MK5 am Wiener Platz - "Prager Carrée" (realisiert)

  • @Philoikodomos
    Mein Protest gegenüber Oktavians Kommentar bezog sich konkret darauf, dass laut ihm für die Mehrheit der Dresdner Architekten der Entwurf am Wiener Platz das einzig vorstellbare ist. Genau diese Verallgemeinerung lehne ich aber ab. Selbstverständlich hat er in seiner beruflichen Praxis und in seiner Vereinstätigkeit schon mit vielen Dresdner Architekten zu tun gehabt, aber daraus abzuleiten, er wüsste wie die Mehrheit meines Berufsstandes denkt, halte ich für anmaßend.
    Keiner der Kollegen mit denen ich zu tun habe, wird das geplante Haus am Bahnhof für gute Architektur halten. Die beiden einzig positiven Punkte zu dem Haus sind die Tatsache, dass dort 20 Jahre nach dem Ausheben der Baugrube überhaupt einmal gebaut wird und dass es aufgrund der vorgesehenen Wohnnutzung zu einer Belebung der Innenstadt beitragen wird. Architektonisch und städtebaulich gut finde ich es deshalb aber noch lange nicht.
    Meine Meinung zur Kritik an den heute hier und anderswo entstehenden Bauten umfassend zu äußern, würde den Rahmen zu sehr sprengen. Ich möchte dazu nur soviel sagen, dass dies nicht in erster Linie ein Thema der Architekten ist, sondern für mich viel mehr ein Problem der gesamten Gesellschaft ist.

    Riegel
    Ein Punkt den ich in diesem Forum schon immer sehr bedauerlich fand, ist das argumentative Zusammenwerfen von rein profitorientierter Investorenbebauung mit (zumindest in meinen Augen) daraus herausragender heutiger Architektur. Die Bauten des Büros Morger + Dettli möchte ich z.B. sehr ungern mit all den Wohnpalais, Stadtvillen und Residenzen in einen Topf schmeißen, die auch in Dresden gerade massenweise von den hiesigen Immobilienfirmen ausgeworfen werden. Ich würde sehr gerne die Qualität dieser Bauten deutlich verbessern und sicher die meisten Kollegen mit mir - nur wie sollte das geschehen?

  • Lieber Arwed,

    tut mir aufrichtig leid, wenn ich dich mit meinem Beitrag verletzt haben sollte - das war in keinster Weise meine Absicht.

    Ich weiß, dass (auch in Dresden) die Architektenschaft generell eine sehr heterogene Gruppe ist, in der äußerst eigene dynamische Prozesse ablaufen. Will damit sagen, man hat da durchaus auch andere Vorstellungen (bessere!) bezüglich Architektur und Städtebau, als das, was da zu 90% in DD gebaut wird. Und das geht manchmal dann sogar so weit, dass ein ausgesprochener Modernist und Rekogegner wie Kulka eben auf die Schnelle mal ein Stadtschloss rekonstruiert, wenn - ja wann denn nur? - nun ganz einfach: wenn das liebe Geld stimmt (was man nach einem solchen "Sündenfall", dank der zumindest diesem Architekten so genial eigenen großartigen Rhetorik natürlich auch architekturideologisch zu untermauern und zu rechtfertigen weiß). Sei's denn: Immerhin schön für uns alle, dass das [lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon] nun (mit zahllosen Fehlern und Abänderungen selbstverständlich) wieder steht. Aber wehe, wehe!, es hätte ein der Bürgerschaft und der Denkmalpflege nahestehender No-Name-Architkekt gemacht oder - noch schlimmer - womöglich noch viel originalgetreuer gebaut (historische Innenräume statt Bauhaus-Weiß z. B.), dann wäre dies natürlich Disneyland gewesen...

    In Dresden knickt die Mehrheit der Architekten am Ende immer wieder vor den (wie es scheint) allmächtigen (vor allem) Damen (und auch Herren) des SPA ein, die tatsächlich nur auf dem reinen Bauhaustrip sind.

