Neustrelitz - Wiederauferstehung des Residenzschlosses?

  • Als Nachtrag noch eine erfreuliche Meldung aus dem Dezember. Interessanterweise sind die Linken dafür, die Sozialdemokraten dagegen (angeblich wegen nicht geklärter Finanzierung). ;)

    Mehrheit der Neustrelitzer Stadtvertreter folgt CDU-Antrag zum Schlossturm

    Der Antrag der CDU-Fraktion zur Wiederrichtung des Neustrelitzer Schlossturms in seiner historischen Gestalt und zur Entwicklung eines Nutzungskonzeptes für den Ort der Demokratiegeschichte, beides in Verantwortung des Bürgermeisters (Strelitzius berichtete) ist bei der Stadtvertretersitzung am Abend in namentlicher Abstimmung beschlossen worden. 15 Abgeordnete stimmten für die Vorlage, neun vor allem von der SPD votierten dagegen.

    Dazu der Neustrelitzer Holger Wilfarth, der das Projekt „Leuchtturm für Demokratie“ maßgeblich vorangetrieben hat, gegenüber Strelitzius: “Wer das Vorhaben jetzt nicht unterstützt bzw. verschleppt oder boykottiert und den demokratisch gefassten Beschluss der Stadtvertretung Neustrelitz nicht mit aller Kraft unterstützt, möchte aus meiner Sicht einen Ort der politischen Bildung in der Bundesrepublik Deutschland verhindern.”


    https://strelitzius.com/2023/12/07/meh…eustrelitz-neu/

    Neustrelitz Schlossturm Deutsche Fotothek

  • Eine Minute Fernsehbericht des NDR von der gestrigen Schlossbergkonferenz in Neustrelitz:

    https://www.ndr.de/fernsehen/send…azin114954.html

    Der Bürgermeister Andreas Grund ist Ende letzten Jahres mal wieder auf die Bremse getreten.

    Am Donnerstag geht es dann in der Stadtvertretersitzung konkret um das weitere Vorgehen, vielleicht kann ja noch jemand von euch teilnehmen:

    32. Sitzung der Stadtvertretung der Residenzstadt Neustrelitz

    Do, 01.02.2024

    18:00

    Rathaussaal

    Markt 1, 17235 Neustrelitz

    Ö 11 - Schlossturm Neustrelitz: Widerspruch des Bürgermeisters gegen den im Rahmen des TOP 20 der Sitzung vom 07.12.2023 gefassten Beschluss VO(S)/2023/899

  • Es wäre wirklich bitter, wenn der Wiederaufbau des Schlossturms an den erwartbaren Kostensteigerungen scheitern würde. Vielleicht sollte der Bund seinen finanziellen Zuschuss erhöhen, statt Steuergelder für Radwege in Peru und ähnlichen Quatsch zu vergeuden. Ich denke es ist langsam die Zeit gekommen, um endlich die richtigen Prioritäten beim Geldausgeben zu setzen.

  • Gute Neuigkeiten dieser Woche:

    Neustrelitzer Stadtvertretung weist Veto des Bürgermeisters zum Schlossturm zurück und bestätigt ihren Beschluss

    https://strelitzius.com/2024/02/01/neu…ssturm-zurueck/

    "Die Stadtvertretung Neustrelitz hat (..) den von Bürgermeister Andreas Grund eingelegten Widerspruch zu ihrem Schlossturm-Beschluss vom 7. Dezember vergangenen Jahres (Strelitzius berichtete) zurückgewiesen. 16 Stadtvertreter stellten sich diesmal hinter den Beschluss und damit gegen das Veto des Stadtoberhauptes, fünf schlossen sich dem Beschluss nicht an, drei enthielten sich der Stimme. Damit fiel das Abstimmungsergebnis noch deutlicher aus als bei dem ursprünglichen, von der CDU-Fraktion initiierten Beschluss pro Bauwerk auf dem Schlossberg."


    Und das Regionalfernsehen NeuEins berichtet auch von der Neustrelitzer Konferenz zum Schloss (3min):

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  • Und ich hab sie heut an der Rezeption gesehen, Klassiker...

