• Alt-Magdeburg gezeichnet:
    http://www.flickr.com/photos/diwan/s…ith/3007626121/

    Weitere Alben:
    http://www.flickr.com/photos/magdebu…57626552521598/

    Gesammelte Häuseransichten vom damaligen Breiten Weg:
    http://magdeburger-chronist.de/md-chronik/breiterweg_str_t2.htm

    Magdeburg, Wohn- und Handelshäuser im Breiter Weg 175/177, Aufnahme von ca. 1890, im Zweiten Weltkrieg zerstört.

    Bildquelle: Wikipedia

    Und aus meinem kleinen Fundus -
    Am Breiten Weg, etwa um 1930.

    Ein sehr frühes Bild aus den 1860ern - ich weiß nicht genau, wo das sein könnte.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    2 Mal editiert, zuletzt von Mantikor (15. Juli 2018 um 20:56) aus folgendem Grund: Ungenaue Datierung

  • Ein sehr frühes Bild aus den 1860ern - ich weiß nicht genau, wo das sein könnte.

    Bin mir nicht ganz sicher, aber ist das eigenwillige Gebäude mit den beiden Ecktürmchen in der Bildmitte nicht auch in deinem vorherigen Bild des Breiten Wegs ganz hinten links zu erkennen?

  • Der Magdeburger Barock erinnert mich irgendwie an die Architektur der Grande Place in Brüssel. Da die Ähnlichkeit aber eigentlich nicht sehr stark ist, muss diese Assoziation wohl durch die Giebelständigkeit sowie den ausgesprochenen Prunk der hohen Zwerchhäuser begründet sein. Sehr interessant!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Bin mir nicht ganz sicher, aber ist das eigenwillige Gebäude mit den beiden Ecktürmchen in der Bildmitte nicht auch in deinem vorherigen Bild des Breiten Wegs ganz hinten links zu erkennen?

    Ja, das müsste stimmen. Und man sieht in dem weiter oben gezeigten anderen Bild schön, das heute noch erhaltene Barockensemble bzw. angrenzend die beiden großen zerstörten Barockhäuser.
    Also müsste das der Abschnitt zwischen Hundertwasserhaus und Allee-Center sein.

  • Magdeburg war im Mittelalter nach Köln die zweitgrößte Stadt in Mitteleuropa, bis sie 1631 - bis auf Dom und Liebfrauenkloster - völlig zerstört wurde. Lt. "Dehio" soll der Wiederaufbau am Marktplatz erst kurz vor 1700, am Domplatz ab 1700 und am Breiten Weg erst ab 1715 eingesetzt haben. Die Stadt war bis zur Industrialisierung politisch und wirtschaftlich relativ bedeutungslos.
    Vor der abermaligen Kriegszerstörung 1945 war die Innenstadt wohl hauptsächlich von Bauten des 18. und 19. Jahrhunderts geprägt mit wenigen modernen "Einsprengseln". Es wird keine einzige Bürgerhausfassade, die vor 1631 entstanden ist, gegeben haben. Auch Fachwerkhäuser waren bestimmt eher selten anzutreffen, da die Umgebung - die Magdeburger Börde - zu der Zeit (nach 1631) nicht mehr sehr waldreich gewesen ist, aber mit der Elbe ein guter Transportweg von den sächsischen Steinbrüchen her bestand. Bis zur Verbreitung des Eisenbahnnetzes hat die Verfügbarkeit der Baumaterialien wesentlich das Erscheinungsbild einer Innenstsadt geprägt.
    Bis ins 19. Jahrhundert hinein werden zudem grosse Stadtgebiete brach gelegen haben bzw. waren sicherlich die Seitenstrassen nicht sehr dicht bebaut.
    Allein die massiven Wände und Turmunterbauten der zahlreichen mittelalterlichen Kirchen haben das erste Inferno 1631 überstanden und wurden, barock überformt, wieder aufgebaut. Leider wurde ein Grossteil dieser Kirchen - abermals zerstört - nach 1945 beseitigt.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Gab es im alten Magdeburg neben den prachtvollen barocken Bauten und den Giebelhäuser älterer Zeit auch noch Vierteln bzw. Straßen die überwiegend von Fachwerkbauten geprägt waren (17./18. Jahrhundert) ?
    Desweiteren war die Stadt überwiegend von barocken Bauten geprägt?


