Nein, Rothenburg und Donauwörth sind eher (seltene) Beispiele für richtige Rekos oder eigentlich für Wiederaufbau von Ruinen.
Elbing - Elbląg
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Zitat von "ursus carpaticus"
Am nächsten kommt Münster
Ich kann eigentlich kaum Paralellen zwischen Elbing und Münster erkennen. Für mich zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen.
Zitatdessen Wiederaufbau, soweit historisch wenigstens halbwegs orientiert
Ist der Wiederaufbau in Elbing denn historisch orientiert? Mir sieht das alles sehr nach "freiem Geist" aus.
ZitatDaher verbietet sich auch ein Vergleich mit Freiburg.
Mit Sicherheit. Deswegen habe ich Freiburg ja auch in einer Reihe mit Osnabrück und Münster genannt, die m.E. allesamt näher beisammen liegen als eine dieser drei Städte mit Elbing. Letzterem hatte ich nicht umsonst die kleinen postmodernen Brüder in Ostdeutschland zugeordnet - wobei die ähnlichen Prinzipien dort natürlich immer nur auf kleiner Fläche und in deutlich bescheidenerem Rahmen umgesetzt worden sind.
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Zitat von "ursus carpaticus"
Nein, Rothenburg und Donauwörth sind eher (seltene) Beispiele für richtige Rekos oder eigentlich für Wiederaufbau von Ruinen.
In Rothenburg wurde praktisch kein Bürgerhaus rekonstruiert. Mir fällt jetzt an Fachwerkhäusern eigentlich nur das am Kapellenplatz ein (gibt aber eventuell ein paar mehr). Das meiste (über 80%) sind komplette Neuschöpfungen.
Die berühmte alte Schmiede war vor dem Krieg ein eher unscheinbares Steinhaus. -
Also manche Wiederaufbauten in Elbing sind schon hochwertig und irgendwie historisch richtig, so wie diese hier:
Ich vermute, daß einige noch vor der Postmoderne errichtet wurden.ZitatFeststeht, dass hier den Polen keine Polonisierung der Geschichte vorgeworfen werden kann, da der schmal-giebelständige Haustyp nicht nur dem historischen Erscheinungsbild entsprach sondern darüber hinaus eindeutig norddt. Ursprungs ist - in Kernpolen gibt es keine vergleichbare Stadt.
Das kann man so nicht sagen, da in Fällen wie Danzig und Elbing (und darüber hinaus auch Thorn) die mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadt von den Polen als polnisch angesehen wird. Das trifft zwar auf staatlicher Ebene für die Periode von etwa 1440-1770 auch zu, weil das Königreich Polen-Litauen den Deutschen Orden geschlagen hatte (Schlacht von Tannenberg/Grunwald) und die Städte ihre Privilegien beim polnischen König am besten geschützt sahen, aber ethnisch niemals vor 1919 (Thorn) bzw. 1945/48 (Danzig und Elbing). In Danzig und Elbing waren die Polen eine kleine Minderheit (etwa 5 %), in Thorn eine größere (vielleicht 25%)
Die Polonisierung in Danziger Wiederaufbauten steckt auch nicht in der Hausform, sondern eher im Detail. So werden bei Fachwerkbauten merkwürdig dünne Hölzer genutzt, so daß die Häuser gar nicht niederdeutsch aussehen. Der Manierismus wurde sehr bevorzugt, und es gab in der Dekoration der Bauten wohl nie so viele polnische Adler wie heute.
Der Elbinger Postmodernismus ist ideologisch schwieriger einzustufen. Der Bezug zur "polnischen" Geschichte ist hier sicher auch anwesend aber diffuser. Im Zusammenspiel mit einigen offenbar noch geplanten originalgetreu rekonstruierten Häusern wird sich sicher ein interessantes Stadtbild ergeben. Am besten wäre es, wenn man die Waterkant originalgetreu rekonstruieren würde. Ich glaube niemand würde sich dann noch an der übrigen Postmoderne stören.
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Das oben gezeigte Bild erweckt bei mir den Eindruck, dass bei den Planern von Elbing ein Umdenken stattgefunden hat. Natürlich zum Positiven.
