Cottbus (Galerie)

  • Anfang diesen Monats war ich zum ersten Mal in der brandenburgischen Stadt Cottbus ( Cottbus – Wikipedia ). Auch wenn ich festgestellt habe, dass in den einschlägigen anderen Foren (DAF und SSC) zuletzt zufällig auch gute Galerien von Cottbus präsentiert wurden, die einige von euch sicherlich auch gesehen haben, so möchte ich euch trotzdem in den nächsten Tagen (hoffentlich nicht Wochen ;-)) meine eigenen Bilder zeigen, um die Stadt etwas detaillierter vorzustellen.

    In der Vergangenheit hatte ich mich mit Cottbus nie ausführlicher beschäftigt und nie erwogen dorthin einmal zu reisen, weil ich die vage Vorstellung im Kopf hatte, dass Cottbus eine architektonisch eher langweilige Stadt ist, welche auch im Zentrum, nach Kriegszerstörungen und DDR-Abrisswut, zu sehr von Plattenbauten und Nachwende-Investorenmüll dominiert wäre, als dass noch so etwas wie Altstadtfeeling entstehen könnte. Folgender „Blick in das Stadtzentrum von Cottbus“ aus der WIKI scheint meine Vorstellung passend zu untermauern:

    Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20120220005249
    Urheber:Sunibla

    Nachdem ich nun für zwei Tage dort war, sehe ich die Stadt nicht mehr so negativ wie vorher. Neben dem meistens schönen, warmen Wetter sind dafür vor allem folgende Gründe ausschlaggebend:
    - trotz zahlreicher Baulücken und Nachkriegsbauten gibt es im Zentrum doch deutlich mehr historische Bausubstanz als ich gedacht hatte;
    - die DDR-Plattenbauten im Zentrum sind oft von einer erstaunlichen Qualität;
    - der Pücklersche Landschaftspark im Stadteil Branitz, der mir vorher nie so bewusst war, ist äußerst sehenswert.

    Vorab möchte ich wieder einmal anmerken, dass auch diese Bildserie etwas geschönt ist, weil ich am liebsten „schöne“ Motive photographiere und der Anteil der tatsächlich vorhandenen DDR- und BRD- Tristesse in meiner Bildserie eher unterrepräsentiert ist.

    Fortsetzung folgt...

  • Beginnen möchte ich nicht mit dem Stadtzentrum von Cottbus, sondern mit Bildern des Branitzer Parks ( Branitzer Park – Wikipedia ), der ein paar Kilometer südöstlich vom Stadtzentrum gelegen ist. Grundlegend gestaltet wurde der Park ab 1845 vom damaligen Besitzer, dem Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. Der Fürst musste damals seinen vorherigen Wohnsitz Schloss Muskau und den dortigen Park auf Grund finanzieller Probleme aufgeben und zog nach Branitz.

    Hier ließ er einen weiteren Landschaftspark nach englischem Vorbild anlegen, der in seinen wesentlichen Zügen noch heute existiert. Der Hauptteil des Parks umfasst eine Fläche von etwa 100 Hektar und war bereits seit dem 18. Jahrhundert im Besitz der Familie Pückler. Das (wenn auch nicht geographische) Zentrum des Parks bildet ein Barockschloss, das Hermann von Pückler-Muskau ab 1850 grundlegend umgestalten ließ und heute ein Museum beherbergt. Erstaunlich ist übrigens, dass alle Hügel und Gewässer in diesem Park nach seinen Plänen künstlich geschaffen wurden.

    Hier zuerst der Parkplan. Im östlichen Teil befindet sich das Schloss...

    ...und nun einige erste Impressionen :

    Fortsetzung folgt...

  • Anlässlich der Beisetzung von Friedrich Heinrich Erdmann Luis Adrian Sylvius von Pückler (1862-1891) wird 1891 das sogenannte Erbbegräbnis im Branitzer Park angelegt, eine Ruhestätte für mehrere Angehörige der Familie Pückler:

    Fortsetzung folgt...