    Erstmal lässt sich sagen, dass durch die Zerstörung von 1631 nur wenig historische Substanz "überlebt" hatte. Dementsprechend arm soll auch der Fachwerkbestand gewesen sein. Berühmte Fachwerkbauten, die die Zerstörung überlebt hatten, waren u.a. das Fachwerkhaus an der Möllenvogtei und das Fachwerkhaus Kreuzgangstraße. Wobei letzteres dann endgültig im zweiten Weltkrieg gefallen ist. Auch einige frühe Barockhäuser haben den 30jährigen Krieg überlebt.
    Ansonsten gab es wohl noch Fachwerkhäuser am Knochenhauerufer nahe der Elbe und einige verputzte Fachwerkhäuser.
    Dominiert war die Magdeburger Bausubstanz u.a. von Barock-Häusern (sowohl Früh- als auch Spätbarock), hauptsächlich Gründerzeitarchitektur, viele Sakralbauten und später dann auch Bauten aus den Jahren 1920-1945.
    Daher würde ich es so sagen: Die Stadt war hauptsächlich eine Gründerzeitstadt und Stadt der Doppelturmkirchen mit einzelnen herausragenden Barockensemblen und -bauwerken.

    Viele Grüße

  • Danke sehr für eure Antworten!
    Ich war jedenfalls mal der Meinung etwas gelesen zuhaben das es sich hierbei um einer der wohl prächtigsten barocken Städte Deutschlands handelte.
    Jedoch sah man auf den alten Bildaufnahmen meistens mehr herkömmliche Bauwerke der Gründerzeit so dass das ganze etwas fragwürdig wirkte.
    Gibt es vielleicht Bildaufnahmen von den angesprochenen Fachwerkhäusern?

    Die prächtigste Barock-Stadt war Magdeburg sicherlich nicht. Da waren andere Städte (z.B. Dresden deutlich vorn). Es existieren aber auch zu wenig Bilder aus dem Magdeburger Gassengewirr. Wirklich viele Bilder gibt es eigentlich nur vom Breiten Weg, dem Alten Markt (hier findet man auch die Barockbauten) und den großen Gründerzeitvierteln. Daher kann ich auch keine wirkliche Aussage darüber treffen, wie die Stadt abseits der "Dominanten" bebaut und wieviel Barock wirklich vorhanden war.
    Fakt ist aber, dass Magdeburg mehr eine prächtige Gründerzeitstadt gewesen sein soll. Hier sollten insbesondere die Otto-von-Guericke-Straße, das ehemalige Knattergebirge (die zweithöchste Bevölkerungsdichte Europas) + Jakobstraße, Umfeld der Ulrichskirche, Kaiser-Wilhelm-Platz und Breiter Weg Nordabschnitt und weniger der Breite Weg Südabschnitt erwähnt werden.

  • Ja, das müsste stimmen. Und man sieht in dem weiter oben gezeigten anderen Bild schön das heute noch erhaltene Barockensemble bzw. angrenzend die beiden großen zerstörten Barockhäuser. Also müsste das der Abschnitt zwischen Hundertwasserhaus und Allee-Center sein.

    Tatsächlich handelt es sich um den Abschnitt zwischen dem heutigen Hundertwasserhaus und dem Alleecenter, den sogenannten Engpass, wie diese Bildunterschrift belegt:

    http://www.sabinewenig.de/Homepage_neu/s…sse-engpass.htm

    Mit den Barockbauten am Breiten Weg verhält es sich vermutlich so, dass ihre Substanz bereits nach 1871 deutlich dezimiert wurde. Darauf lassen auch die oben postierten Bilder schließen: man beachte den Unterschied zwischen der Aufnahme von 1860 und der von 1900.