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^ Kommt ganz drauf an, wann diese Zeile errichtet wurde - und wann die anderen.
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Hier ein historischer fotografischer Überblick von Elbing
http://www.fotos.bilderblog.org/r_historische_…elbing_375.html
und das Rathaus
http://www.fotos.bilderblog.org/r_historische_…elbing_457.html
eine weitere gute Nachricht. Das Rathaus wird wohl gerade wieder aufgebaut - ob es eine Reko wird - mal gespannt
http://www.skyscrapercity.com/showthread.php…=486679&page=38
(bitte auf den letzten Forumseintrag klicken) -
Die Welt - In Ostpreußen werden die Altstädte neu erfunden
ZitatOb in Elbing, Allenstein oder Königsberg: Überall entstehen fantasievolle Interpretationen historischer Baumuster...
Das Vorhaben hätte auf die wildeste Weise entgleisen können. Aber nach fast dreißig Jahren Wiederaufbau, in denen rund um St. Nikolai fast 300 Neubauten entstanden sind, überwiegen die positiven Eindrücke. Die Disziplinierung der Baugestalter durch die Konservatorin hat zu einer abwechslungsreichen, doch stimmigen Physiognomie der „neuen Altstadt“ geführt. Bei der Formulierung der Fassaden, für die Putz, Keramikziegel, Sandstein, Kalk, Holz und Backstein vorgeschrieben waren, haben die Architekten einen erstaunlich entspannten Umgang mit Bautypen und Zitaten bewiesen, die ohne Ironie eingesetzt werden.Alle Neubauten stehen auf historischem Grundriss, oft auf den alten Grundmauern. Die Straßennamen früherer Jahrhunderte, selbst die einstigen Hausnummern kehrten zurück. Elbings neu erfundene „Altstadt“ im Kleid der Postmoderne holt das Historische und das Poetische, Leitkategorien der Architektur, die der späte Schinkel gegen die „rein radicale Abstraction“ verteidigt hatte, in den Städtebau zurück.
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Die Nikolaikirche von Elbing inmitten der neuen Altstadt:
http://www.mazury.travel/resources/miasto_Elblag.jpgNicht ganz aktuell, aber außerordentlich eindrücklich dieses Panorama vom Turm der Nikolaikirche:
http://www.swiatpanoram.pl/wirtualny-elblagEtwas aktueller - das sind Dimensionen eines Wiederaufbaus!
http://m.wm.pl/2012/04/n/elblag-97424.jpgDamals:
http://www.fotos.bilderblog.org/r_historische_…elbing_375.html -
Ich glaube, ich hatte hier im Forum schon mehrfach erwähnt, dass ich Anfang 2005 in Elbing war, insofern spricht mich das Thema sehr an. Vielen Dank für die Links. Gerade der Blick von der Kirche ist riesig, es ist erstaunlich, was vor Ort passiert. Letztlich hatte die Stadt, also die aktuellen Bürger und Besucher, großes Glück, dass die gewaltigen im Krieg entstandenen Lücken, nicht mit Plattenbauten ausgefüllt wurden. Von der Kirche erkennt man auch gut, wie deprimierend das Stadtbild knapp außerhalb der Innenstadt ist.
601 Ich hatte 2005 kaum vernünftige Bilder gemacht. Immerhin haben wir hier einen Blick zur Kirche.
602 Auf den beiden folgenden Bildern erkennen wir immerhin, dass das Areal direkt (vom Fluss aus) hinter der Kirche 2005 noch nicht bebaut war. Die freigelegten Keller der ehemaligen Bebauung waren mir seinerzeit aufgefallen
603
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Ich muss aber sagen, dass ich nach diesen Bildern/links doch sehr ernüchtert bin. die bisher in diesem Strang eingestellten Bilder erweckten höhere Erwartungen, das zuletzt Gezeigte ist doch bloße Dutzendware, ich würde das in DD oder Potsdam nicht wollen.