    Überdies: Meisterwerk war es keines, schon gar nicht in toto. Eher ein recht zufälliger, unausgegorener, wild aneinandergeschachtelter Komplex. Es ist wohl sehr klug, sich als erstes dem Turm anzunehmen als wichtige Landmarke und Symbol. Dann muss man sich entscheiden, was man primär will: das Kernschloss, wenn geht in originalem Barock und nicht Letztzustand, oder die neue Längsfassade um den mittigen Turm. Ersteres ergibt eine drastische Asymmetrie, die man irgendwie austarieren muss, zweiteres ist halt künstlerisch weit unbedeutender. Das ganze Schloss 1:1 im Letztzustand zu rekonstruieren, der die alte Ehrenhofanlage aufgefressen hat, halte ich für keine sehr zwingende Idee.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das ist ganz sicher gewollt gewesen. De facto eine (freie) Kopie. Letztlich wurde der Turm auch Charlottenburg entsprechend in eine Längsfassade integriert. Man beachte, dass die weitgehend gleichen Teile genau in Dachfirsthöhe ansetzen. Vielleicht stellte die Wirkung auf die Betrachtung von der Rückseite ab?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • De facto eine (freie) Kopie.

    Ich denke da passt besser die Kategorie "Inspiration von.." :

    In der Regierungszeit von Großherzog Adolf Friedrich V. wurde dem Neustrelitzer Residenzschloss zwischen 1905 und 1909 durch Anschluss eines großzügigen Erweiterungsbaus sein endgültiges Aussehen verliehen. Den Entwurf dafür lieferte der Berliner Architekt Albert Geyer. (...). In dieser Bauphase wurde auch der Schlossturm errichtet, der durch den unter Leitung von Johann Friedrich Eosander von Göthe erbauten Turm des Schlosses Charlottenburg inspiriert war. Da der weithin sichtbare Schlossturm sich vom Markt aus gesehen annähernd auf einer Fluchtlinie mit der Schloßstraße befand, gewann er große Bedeutung für die stadträumlichen Blickbeziehungen. Er wurde zu einem der Wahrzeichen der Stadt und der Region Mecklenburg-Strelitz.

  • Das hört sich insgesamt leider nicht sehr hoffnungsheischend an. Kostensteigerungen, die Deckungslücke und das noch fehlende Nutzungskonzept wiegen schwer.


    PM der Stadt Neustrelitz:

    Aktueller Beschluss der Stadtvertretung Neustrelitz weiter ohne erforderliche Deckung der Haushaltsmittel

    Bürgermeister Andreas Grund, Neustrelitz, hat den erneuten Beschluss der Neustrelitzer Stadtvertretung „Schlossturm Neustrelitz“ vom 1. Februar 2024 gegenüber dem Präsidium der Stadtvertretung beanstandet.

    Die Stadtvertretung hatte die Beschlussvorlage in ihrer Sitzung am 7. Dezember 2023 mehrheitlich beschlossen, ohne dass in der Vorlage eine Deckung der dazu noch erforderlichen Haushaltsmittel benannt worden waren. Dagegen hatte der Bürgermeister gemäß § 33 Abs. 1 Satz 1 der Kommunalverfassung widersprochen. Aufgrund des Widerspruches war die Angelegenheit auf der Sitzung der Stadtvertretung am 1. Februar 2024 wieder auf die Tagesordnung zu nehmen. Der Beschluss wurde mit der Ergänzung „Die Finanzierung ist in den Haushalt 2024 fortfolgende einzuplanen“ erneut mehrheitlich beschlossen.

    „Der Beschluss ist auch mit dieser Ergänzung weiterhin rechtswidrig. Im Beschluss ist weiterhin nicht ausgeführt, wie die zur Deckung der Mehraufwendungen erforderlichen Mittel aufzubringen sind. Auch ein Teilhaushalt wird im Beschluss nicht benannt“, erläutert Bürgermeister Andreas Grund die Beanstandung und weist darauf hin: „Da die Stadtvertretung den Deckungsvorschlag der Verwaltung nicht angenommen hat, bleibt hier die Verantwortung der Stadtvertretung bestehen, einen Deckungsvorschlag aufzuzeigen.“