  • Ich denke, dass du Recht hast. Sicherlich werden ab Mitte/Ende des 19.Jh. einige Barockhäuser gefallen sein, aufgrund der gründerzeitlichen und später der modernen Bebauung.
    Das wird aber sicherlich eher die schlichteren Häuser betroffen haben (im Bild rechts) und weniger die richtig prunkvollen Barockbauten. Zumindest sind die außerordentlich prunkvollen Bauten auch auf den "späten" Bildern der 20er, 30er und 40er Jahre zu sehen.
    Viele Häuser wurden auch einfach modern überformt und umgebaut.

    Wie gesagt, es gibt einfach zu wenige Fotos (vor allem aus dem reich verzweigten Altstadtsystem) um wirklich ein komplettes Bild über den Fachwerk- oder Barockbestand zu erhalten.
    Hier nochmal ein Bild zweier möglicherweise verputzter Fachwerkhäuser am Petriförder. Dort kamen sicherlich noch bedeutend mehr von dieser Sorte vor.

    http://www.sabinewenig.de/Homepage_neu/s…etrifoerder.htm

  • Und mMn mit der daran anschließenden Nordfront einer der größten Verluste der Stadt Magdeburg.
    Vor dem Krieg, das zeigen auch die Bilder, sicher einer der schönsten Gründerzeitplätze Deutschlands.

  • Danke Palantir für das Einstellen dieser wunderbaren Aufnahmen!
    Die Luftbildaufnahme ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass aus diesem großen Abschnitt gerade mal ca. 10 Häuser noch stehen. eek:)

    Diese Ecke ist wirklich nahezu komplett verlorengegangen, im Gegensatz zur südlichen Altstadt.

  • Traurig aber wahr, mit MD hat Deutschland eine seiner schönsten Städte verloren. Was der Stadt an bedeutender Bausubstanz abging, in der Altstadt gab es ja sehr viel Gründerzeit und 19 JH, machte sie durch eine unwahrscheinliche Urbanität wieder wett. Das alles kontrastierte mit den vielen mittelalterlichen Kirchen auf äußerst faszinierende Weise. Vom Stadtbild war das alte Magdeburg wohl mit keiner anderen deutschen Stadt zu vergleichen.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Also Literatur gibt es reichlich, in vielen Büchern häufen sich aber auch oft gezeigte Aufnahmen.
    Ein Buch, was ich mir vllt. demnächst holen werde ist: Das Knattergebirge
    von Nadja Gröschner. Ich muss nur mal gucken, wo ich das herbekomme.

    Im Stadtarchiv war ich noch nicht, dort schlummern sicher noch etliche
    spannende Aufnahmen und Dokumente. Allerdings kann man das nicht so
    einfach nutzen, wie beispielsweise die Stadtbibo.

    Ja, es gibt ein Modell in der Bastion Cleve. Dies wird allerdings erst im Frühjahr
    aufgebaut und ist auch ziemlich grob gestaltet.

  • Dass MD zu den schönsten oder bedeutendsten Städten D.s zählte, kann ich naturgemäß nicht nachvollziehen - im Gegenteil, das alte Stadtbild kommt mir sehr bedeutungslos und langweilig vor. Viele einenander ähnelnde Kirche, das war es auch schon. Auch ein heute noch bestehendes VorkriegsMD wäre wohl kein viel größerer touristischer Renner als die heutige Domstadt.
    Der Breite Weg natürlich mit seinen Barockgiebeln, drum ists freilich schade. An und für sich wäre ob der Einzigartigkeit und auch Qualität des hiesigen bürgerlichen Barocks eine Reko des zentralen Abschnitts unbedingt geboten, aber das wird es in diesen Kommunistenkaff sicher nicht spielen.
    Die Assoziation mit der Brüsseler Grand Place ist interessant - tatsächlich hat der Reichtum an Ornanmentik etwas Französisches. Auch ist für mich ein leichter Nachklang an die münsterianische Renaissance zu erkennen, dazu eine Andeutung der schlesischen Giebelfreudigkeit.
    Alles in allem: eine interessante, beinahe schon eklektizistisch anmutende Mischung, von der unbedingt etwas wiederhergestellt werden müsste.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.