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Sooo viel gezeigt wurde hier nun aber auch nicht - deshalb mal zumindest zwei Wiki-Bilder:
Bildquelle jeweils: Wikipedia, Benutzer Janusz JurzykMir stellt sich die Frage, wieviele "durch die Zeiten gekommene" Einzelbauten überhaupt vor 10 Jahren dort noch standen.
Die Qualität der Neubauten ist sicherlich durchwachsen, aber insgesamt zu beurteilen dürfte die neue Alstadt erst dann sein, wenn sie wieder geschlossen und auch deutlich belebter als jetzt sein wird.
Aktuelle Bilder im Übrigen auch hier:
http://www.ordensland.de/Elbing/elbing.htmlUnd noch ein Hinweis auf ein deutschsprachiges aktuelles Blog, welches viele aktuelle Bilder enthält.
Elbing - Elbląg heute -
Die alte Hansestadt Elbing, unweit des Frischen Haffs gelegen, soll in der nachfolgenden Galerie vorgestellt werden. Elbing wurde um das Jahr 1237 von Lübecker Kaufleuten gegründet und entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten neben Danzig und Königsberg zu eine der führenden Hansestädte im Ordensland. Mit Danzig und Thorn stellte sich die Stadt 1466 unter den Schutz der polnischen Krone und verblieb in dieser Position bis 1772 als es infolge der Ersten Teilung Polens ans Königreich Preußen fiel. Nach der Reichsgründung 1871 wurde Elbing Teil des Regierungsbezirks Westpreußen, wo es bis zum Ende des Ersten Weltkriegs blieb. Nachdem grosse Teile Westpreußens infolge des Versailler Vertrags ans wieder gegründete Polen fielen, wurde es Ostpreußen zugeschlagen. Durch die Kämpfe 1945 wurde die Elbinger Altstadt praktisch vollständig zerstört und die deutsche Bevölkerung vertrieben.
Seit Ende der 90er Jahre wird die Elbinger Altstadt wiederaufgebaut, jedoch nicht originalgetreu, sondern in einem historisch anmutenden Stil. Wie ist dieser Wiederaufbau zu bewerten? Hier einige Pro und Contras von meiner Seite:
Positiv: Die neue Elbinger Altstadt hat mich positiv überrascht. Die Straßenraumgestaltung ist sehr gut, alle Straßen wirken herausgeputzt und sind mit Kandelabern, Sitzbänken und gepflegten Grünanlagen geschmückt. Die beiden letzten großen Brachflächen in der Altstadt werden bald verschwinden und die Verdichtung der Elbinger Altstadt abgeschlossen sein. Zudem sind die historisch anmutenden Neubauten überaus gelungen und würden jede verhunzte deutsche Altstadt aufwerten, kitschig oder gar Disneyland-mässig finde ich sie überhaupt nicht.
Negativ: Es scheint, als ob die Elbinger Bürger ihre "neue" Altstadt noch nicht richtig angenommen haben. Während meines Besuchs wirkte die Altstadt fast wie ausgestorben. Dringenden Handlungsbedarf sehe ich beim Branchenmix. Die neue Elbinger Altstadt braucht unbedingt die Eröffnung von Cafes, Restaurants oder sonstigen Geschäften, damit Leben in die Bude kommt.
Beginnen wir unseren Rundgang in der Gasse "Wigilijna", welche mit einer Mischung aus Alt- und Neubauten aufwarten kann.
Soeben fertiggestellte Neubauten, welche m.E. hervorragend gelungen sind.
Ein grosses Dankeschön an den verantwortlichen Architekten!
Dieser historistisch anmutende Neubau neigt sich ebenfalls der Vollendung zu.
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Ich kann mir nicht helfen, es sieht doch alles etwas "billig" aus. Aber natürlich tausendmal besser als so ein Stadtbild wie in Pforzheim.
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Blick von der anderen Strassenseite.
Prachtvolles Alt-Elbinger Renaissance-Bürgerhaus.
Blick in die Heiliggeistgasse.
Diese Häuserzeile am Beginn des Alten Marktes gehört sicherlich nicht zu den Glanzpunkten der Elbinger Altstadt. Aber allemal besser als diese 08/15 Bauhaus-Flachdachkisten überall sind sie.