  • Eine Besonderheit des Branitzer Parks sind die beiden Pyramiden. Zum einen die Landpyramide von 1862...

    ...mit gusseiserner Bekrönung mit dem Sinnspruch „Gräber sind die Bergspitzen einer fernen neuen Welt“, weil die Pyramide ursprünglich als Begräbnisstätte gedacht, aber dann nie dafür verwendet wurde:

    Fortsetzung folgt...

  • In Sichtweite liegt der Pyramidensee mit der 1856 geschaffenen 12,30 Meter hohen Erdpyramide, in der die sterblichen Überreste des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau und seiner Frau beigesetzt sind...

    Fortsetzung folgt...

  • Weiter geht es Richtung Schloss. Hier ein Blick über den sog, Schwarzen See in Richtung auf den südlichen Seitenflügel des Schlosses...

    ...hier eine Ansicht des Schwarzen Sees mit dem sog. Fischbalkon rechts und dem Schwanenhäuschen links...


    …, dass auch hier aus einer anderen Perspektive mit Blick auf ein Seitengebäude des Schlosses zu sehen ist:

    Weiter zu einer Brücke mit herrlicher Aussicht zum Schwarzen See...

    Fortsetzung folgt...

  • ...und umgedreht auf derselben Brücke in Richtung des Schlosssees mit dem Schloss, das geringfügig rechts ins Bild hineinragt:

    Auf dem Schlosssee befindet sich eine Zinkkopie der Venus von Capua:

    ...und in der Nähe eine Rosenlaube...

    ...mit einer vergoldeten Büste der Sängerin und Mätresse Henriette Sontag, die der damalige Fürst nach deren Tod 1854 aufstellen ließ...

  • Auf einem der vorherigen Bilder war bereits das Cavalierhaus (heute ein Restaurant) von 1858 zu erkennen, welches den Park-abseitigen Vorplatz des Schlosses südlich begrenzt und hier besser zu erkennen ist:

    ...im folgenden von der Schlossseite aus photographiertem Bild ist es ein wenig im Hintergrund zu erkennen, vorne ist die nördliche Begrenzung dieses Schlossvorplatzes, der ehem. Marstall von 1857/77 abgebildet:

    Fortsetzung folgt...

  • Hier nun von diesem Vorplatz aus ein erster Blick aufs Schloss...

    ...und vom Schloss aus ein Blick in die entgegengesetzte Richtung:

    ...im Hintergrund die Parkschmiede von 1848/49:

    Fortsetzung folgt...

  • Seitlich am Vorplatz eine Pergola mit klassizistischen Skulpturen...

    ...und Terracottareliefs an den Wänden:

    Gartenvasen...

    ...und eine Venus Italica:

    Fortsetzung folgt...

  • Nachdem du uns den Mund derart wässrig gemacht hast, bin ich jetzt aber auch auf Bilder vom Stadtzentrum gespannt.

    Ansonsten vielen Dank und meinen tiefen Respekt für deine ausgesprochen schönen Aufnahmen!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ein Dankeschön auch von mir!

    Cottbus habe ich sehr(!) zwiegespalten in Erinnerung. Einerseits der, wie Du schon sagtest, überraschende Altbestand mit dem wirklich wunderbaren Markt, der vom Stil ein wenig an Luckau erinnert und manchen sehr beeindruckenden Gründerzeitlern, andererseits die verkommenenen realsozialistischen Areale mit Braunkohleflair.

    Cottbus als Zentrum des Kohleabbaus glänzt unweigerlich mit reichlich Plattenvierteln und unmaßstäblichen Großbauten und von Dresden kommend spürte ich unangenehm die wirtschaftliche Armut der Region. Manche Stadtviertel wirkten 2006 noch sehr heruntergekommen und fern jeder blühenden Landschaft. Der Hauptbahnhof mitsamt Umgebung ist schauerlich.

