Neustrelitz - Wiederauferstehung des Residenzschlosses?

  • Mein Favorit für die Nutzung ist ein attraktives Grand Hotel. Das würde auch die Argumentation mit übermäßigem Steuergeldeinsatz entkräften,

    Sicher wird sich irgendeine Nutzung finden lassen, wobei eine staatliche Institution oder ein Bildungszentrum sicher aussichtsreicher wären. Grand Hotel klingt zwar gut, verkennt aber die Realität. Ein Grand Hotel bietet nur eine luxuriösere Umgebung für den Geldadel, der sich in seinen Aktivitäten nicht sonderlich von der Masse unterscheidet, sondern es nur in einer mondäneren Umgebung geniessen will. Dabei geht es um klassische Aktivitäten wie Skifahren, Badeurlaub, Kur oder Städtereisen. Eventuell kommen noch Events wie Trabrennen und Formel I dazu. Nichts von alledem ist in Neustrelitz vorhanden. Der Geldadel kommt also nicht einfach nur weil es ein Luxushotel im "Nirgendwo" gibt. Damit möchte ich Neustrelitz nicht herabsetzen, denn das gilt auch für jeden anderen vergleichbaren Ort in Deutschland. Heiligendamm funktioniert ja auch deshalb nicht richtig, weil sich der Geldadel von der Ostsee abgewandt hat und heutzutage lieber in wärmere Gefilde reist.
    Also: Wiederaufbau Ja, natürlich. Aber als Hotel eher unwahrscheinlich.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Diese Absolutheitsaussagen sind wenig hilfreich ("eher unwahrscheinlich, Geldadel" usw.). Du kannst die Situation aus München heraus gar nicht umfänglich einschätzen, sorry.

    Das Potenzial für ein großes gehobenes Hotel ist in Neustrelitz auf jeden Fall da. In einem wiederaufgebauten Schloss wäre das auch ein Destinationshotel, man käme also u.a. auch des Hotels wegen schon hin (wie z.B. ins Schloss Fleesensee in Göhren-Lebbin). Wassertourismus, Badeurlaub, Natururlaub (sehr gefragt!), Kuraufenthalte, Radtourismus, ländlicher Urlaub, das alles ist in Neustrelitz und Umgebung sehr gefragt! Die Mecklenburgische Seenplatte ist nach der Ostseeküste die Top-Destination.

    Du hast "Grand Hotel" jetzt als reines "Luxushotel" interpretiert. Das meine ich gar nicht zwingend, wobei es auch vorstellbar wäre. Diese Klientel hat sich der Ostsee vielmehr zugewandt, siehe Ahlbecker Hof auf Usedom, der schon mehrfach erweitert hat.

    Ich meine "Grand" eher im Sinne herrschaftlicher Architektur. Nutzungen können sein:

    • Kurhotel (im nahen Feldberg ist's z.B. ständig ausgebucht, es wird also ohnehin einen solchen Neubau in der Gegend geben müssen)
    • Sport- und Reha-Hotel, ist ein sehr gefragter Bereich, in der Gegend bislang nicht vertreten
    • Wellness-Hotel (die Gäste solcher Hotels kommen hauptsächlich des Hotels selbst wegen) - hätte den Vorteil, dass Neustrelitz auch eine größere Wellnesslandschaft bekommen kann, die bislang fehlt
    • Kongresshotel, fehlt in der Region um das Oberzentrum Neubrandenburg bislang völlig und wird von vielen größeren Unternehmen in Erwägung gezogen
    • (Serviced) Apartments oder Ferienwohnungen, in Neustrelitz werden gerade diverse Wohnbauten im höherpreisigen Segment geschaffen, die Nachfrage ist groß
    • Exklusive Seniorenresidenzen, das ist ein stark wachsender Markt in MV! Gerade in Neustrelitz mit seiner Infrastruktur sicher sogar noch attraktiver als z.B. in den eher ländlichen Herrenhäusern.
      usw. usf.

    Es gibt etliche weitere denkbare Varianten. Das kann gerne mal Teil einer Analyse sein, welche Modelle hier am aussichtsreichsten sind. Neustrelitz wird stärker als Tourismusziel entdeckt, das verlangt auch endlich nach einem richtigen "ersten Haus am Platze". Zumal man das mit weiteren Nutzungen wie Touristeninfo, Museum, Kulturzentrum, Kongress-Saal, Aussichtsturm, Schwimmbad, und vielem mehr ergänzen kann.


