• Neußer, bei ursus musst du da nachsichtig sein, für den war das alte Magdeburg sowieso nur Gründerzeit und damit wertlos. Hauptsache der Dom steht noch, und für die sozialistische Stadt hat er ja sowieso auch was übrig. Wir beide sehen das anders, wir erkennen den unglaublichen Verlust den diese Stadt erfahren hat. Vor allem den Verlust an jeglicher innerstädtischen Urbanität und baulicher Dichte, vergleichbar mit Dresden.

    In dubio pro reko

  • Breiter Weg:

    Pieselsches Haus, 1728 (m.E. das gleiche Haus wie in Beitrag 1, 3. Bild)

    Barockhäuser ca. 1730

    Rokokohaus, 1745

    Heideckerei, 1593

    Rochsches Haus, 1595

    Allerlei:

    Fachwerkhaus, 1506 (!) in der Kreuzgangstraße

    Börse am alten Markt, 1666-1680

    Kloster U.L.F.

    St. Jacobi

    St. Katharinen

    St. Johannis

    St. Sebastian

    St. Mauritius/Dom

    südlicher Teil der Altstadt 1945 mit St. Ulrich im Hintergrund

    Entwurfsskizze für eine neue Silhouette mit Kulturpalast à la Warschau oder Moskau, 1953 :augenrollen:

    Plus Outre

  • Hallo Lupi, hallo Palantir,

    vielen Dank für die schönen Bilder.
    Drei sind mir dann doch unbekannt.
    Weiß jemand, wo das Rochsche Haus und die Heideckerei standen? Das Pieselsche Haus stand übrigens im Bereich zwischen Hundertwasserhaus und Allee-Center. Eine Rekonstruktion wäre damit zumindest theoretisch möglich (für zukünftige Generationen).
    Das Rokoko-Haus war übrigens in den 30er Jahren das ehemalige Schloss-Cafe. Das Eingangsportal steht übrigens heute in der Leiterstraße.

    VG Magdeburger

  • Die Entwurfsskizze scheint dann ja die "Inspiration" gewesen zu sein für die 1950er Jahre-Bebauung, sprich: der Aufreihung der "Magdeburger Stalinallee", beginnend ab Höhe des Hauptbahnhofs, hin zur Elbe.

  • @ Magdeburger

    Die Beteiligung der Stadt ist aber auch ein Problem. Welcher Politiker wird sich schon hervortun und günstigen Wohnraum in der Innenstadt zu Gunsten von Rekonstruktionen opfern, die dann wahrscheinlich "nicht benötigte Einzelhandelsflächen, Hotels sowie Luxuswohnungen" beinhalten?! Abgesehen davon würde es erst einmal einen finanziellen Verlust für die Stadt darstellen.

    Hallo bilderbuch,

    dieses Argument kann ich eigentlich nicht mehr hören. Magdeburg hat wahrscheinlich so viel günstigen Wohnraum in direkter City-Lage, wie keine andere deutsche Großstadt. Das behaupte ich jetzt einfach mal so. Deutlich höhere Mieten werden nur im HWH, der benachbarten Nord-LB und dem Gründerzeitviertel rund um den Hassel verlangt. Sonst herrschen bis auf sehr wenige Ausnahmen geringe Mietpreise.
    Selbst wenn man den gesamten Innnenstadtbereich, was südlich der E-R-Allee steht neu bebauen/rekonstruieren würde, gäbe es noch genügend günstigen Wohnraum in der nördlichen Innenstadt. Zumal Neubebauung nicht zwangsläufig hohe Mietpreise bedeutet.
    Die Linke propagiert aber natürlich den Verlust von günstigem Wohnraum. Ist ja logisch, obwohl es dafür keinen einzigen Anhaltspunkt gibt.

    Magdeburg benötigt unbedingt eine urbanere, lebendige Innenstadt und da wird man zukünftig um wirkliche bauliche Veränderung nicht drumrum kommen und ich hoffe, dass sich das in den Köpfen der Politiker früher oder später immer mehr durchsetzt. Ein Wasserspiel auf dem Domplatz reicht da nicht aus...

  • Selbst wenn man den gesamten Innnenstadtbereich, was südlich der E-R-Allee steht neu bebauen/rekonstruieren würde, gäbe es noch genügend günstigen Wohnraum in der nördlichen Innenstadt. Zumal Neubebauung nicht zwangsläufig hohe Mietpreise bedeutet.

