• Wow, großartig!!!! Freue mich riesig, so etwas zu sehen. Wie lange hat man denn im Endeffekt für den aktuellen Zustand gebraucht? Offenbar ein eindrückliches Beispiel dafür, dass Fachwerkbauten in kurzer Zeit zu errichten sind.

  • Rekonstruktion eines kleinen Fachwerkhauses in der Nähe des Marktplatzes


    Also, wenn ich das richtig verstanden habe, handelt es sich um keine Rekonstruktion, sondern um eine traditionelle Fassadengestaltung "nach dem Vorbild historischer Hildesheimer Fachwerkhäuser" (Zitat oben verlinkter Presseartikel). Das soll die Anerkennung für das Vorhaben keinesfalls schmälern.
    Gibt es aber Ansichten davon, wie dort die Lage vor dem zweiten Weltkrieg war?

  • Als ehemaliger Hildesheimer kenne ich den Vorkriegszustand ganz gut und auch den Investor Simon Hoberg, den ich in seinem Vorhaben damals unterstützte und der ebenfalls Mitglied unseres Vereins ist. Es gibt kaum fotos des Vorkriegszustandes, was dort vor dem Krieg stand, war ein einfaches 0815-Fachwerkhaus ohne besondere Bedeutung. Ja, bei dem jetzigen Bau handelt es sich um eine Anlehnung an das Kramergildehaus. Ich bin auf den Endzustand gespannt.

  • Einfach nur wunderbar!

    Wäre interessant zu wissen, ob und um wieviel so ein traditionelles Fachwerkhaus im Gegensatz zu einer Neubaurigipsburg mehr in der Errichtung kostet?

    Eigentlich müssten über die Lebensdauer so eines Gebäudes die Baukosten sehr günstig sein! Da es jahrhundertealte Fachwerkäuser gibt. So eine Rigipsburg muss man vermutlich in 40 Jahren wieder abreissen und dann wieder neu bauen mit allen den negativen Begleiterscheinungen wie Sondermüllentsorgung et cetera. Dass so ein Fachwerkhaus auch ökologisch nachhaltig ist, sollte Hildesheim seine Bauordnung kompett neu aufstellen! Die GrünInnen könnten hier auch einmal etwas positives beitragen. Positiver Nebeneffekt: Hildesheim würde dann auch für den Tourismus allmählich wieder interessant werden ;)

  • Die ersten Geschosse des neuen Fachwerkhauses am Markt sehen WUNDERBAR aus, ich bin auf die folgenden gespannt!

    Hoffentlich gibt dies einen Anstoß weitere Rekonstruktionen/Bauen mit historischem Vorbild in Hildesheim umzusetzen.
    Wie passend wäre der ehemalige Fachwerkerker aus dem 16. Jahrhundert wieder am Rathaus zu sehen, es muss ja nicht die nachgebaute Variante von Stadtbaurat Schwartz sein.
    Auch ist aus meiner Sicht die historische Turmspitze von St. Jakobi wieder ein muss. Ich denke es sollte schon ein richtiger Turmhelm sein, das hätte St. Jakobi verdient.

    Ich gebe mal einen kleinen Vorgeschmack ;)

  • Und wenn man jetzt nur das Borchersche Haus wieder aufbauen würde! Der Platz dafür ist ja noch vorhanden...

    Ja, das wäre auch mein Traum, aber dafür fehlt es an Investoren mit Sinn für wirklich Nachhaltiges.
    Mein ebenfalls so großer Traum: Der goldene Engel. Auch sein Baugrund ist bis heute frei.

  • Wäre interessant zu wissen, ob und um wieviel so ein traditionelles Fachwerkhaus im Gegensatz zu einer Neubaurigipsburg mehr in der Errichtung kostet?

    Es handelt sich hier keinesfalls um ein Fachwerkhaus, auch nicht um eine Rekonstruktion, wie das Heimdall bereits klargestellt hat.

    Also, wenn ich das richtig verstanden habe, handelt es sich um keine Rekonstruktion, sondern um eine traditionelle Fassadengestaltung "nach dem Vorbild historischer Hildesheimer Fachwerkhäuser".


    Ich denke, dass das zweigeschossige Nachkriegsprovisorium erhalten blieb und lediglich seine Fassade ausgetauscht wurde. Die Anlehnung ans Krämergildehaus ist offensichtlich. Letzteres hatte aber eine hohe Eingangshalle mit Zwischengeschoss. Deren Masse stimmen absolut nicht mit den Geschosshöhen des Nachkriegsprovisoriums überein, weshalb dort die Fantasie eingeschaltet wurde.

    Über der Erdgeschosshalle kragte das Krämergildehaus stark aus; beim jetzigen Nachbau kragt das Obergeschoss bereits über dem normalhohen Erdgeschoss aus, aber ohne auskragende Balkenköpfe! Die Auskragung erfolgt lediglich mit einem Brett und einer Blechleiste darüber. Diese auskragenden Balkenköpfe im gleichen Rastermass wie die Pfosten sind ein prägendes Element des niedersächsischen Fachwerkbaus, und genau das wurde beim Nachbau weggelassen!

