• War ein Baden-Badener Schloss nicht dem Verfall preisgegegeben? Was ist daraus geworden?

    Meinst du Schloss Seelach? Das war Ende der 1990er nach langem Leerstand bis auf die Grundmauern eingestürzt und wurde vor rund 10 bis 15 Jahren von einem osteuropäischen Unternehmer originalgetreu rekonstruiert. Es ist heute prächtiger als je zuvor, auch alle historischen Nebengebäude (Torhäuser, Gartenhäuser, etc.) und der Park samt Einfriedungen sind saniert und top gepflegt. Hier sind ein paar Bilder der Ruine und der Rekonstruktion: https://jogerst.com/de/neu-bauen-r…r=.restaurieren

    Als Baden-Badener wollte ich übrigens schon lange mal das herrliche, rund 2.000 Jahre umfassende Stadtbild meiner Heimatstadt in einer detaillierten Fotogalerie präsentieren, aber das kann ich aus Zeitgründen frühestens im Herbst beginnen. Baden-Baden umfasst bekanntlich nahezu jede Epoche der Architekturgeschichte von römischen Badruinen über mittelalterliches Fachwerk und den barocken Wiederaufbau bis hin über die heute dominierende Belle Époque – und natürlich (zum Glück nur relativ wenig) unvermeidlicher Modernismus. Auch eine Dokumentation einiger toller kleiner wie größerer Rekosntruktionen aus der letzten Zeit werde ich dabei parallel anlegen.

    In medias res: Was das Neue Schloss betrifft, so ist Ernüchterung angebracht. Die weiter oben in dem (alten!) Zeitungsartikel angekündigten "Sanierungsvorhaben" haben sich laut neuerer Print-Artikel in den letzten Monaten als der relative Stillstand entpuppt, der schon seit Jahr(zehnt)en herrscht. Äußerlich erkennbar wurde im Frühjahr 2020 eine Begrenzungsmauer an der Nordwestecke abgestützt, die auf die Schlossstraße zu krachen drohte. Zudem wurde der Schutthaufen im Schlosshof beseitigt. Das war's im Großen und Ganzen! Was bzw. ob überhaupt etwas in den Innenräumen passiert ist, kann ich nicht beurteilen. Es fließen nahezu keine Informationen an die Öffentlichkeit. Laut der letzten Begehung durch Stadt und Denkmalschutz sollen die Schäden (Feuchtigkeit usw.) in den Räumen jedoch wesentlich schlimmer sein als befürchtet, stand zumindest 2020 in einem weiteren Lokalzeitungsartikel. Einen neueren Stand der Dinge gibt es hier bei der FBB, einer Lokalpartei im Stadtrat und erklärten Gegnerin der bisherigen Bebauungspläne.

    Noch zum weiteren Hintergrund: Im Februar 2020 hatten sich die FDP, die Grünen und die FBB im Stadtrat zusammengetan, um die Aufhebung des Bebauungsplans zu beschließen – das hätte mit deren gemeinsamer Stimmenmehrheit auch geklappt. Somit wäre die geplante Überbauung des Schlossparks mit einem riesigen Beton-Glas-Würfel (siehe u.a. hier die Grafik ganz unten) endgültig vom Tisch gewesen. Es hätte alle Beteiligten gezwungen, sich endlich für eine gänzlich neue Lösung (d.h. beispielsweise Verkauf an einen neuen Eigentümer, Erhaltung des Parks und Nutzung des Schlosses z.B. als Deutsch-Französisches Kulturzentrum) zusammenzuraufen. Doch dann kam im letzten Moment die Nachricht der Eigentümerin über diese angeblichen neuen "Sanierungsvorhaben" und die Grünen sind vor der Abstimmung im Stadtrat abgesprungen. Nicht zuletzt deshalb geht dieses Trauerspiel unverändert weiter – was für eine riesige, vertane Chance! :kopfwand:

    Fazit: Sicherlich ist eine Sanierung dringenst notwenig. Ein ergänzender Neubau, der dezeit an die Sanierung geknüpft ist, würde jedoch nicht nur den Schlosspark (teil-)zerstören, sondern sämtliche Sichtachtsen und Stadtpanoramen ruinieren, was durch die allseitige Einsehbarkeit aus der bergigen Landschaft besonders fatal wäre. Zudem wäre der Fortbestand der Thermalquellen aufs Äußerste gefährdet. Bereits bei deutlich marginaleren Bauvorhaben (z.B. Bau des Wagener-Parkhauses) wurden die Quellschüttung und die Wasserzusammensetzung empfindlich gestört. Und das Schloss liegt nicht nur marginal, sondern direkt (!) über den Quellspalten am Florentinerberg. Nein, eine Lösung mit den aktuellen Beteiligten und mit der bisherigen Planung kann es aus meiner Sicht derzeit nicht geben ... Was aber Oberbürgermeisterin und Baubürgermeister samt deren CDU-Fraktion dazu bewegt, an dem jetzigen und immergleichen Kurs des Stillstands und Verfalls festzuhalten, ist mir absolut schleierhaft.

