Potsdam - zwischen Plantage und Neuem Markt

  • Schräg gegenüber in der Spornstraße gab es laut Schadenskarte noch einige Totalzerstörungen (markiert) im Krieg, aber davon sieht man heute nichts. Der Name Spornstraße geht auf den Beruf des ersten Bewohners der Straße zurück: Sporenmeister Friedrich Frey.

    Der Blick in die Spornstraße von der Plantage gesehen. Dieses Eckhaus Dortustraße 35 wurde 1773 von Unger errichtet und hatte moderate Schäden im Krieg.

    Die Straße ist heute voll saniert. Der Balkon (wohl Kaiserreich?) am Eckhaus zur Dortustraße wurde entfernt.

    Diese Häuser Spornstraße 1-4 waren aber Totalzerstörungen und wurden demnach in der DDR ex nihilo rekonstruiert. Im Prinzip ist dies eine zweite Wilhelm-Staab-Straße, aber kaum dokumentiert.

    Hier das Doppelhaus Spornstraße Nr. 1 (rechts) und Nr. 2 (links). In der Denkmaldatenbank steht nichts vom Wiederaufbau der DDR, zudem "Aufstockung, nach 1950", was anhand der historischen Photos nicht stimmt, denn die Aufstockung erfolgte bereits vorher. Architekt war ursprünglich Johann Rudolf Heinrich Richter in den Jahren 1784-87.

    Photo Spornstraße 3 (links) mit zahlreichen Gauben und rechts daneben Nr. 1-2 mit historischer Aufstockung.

    Die Spornstraße 4 im Detail, welche tatsächlich damals noch kein Aufstockung hatte.

    Die Häuser im Photo Spornstraße 1-4 sind demnach ex nihilo DDR-Rekonstruktionen mit hoher Präzision. Ich sehe nur einen kleinen Unterschied mit den Zöpfen neben dem Tor, welche auf dem alten Photo fehlen. Die Laterne hängt zudem heute nicht mehr am Haus, sondern steht auf der Straße. Die Aufstockung über alle vier Häuser wurde in der DDR vereinheitlicht. Ich sehe an der Spornstraße 1-4 auch kein Abzeichen des Denkmalschutzes welches an den benachbarten Häusern vorhanden ist.

    Die Spornstraße 5 (links) hatte laut Schadenskarte den Krieg ohne Schäden überstanden (dieses Photo ist hochskaliert, weshalb einige Details komisch aussehen können.)

    Die heutige Ansicht ist fast unverändert, zudem blieb als einiges Haus der Straße ohne Aufstockung.

    Das Eckhaus Spornstraße 6 wurde 1773 von Unger in dieser Form errichtet und hat den Krieg gut überstanden, verfiel aber in der späten DDR zur Ruine.

  • Ein netter Artikel über die Hiller-Brandtschen Häuser

    Ungers großer Wurf

    Ungers großer Wurf – Wohnmal.info

    Der Koloss von Potsdam

    "Die Kosten waren immens: allein die Fassade verschlang die ungeheure Summe von 70.000 Talern. Den Löwenanteil übernahm Friedrich der Große, einen kleineren Teil steuerten Hiller und Brandt bei."

    "Die „accentos“ setzten hoch über dem Straßenpflaster 21 überlebensgroße Statuen aus der griechischen Mythologie, weithin sichtbar krönten sie die Attiken. Einem Chor gleich flankierten acht weitere Skulpturen die Balkone auf den beiden Risaliten des Mittelbaus."

    Die Pläne für den Whitehall-Palace in London, welche als Vorbild dienten.

    Von der Dortustraße gesehen

    Die benachbarten dreigeschossigen Häuser werden zu Zwergen.

    Die rund-quadratischen Säulen sind schon eine Besonderheit

  • Das wenig beachtete Doppelhaus direkt ggü der Garnisonskirche könnte mal eine Pinselsanierung erhalten.

    Denkmalschutz besteht nicht, denn es handelt sich um einen Neubau der DDR ca. 1959/60.

    Vor dem Krieg stand dort diese dreistöckige Haus (links-mittig), welches marginale Ähnlichkeit mit dem heutigen Haus hatte. Das Eckhaus rechts daneben war das "Ochsenkopfhaus".

    Beschädigt, aber nicht zerstört im Krieg.

    Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte. (2021-11-26). FS 21009-1: Blick über die Breite Straße auf die Ruine des Ochsenkopfhauses. Retrieved from https://brandenburg.museum-digital.de/object/9084

    Links daneben ist das bekannte Haus der IHK, welches vor allem für die Schießscharten kritisiert wurde.

  • Schinkel vs Unger in der Yorckstraße. Klassizismus vs Barock.

    Das Haus Yorckstraße 2 (ehemals Am Kanal 20) des Kaufmanns Giovanni Battista Torchiana wurde 1783 nach einem Entwurf von Georg Christian Unger erbaut. Die Attika schmückten ursprünglich vier Puttengruppen mit Attributen des Kaufmannsstandes.

    Laut Dehio (2012): "Palastartige Fassade mit reicherem Stuckdekor, 1783 von G. Chr. Unger, restauriert 1965."

