• Eine vor kurzem veröffentlichte Studie zur Aufheizung von Städten im Sommer am Beispiel von Heidelberg geht derzeit durch die Medien. Ergebnis: Selbst in der dicht bebauten Altstadt soll es nicht so heiß sein wie in der Bahnstadt.

    Hier rächt sich wohl, dass man eine regelrechte Betonwüste geschaffen hat: Zu viele versiegelte Freiflächen, zu dichte Anordnung der Gebäude, mangelnde Begrünung u.a. durch schattenspendende Bäume.

    Ich vermute, dass auch die Anordnung der Gebäude ein Problem ist. Im Gegensatz zu Altbauvierteln stehen die Häuser nicht so nah zusammen, dass sie sich gegenseitig Schatten spenden und so dafür sorgen, dass nicht den ganzen Tag die Sonne auf die Fassade (und die großflächigen Fenster) scheint. Gleichzeitig sind die Gebäude aber wieder zu dicht zusammen, dass dort ein Luftaustausch stattfinden kann. Entweder hätte man hier viel dichter bauen müssen, vergleichbar einer Altstadt hier oder am Mittelmeer. Oder man hätte mit viel Abstand und Begrünung bauen müssen, in die Richtung einer Gartenstadt.

    Ich denke, dass mit den gleichen Problemen auch in vergleichbaren Neubauvierteln zu rechnen ist. Ich denke da zum Beispiel an das Gelände auf dem ehemaligen Freiburger Güterbahnhof. Bei meinem letzten Besuch bei sommerlichen Temperaturen ist mir dort auch noch ein anderes Problem solcher Neubausiedlungen aufgefallen: Die weißen Fassaden und sehr hellen Betonpflasterungen reflektieren derart stark das Sonnenlicht, dass man ohne Sonnenbrille regelrecht schneeblind wird.

  • "Gute" Nachrichten aus Heidelberg:

    Heidelberg: Das sind die großen Pläne für das Bauhaus-Areal in der Weststadt - Nachrichten aus Heidelberg - RNZ

    Einerseits gut, dass der Bauhausklotz abgerissen wird. Andererseits sind die bisher von Diringer & Scheidel umgesetzten Projekte sehr grobschlächtig und klotzig. Ziemlich banal und belanglos. Also dem aktuellen Standard entsprechend. Absolut uninspiriert. Ich bin sehr zwiegespalten.

  • Ja, das ist allerdings richtig. Der "ZOB", der seinem Namen niemals auch nur ansatzweise gerecht wurde, ist eine völlig unnötige zubetonierte Freifläche inmitten der Weststadt, die erschwerend auch noch von wirklich dem allergrößten Müll umbaut wurde. Das Gebäude zur Kurfürstenanlage ist teilweise leerstehend. Auch hier kann man also damit rechnen, dass sich einiges tun wird.

    Wenn man sich die neuen Gerichtsgebäude anschaut, die ja schon 2011 fertiggestellt wurden, dann kann man sich eigentlich kaum beschweren. Die Justiz ist wirklich recht ansehnlich geworden.

    https://landgericht-heidelberg.justiz-bw.de/pb/site/jum2/g…zentrum-Web.jpg

    Die beiden nebenstehenden Wohn-, Büro- und Hotelbauten sind allerdings ziemlich belanglos. Naja, hoffen wir das beste. Und ja, egal, was hier kommt, es kann nur besser werden!

  • Schlechte Nachrichten aus Heidelberg, die auch schon wieder eine Woche alt sind.

    In der Hauptstraße hat es gebrannt. Vor allem betroffen war das Haus Hauptstraße 173. Dieses ist unbewohnbar und laut neuesten Meldungen einsturzgefährdet. Entstanden ist der Brand aus ungeklärter Ursache, der Bewohner des Hauses habe wohl noch versucht, den Brand selbst zu löschen, bevor er die Feuerwehr rief. Ein Freund von mir lebt bzw. lebte in der Wohnung direkt daneben. Auch dieses Haus ist durch die Löscharbeiten unbewohnbar, wurde vom Feuer aber verschont. Es handelt sich bei den Gebäuden um schlichte Heidelberger Bürgerhäuser der Wiederaufbauzeit nach 1693. Ich vermute, dass die Häuser in den Jahren zwischen 1700 und 1710/20 entstanden. Das Interessante hierbei ist, dass die Fassaden zur Hauptstraße hin massiv gemauert sind. Dies war nach der verheerenden Zerstörung der Stadt als Brandschutzmaßnahme verpflichtend. Die einzelnen Stockwerke wurden allerdings häufig noch in Fachwerkbauweise ausgeführt. Dies habe ich in vielen Häusern der Altstadt erleben können.