Blick auf die Elbinger Stadtpfarrkirche St. Nikolai, dem Wahrzeichen der Stadt. 1240 wurde mit dem Bau der Kirche begonnen und sollte den Sieg der Ordensritter über die heidnischen Pruzzen bekunden.
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Das schaut doch gleich ganz anders aus als unsere geschundenen Städte!
Nicht zuletzt wegen der vielen Backsteinbauten und der Betongotik erinnert es an Landshut.
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Die Renaissancehäuser erinneren mich zT. noch am ehesten an Deventer, Zutphen, Enkhuizen oder dem alten Emden.
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Seit Ende der 90er Jahre wird die Elbinger Altstadt wiederaufgebaut, jedoch nicht originalgetreu, sondern in einem historisch anmutenden Stil. Wie ist dieser Wiederaufbau zu bewerten? Hier einige Pro und Contras von meiner Seite
Meines Wissens nach sind auch die vermeintlichen Altbauten praktisch alles Rekonstruktionen. Die Alstadt war nach der Räumung des Ruinenfeldes bis auf die Ruinen der Kirchen,der Stadttore und der des Heilig-Geist-Hospitals praktisch ausgelöscht und wurde durch eine Wiese ersetzt. Der (historisierende) Wiederaufbau begann jedoch schon vor der Wende, sogar vor den 70ern:
Dazu eine Verlinkung zu hochinteressanten Bildern des Users RS UK-PL vom SSC-Forum:
http://images63.fotosik.pl/630/5063624aee027324.jpg
http://images63.fotosik.pl/630/cd284884c6f95c16.jpg
und jetzt das wirklich interessante, folgende Häuser wurden ab 1969 unter Verwendung von Spolien rekonstruiert:
http://images62.fotosik.pl/632/f3ebcb02c792cd88.jpg
Als Beweis, das Portal vom 4. Haus von links nach der Zerstörung:
http://www.fotomemoria.pl/environment/ca…fcdd9845522.jpg
Auch 70er Jahre Rekos:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…-Elblag_026.jpg
Wiederauferstanden aus diesen Ruinen:
http://www.fotomemoria.pl/environment/ca…4f139d6dce0.jpg
Schade, daß man dieses Niveau nicht durchgehend gehalten hat, aber auch nach 1990 sind noch einige gute Rekos in Elbing entsanden. Die praktisch totalen Auslöschung der Altstadt sollte man bei der Berwertung von dem was man hier heute vor sich sieht immer berücksichtigen. Wer wissen will, wie es auch ganz anders hätte aussehen können, soll sich mal Kolberg ansehen (von Küstrin und anderen Wüstungen wollen wir garnicht mal anfangen...)
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Noch ein Rekokandidat:
Herder Institut Bildarchiv Kamelhaus in Elbing
Der Baugrund ist bereits archäologisch aufgearbeitet und noch frei.
Baukosten liegen umgerechnet bei etwa 3 Mio€.
Habe mich mal dafür interessiert, jedoch fehlte mir dazu das nötige "Kleingeld" .
Der damalige Stadtpräsident hätte das Grundstück 2008 unter der Bedingung des Wiederaufbaus gerne auch einem Deutschen verkauft.
Vielleicht gilt das Angebot noch heute.
Zur Belebung der Elbinger Altstadt gehört leider noch etwas mehr als Cafes und Restaurants.
Elbing liegt in einer absoluten Randlage ohne freien Zugang zur Ostsee dank der rigiden russischen Grenzpolitik, und Tagestouristen kommen über Danzig und die Marienburg nicht weiter hinaus.
Schade eigentlich. Die Stadt hätte es verdient.
In den 90ern wollte man bewußt keine Rekonstruktionen, sondern nur einen an die Bautradition Elbings angelehnte Architektur.
Davon ist man inzwischen wieder abgekommen. Für Rekonstruktionen fehlt allerdings aus oben genannten Gründen das Geld. Investoren sind rar und die Nachfahren der früheren Bewohner sind aus diversen Gründen nur sehr eingeschränkt interessiert. -