Berlin-Mitte - Friedrichstraße

  • Auf dem Bild

    http://www.s-bahn-berlin.de/events/stadt…chstrasse_5.jpg

    sieht man sehr gut die Situation vor dem Umbau. Das Haus Nr. 99 ragt ein Stück vor, wie ich ja schon beschrieben habe und wurde mit dem Umbau des Bhf. Friedrichstraße abgerissen. Die Nummern 98 und 99 gehen also im Bahnkörper auf.

    Der Link funktioniert nicht mehr, aber ich bin nochmal auf das Bild gestoßen. Vor dem Umbau des Bahnhofs Friedrichstraße 1914.

    Quelle: Pinterest

  • Dann müßte ja das nebenan (wo Restaurant drüber steht) die 99 gewesen sein wie auch auf diesem Bild was ich schon gepostet haben zu sehen ist. ( http://www.zeno.org/Ansichtskarten…,+Monopol-Hotel )

    Nein. Das Restaurant "Terminal" (hier von 1911) rechts vom Eingang des Hotels Monopol gehört wie analog das Cafè Monopol zum großen Gebäude Friedrichstr. 100.

    1915 war dort das Restaurant "Tucher".

    Quelle: cartespostales

    Das brauereigebundene Restaurant hier auf einer Karte von 1897. Das grüne Haus ist die gesuchte 99.

    Quelle: akpool

    Oder noch besser zu erkennen hier auf der Karte von 1898:

    Quelle: ebay

    Folgende Karte von 1901 brachte mich auf die Spur zum "Rothenburger Krug" in der Friedrichstr. 99:

    Quelle: delcampe

    Woraufhin ich diese Karte fand von 1908:

    Quelle: akpool

    Gut zu erkennen die 99. Der ältere Mann mit Hut kommt wohl gerade aus dem Restaurant "Terminal" (oder war es schon "Tucher"?). Aber was gab es hier vorn im Schaufenster zu sehen? Brillanten? 1908, da war Herr Kuhlmey ja schon in der Elsasser Str.

    Noch eine Karte von 1900:

    Quelle: cartespostales

    Das sieht doch aus wie Bilder im Schaufenster... Die Postkarte mag ja ein paar Jahre früher gestaltet worden sein, als Herr Kuhlmey noch da war.

    Hier sieht man, wie der Bahnhofsgrundriss auf der nördlichen Seite ausgespart war, wo das Haus Nr. 99 steht. Foto von 1886.

    Quelle: Tekniska Museet Stockholm

    Ich vermute, das Haus Nummer 99 wird noch bis zum Beginn des Umbaus des Bahnhofs 1914 gestanden haben.

  • Mir machen solche Recherchen Spaß, daher hatte ich noch weiter nach Bildern gesucht und bin irgendwann auf dieses gestoßen von der Ecke Elsasser/Brunnenstr.

    https://www.akg-images.de/archive/-2UMDHUKGMLJA.html

    Links das gesuchte Haus, dort ist auch ein Fotoschaukasten, allerdings nicht von Kuhlmey, sondern von Willi Scharf. Das Bild soll von 1913 sein. Die Teststrecke der Schwebebahn gab's wohl von 1908-1913.

    Ein "W. Scharf, Photogr." findet sich 1913 in der Elsasser 1.2

    https://digital.zlb.de/viewer/image/34115495_1913/4184/

    Für 1911, ab wo es keine Angaben über Kuhlmey in der Elsasser gibt, ist ein "A. Kuhlhanek, Photogr." verzeichnet.

    https://digital.zlb.de/viewer/image/34115495_1911/3993/

    1912 auch A. Kulhanek. Ab 1913 taucht Anton Kulhanek in der Müllerstr. 137 auf, denn ab 1913 war ja Herr Scharf dort. :wink:

    Wenn man mal nach Kulhaneks Fotos guckt, bestätigen sich beide Anschriften.

    Das habe ich jeweils im Verzeichnis der Häuser und ihrer Bewohner nachgeschaut. Es gibt aber auch immer noch das Verzeichnis der Einwohner, A-Z und dann nochmal nach Beruf alphabetisch geordnet.

    Dort findet sich für 1911 "F. Kuhlmey, Photogr. Seestr. 68b" (Wedding)

    https://digital.zlb.de/viewer/image/34115495_1911/1607/

    Was sich beim Verzeichnis der Häuser und Einwohner bestätigt.

    https://digital.zlb.de/viewer/image/34115495_1911/4590/

    Ich dachte erst "Wedding" oh je, sozialer Abstieg, alles klar, aber dann fand ich diese Ansicht der Seestraße, wo die Gegend recht wohlhabend aussieht.

    Quelle

    In anderen Jahrgängen habe ich dann nichts mehr gefunden. Wer weiß, ob er dann noch als Fotograf gearbeitet hat. Pensioniert? Und warum der Umzug weg von der Elsasser Str. und bald darauf kein Nachweis mehr? An der Börse verzockt? Familientragödie? Frau verstorben? Verarmung? Ein Virus? Depression und auf dem Dachboden aufgehängt? Ausreise in die Staaten? Einfach zuviel Konkurenz in Berlin? Der große Boom nach Aufkommen der Fotografie mag auch erstmal vorüber gewesen sein... - Alles ist möglich.

    Werbung in Anzeigen hatten Fotografen kaum. Das Foto wurde ja weitergegeben, mit der Anschrift hinten drauf und war damit die Werbung. Mehr als einen kleinen Schaukasten wie auf dem Bild oben brauchte man nicht. Auf den Fotos vom Rosenthaler Platz war ja oben ein großes Schild fürs Atelier.