    Die Stadtverwaltung hatte am 1. Februar eine alternative Beschlussvorlage eingebracht, die jedoch durch die Stadtvertretung nicht behandelt wurde. Der Vorschlag der Verwaltung ging insbesondere auf die Vorläufigkeit der aktuellen Kostenschätzung ein. Die Schätzung der reinen Baukosten hat sich auf 9,5 Millionen Euro erhöht. In dieser Summe sind die Kosten für ein Nutzungskonzept, dessen Umsetzung, den Brandschutz sowie die Folgekosten für Unterhaltung und Betreibung noch nicht enthalten. Die Stadt Neustrelitz geht von Gesamtkosten für den Schlossturm (einschließlich Unterhaltung für 25 Jahre) in Höhe von bis zu 14 Millionen Euro aus. Um zusätzliche Einnahmen für die Errichtung, Ausstattung und Bewirtschaftung des Schlossturms zu erzielen, schlug die Stadtverwaltung in der alternativen Beschlussvorlage vor, die Hebesätze für die Grundsteuer B zum Jahr 2025 anzuheben. Durch die Anhebung der Hebesätze sollten jährlich Mehreinnahmen in Höhe von ca. 350.000 Euro erzielt werden, um über einen Zeitraum von zehn Jahren gerechnet die Finanzierungslücken des Projektes schließen zu können.

    Die Beanstandung des Beschlusses der Stadtvertretung vom 1. Februar 2024 wurde der Rechtsaufsichtsbehörde angezeigt. Die Beanstandung hat aufschiebende Wirkung. Gegen die Beanstandung steht der Gemeindevertretung die Klage vor dem Verwaltungsgericht zu.

    Hintergrund zur Vorplanung Schlossturm

    Die Vorplanung umfasst eine originalgetreue Wiedererrichtung des Schlossturms auf seiner ehemaligen Fläche. Der Turm war Bestandteil der Schlosserweiterung von 1905/07. Er hatte als Treppenhaus eine Verbindungsfunktion zwischen dem neuen Schlossteil und dem damals vorhandenen Barockschloss. Die Höhe betrug rund 52 Meter, das Innenmaß der Grundfläche rund 8 mal 8 Meter. Der Turmneubau mit Fahrstuhl ist nicht beheizbar. Er soll eine Ausstellungsnutzfläche von rund 250 Quadratmetern sowie eine Aussichtsmöglichkeit bieten.

    Ein Nutzungskonzept ist nicht vorhanden. Der Beschluss der Stadtvertretung Neustrelitz beinhaltet allgemein, dass der Schlossturm zu einem „Ausstellungs- und Erlebnisgebäude entwickelt“ werden solle. (Zitat: „Leuchtturm für Demokratie“/“demokratische Entwicklung von Mecklenburg-Strelitz vom 18. Jh. bis heute“).

    Die aktuelle Kostenschätzung aus dem Jahr 2023 umfasst allein für den Bau 9,5 Millionen Euro. Die Stadt erwartet Gesamtaufwendungen in Höhe von bis zu 14 Millionen Euro. Ursprünglich war man von 4 Millionen Euro an reinen Investitionskosten ausgegangen, die bereits im Jahr 2021 im Zuge der Vorplanung auf rund 7 Millionen Euro präzisiert wurden. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat bis zu 3 Millionen Euro und der Bund 3,6 Millionen Euro Fördermittel in Aussicht gestellt, die an bestimmte Voraussetzungen gebunden sind. Allein der investive Eigenanteil der Stadt für den Turmbau beträgt zurzeit mindestens 2,5 Millionen Euro ohne Konzept und ohne Ausstellung. Diese Kosten sind durch keine Förderzusagen gedeckt. Hinzu kommen durch die Stadt zu tragende Bewirtschaftungskosten, deren Höhe derzeit nicht benennbar ist.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Eine diffuse Lage.

    Ergänzend der Hinweis auf einen aktuellen Bericht des NDR:

    Podcast "Dorf Stadt Kreis": Neustrelitz und sein Schloss
    Bund und Land haben rund 6,5 Millionen Euro Fördergeld für den Wiederaufbau des Schlossturms zugesagt. Doch es tut sich nichts.
    www.ndr.de

    sowie diesen ausführlichen Podcast über das Schlossturmprojekt:

    #164 Der Neustrelitzer Schlossturm - Eine unendliche Geschichte?
    Seit über 25 Jahren wird in der Stadt diskutiert: Wird das Neustrelitzer Schloss wieder aufgebaut oder doch nur der Turm? Und wann und wie? Um dieses Thema…
    www.ndr.de
  • Das ist immer die beste Taktik.

    Ich persönlich hätte ja nicht mit dem aufwendigen Turm, sondern mit dem corps de logis in der ursprünglichen, schlichten Barockform begonnen. Da käme man auf die Schnelle wohl weiter. Aber wichtig ist wohl, das überhaupt was geschieht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.