    Wagen es aber die Bürger einmal, sich gegen eine Architektur zu wehren wie diejenige, die wir nun an der Prager Straße (und leider in dieser miserablen Qualität mittlerweile fast überall in DD) werden (verbunden mit gräusligstem Nachkriegs-Städtebau), dann sind Architekten und das SPA schnell wieder "dicke Tinte" miteinander und man glaubt, gegen die renitenten und angeblich so bösen und ungebildeten Bürger vorgehen zu müssen. Wie unlängst auf einer Kammer-Veranstaltung geäußert wurde, glaubt man zudem, den Bürgern "richtige Architektur und Städtebau" (à la Bauhaus selbstverständlich) ja erst beibringen zu müssen. Am liebsten - so vermeldete man dort weiter - hätte man die Bürger aus allen Mitbestimmungsprozessen aber vollständig draußen. Suuuper!!

    Wie sieht es aber denn wirklich mit der Kompromissfähigkeit und Diskussionsbereitsschaft der meisten Architekten aus, wenn man eben hört, dass ein uns allen bekanntes Dresdner Büro zum Boykott des GHND-Symposiums aufgerufen hat, wohin ja immerhin solche Korifäen wie Mäckler und Kulka kommen werden? Da wäre doch auch einmal endlich die Möglichkeit gewesen, miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsam (so man es denn will), mit den Bürgern eine andere, bessere (das meine ich jetzt ernst) moderne Architektur zu entwickeln, die - ich weiß das schon - viele heutige Architekten durchaus auch wollen und suchen. Wo gab und gibt es denn da auch nur einmal eine positive öffentliche Stellungnahme der Architektenschaft in dieser Sache? Niente - Nichts!.. Bitte nimm's mir nicht übel, aber mich widern diese Falschzüngigkeit und ewige Doppelmoral nur an...

    Wer schlicht und ergreifend nicht den Mut hat (denn darum geht's eigentlich), sich auch einmal öffentlich für oder gegen eine bestimmte Architekturrichtung einzusetzen und - ja sicher, so ist das "Läbe äbe" - dabei auch einmal den Mund verbrennt und vielleicht (!) auch einmal das eine oder andere Aufträglein eben nicht bekommt, sondern der aus klar nachvollziehbaren pekuniären Interessen immer nur im Mainstream mitschwimmt, der muss sich dann auch nicht wundern, wenn er von der "Gegenseite" (die ja in diesem Sinne, wie ich oben versucht hatte darzulegen, vielleicht gar keine ist) nicht wahrgenommen wird und immer wieder in den "Verallgeimerungstopf" mit hineingeschmissen wird.

    Ich glaube unter dieser, die Dinge durchaus etwas mehr differenzierenden Betrachtungsweise wird ein Schuh draus.

    Trotzdem: Alles Gute weiterhin! Geh gerne bitte auch einmal mit gutem Beispiel voran und bau uns allen eine andere, bessere moderne Architektur. Dresden und die grausam verheerten deutschen Städte hätten's wahrlich verdient. Wir können ja wirklich nicht alles rekonstruieren :biggrin: (du weißt, dass die Rekowelle und das multiple Versagen der übergroßen Mehrheit der zeitgenössischen Architektur in gegenseitiger Abhängigkeit stehen?)