    „Sollt ich einmal fallen nieder, so erbauet mich doch wieder!“ (Inschrift am Schwarzhäupterhaus in Riga)

    Nach Baden-Baden habe ich ohnedies immer eine Art Sehnsucht.
    Johannes Brahms (1833-1897)

  • Literaturtipps zu Baden- Baden:

    Einen guten Überblick bietet der handliche Reiseführer mit dem Titel

    Kunst- und Kulturdenkmale im Landkreis Rastatt und in Baden-Baden:https://www.bad-bad.de/kunst/kunst_ra_bad.htm

    Bereits 1996 erschien der DuMont Kunst-Reiseführer Baden-Baden:https://www.amazon.de/DuMont-Kunst-R…b/dp/3770130863

    Er enthält auch Informationen zu Rastatt!

    Sehr ausführlich ist der 680 Seiten starke Architekturführer Von Aquae bis Baden-Baden von Ulrich Coenen, der die Baugeschichte der Kurstadt von der Römerzeit bis in die Gegenwart beleuchtet. Der Preis (24,80 Euro) kann sich auch sehen lassen:

    https://verlag-mainz.de/verlag/von-aquae-bis-baden-baden/

  • Bereits im September ereignete sich ein Großbrand im Badischen Hof

    Der Brand hat den Dachstuhl des historischen Haupthauses des Badischen Hofs, das auch die wunderschöne Säulenhalle beherbergt, völlig zerstört. Die Feuerwehr konnte glücklicherweise ein Übergreifen der Flammen auf die darunter liegenden Etagen mit den Zimmern und historischen Räumen verhindern. Doch das viele Löschwasser hat viele Wände, Decken und Böden stark in Mitleidenschaft gezogen. Immerhin hatd er Betreiber sofort mit der umfassenden Sanierung begonnen! Hier ein aktuelles Bild der Säulenhalle, wo inzwischen der Putz abgeschlagen wurde und Gerüste stehen. Der Betreiber wird laut Lokalpresse alles in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz originalgetreu wieder herstellen. :daumenoben:

    Apropos Hotels:

    Es gibt übrigens auch Neuigkeiten vom nur wenige Schritte weiter gelegenen Europäischen Hof, ebenfalls ein traditionsreiches Luxushotel und zugleich das Stammhaus der Steigenberger-Gruppe. Dessen Umbau kam vor einigen Jahren zum Stillstand und ruhte seitdem. Im Sommer 2021 hat die Sächsische Ärzteversorgung den Komplex übernommen und zugesagt, die Sanierung bis 2024 zum Abschluss zu bringen. Im ersten Quartal dieses Jahres sollen die Bauarbeiten laut Lokalpresse wieder aufgenommen werden. Hier ist ein schon etwas älterer Videobericht darüber. (Mich und viele andere Baden-Badener ärgert allerdings bis heute, das der historische Nordflügel trotz Denkmalschutzes vom vorherigen Eigentümer zu Beginn der Umbaumaßnahmen zugunsten eines neu errichteten Betonklotzes plattgemacht wurde. :kopfwand:)

    Und zu guter (oder eher schlechter) Letzt: Baubürgermeister Uhlig und OB Mergen (beide CDU) haben sich letzte Woche von der kuwaitischen Besitzerin des Neuen Schlosses, in dem sie schon seit Jahren ein Hotel plant, zu einem weiteren zeitlichen Aufschub "überreden" lassen. Uhlig hat daraufhin die von den FDP, Grünen und FBB im Stadtrat für den 20.1. beantragte Abstimmung über die endgültige Aufhebung des Bebauungsplans kurzerhand gestrichen. Pikant: Dieses interfraktionelle Bündnis hätte eine Mehrheit für die Aufhebung gehabt – und damit diese unselige Hängepartie endgültig beendet. Im Klartext: Die Zestörung des Schlossparks und des Stadtbilds durch einen riesigen Neubauklotz wäre so ein für alle Mal vom Tisch gewesen. Dass die Rathausspitze sich aber lieber weiter zum Narren halten lässt und damit a) den gerade erhalteten UNESCO-Welterbetitel gleich wieder zum Abschuss freigibt und b) durch die Neubauplanungen die Thermalquellen-Schüttung masivst gefährdet, ist an Ignoranz einfach nicht mehr zu toppen. Im Frühjahr sind übrigens OB-Wahlen – und sehr viele Wähler schäumen inzwischen vor Wut. (Hier eine kurze Zusammenfassung der Lage auf der Seite der Lokalpartei FBB, die die Hotelpläne fürs Neue Schloss zu verhindern versucht.)