    Das ist doch eine absolut herrliche Lage am See, Tiergarten und Park und ein hervorragender Grundriss für ein schönes Schlosshotel:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schl…See_um_1920.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schl…ser_um_1920.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schl…ert_um_1920.jpg

  • Vielleicht wäre es auch möglich in Schlossnähe ein größeres Golfgelände anzulegen, so dass das Schloss als "Schloss- und Golfhotel" firmieren könnte. Die "Golfer " sind soweit ich unterrichtet bin in aller Regel keine Hungerleider, die sich also auch teurere Hotels leisten, wenn das "Umfeld" stimmt.

    Ein weiterer Clou wäre ein Thermalbad. Selbst wenn die Sole von woanders her bezogen wird. So ein Wellnestempel findet großen Zuspruch. Erholung von Stress und Hektik. Stünde das Bad in räumlicher Verbindung mit dem Schlosshotel, so vermute ich, dass ganzjährig eine gute bis mittlere Auslastung des Hotels möglich wäre und es wirtschaftlich zu betreiben sein sollte. Die gute Anbindung der Stadt Neustrelitz an die Autobahn und ans Eisenbahnnetz, die schöne Lage und die Schönheit der Stadt, der See, der schöne Schlosspark, wären damit in Zusammenhang sicherlich auch von Vorteil. Das Thermalbad in Burg im Spreewald z. B. ist oft sogar überfüllt, die Besucher kommen von weit her, was man an den Kfz-Kennzeichen ablesen kann. Über die Auslastung des mit dem Bad verbundenen Hotels in Burg kann ich keine Aussage treffen, aber alleine schon die Tatsache, dass es seit Jahren betieben wird, lässt vermuten, dass "es läuft".

  • Der Beitrag von Erbse und meiner haben sich überschnitten. Erbse war aber "schneller" als ich. Schön zu lesen, insgesamt gehen unsere Ansichten bzw. Lösungsansätze in dieselbe Richtung.

  • Vielleicht wäre es auch möglich in Schlossnähe ein größeres Golfgelände anzulegen, so dass das Schloss als "Schloss- und Golfhotel" firmieren könnte. Die "Golfer " sind soweit ich unterrichtet bin in aller Regel keine Hungerleider, die sich also auch teurere Hotels leisten, wenn das "Umfeld" stimmt.

    Etwa 15 Kilometer entfernt gibt es in Groß Nemerow am Südufer des Tollensesees einen großen Golfplatz.

    Und was das viele Geld der Golfer betrifft: Das Golfhotel Schloss Teschow bei Teterow hat vor einiger Zeit dicht gemacht, da ist jetzt eine Klinik drin. War dann wohl doch nicht soviel ...

  • Golf ist ein wachsender Markt. Besonders auch in Mecklenburg und Vorpommern. Allerdings wird es mehr und mehr zum Breitensport, nichts sonderlich exklusives mehr. Die Golfhotels in MV gehen grundsätzlich gut, z.B. in Balm auf Usedom.

    Ich würde das potenzielle Neustrelitzer Schlosshotel vor allem auf Gesundheit und Wellness ausrichten (für medizinische Reha- und Kuraufenthalte z.B.), dieser Markt hat viel Zukunft in einer Gesellschaft mit mehr alten Leuten.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass realistischerweise erstmal nur die Rekonstruktion des Turmes erfolgt und dies ggf. mit viel Glück eines Tages einen Dominoeffekt auslösen könnte. Der Turm hätte auch als Solitär eine große Wirkung für das Stadtbild, den Tourismus usw.

    Hinzu kommt dass sich Neustrelitz innerhalb von MeckPomm zu sehr in der touristischen Peripherie befindet und damit zu wenige Besucher hat, die Konkurrenz durch die Ostseeküste, Schwerin und die Müritz ist aber einfach überwältigend.

    Mag sein, dass Neustrelitz für MeckPomm an der Peripherie liegt, aber eigentlich liegt die Stadt ja an der B96 auf direktem Weg zwischen Berlin und Rügen, d.h. wäre für die Touristenmassen der Hauptstadt auf dem Weg zur Ostsee oder zurück zumindest für einen Kurzaufenthalt ideal.

    Mein Favorit für die Nutzung ist ein attraktives Grand Hotel

    Schwierig...auch die Golfer sind wohl schon ausreichend versorgt. Ggf. würde sich für einen Teilbereich vielleicht noch ein Hotel für gutbetuchte Jagdgesellschaften lohnen ...in der Umgebung soll ja öfter schonmal Prinz Harry gesichtet worden sein. ;)

  • Na so ganz nebenbei sei erwähnt, dass das nahe Neustrelitz gelegene Untere Schloss in Mirow (dort wurde die englische Königin Charlotte geboren) für 30 Millionen Euro zu einer Luxus-Hotelanlage umgebaut werden soll. Und Mirow liegt bekanntlich auch weder an der Müritz noch der Ostsee.

