• "belächelte polen"

    warum belächelt? ich schätze diese menschen gerade für ihr engagement in rekonstruktionen, wobei das beispiel elblag (elbing), nicht zu den besonders gelungenen gehört. da haben polnische architekten und restauratoren denkmalpflegerisch (nicht mit v.a. deutscher denkmalpflegerischer auffassung zu verwechseln) schon viel besseres geleistet, wobei elblag natürlich auch als versuch gewertet werden kann.

  • Zitat von "hallodabinich"

    ...Polen in Wirklichkeit die Rekonstruktionsweltmeister...

    Das ist doch keine Rekonstruktion !
    Für mich ist das Wiederaufbau im Sinne der 50er, 60er Jahre !
    Hier ein paar Bilder vom alten deutschen unzerstörten Elbing:

  • nur um schonmal vorzubauen: ich möchte keine diskussion über die ehemaligen deutschen ostgebiete. danke. :)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Für mich sind solche Gebäude nichts Halbes und nichts Ganzes. Dass historische Laternen in die Stadt gesetzt werden, finde ich sehr gut, aber entweder man rekonstruiert die Gebäude oder man versucht etwas vernünftiges moderns zu bauen. Diese postmodernen Wohnhäuser wirken doch ein wenig billig.

    Danzig und das alte Warschau halten einem aber leider vor Augen, dass Rekos möglich waren und dass sie ganz und gar nicht nach Disneyland ausschauen. Als "Ottonormaltourist" würde man annehmen, dass Danzig völlig vom Krieg verschont blieb.

  • Denkmalschutz und Rekonstruktionen in Polen muß man differenziert sehen. Zum einen gibt es zweifelsohne eine weit höhere Bereitschaft zur Rekonstruktion, mitunter ganzer Altstädte. Das ist vor allem unter dem Aspekt beachtlich das Polen weitaus ärmer als Deutschland ist und war, aber auch ärmer als die DDR war. Trotzdem hat man sich Danzig und Warschau geleistet, und dazu AFAIK noch ein paar kleinere Städte wie z.B. Hirschberg, welches wohl nach dem Krieg teilweise abgefackelt wurde.
    Ich sage differenziert weil man diese Bemühungen einschränken muß: mit explizit deutschen, evangelischen und speziell ländlicheren Kulturgütern geht man anders um. Das spürt man vor allem in den ehemals deutschen Gebieten. Die zutiefst deutschen und evangelischen Friedenskirchen in Schlesien wurden z.B. mit deutschem Geld restauriert. Heute wirken sie wie Ufos, da sie, früher außerhalb der Städte aufgestellt, heute wie deutsche Inseln in polnisch geprägten Vororten stehen.
    Oder nehmen wir die Umgebindehäuser oder tiroler Bauernhäuser am Riesengebirge. Beide sind mehr oder minder dem Verfall preisgegeben, weil es privater Bürgerinitiative bedürfte und diese nicht zustandekommt. Oder die preussischen Schlösser im Hirschberger Tal. Viele wurden in den letzten Jahrzehnten bewußt ruiniert, weil man sie als Baumaterial- Spender mßbrauchte oder mutwillig anzündete.
    Das sind die Schattenseiten wenn man ganze Volksgruppen austauscht und die neue Volksgruppe ein Kulturland vorfindet das wenig mit ihrer Kultur zu tun hat.

  • Wir hatten schon öfter Diskussionen über den Wiederaufbau in Polen. Oft wird Polen von denen hervorgehoben, die nie dort gewesen sind. Natürlich ist der Wiederaufbau der polnischen Grosstädte bemerkenswert, es gibt aber auch ganz andere Beispiele, z.b. Stargard in Pommern. Den Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Stadt sieht man auf diesem Bild ganz gut:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Stargard_Luftbild.jpg

    Ähnlich sehen viele der ehemaligen deutsche Städte in Polen aus, z.B. in Ostpreussen (Marienburg), Pommern (Stettin), Ostbrandenburg (Landsberg) oder Schlesien (Neisse).

    Posen, Breslau, Danzig und Warschau sind aber - zumindest im Altstadtkern - schön.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Zitat von "Däne"

    Wir hatten schon öfter Diskussionen über den Wiederaufbau in Polen. Oft wird Polen von denen hervorgehoben, die nie dort gewesen sind. Natürlich ist der Wiederaufbau der polnischen Grosstädte bemerkenswert, es gibt aber auch ganz andere Beispiele, z.b. Stargard in Pommern. Den Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Stadt sieht man auf diesem Bild ganz gut:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Stargard_Luftbild.jpg

    Ähnlich sehen viele der ehemaligen deutsche Städte in Polen aus, z.B. in Ostpreussen (Marienburg), Pommern (Stettin), Ostbrandenburg (Landsberg) oder Schlesien (Neisse).

    Posen, Breslau, Danzig und Warschau sind aber - zumindest im Altstadtkern - schön.