    Mit dem alten Photo erkennt man ein paar Unterscheide. Zuerst fehlen offensichtlich die Puttengruppen heute. Der (nicht originale) zweite Eingang wurde bei der Restauration wieder auf ein Fenster zurückgebaut und die Treppen davor entfernt. Die Stuck-Muscheln im Mittelrisalit sind etwas weiter nach vorne gekommen. Die Attika wurde leicht erhöht und hat mehr Fenster. Es wurden zwei kleine Leuchten neben dem Haupteingang befestigt.

    Bei den Reliefs sehe ich ein Tamburin (links) und eine Maske (3. v. l.)? Vielleicht ein Bezug, dass ein Kaufmann alle möglichen Waren handelt.

    Daneben in der Yorckstraße 3/4 sind die klangvollen "Happe-Röhrichtschen Häuser“ nach den ersten Bewohnern Happe und Röhricht. Ausführender Baumeister war 1822/23 wahrscheinlich Christian Heinrich Ziller nach Plänen von Schinkel.

    Laut Dehio (2012): "Noble langgestreckte Front von zwei Geschossen, 1822–23 von Chr. H. Ziller nach Entwurf von Schinkel, rest. 1998. Die Beletage mit dorischer Pilastergliederung."

    Auffallend ist die Abwesenheit von dekorativem Stuck abgesehen von der einfachen Pilastergliederung.

    Der Balkon ist wahrscheinlich nicht original.

    1280px-Yorkstra%C3%9Fe_3_4_Potsdam.jpg

  • Die Vorkriegsbilder wie Brücke mit Statuen und herrliche Eckbau sind leider noch nicht rekonstruiert worden,

    Genau die Bilder rund der Garnisonskirche. Sie gehören m.M.n. zu den am meist schönen Bilder Potsdams.

  • Der Schinkel, Unify, ist ein beredtes Beispiel dafür, dass sich auch Stararchitekten in den Bestand einer Stand sorgsam einfügen können. Man sieht den Happe-Röhrichtschen Häusern den Klassizismus an, trotzdem bleibt er in den barocken Dimensionen.

  • ^ In der Literatur finde ich auch nur, dass die Putten verschwunden sind ohne weitere Angaben. Laut Schadenskarte hatte Ungers Bürgerpalais moderate Schäden im Krieg erhalten.

    Was das Schinkelsche Doppelhaus Yorckstraße 3/4 (ehemals Am Kanal 21/22) betrifft hat Oberbaurat Schinkel dazu geschrieben:

    "Übrigens ist es nicht zu leugnen, daß, da die die Stadt Potsdam einmal auf einem scheinbar großem Fuß angelegt ist, kleine Häuschen zwischen den Palastfassaden sehr störend wirken und das Mittel, die Fassaden zu vereinigen, vielleicht nun nicht mehr ganz unberücksichtigt bleiben darf, um so mehr, wenn man es auf die von mir angegebene nachteillose Weise erreichen kann."

    Hinter dem gordischen Satz steckt, dass Schinkel keinen Wert auf Kleinteiligkeit gelegt hat, sondern große Fassaden für Potsdam bevorzugte.

    Die beiden vorherigen Typenhäuser wurden 1820 abgerissen, nachdem sie eingesunken waren. Von drei möglichen Entwürfen hat Schinkel den mittleren genommen, auf beide Häuser erweitert und zudem eine dorische Pilastergliederung im zweiten Geschoss hinzugefügt.

    Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte. "81-231-K3: Drei Entwürfe für einen Umbau des Hauses Am Kanal 21/22" last modified 2021-11-26. https://brandenburg.museum-digital.de/object/9101

  • Ich denke leider eher unwahrscheinlich, die Straße ist zu breit, um das Tor so wieder aufzubauen, dass es den Verkehr nicht behindert.

    So einfach ist die Sache auch wieder nicht.

    1. Die Breite Straße zwischen dem Waisenhaus und der Zeppelinallee soll perspektivisch genauso verschmälert werden wie der Straßenabschnitt zwischen Garnisonkirche und Lustgarten. Also 2 mal 2 Spuren.

    2. Zu dem Thema gab es schon Ideen, wie das mit dem heutigen Verkehr funktionieren kann.

    (C) Prof. Ludger Brands, FH Potsdam

    Die beiden Obelisken kann man - wie das Charlottenburger Tor in Berlin - auseinanderrücken und die einstigen Stadtmauerbögen durchlässig gestalten. Ein Obelisk ist ja noch da und ein Original eines Adlers, der ob auf saß, auch.

    1968 war ja noch viel da:

  • Der Brandenburger Tagesspiegel / Potsdamer Neuste Nachrichten, hat sich in der Ausgabe vom 27.09.2023 mit einem Vorschlag der Bürgerinitative „Mitteschön“ in einem Artikel befasst. Die Initiative „Mitteschön“ fordert mehr Grün in der Mitte.

    Potsdams Mitte soll grüner werden: Initiative Mitteschön will Bäume, Blumen und Efeu
    Lustgarten und Breite Straße sollen entsiegelt werden. Entwicklungsträger hat eigene Pläne und will Bäume vom Staudenhof verpflanzen.
    www.tagesspiegel.de
  • 1968 war ja noch viel da:

    Verglichen mit heute betrifft das - abgesehen vom gemeinten Neuen Tor - in erster Linie die Baumalleen. Mit diesen steht und fällt der Flair der Breiten Str. Immerhin sieht der Entwurf auch Anpflanzungen vor, was ein sehr wichtiger Schritt ist.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.