    Einmal editiert, zuletzt von Oktavian (1. Mai 2014 um 10:14)

  • @ Arwed

    Was sind deine konkreten städtebaulichen Kritikpunkte? Betreffen sie das im Strang thematisierte Vorhaben oder den gesamten Wiener Platz? Kritik von Seiten eines Profis interessiert mich nämlich immer brennend!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • bilderbuch
    Zu Deiner Frage muss ich leider ein wenig ausholen: Das städtebauliche Konzept für den Wiener Platz aus dem ursprünglichen Wettbewerb fand ich damals sehr gut. Gefallen hat mir die Wiederaufnahme der alten Platzabmessungen, die Errichtung einer vorderen offenen Bebauungsreihe als Erinnerung an die einstigen Villen und dahinter von großen Baufeldern quasi als ruhigen Hintergrund. Dieses klare Konzept wurde leider bei der Umsetzung arg verwässert. Das ging los mit den Haltestellen und Tiefgaragenoberlichtern, die kaum noch eine freie Platzfläche übrig lassen.
    Weiter ging es mit den "Villen" der vorderen Reihe, die leider eben nicht einzeln/freistehend gebaut wurden, sondern paarweise verbunden wurden (architektonisch m.E. beim Kugelhaus grauenvoll, beim Intercityhotel recht gut). Nun kommt eben noch der große Wohnblock, bei dem aber der geschlossene Block aufgegeben wird und über einem Sockel nur Punkt- und Zeilenbauten errichtet werden.

  • Herzlichen Dank für deine Schilderung. Sie deckt sich ziemlich genau mit meinen Eindrücken.
    Vor einigen Monaten gab es in diesem Strang bereits eine Diskussion zur Bebauungsstruktur des zentralen Grundstückes MK5. Leider scheint die intensive Wohnnutzung eine kompaktere Bebauung des Blockes verhindert zu haben, was auch ich sehr bedauere, da somit die Entwurfsidee von Mronz und Partner auch in letzter Konsequenz ad absurdum geführt wurde. Das jedoch begann schon mit der Zusammenlegung der "Villen" zu funktionierenden Einheiten, die, so charmant sie auch gewesen sein mögen, sicherlich eine der vielen wirtschaftlichen Schwächen des städtebaulichen Entwurfes darstellten. Aber für diese war nicht allein das Büro, sondern zu großen Teilen auch die Stadt verantwortlich, die mit nicht marktgerechten Preisvorstellungen kalkulierte/kalkulieren musste und so ein überzogenens Infrastrukturprojekt zu rechtfertigen suchte. Das mag nötige Anpassungen hintertrieben und die Bebauung auf Jahre hinausgezögert haben.

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  • Die Baugenehmigung ist da.

    http://www.menschen-in-dresden.de/2014/baustart-…gen-in-dresden/

    Noch in diesem Monat sollen die Bauarbeiten beginnen. Mindestens ein weiteres Projekt möchte die Revitalis in Dresden realisieren.

    So sah übrigens der Wiener Platz vor ungefähr 20 Jahren aus:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Pl…_Platz_1997.jpg

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der Vermarktungswebseite http://www.prager-carree.de sind nun mehr Informationen zu entnehmen.

    Es sind Unterseiten zu den Themen 'Wohnen' und 'Einzelhandel' dazugekommen. Auf jeweis beiden Seiten ist es möglich eine Vermarktungsbroschüre (PDF) mit genaueren Informationen zu downloaden.

    Besonders interessant finde ich die Vermarktungsbroschüre 'Einzelhandel', da in dieser die ersten Grundrisse zu möglichen Einzelhandelsflächen dargestellt werden. Neben der Verkaufsfläche im Erdgeschoss wird es je nach bedarf des Einzelhändlers auch Verkaufsflächen im 1. Ober- und/oder 1. Untergeschoss geben können.

    http://www.prager-carree.de/einzelhandel.html

    http://www.prager-carree.de/wohnen.html

  • Nachdem man gestern bereits die ersten Markierungen für Baustelleneinrichtungen und -Straßen beobachten konnte, geht es laut Informationen der SZ vom 09.07.2014, nun endlich mit den Bauarbeiten im sogenannten Wiener Loch los. Dieses soll bereits im Dezember 2014 durch die zweigeschossige Tiefgarage gefüllt sein. Im Frühjahr 2017 rechnet man mit der Fertigstellung des 70-Millionen-Euro-Vorhabens.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/wi…te-2878133.html


    Auf diesem von den Bahnbrücken aufgenommenen Foto, kann man recht gut die städtebauliche Bedeutung des Grundstückes erahnen. Ohne seine Bebauung, würde das gesamte "Bahnhofsviertel" förmlich auseinanderfallen.