    „Sollt ich einmal fallen nieder, so erbauet mich doch wieder!“ (Inschrift am Schwarzhäupterhaus in Riga)

    Nach Baden-Baden habe ich ohnedies immer eine Art Sehnsucht.
    Johannes Brahms (1833-1897)

  • In Baden-Baden kümmert sich der Unternehmer Peter Löw um marode historische Gebäude und hat eine Sammlung von solchen Immobilien. Er investiert in die Sanierung dieser Gebäude, um sie für die Zukunft zu erhalten. Habt ihr schon mal etwas über ihn gehört?

    “Er hat sich dem Erhalt architektonischer Schätze verschrieben“.(SWR.de)

    Der Villenretter von Baden-Baden
    In Baden-Baden gibt es viele historische Gebäude, die in keinem besonders guten Zustand sind. Um sie kümmert sich der Unternehmer Peter Löw. Er hat sich dem…
    www.swr.de
  • Luxuriös wohnen am Baden-Badener Rosengarten versprechen die vier fertiggestellten Villen.


    Zitat

    Geschwungene Wege und Treppenanlagen führen innerhalb des vollkommen verkehrsfreien Grundstücks zu den einladend gestalteten Hauseingängen. Die Wohnungen im Erdgeschoß und im Hochparterre bieten, umgeben von Gärten und Natur, eine besondere Wohnqualität. Ein Spiel unterschiedlich behandelter Oberflächen und Materialien wird sichtbar in den natursteinbekleideten Loggien und Erkern mit fein profilierter Natursteinverkleidung des Sockels und des Mittelrisalits der hell verputzen Fassaden.

    Wohnen am Rosengarten

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Sanierung Villa Kettenbrücke an der Oos

    Das "European Heritage Project" hat die "Villa Kettenbrücke" erworben und plant, sie in ihren früheren Glanz zu versetzen. Nicht nur diese! Die Villa, einst ein herausragendes Beispiel für den Glanz der Belle Époque, stand über ein Jahrzehnt leer und verfiel. Seit dem Erwerb im Jahr 2019 wurden bereits Restaurierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt, um die historischen Merkmale zu bewahren und das Gebäude wieder als Wohnraum in erstklassiger Lage in Baden-Baden anzubieten. Die Arbeiten dauern noch an.

    Die "Villa Kettenbrücke" befindet sich am Fluss "Oos" an der bekannten "Lichtentaler Allee" (unbedingt mal hin!) wurde im Jahr 1902 erbaut und weist eine nahezu gänzlich erhaltene Bausubstanz auf. Bereits am Eingang beeindrucken schöne Betonfliesen und Holzlambrien, ergänzt durch kunstvolle Stuckarbeiten. In der Beletage befindet sich ein Wintergarten mit Mosaikfliesen, die mit Blei-Verglasung und einem eleganten Orchideen-Muster verziert sind (siehe Video). Auch die Küche besticht mit wunderschönen Fliesen, von denen einige nach und nach ergänzt werden. Die gesamte Raumaufteilung soll in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben. Leider haben sich im Laufe der Zeit einige Veränderungen eingeschlichen, wie die in den 60er-Jahren angebrachte "billige" Außentreppe, die das äußere Erscheinungsbild stört und daher entfernt wird. Gleiches gilt für die später angebrachten Balkone. Trotzdem ist die Statik (Bereich Dach und Dachboden) intakt und wurde überprüft, während der desolate Zustand der Decke behoben wird. Der Holzboden wird ebenfalls einer Restaurierung unterzogen, um die Villa in ihrer alten Pracht erstrahlen zu lassen.


    Mehr Infos zu "European Heritage Project" (Peter Löw) und zur Villa Kettenbrücke gibt es hier:

    About – The European Heritage Project by Peter Löw


    Eine Übersichtsseite mit allen Projekten in baden-Baden gibt es hier:

    Stadtensemble Baden-Baden – The European Heritage Project by Peter Löw


    Anbei auch eine Vorstellung des Projekts "Villa Kettenbrücke" (youtube):

    THE EUROPEAN HERITAGE PROJECT führt Villa Kettenbrücke zurück zu altem Glanz
    Seit über einem Jahrzehnt steht die Villa Kettenbrück in der Maria-Viktoria-Straße leer. Nachdem das EUROPEAN HERITAGE PROJECT das Anwesen erworben hat, soll...
    www.youtube.com


    In den kommenden Wochen werde ich gelegentlich Bilder vom Fortschritt der Restaurierung hochladen.