    Ersteres mag richtig sein. Dennoch wird - du hast es selbst gesagt - dieses Argument immer wieder vorgebracht und scheint seine Wirkung nicht zu verfehlen. Ergo werden nur wenige Politiker die Lust verspüren, sich dem auszusetzen. Gehörten also die Gebäude einer "bösen Anlagegesellschaft", könnte man die Verdrängung günstigen Wohnraumes bedauern und dennoch ein Neubau-/Rekonstruktions-Vorhaben genehmigen oder gar politisch protegieren.
    Die zweite These halte ich für falsch. Energieeinsparverordnungen sowie sonstige Gesetze treiben die Baukosten derzeit in eine Höhe, die den privatwirtschaftlichen Bau günstigen Wohnraumes kaum mehr möglich macht - falls der jemals auf privatwirtschaftlicher Ebene stattgefunden haben sollte.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Wahnsinn, diese Barockbauten! Welch Verlust! Sind irgendwelche Beispiele für diesen wilden proto-eklektizistischen Stil erhalten?
    Das wäre ein Rekoprojekt (natürlich notfalls völlig unabhängig von Standortgebundenheit).
    Zu schade, dass dieser alte Blödmann Stovody (angeblich so traditionsverliebt!) die Chance ungenützt hat, in sein Monster solche Fassaden einzubinden!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Nun, der Platz neben dem Kloster "Unser lieben Frauen" wäre z.B. noch frei für ein Rekonstruktionsprojekt...

    Kloster U.L.F.

    Heutige Situation:

    http://www.kunstmuseum-magdeburg.de/files/310_pixe…cht_kloster.jpg

    ##########################

    Übrigens, klar ist an diesem Entwurf die Dominanz über den Dom nicht gut, ansonsten aber hat er was. Man sollte ihn beispielsweise mal in Pforzheim oder Leverkusen austesten:

    Zitat

    Entwurfsskizze für eine neue Silhouette mit Kulturpalast à la Warschau oder Moskau, 1953 :augenrollen:

  • Wenn ich diese doch insgesamt recht zahlreichen 1945 noch stehenden Gebäude sehe (allein schon die drei unversehrten Altstadthäuser am mittleren rechten Bildrand!), so drängt sich mir die Frage auf:

    Ist eigentlich irgendein auf diesem Foto zu sehendes Gebäude heute noch erhalten?


    südlicher Teil der Altstadt 1945 mit St. Ulrich im Hintergrund

  • Ein einziges Gebäude in der Bärstraße, etwas östlich von der Himmelreichstraße, ebenfalls. Im Hintergrund rechts erkennt man das weiße Gebäude des Gewerkschaftshauses von 1932, heute mit stark veränderter Fassade das Hotel Ratswaage.
    Vorn angeschnitten ein Barockgebäude am Domplatz, das heute zum Komplex des Landtages gehört.

    Aber das war's dann wohl auch schon.

  • Exakt in der Bildmitte sind sie zu sehen. Dort haben neben dem neobarocken Eckhaus die beiden einzigen Barockhäuser des Breiten Weges den Krieg einsam überstanden.
    Hier etwas Info-Material: http://www.magdeburg.de/Start/B%C3%BCrger-Stadt/index.php?La=1&NavID=37.367&object=tx|115.38.1
    Hier ein Bild: http://web02.city-map.de/infoPageConten…09140000902.jpg

    Mitte rechts, das schlichte Haus in der Bärstraße, vermutlich Gründerzeit, wurde bereits erwähnt.
    Hier sieht man es links hinter dem Torbogen: http://img2.bilder-hochladen.tv/pgv3CdiQ.jpg

    Vorne rechts, so wurde auch schon erwähnt, dass es sich wohl um den heutigen Landtagskomplex handeln dürfte.
    Hier: http://2.bp.blogspot.com/_7Z0s5U89DpE/T…kel_Landtag.jpg

    Der Hintergrund der Aufnahme verschwimmt sehr. Aber wenn Du den Breiten Weg bis zum sichtbaren Ende nach oben verfolgst, kannst Du noch die Sankt-Johannis-Kirche erkennen, die mittlerweile äußerlich rekonstruiert ist.
    Hier ein Bild: http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…n_Magdeburg.jpg

  • Das ist schon ein arg, wir haben hier eine Überschauaufnahme der Altstadt und bringen gerade einmal eine Handvoll Häuser zusammen, die noch stehen. Die Zerstörung ist ein Wahnsinn. Nicht dass man sagen kann, es stünden noch viele Häuser auf dem Foto, aber man hätte hier viel mehr als drei, vier retten können! In der linken Bildmitte stehen zwei vollkommen intakte Gründerzeitler, links davon kann man drei Satteldächer von offensichtlich unbeschädigten vorindustriellen Häusern erkennen, daneben zwei Flachdächer. in der rechten Bildmitte steht auch noch Einiges.

  • Heimdall hat geschrieben:

    Zitat

    Der Hintergrund der Aufnahme verschwimmt sehr. Aber wenn Du den Breiten Weg bis zum sichtbaren Ende nach oben verfolgst, kannst Du noch die Sankt-Johannis-Kirche erkennen, die mittlerweile äußerlich rekonstruiert ist.