    Naja, hoffen wir, dass die Häuser gesichert und erhalten werden können. Trotz ihrer Schlichtheit sind sie, vor allen Dingen an dieser Stelle der Altstadt, unabdingbar für die schöne Ensemblewirkung, die Heidelberg ja ausmacht.

    Großbrand in Heidelberg: Schaden in Millionenhöhe - SWR Aktuell

    Heidelberg: Großbrand in der Altstadt | Das Erste (mdr.de)

    Heidelberg-Altstadt: Haus nach Brand-Drama in Hauptstraße einsturzgefährdet | Heidelberg (heidelberg24.de)

  • Architektonische Rundschau 1891.

    Villa Espenschied in Heidelberg:

    Sockelgeschoss gelber Sandstein, die anderen Geschosse mit hellrotem Mainsandstein, sämtliches Holzwerk in Eiche.

  • Hallo liebes Forum,

    nachfolgend ein paar Bilder von der Brandstelle. Zwei der drei betroffenen Häuser sind eingerüstet, die Stelle weiträumig umzäunt. Nach Abriss sieht mir das nicht aus. Die Häuser sehen von außen nahezu unversehrt aus, allerdings hat es das mittlere Haus im Obergeschoss und unter dem Dach schwer erwischt. Ich nehme an und hoffe, dass alle Gebäude wieder hergestellt werden und die Einheitlichkeit der Hauptstraße an dieser wichtigen Stelle zwischen Marktplatz und Universitätsplatz erhalten bleibt. Leider habe ich die Bilder nachts geschossen, daher erkennt man nicht allzu viel.

    Und noch zwei Bonusbilder, einmal das Hotel zum Ritter und einmal die frisch renovierte (und nach dem Auszug von Vapiano und aufgrund von Corona) noch nicht wieder genutzte Hofapotheke:

    Das Hotel zum Ritter hat übrigens Insolvenz angemeldet... Naja, das werden wir in Zukunft ja noch häufiger erleben...

    Heidelberg: So ging das altehrwürdige Hotel "Zum Ritter" pleite - Nachrichten aus Heidelberg - RNZ

    Das Hotel Ritter ist meiner Meinung nach das schönste noch existierende Renaissancegebäude Deutschlands. Bzw. der schönste Profanbau überhaupt. :) Ich kann immer wieder Ewigkeiten davor stehen und mir die Details ansehen, die ich ja schon in- und auswendig kenne. Ein wahnsinns Gebäude!!!

  • Ach, diese ewigen Lobhudeleien über den Heidelberger Ritter...

    Ich bin sehr verärgert, was dieses Haus betrifft, denn es hatte die Unverschämtheit, sich mir bei meinem einzigen HD-Besuch verhüllt, das heißt natürlich überhaupt nicht darzubieten. Ich fühlte mich um das Beste geprellt, und das wohl zurecht.

    Es liegt wohl in einer Linie mit den 2 Erfurter Fischmarkthäusern und dem Pellerhaus. Mir gefallen die Erfurter Beispiele am besten, aber das sagt nichts, weil ich den Ritter und naturgemäß das Pellerhaus nie gesehen hab und der in natura-Eindruck bei solchen Kalibern einfach unersetzlich ist..

    Die Heidelberger Altstadt hat mich überhaupt enttäuscht, damals hatte ich für diesen schlichten Barock einfach noch nicht das richtige Organ. Heute wär es sicher anders.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich kann gut verstehen, dass Heidelberg für viele enttäuschend wirken kann. Es gibt in der Stadt durch die Zerstörung 1693 schlicht und einfach keine wirklich bedeutenden Bauten des Mittelalters mehr. Bzw. der frühen Neuzeit. Natürlich abgesehen von der Heiliggeistkirche, Ritter, Zeughaus und Heuscheuer.