    Im völligen(!) Kontrast dazu das einzigartige Gründerzeitviertel westlich der Altstadt. Cottbus pflegte in Sachen Historismus einen ganz eigenen - mir sehr wohlgefälligen - Stil. Die kleinteiligen Fassaden waren zuweilen reich dekoriert und das allgemeine Erscheinungsbild nobel-repräsentativ. Was haben Krieg und vor allem DDR aus dieser Stadt gemacht? Leider das exakte Gegenteil von dem, was war.

    In der durchwachsenen Fußgängerzone und nahe dem Markt stehen auch noch ein paar Gründerzeitler mit Weltstadtglanz, die auf deutlich bessere Zeiten hinweisen.

    Bin sehr gespannt auf Deine Bilder, vielleicht hat sich in den letzten sechs Jahren ja Manches zum Guten gewandelt?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Cottbus hat mir sehr gut gefallen. Das Zentrum ist eigentlich weitgehend intakt, und das von Jungwarth angesprochene Gründerzeitviertel ist sogar mir als bemerkenswert aufgefallen. Ich hab mich in der Stadt recht wohl gefühlt - viel Ostcharme und ein monumentaler Platz, der an Königgrätz oder andere böhm Städte erinnert. Das Rathaus fehlt schon etwas, und eine Reko wäre wünschenswert. Obgleich die städtebauliche Situation für DDR-Verhältnisse mehr als ordentlich gelöst ist. Die Cottbuser Plattenbauten sind im Marktbereich überhaupt recht gut gelungen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Dank für die stimmungsvollen Aufnahmen aus dem Branitzer Park. Für besonders originelle Schöpfungen halte ich Erd- und Wassertumulus.

    Nun sind wir alle schon "begierig" zu wissen, was wir von Cottbus weiter zu sehen bekommen.

    Als wir vor ca. neun Jahren dort waren, interessierte mich ausser dem Branitzer Park das Jugendstiltheater ( B. Sehring ).

    Eigentlich haben wir damals ( witterungsbedingt ) leider nicht viel von Cottbus sehen können.

    Zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang unbedingt "Pücklers Gartenreich" in Bad Muskau, mit dem fabelhaft wiederaufgebauten Neuen Schloss, welches in Formen des Historismus geradezu schwelgt.
    Das Innere zeigt nur wenige, stilgerecht rekonstruierte Räume, da der Wiederaufbau ( des Interieurs ) noch nicht gänzlich abgeschlossen ist.
    Der beeindruckende engl. Landschaftspark in Bad Muskau dehnt sich zu b e i d e n Ufern der Neisse aus, ist über Brücken erreichbar.
    In Polen ist der größere Teil der Parkanlage verblieben.

  • Anknüpfend an die Bemerkung von Ursus und die von Munich Frank erwähnten Galerien im DAF, möchte ich auch noch anmerken, dass mir vorallem innerstädtische Lückenschlüsse mit Plattenbauten als recht abwechslungreich und kleinteilig vorgekommen sind.

    Ich möchte nicht vorweggreifen aber hier einfach mal durchscrollen Cottbus - Weltstadt mit Herz - Deutsches Architektur-Forum
    Die Gebäude sind klar als Platte erkennbar aber weitaus weniger aufdringlich oder Plump als man das gewohnt ist.

  • Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare. Ich werde versuchen mich mit dem Bearbeiten, Hochladen und Kommentieren meiner weiteren Photos etwas zu beeilen, damit die Diskussionen nicht zu sehr im luftleeren Raum verbleiben.

    Zuerst geht es aber noch ein wenig mit Branitz weiter.

  • Hier ein paar Ansichten des Parkschlosses, das 1770/71 spätbarock erbaut und äußerlich weitgehend aus dieser Zeit erhalten ist...

    ...lediglich die Freitreppe wurde 1847 angefügt...

    …das Pücklersche Wappen im Giebel...

    ...und die Gartenseite des Schlosses:

    Fortsetzung folgt...

  • Nun einige Ansichten der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts umgestalteten Schlossräume. Einen (kleinen) Anteil an den Umgestaltungen hatte übrigens auch Gottfried Semper.

    Fortsetzung folgt...