Potsdam - zwischen Plantage und Neuem Markt

  • Man kann langsam die Hände über den Kopf zusammenschlagen,was für ein Gewese um ein marodes Gebäude und seinen Mosaiken gemacht wird.Das ganze schaukelt sich Emotional nur noch hoch.Erinnert irgendwie alles stark an das Emotionale Theater das um das Minsk und die FH gemacht wurde.

    Das ganze ist nur noch peinlich und beschämend.

    Wenn ich die ganzen ewigen Streitigkeiten um Gebäude in Potsdam so verfolge,kann ich nur sagen: Potsdam Dir geht es gut, Du hast keine wirklichen Probleme.:kopfschuetteln:.Probleme haben so einige Menschen mit ihrer festgefahrenen Denkweise von der sie nicht abrücken können oder wollen.

  • Es ist natürlich auch ein Thema, das massiv von den lokalen Medien bzw. von einzelnen, daran interessierten Journalisten befeuert wird. Anscheinend passiert sonst in Potsdam auch wenig aufregendes, um die Zeitungsspalten ausreichend zu füllen. Also wird einer kleinen Schicht von politischen Strippenziehern sowie kirchlichen und denkmalpflegerischen Wichtigtuern erlaubt, das Thema in den Medien am steten Köcheln zu halten. Dem Großteil der Potsdamer Bürger dürfte das alles am Allerwertesten vorbeigehen.

    Meine Auffassung aus der Ferne. Ich lasse mir aber gerne von Leuten vor Ort widersprechen.

  • Während einige Leute in der Stadt Potsdam sich an "ihr" Rechenzentrum klammern, und unter allen Umständen einen Abriss verhindern möchten macht die Stadt Potsdam bei der Planung auf dem Gelände der Alten Feuerwache große Fortschritte. Eine Jury soll im August den Architekturentwurf auswählen, wie das zukünftige Künstlerquartier auf dem Gelände aussehen könnte. Baustart ist im nächsten Frühjahr geplant.

    https://www.pnn.de/potsdam/entwic…e/26015564.html

    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 17.07.2020)

  • „Wichtig ist, dass es nicht bewegt wird.“ - Was ist denn das für ein Unsinn? Bei einem Neubau an gleicher Stelle müssten die Mosaike auch ausgebaut und gesichert werden. Warum der originale Standort für die Mosaike so unfassbar wichtig sei, das hält der Landeskonservator nicht für erklärungswürdig. So klingt das alles nur albern dogmatisch.

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) berichtet in ihrer Ausgabe vom 26.08.2020, dass für das neue Kunst- und Kreativquartier in Potsdam ein Generalmieter gesucht wird. Der Siegerentwurf für das Ensemble stammt von einem Berliner Architektenbüro. Auch die Mosaike, die sich zur Zeit noch am Rechenzentrum befinden, sollen ihren Platz bekommen.

    https://www.pnn.de/potsdam/neues-…g/26127410.html


  • Die große Katastrophe an der Plantage und der Mammonstraße ist - vorerst - ausgeblieben. Hier gibt es die Westfassade des "Langen Stall" und der Bebauung an der Mammonstraße (heute: Werner Seelenbinder Straße. Statt der Feuerwache und dem vorherigen "Regimentshaus" sollen dort "Townhouses" mit Rundbögen entstehen.

    Erfahrungsgemäß werden die Entwürfe im Denkmalbereich "Stadtkern Potsdam" im Diskurs mit der Denkmalpflege noch erheblich veränderdert. Im Block III und bei den 8-Eckenhäusern hat die kommunale Denkmalpflege, die seit zwei Jahren ohne Führung ist, fachlich Großes geleistet und jeden Entwurf entscheidend verbessert. Ich traue der UF auch hier zu durch Materialvorgaben am Dach und an der Fassade alles halbwegs zum Guten zu wenden.

    Die "Townhouse" sehen nach Wohnungen aus, aber diese Bögen, die schon Thomas Albrecht bei der Wasserseite des Barberini angebracht hat, kann man auch harmonisch gestalten. Irgendwelche behaupteten Reminiszenzen an das Barock sind das natürlich nicht.