    Soviel zu dem Argument, gehobene Hotels wären in meiner Region nicht gefragt! :tongue::zwinkern:

  • Jetzt mal als ganz Ortsunkundiger: Wie wäre es denn lieber mit einer vielfältigen Nutzung? Das Schloss ist ja doch ein recht großer Komplex. Als erstes die Stadt Neustrelitz fragen ob und für was sie denn Räumlichkeiten bräuchte, vielleicht ergibt sich da irgendwo etwas. Dann statt einem Grand Hotel ein normales Hotel, welches sich auch Ottonormal mal leisten kann (gerade wenns mal nicht so weit an die Ostsee gehen soll). Dazu noch eine Schloss-Gastronomie und eine Jugendherberge (siehe Schloss Boizenburg). Dann ist immer was los.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Schloss Boizenburg ist letztes Jahr pleite gegangen... Bei einem Neubau rechnet sich nunmal zuerst eher die gehobene Preiskategorie. Nach der Ammortisation kann man dann mit dem Preisniveau irgendwann etwas runtergehen. Das ist seit Jahrzehnten gängige und erprobte Praxis im (MV-)Hotelmarkt.

    Gegen eine Mischnutzung habe ich ja rein gar nichts, da finde ich das Konzept für Mirow schon sehr spannend: Schwimmbad, Restaurant, Konferenz- und Bankettsaal, Suiten, Skulpturenpark, Bootsanleger, Wellness- und Gymnastikbereich, Apartments, Ferienhäuser, Badewiese und eine Schlossterrasse.
    Sicher sind auch noch andere, auch öffentliche Nutzungen darstellbar, auf jeden Fall sollte ein Schlossmuseum reinkommen. Sowas findet sich meist eh im Laufe der Zeit.

    Über all diese Dinge wird sicher auch auf der Schlosskonferenz kommenden Montag ausreichend philosophiert werden können. Wer könnte denn aus dem Raum Berlin, Hamburg bzw. dem restlichen Bundesgebiet nach Neustrelitz zu dieser wichtigen Veranstaltung mit Wilhelm von Boddien und diversen Politikern kommen?
    Hier entscheidet sich die Zukunft des Strelitzer Schlossberges und meiner ganzen Heimatregion mit.
    Von Berlin z.B. ist es nur eine Stunde Fahrt.

  • Würde ich sehr gern, leider habe ich am Montag schon einen lange geplanten wichtigen Termin, so dass ich wohl nur aus der Ferne die Daumen drücken kann.

  • Schloss Boizenburg ist letztes Jahr pleite gegangen... [...]

    Argh... ich war vor ein paar Jahren da und fand die Atmosphäre für Familien und die Schulklassen wunderbar. Aber das soll ja nichts heißen, Neustrelitz hat ja, wie du selbst schriebst, gute Voraussetzungen.

    [...] Wer könnte denn aus dem Raum Berlin, Hamburg bzw. dem restlichen Bundesgebiet nach Neustrelitz zu dieser wichtigen Veranstaltung mit Wilhelm von Boddien und diversen Politikern kommen? [...]

    Ich bin geneigt mir Montag/Dienstag Urlaub zunehmen und hinzufahren, schon allein wegen Herrn von Boddien. X/

    EDIT: Urlaub genommen. :thumbup:^^

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (24. Januar 2018 um 10:16)

  • "Der Stadt fehlt seit Jahrzehnten der Kopf"

    Jetzt berichten auch die Medien über die Tagung zum Schloss-Areal mit Wilhelm von Boddien:
    Die Welt
    Nordkurier

    So langsam bekomme ich wirklich den Eindruck dass die Zeit zum Handeln gekommen ist! „Verrückte Ideen sind durchsetzbar – oder wie man Freunde dafür gewinnt", so das Motto von Wilhelm von Boddien. :trommeln:

  • Ich freu mich sehr darauf! Mit vielen Anregungen habe ich einige Zeit schon darauf hingewirkt, dass diese Konferenz so stattfinden kann. Das wird ein Feuerwerk! Und wird hoffentlich auch bei den Strelitzern und beim Schlossberg-Grundstückseigentümer, dem Land MV, einiges ins Rollen bringen.

    Hier die hochkarätig besetzte Tagesordnung:

    Siehe: https://stiftung-mecklenburg.de/


    Packen wir's an!


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schl…d_koloriert.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neus…ten_Fassade.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neus…ert_um_1920.jpg