    Die beiden Spitzbogen im Erdgeschoss sind an deren Spitzen nicht durch einen Horizontalbalken gefasst. So wie das gemacht ist, ist das eine wacklige Sache.


    Die Balkendecke hat nichts mit der Fassade zu tun, sondern nur mit der Ladeneinrichtung. Sie ist reines Fake. Im folgenden Link sieht man, wie der Laden und seine Decken Gestalt annahmen:

    Unter eine Gipsdecke wurden alte gebürstete Bretter befestigt, und anschliessend dünne Bälkchen von unten her angeschraubt. Diese Bälkchen müssten eigentlich die Bretter tragen...

    Dass Resultat sieht insgesamt gut aus, aber mit dem ganzen Hintergrund kann ich mich nicht anfreunden. Mit Rekonstruktion und Fachwerkbau hat das nichts zu tun. Ich bin aber trotzdem gespannt, wie die folgenden Geschosse aussehen werden und in welcher Technik der Rohbau erfolgt.

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (28. Oktober 2019 um 17:09)

  • Also ich sehe das genauso Riegel. Auch wenn das Endresultat gut aussehen sollte, kann das nicht unser Anspruch hier sein.

    Eine mehr-oder minder gut vorgeblendete Fassade eines ursprünglich sehr bedeutenden Hildesheimer Bauwerks, zu allem Übel nicht an seinem Originalstandort "rekonstruiert" wird Wasser auf die Mühlen der "Disneyland-Kritikerfraktion" sein.

    Zudem dürfte es sich negativ auf weitere Rekonstruktionen am Andreasplatz auswirken, so unter dem Motto "haben wir ja schon wieder....

  • Dann sollten wir das Berliner Stadtschloss gleich wieder abreißen!!! Die Mauern aus Beton und eine vorgeblendete Fassade. Eine "hohle" Kuppel, ein Dachrestaurant, eine überflüssige Ostseite ... That's Disneyland!

  • Und die Häuser am Hildesheimer Marktplatz gleich auch mitabreissen und den Großteil des Dresdner Neumarktes...sind doch auch "nur" vorgeblendete Fassaden...

    Mensch, manchmal übertreibt Ihr es aber schon etwas, wenn ich das anmerken darf. Was echauffiert Ihr Euch bitte, wenn so wie bei dem wunderbaren Projekt ein privater Bauherr aus seinem Haus ein - und wenn schon nicht durch und durch traditionell errichtet - optisch schönes Fachwerkhaus errichtet. Macht es besser, aber macht es wenigstens einmal. Ich finde dieses Haus einfach großartiger als 99% aller Bauten, die derzeit ansonsten in Deutschland entstehen!

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (28. Oktober 2019 um 19:52)

  • Naja, der Vergleich hinkt aber. Es geht jetzt weniger um die vorgeblendete Fassade, welche - vielleicht wirklich etwas zu streng genommen- schon problematisch ist.

    Es geht darum ein wirklich geschichtlich und städtebaulich sehr bedeutendes Gebäude am falschen Ort zu rekonstruieren.

    Als es 1975 erstmals um die Rekonstruktion der Ostzeile am Römerberg in Frankfurt ging, war geplant dort u. a. die Goldene Waage wiederzuerrichten. Stell Dir mal vor das wäre damals umgesetzt worden? Wie wäre dann wohl die Entwicklung 30 Jahre später verlaufen?

    Darüber hinaus, was sprach gegen die Fassadenreko des zerstörten Vorgängerbaus? Dieses nicht besonders alte, mit rein konstruktivem Fachwerk errichtete Traufenhaus hätte auch besser mit den Nachbarn zur linken und rechten Seite aus den 50iger harmoniert.

  • @Götzenhainer

    "Es geht darum ein wirklich geschichtlich und städtebaulich sehr bedeutendes Gebäude am falschen Ort zu rekonstruieren."

    Vielleicht habe ich wirklich etwas falsch verstanden, aber ich hielt mich an Heimdalls Aussage, dass es sich eben um keine klassische Rekonstruktion bei diesem Beispiel handelt:

    Also, wenn ich das richtig verstanden habe, handelt es sich um keine Rekonstruktion, sondern um eine traditionelle Fassadengestaltung "nach dem Vorbild historischer Hildesheimer Fachwerkhäuser" (Zitat oben verlinkter Presseartikel). Das soll die Anerkennung für das Vorhaben keinesfalls schmälern.

    Und ja, hätte man die Goldene Waage 30 Jahre zuvor tatsächlich an gänzich anderer Stelle rekonstruiert wäre das sicher ein Problem geworden (das man aber insofern hätte lösen können, indem man die 30 Jahre alte Rekonstruktion Stück für Stück abbauen dann heute an den ureigentlichen Standort hätte translozieren können, nein müssen.)