Es ist architektonisch allenfalls als banal zu bezeichnen. Man kann aber auch billig sagen.
Man kann auch sagen: Erschreckend hässliche, einfallslose Kastenarchitektur von desinteressierten, renditefixierten Bauherren, die uninspirierte, minderbegabte Architekten beauftragt haben.
Wenn hier "schräge Vögel" wie Frank Gehry oder die leider kürzlich verstorbene Zaha Hadid zum Zug gekommen wären, wäre wenigstens etwas markantes, auffälliges herausgekommen. Auch ohne solche Stararchitekten kann man etwas halbwegs interessantes, ansehnliches hinbekommen. Aber diese hingerotzten Blöcke sind so belanglos und austauschbar, dass es fast schon einer zwingenden Logik folgt, wenn künftig H&M, Starbucks, Esprit, Deich- und Rossmann unten einziehen.
Was für ein erbärmliches Entree für den mit der Bahn anreisenden Besucher: "Willkommen in Dresden! Oder Frankfurt. Oder Berlin. Oder Köln. Oder doch Hannover? Ach nee, Essen. Na, auch egal." Ich habe den Eindruck, die Prager Straße ist architektonisch gesehen der blutige Rachefeldzug der Architekten gegen den schändlichen Verrat, den einige Kollegen am Neumarkt begangen haben. Als Gegengift zu dem kitschigen, rückwärtsgewandten Barock-Reko-Mist rund um die Frauenkirche wird jetzt hier demonstrativ alles mit glatten Kästen der übelsten Sorte zugestellt. Es ist zum Haareraufen: Am Neumarkt werden Bauherren von einem Filz-Klüngel aus Architekten und Beamten unter Missachtung des Rechtsstaats daran gehindert, ansehnliche Bauten zu errichten - und auf der Prager Straße, wo einem mutmaßlich niemand reinredet, kommen nur Investoren mit einem miserablen Geschmack zum Zug.