente oder Raster a la "Stella" sind unter allen Umständen zu vermeiden! In den bisherigen Entwürfen werden die Anschlussflächen schicht verputzt und in der Farbe des Turms gestrichen, der jüngste Entwurf sieht aber hier eindeutig "moderne" Fassadenteile vor. Sicherlich ist das im Hinblick auf ein harmonisches Gesamtbild des Turms keine gute Idee.

  • ^ Erstmal das - und zusätzlich geht nachher wieder das Gestreite um das Urheberrecht des Architekten los, wenn die modernen Teile dann irgendwann mit den Schlossflügeln überbaut werden sollen.

    Apropos: Es wäre sehr sinnvoll, den späteren weiteren Aufbau des Schlosses schon jetzt zu berücksichtigen und in den Turmwänden bereits die Öffnungen für die Durchgänge zu den Schlossflügeln vorzusehen. Diese können ja vorerst als Fenster verglast werden.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • ^ Erstmal das - und zusätzlich geht nachher wieder das Gestreite um das Urheberrecht des Architekten los, wenn die modernen Teile dann irgendwann mit den Schlossflügeln überbaut werden sollen.

    Apropos: Es wäre sehr sinnvoll, den späteren weiteren Aufbau des Schlosses schon jetzt zu berücksichtigen und in den Turmwänden bereits die Öffnungen für die Durchgänge zu den Schlossflügeln vorzusehen. Diese können ja vorerst als Fenster verglast werden.

    Hallo frank1204!

    Das Problem mit dem Gestreite um dem Urheberrecht hat man im 2.Reich unter dem Kaiser elegant geloest:

    Man hat alle Entwuerfe "angekauft" oder aufgekauft. Damit hatte man Rechtssicherheit und konnte alles aendern.

  • Bohnenstange

    Diese Eleganz wäre aber teuer. So würde ja auch noch der hässlichste Entwurf aufgekauft und belohnt.

    Da bin ich doch lieber für einen sorgfältigen Bebauungsplan bzw. entsprechende Klauseln im Vertrag.

  • Nach längerer Zeit wieder ein kleines Update zum Schlossturm. Vor wenigen Tagen fand wieder eine "Schlossberg-Konferenz" statt. Im Blog Strelitzius heißt es:

    In dieser Woche haben Finanzministerium und seine Bau- und Liegenschaftsverwaltung in Neustrelitz vor dem städtischen Ausschuss für Stadtentwicklung Termine genannt. Danach geht man in Schwerin davon aus, dass 2027 alles erledigt ist: Keller beräumt, Schlossturm in Regie der Stadt mit Fördermitteln wiedererbaut samt Pavillon, Keller zwecks Nutzung wieder geschlossen.

    :daumenoben:

    Das Grußwort der Landtagspräsidentin ist ebenfalls zitierenswert:

    Sichtbarer Ausdruck eines solchen gelebten Engagements hier in Neustrelitz wird auch der Schlossturm sein, der an seinem ursprünglichen Platz nach historischem Vorbild wiedererrichtet werden soll. Dieses Projekt hat eine umfassende Diskussions- und Planungsphase hinter sich. Sie alle sind mit den unterschiedlichen Ideen, die zwischenzeitlich auf dem Tisch lagen, wie der Schlossberg gestaltet und genutzt werden könnte, bestens vertraut. Für viele Neustrelitzerinnen und Neustrelitzer geht damit ein großer Wunsch in Erfüllung: die schmerzvolle Lücke in der Stadt, die durch die Sprengung des Schlosses im Jahr 1949 entstanden ist, wieder zu schließen. Der Turm allein kann natürlich das fehlende Schloss nicht ersetzen, aber mit seinem Bau wird ein Stück Geschichte nach Neustrelitz zurückkehren und diesem Ort wieder mehr historische Bedeutung zukommen lassen.

    cclap:)

    Für alle, die keinen Bock haben sich durch die Vorseiten durchzuscrollen: So wird der Turm in fünf Jahren aussehen.