    Au Mann, auf dem Luftbild - die Grünanlagen zeichnen wahrscheinlich den Verlauf der alten Stadtmauer nach, was? Ist ja wirklich einfach nur grausam, ein 100 %-iger Identitätsverlust. Dagegen ist wirklich jede noch so häßliche deutsche Stadt geradezu traditionell wieder aufgebaut. :schockiert:

  • Zitat von "RMA"


    Au Mann, auf dem Luftbild - die Grünanlagen zeichnen wahrscheinlich den Verlauf der alten Stadtmauer nach, was? Ist ja wirklich einfach nur grausam, ein 100 %-iger Identitätsverlust. Dagegen ist wirklich jede noch so häßliche deutsche Stadt geradezu traditionell wieder aufgebaut. :schockiert:

    Neubrandenburg ist nicht unähnlich, wenn auch nicht ganz so brutal.

  • Wer sich mal ein Buch wie "Schlesien aus der Luft. Aktuelle Luftbilder vom heutigen Schlesien" (von B. Kirk, erschienen Görlitz 2003) anschaut, wird feststellen, daß diese Art des Aufbaus (grüne Wiese, Plattenbauten, verfallene Altbausubstanz) tatsächlich eher die Regel als die Ausnahme war und ist. Und dies gilt auch noch heute...

  • ...aber bieten nicht gerade solche ahistorischen, aufgelösten Strukturen
    mit ihren Grünzesuren im Vergleich zum nachverdichten modernistischen Städtebau auf historischen Parzellen paradoxerweise mehr doch den
    Vorteil, dass sie zeitiger und gewissermaßen leichter abgeräumt und die ursprünglichen Stadtanalgen wiederhergestellt werden können?

  • Theoretisch schon, siehe komplette Dresdner Innenstadt - wenn es denn irgendjemand planen und umsetzen würde...

  • Zitat von "silesianospostato"

    Wer sich mal ein Buch wie "Schlesien aus der Luft. Aktuelle Luftbilder vom heutigen Schlesien" (von B. Kirk, erschienen Görlitz 2003) anschaut, wird feststellen, daß diese Art des Aufbaus (grüne Wiese, Plattenbauten, verfallene Altbausubstanz) tatsächlich eher die Regel als die Ausnahme war und ist. Und dies gilt auch noch heute...

    Also das kann man für Schlesien so nicht stehen lassen. Entgegen aller andersweitigen Aussagen hat sich dort sehr viel Altbausubstanz erhalten. Die ist zwar heruntergekommen, aber die meisten Orte sehen nicht mal ansatzweise so aus wie Stargard. Auch wenn die Seite in den Links erwähnt ist, aber ich verweise immer wieder gern auf diese Seite:
    http://wroclaw.hydral.com.pl\r
    wroclaw.hydral.com.pl

    Hervorragend wenn man mal Langeweile hat, weil unwahrscheinlich viel Bildmaterial zu finden ist.

  • Wenn ich nächstes Mal das Buch wieder zur Hand habe, werde ich konkrete Beispiele liefern. Klar - was nicht zerstört wurde, ist noch irgendwie erhalten. Was aber zerstört wurde, sieht in den meisten Fälle doch ähnlich Stargard aus (Neisse und Co.)

  • Der unmittelbare Zerstörungsgrad hängt auch mit dem Zeitpunkt der Eroberung durch die Rote Armee zusammen. Stark zerstört wurden vor allem ostpreußische (hier vor allem Elbing (eigentlich Westpreußen), Allenstein, Insterburg) und hinterpommersche Städte (da vor allem Köslin, Stolp und Stargard), die bei der ersten Angriffswelle im Januar 1945 an die Russen fielen, respektive Städte (z.B. Breslau, Kolberg oder Königsberg), die als Festungen gehalten wurden. Die Städte im "Korridor" wie z.B. Bromberg oder Thorn haben den Krieg fast ohne Beschädigung überstanden, da diese schon in der Zwischenkriegszeit polnisch waren.

  • Und auch keine deutschen Bevölkerungsmehrheiten mehr besaßen. Neben Ostpreußen traf es Ostbrandenburg am grausamsten - ein Drittel der Bevölkerung sollen dabei umgekommen sein; die Städte und Dörfer sehen entsprechend aus. Vielleicht hat die dortige Architektur eine "Mitschuld" an den Exzessen - 1945 zu...markant, um eine Zeitenwende überstehen zu dürfen.

    Nein, die werden gedünstet

  • New fotos from Elbl?g. This quartier was rebuilding in 2004-2006 years. It`s Kowalska street (old Schmiedestraße).

    Before 1939.

    I heard about plans rebuild city hall soon.

  • ich habe schon Fotos aus Elbing gesehen, eine richtige Reko ist das nicht eher postmodernes Phantasiebauen ! Aber wenn das Rathaus tatsächlich rekonstruiert werden soll, wie schön.