    Heidelberg ist nunmal eine Stadt des Barock auf mittelalterlichem Grundriss. Und genau darin liegt m.E. der Reiz: Der althergebrachte staufische Grundriss mit den drei zum Neckar parallel verlaufenden Hauptachsen und den erschließenden Quergässchen wirkt durch die schlichte barocke Bebauung, die sich ja trotz allem in Farbigkeit, Höhe und kleinen Details unterscheidet, enorm malerisch und romantisch. Nur: Einzeldenkmale der o.g. Epochen in Qualität einer Stadt wie Hameln oder Naumburg sollte man eher nicht erwarten. Die Stadt wirkt als solche. Und damit ist sie meiner Meinung nach in Deutschland ganz weit vorne. Deshalb wehre ich mich auch gegen jeden modernistischen Eingriff. Kaufhof, Bergbahn, Herrenmühle, Triplex-Mensa und Marstall sind abschreckende Beispiele genug, da brauchts nicht noch mehr. ;)

  • Ich kann gut verstehen, dass Heidelberg für viele enttäuschend wirken kann. Es gibt in der Stadt durch die Zerstörung 1693 schlicht und einfach keine wirklich bedeutenden Bauten des Mittelalters mehr. Bzw. der frühen Neuzeit.

    Für mich war das allerdings noch nie das (ausschließliche) Kriterium. Sonst wäre ich von Karlsruhe oder Ludwigsburg ja automatisch enttäuscht, und auch Stuttgart würde mir am A**** vorbei gehen. Mittelalterliche Altstadt ist schön und kostbar wo es sie (noch) gibt, aber keine Grundvoraussetzung für die Wertschätzung einer Stadt.

    In dubio pro reko

  • Heiliggeistkirche, Ritter, Zeughaus und Heuscheuer.

    Große und Kleine Heuscheuer von Süden

    Kannte bislang nur diese eine Heuscheuer...

    /dh eigentlich sind s ihrer ja zwei.

    Man lernt nie aus, das ist das Schöne.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Stadt wirkt als solche. Und damit ist sie meiner Meinung nach in Deutschland ganz weit vorne. Deshalb wehre ich mich auch gegen jeden modernistischen Eingriff.

    Genau das! Der Reiz von Heidelberg ist die mittelalterliche Kleinteiligkeit und Struktur in Kombination mit schlichtem Barock, malerischer Topografie und einigen markanten Landmarken. Diese stilistische Homogenität der Stadt ist auch recht einmalig, selbst Historismus macht sich im Kern rar oder fügt sich wunderbar ein.

    Die Kombination all dieser Elemente macht HD sogar europaweit besonders, weshalb es ja auch immer wieder als einer der europäischen "Go to Places" gelistet wird, was von den Altstädten sonst wohl nur Rothenburg o.d. Tauber so häufig zuteil wird.

  • Puh... Naja, was soll man dazu noch sagen? Der schöne kleine Platz zwischen Zwingergasse und Bremeneckgasse wird verschwinden und mit einem monolithischen Klotz überbaut. Heute stehen hier Palmen und schöne Blumen. Da der Artikel hinter einer Bezahlschranke steht, zitiere ich nur kurze Auszüge:

    Für die Jury ist es eine ruhige Architektur, die eine "einladende Geste in Richtung Bergbahn und Kornmarkt" setzt. Für den Stadtteilverein Alt-Heidelberg ist es hingegen ein "fensterloser Riesenklotz".

    Es wird noch Veränderungen geben", ist Emran Elmazi von der Geschäftsstelle des Zentrums überzeugt. Die Detailplanungen beginnen ohnehin erst 2022. Auf RNZ-Anfrage verteidigt Elmazi aber auch den Siegerentwurf. Die Form eines abgeschlossenen Kubus sei wichtig für die Ausstellungsräume – vor allem wegen der konstanten Raumtemperatur


    Ich frage mich immer, was daran so schwer ist, traditionelle Elemente wie Mansarddach, Sprossenfenster oder Fassadengliederungen auf die moderne Architektur zu übertragen. Naja, grauenhafter Bau einfach.

    Joa, dann mal viel Spaß beim Anschauen dieses einladenden Gebäudes:

    https://www.rnz.de/nachrichten/he…rid,715780.html

  • Ich frage mich immer, was daran so schwer ist, traditionelle Elemente wie Mansarddach, Sprossenfenster oder Fassadengliederungen auf die moderne Architektur zu übertragen. Naja, grauenhafter Bau einfach.

    Es geht ja wohl nicht nur um die Überbauung der kleinen Grünfläche, sondern um den Abriss des Altbaus, wenn ich das richtig verstanden habe. Und dieser Altbau hat ja bereits alles, was Du ansprichst: Mansarddach, Sprossenfenster und Fassadengliederung. Warum sollten sie den Bau abreißen, um ihn dann gegen ein anderes, fast identisch aussehendes Gebäude zu ersetzen?