    Bild ist von mir.

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  • Während an der Prager Straße ein hoher Bretterzaun errichtet wurde - z.Z. ist es dort gefährlich eng - machen sich im sogenannten Wiener Loch die ersten Erdarbeiten bemerkbar.


    Blick gen Süden über das ausgedehnte Baufeld.

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  • Im sogenannten Wiener Loch wurden mittlerweile die ersten Fundamente gegossen und es deutet sich der Aufbau eines Kranes an.


    Blick gen Süden über das Baufeld zum Hauptbahnhof.

    Bild ist von mir.

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  • Zurzeit wird das Loch planiert, sodass bald die Betonsauberkeitsschicht eingebracht werden kann, der dann die Bodenplatte folgt.

    Interessanter jedoch ist der Aufbau des ersten Kranes:


    Blick vom Rand der Baugrube gen Süden.

    Bild ist von mir.

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  • Zitat:

    Zitat

    Ausgesprochene Luxuswohnungen sollen die 241 Wohnungen im „Prager Carrée“ trotz hochwertiger Ausstattung mit Fußbodenheizung und Einbauküche nicht werden, wie Hoffmann versicherte. „Natürlich werden sich die Mieten an der zentrumsnahen Lage orientieren, aber ein Normalverdiener soll sie sich schon leisten können.

    Was mindert den Preis trotz "Fußbodenheizung und Einbauküche"? Klappern die Türen, ist die Sicht auf die Umgebung grausig oder besteht die Gefahr, daß BRD-Fachkräfte vorm Hauseingang kampieren?

  • Das Vorhandensein einer Heizung sowie einer Einbauküche dürfte die Wohnungen nicht wirklich ins sogenannte Luxussegment hieven.

    Übrigens werden in den nächsten Tagen zwei weitere Kräne aufgebaut.

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  • Mittlerweile ist dem "Wiener Loch" ein kleiner Wald aus Kränen entwachsen.


    Blick vom Ostwerk des Hauptbahnhofes zur Baustelle.

    Die feierliche Grundsteinlegung soll übrigens am 08.09.2014 stattfinden.

    Bild ist von mir.

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  • Die Grundsteinlegung fand übrigens bereits heute statt.

    Die DNN berichtet:

    http://www.dnn-online.de/dresden/web/dr…legt-2385036299

    Die SZ berichtet:

    http://www.sz-online.de/nachrichten/pr…ch-2923297.html

    Das Deal-Magazine berichtet ausführlich:

    http://www.deal-magazin.com/news/41906/Gru…tzentrum-gelegt

    Beitrag bei Dresden-Fernsehen:

    http://www.dresden-fernsehen.de/Aktuelles/Arti…er-Carr%C3%A9e/

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  • Hier kann man sich ein weiteres Video zum Stand der Arbeiten am sogenannten Prager Carrée ansehen:

    http://www.dresden-fernsehen.de/Mediathek/Baub…-Loch-ad%C3%A9/

    Im Januar 2015 soll das berüchtigte "Wiener Loch" Geschichte sein und der Hochbau auf Straßenniveau fortgesetzt werden. Läuft alles nach Plan, können im Mai 2016 die ersten Mieter einziehen.

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  • Mittlerweile wurden die ersten Fundamente gegossen.


    Blick in die Baugrube gen Osten (zur "Prager Spitze").


    Teilweise wird der Gebäudekomplex auf dem unter dem "Bahnhofsviertel" verlaufenden Straßentunnel (Wiener Straße) gründen.

    Bilder sind von mir.

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