    Das stimmt nicht, die Kirche am nördlichen Ende des Breiten Wegs war die Katharinenkirche, die im Zuge der Ulbricht'schen Sprengungen endgültig aus dem Stadtbild verschwand.
    Die Johanniskirche ist nicht auf dieser Aufnahme. Sie befindet sich weiter östlich außerhalb des Bildes.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Danke für die Antworten.

    Zitat

    Exakt in der Bildmitte sind sie zu sehen. Dort haben neben dem neobarocken Eckhaus die beiden einzigen Barockhäuser des Breiten Weges den Krieg einsam überstanden.
    Hier etwas Info-Material: http://www.magdeburg.de/Start/B%C3%BCrge…ect=tx|115.38.1

    Nach der Rekonstruktion Anfang der neunziger Jahre erstrahlen die beiden Häuser wieder in alter Schönheit und vermitteln einen Eindruck, wie es vor hundert Jahren in Magdeburg ausgesehen haben mag.

    Hoffentlich stirbt dieser DDR-Sprech irgendwann aus. Wenn man das so liest und es nicht besser weiß, denkt man, in Magdeburg seien doch tatsächlich nach der Wende wie etwa in Dresden einige der im Krieg zerbombten Barock-Häuser rekonstruiert worden. Schön wär's.
    :augenrollengruen:

  • Eine Rekonstruktion nach heutigem Sprachgebrauch wäre natürlich ein Traum, aber warum sollte man nicht etwas träumen?
    Anstelle des rechts neben den beiden Barockhäusern erkennbaren - sehr ordentlichen, sehr nüchternen - End-Fünziger-Jahre-Neubaus (Breiter Weg Nr. 175 bis 177) das prachtvolle Barockgebäude wiedererstehen zu lassen, in dem sich einst, im 19. Jahrhundert, die Nathusius'sche Tabakfabrik befand, wäre jedenfalls mein Traum.

    Quelle

    Es entstünde dann ein zusammenhängendes Ensemble aus Neobarock (Nr. 180, Ecke Himmelreichsraße), Barock (Nr. 179 und 178) und Rekonstrution (Nr. 177 bis 175):

    Quelle

    Das rechts (bzw. nördlich) angrenzende Gebäude 174 (Ecke Ulrichplatz), ebenfalls ein End-Fünziger-Jahre-Bau, steht allerdings teilweise auf dem Grundstück von Nr. 175 (wie man hier auf Seite 94 sieht) und gleichzeitig unter Denkmalschutz ...

    Einmal editiert, zuletzt von 05hamburg (6. Juni 2014 um 21:58)

  • Wie es mir scheint, hält das rechts neben den Barockbauten befindliche 50er-Jahre Gebäude auch in etwa die Geschosshöhen der Vorgängerbebauung bei. Das würde vermutlich ermöglichen, dass das Haus stehen bleiben kann, man aber die Fassade rekonstruieren und vorblenden könnte. Also ähnlich dem Weseler Rathaus. Das würde die Kosten überschaubarer halten, auch wenn es nur eine Fassadenrekontruktion wäre.
    Die Idee ist jedenfalls nicht schlecht und sollte im Auge behalten werden.

  • Das wurde sogar kurz nach der Wende ernsthaft diskutiert. Wenn ich mich recht erinnere, ist es aber damals daran gescheitert, dass der Eigentümer des grünen 50er-Jahre Baus nur eine einfache Sanierung wollte und eine Rekonstruktion zu teuer gewesen wäre. Denn dieser Bau ist im Gegensatz zu vielen anderen in privater Hand.

    Grundsätzlich bleibt aber die Option hier zu rekonstruieren weiter bestehen und für die Zukunft würde ich dahingehend nichts ausschließen.
    Es wäre eine enorme Aufwertung für diesen Abschnitt. Theoretisch könnte man auch noch den weißen 50er Jahre-Bau in der Himmelreichstraße (im Bild angeschnitten) durch die früheren Barockbauten ersetzen.

    Wichtig für das Stadtbild wäre auch eine originalgetreue Giebelrekonstruktion bei der Nr.180 (Ecke Himmelreichstraße)

    05hamburg: Ich habe mir den Plan auch gerade angeschaut (S.94) und komme zu dem Ergebnis, dass auch die Nr. 175 nicht von der 174 berührt wird. Erst das äußerst rechts im Bild angeschnittene Gebäude würde auf dem Grundstück des unter Denkmalschutz stehenden 50er Jahre Baus fallen. Sprich: Man könnte vier Barockhäuser rekonstruieren und könnte einen Teil vom hübschen grünen 50er Jahre Bau sogar noch stehen lassen.