    Und um den Knalleffekt geht es doch der Geschäftsführung dieses neuen "Dokumentations- und Kulturzentrums deutscher Sinti und Roma". Zitat aus dem Zeitungsartikel der RNZ:

    Zitat

    "Und für uns als Minderheit ist es wichtig, ein Gebäude zu haben, das sichtbar ist", so Elmazi weiter. Der Sandstein von "Bez und Kock" füge sich besser in die Altstadt ein als die anderen Entwürfe im Wettbewerb – und er beinhalte eine begrünte Dachfläche, selbst die Fassade könne begrünt werden.

    Mit "sichtbar" meint er auffallend, kontrastierend, denn sichtbar ist ja fast jedes Gebäude sofern es sich z.B. nicht um einen unterirdischen Bunker handelt. Und wenn die anderen Entwürfe noch klotziger kontrastieren, wollen wir sie vielleicht besser gar nicht sehen, oder? :unsure:

    P.S.: Die Bezeichnung ist natürlich mal wieder ziemlich Quatsch. Jeder Sinto ist auch ein Roma, da er nur einer Untergruppe der Roma angehört. Das ist so, als würde man sich als Angehöriger der "Sachsen und Deutschen" bezeichnen. Andere (Nicht-Roma-)Zigeuner, wie die Jenischen, werden schon im Namen nicht berücksichtigt. Sie werden sich bedanken.

  • Der schöne kleine Platz zwischen Zwingergasse und Bremeneckgasse wird verschwinden und mit einem monolithischen Klotz überbaut.

    Ich weiß gar nicht, was du willst: Der geplante Neubau passt doch architektonisch und vom Material her hervorragend zur Umgebung, genauer gesagt zur JVA Heidelberg ...

    246812_1_org_image_6db3f359cd385179.jpg

    Aber mal im Ernst: Was passiert denn mit dem Barockbau, der da aktuell steht? Soll der einfach abgerissen werden? Was sagt denn der Denkmalschutz dazu?

  • Heimdall  Philon Das mit dem Altbau frage ich mich auch... Offensichtlich geht es hier ja tatsächlich um Abriss.

    Übrigens steht der Faule Pelz, also die ehemalige Untersuchungshaftanstalt, seit Jahren leer. Nachfolgekonzepte gibt es bisher keine. Ich hätte da allerdings eine Idee. :zwinkern:

  • P.S.: Die Bezeichnung ist natürlich mal wieder ziemlich Quatsch.

    Nach der Definition des Zentralrats soll ja "Sinti" die Bezeichnung für diejenigen Roma sein, die seit dem späten Mittelalter in Deutschland leben und "Roma" die Bezeichnung für diejenigen Roma, die erst im 19. Jahrhundert eingewandert sind.
    Der erste Teil (die Definition von Sinti) ist schon konsistent (in der Art: "A bezeichnet diejenige Teilgruppe von B, für die gilt x").

    Inkonsistent ist der zweite Teil, weil "Roma" zweimal vorkommt, einmal als Begriff für die gesamte Gruppe und einmal als Begriff für eine Teilgruppe.

  • Übrigens steht der Faule Pelz, also die ehemalige Untersuchungshaftanstalt

    Ein netter Punkt am Rande ist übrigens diese Aussage im wikipedia-Artikel: "Eine Nutzung als Museum ist mangels Fluchtwegen nicht möglich". :D

    Aber auch mal wieder im Ernst: Der "Faule Pelz" passt eigentlich auch schon nicht in die Altstadt bzw. an den Altstadt-Rand. Ich fand das Gebäude während meiner Studienzeit in Heidelberg immer irritierend: Ein neoromanischer Riesenklotz in/am Rand einer kleinteiligen Barock-Altstadt. Das hätte man mal besser in Neuenheim, Rohrbach oder der Weststadt gebaut. Aber gut, das war und ist Jammern auf hohem Niveau.

  • Ja, ich konnte mich auch nie mit dem Faulen Pelz anfreunden. Er steht jetzt nun aber da. Und er steht leer. Innovative Ideen wie ein Club im alten Gemäuer (Eine bessere location hierfür gäbe es aufgrund dicker Wände wohl kaum) wurden schonmal abgelehnt. Ich glaube, es gibt einfach keine einzige weitere Idee.

    Die Anmerkung mit den Fluchtwegen kann ich nachvollziehen, allerdings ließen sich auch außen Trellenhäuser anbringen. Passiert ja bei Altbauten allerorten.