    Innerhalb des Quartiers sieht es gruselig aus, aber das ist ja anderswo auch so. Und wenn mit der Realisierung des Langen Stalls das RZ endgültig abgerissen wird ist das zwar unnötig spät und ärgerlich, aber wenigsten im Effekt gut.

  • Reminiszenzen an den Barock tatsächlich nicht, aber umso mehr an dessen italienische Vorbilder, so dass die Wirkung gar nicht so unpotsdamsch wäre.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Bogenmotive haben wir ja auch an der Front des Langen Stalls, welche wiederum an Triumphbögen angelehnt ist. Nur im Erdgeschoss erinnert es eher an S-Bahnhofs-Bögen.

    1024px-Berlin-mitte-hacke-markt.jpg

  • @Kaoru Natürlich haben gewisse zeitgenössische Tendenzen in ihrer unsäglichen Primitivität gewisse Parallelen zu faschistischen Bauten. Und natürlich ist die Ähnlichkeit keineswegs zu übersehen. Dennoch wäre es infam, hier eine "Vorbildwirkung" anzunehmen. Ich meinte denn auch die allgemeine Renaissance. Potsdam ist weniger "barock", zumindest nicht freiwillig, sondern eher "post"-renaissance, eine Art Proto-Historismus. Aber dein leicht giftiger Hinweis ist trotzdem nützlich, zumal gezeigt wird, wohin wir ob all der modernistischen Trostlosigkeit in unserer Anspruchslosigkeit bereits gekommen sind. Der Potsdamer Entwurf zeigt ein gewisses Anpassungs- und Ensemblebewusstsein, und das ist bereits weit mehr, als wir von der Moderne gewohnt sind.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @ursuscarparticus


    Danke für deine Ausführungen, so giftig habe ich es gar nicht gemeint. Eigentlich hatte ich deinen Satz wirklich missverstanden, auch weil für mich der gezeigte Potsdamer Entwurf so viel näher an der faschistischen Architektur Italiens ist, als bei irgendeiner Reinaissance. Als ich dann meinen Frage stehen hatte, ist mir klar geworden, dass du das bestimmt nicht gemeint haben könntest, aber ich habe es mal stehen gelassen, weil die mit meiner Frage aufgeworfene Assoziation mindestens genauso berechtigt ist.

    Nicht, dass ich perse was gegen den Razionalismo oder italienischen Neoklassizismus habe, im Gegenteil (auch wenn da der Potsdamer Entwurf weit hinter zurücksteht), doch es ist schon sehr bezeichnend, was ein paar Meter weiter für ein Affentanz um die Garnisonkirche gemacht wird, während man daneben (ohne dass es jemand merken würde) etwas Mussolini-Geist nach Potsdam bringt und sich niemand daran stößt.

    Da wäre doch der Einwand verständlich: Postdam und die Garnisonkirche seien ein sensibler Ort, da könne man sich doch mit Architektur, die wirklich einen so deutlichen Bezug zur Architektur des Faschismus oder Nationalsozialismus herstellt und ihre Tradition fortführt, etwas zurückhalten.

    Oder wollte der Architekt genau dies um subtil an den "Potsdamer Geist" zu gemahnen oder um sich sogar kritisch zur GK zu distanzieren? Alles andere würde dem Architekten Unbildung (dass er nicht weiß, was er da tut) oder Ignoranz (dass es ihm egal ist, was er tut) unterstellen und zu solchen infamen Unterstellungen wäre ich gute Seele doch gar nicht fähig. Also Glückwunsch Potsdam zu einem weiteren Stück Mahn- und Erinnerungskultur.

  • @ Konstantindegeer

    Ich kenne mich in Postdam leider zu wenig und mit dem Langen Stall eigentlich gar nicht aus.

    Kommt denn diese Rundbogenfassade dann auch zur Plantage hin oder nur zu dieser Werner-Seelenbinder-Straße (ich wusste gar nicht, dass sich der Stall auch bis dorthin erstreckte)

    Also ich finde diese Fassade recht schön. Es kommt natürlich noch drauf an, wie sie farblich und materiell umgesetzt wird.

    Danke!

    R.