    Und das Haus Friedrichstr. war einfach zu unbedeutend, die Ecke nahe der S-Bahn-Brücke, um jemals in Gänze auf Foto festgehalten zu werden...

    Also das ist's, was ich finden konnte. Vielleicht interessiert es ja jemanden der Kuhlmey-Sippe.

  • ja das üpasst ich lese auch Photogr. Attelier - das drunter kann man auch mit den besten Grafikprogrammen nicht sichtbar machen aber das wird es wohl sein

  • Ein eigener Strang nur für den Admiralspalast - dann kann ich nach 14 Jahren (!) Vakuum mal einen neuen Beitrag schreiben...

    Die sehenswerte Rückseite des Gebäudes zur Planckstraße ist seit einiger Zeit eingerüstet, obwohl die letzte, grundlegende Sanierung nur ein wenig mehr als 10 Jahre her ist. Darüber hinaus wird offenbar auf dem schmalen, rechts anschließenden Grundstück irgendetwas geschehen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • einige historische Aufnahmen des Eispalastes im Admiralspalast

    Ansicht des Quergebäudes, Eingang zum Eispalast


    Vestibül im Eispalast


    Restaurant im Eispalast


    die große Halle des Eispalastes



    Einige Bilder von Eisrevuen die hier stattfanden





    und für mich eine mir unbekannte Sportart

  • Es ist schon erstaunlich, das es gerade im Bereich des S- Bahnhofs Friedrichstraße viele Hotels gab. Alleine in der Mittelstraße gab es erstaunlich viele obwohl die " Flaggschiffe" Hotel Continental und das Central Hotel alles dominierten.

    noch einige Hotels :

    Christliches Hospiz Mittelstraße 5-6


    Hotel Englischer Hof Mittelstraße 9-10


    Alexandra Hotel Mittelstraße 16-17


    Hotel Stadt Kiel Mittelstraße 22


    Hotel Westfalia Mittelstraße 36


    Hotel Stadt London Mittelstraße 55-56 siehe Beschriftung an der Fassade


    Außerdem gab es noch Hotels in unmittelbarer Nachbarschaft

    Hotel Russischer Hof Georgenstraße 21-22


    Hotel Prinz Wilhelm Dorotheenstraße 14


    Kaiser Hotel Friedrichstraße 176-177


    Hotel Monopol am S-Bahnhof Friedrichstraße


    eine unwahrscheinliche Dichte in diesem Bereich !

  • Und noch erstaunlicher ist es, dass in ganz Berlin kein einziges der historischen Grand Hotels mehr existiert, lediglich das Adlon imitiert seinen Vorgänger.

    In dubio pro reko

  • Klassiker,Sie sind nicht Realistisch genug.Es wird in der Berliner Mitte so gut wie nichts weiter bis auf das Schloss,Komandantenhaus (wurde)und irgendwann mal die Bauakademie rekonstruiert.Alle anderen Rekovorstellungen sind und bleiben zumindest zu unseren Lebzeiten Visionen und Wunschträume.In Berlin wird weiterhin das moderne und zeitgenössische Bauen dominieren.Klassiker,die bauliche Entwicklung müssen wir nun leider nun so hinnehmen wie sie ist.Auch wenn wir eine völlig andere Sichtweise haben, müssen wir irgendwann einmal loslassen können.

  • Im Prinzip zwar richtig.

    In Einzelfällen aber kann man Investoren durchaus die Option einer Rekonstruktion nahelegen, wenn die Neubebauung eines Grundstücks ansteht. Dazu müssen Stadtbild-Freunde in Berlin eben Kenntnis von aktuellen Planungen haben und dann Kontakt aufnehmen. Es gibt ja Bauherren, denen durchaus Rekonstruktionen gefallen. Und die für dementsprechende Hinweise vielleicht dankbar sind. Mehr als "Nein" kann ein solcher nicht sagen.

  • Heimdall,in der alten Berliner Mitte,da wo traditionelles Bauen oder Rekos angebracht wären,diese Standorte sind inzwischen alle modern bebaut worden(Schinkelplatz,Pariser Platz,Westliche Linden,Neues Museum, Simongalerie..... Wo, also lohnt es sich eigentlich noch für welche Rekos sich stark zu machen?Übrig bliebe für mich nur noch das Karstadt am Herrmannplatz.Aber auch da gibt es genug Wiederstand.

  • Im Prinzip zwar richtig.

    In Einzelfällen aber kann man Investoren durchaus die Option einer Rekonstruktion nahelegen, wenn die Neubebauung eines Grundstücks ansteht.

    Na, dann schreibt doch mal ein Briefchen an Wladimir Putin: das russische Haus gehört der Auslandsvertretung der Föderalen Agentur für Angelegenheiten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, der im Ausland lebenden Landsleute und für internationale humanitäre kulturelle Zusammenarbeit (Rossotrudnitschestwo) und wird von der Botschaft verwaltet.

  • "Hermann", es kommt immer mal wieder zu Abrissen und Neuplanungen. Z.B. wurde am Hackeschen Markt ein Seniorenheim 2018 abgerissen, das erst 1998 erbaut worden ist. (Vgl. hier und hier) Bei solchen Vorgängen gilt es eben wachsam zu sein, Kenntnis über die Historie zu haben und schnell zu reagieren.

    P.S.: "Konstantin", ich bezog mich nicht auf ein konkretes Gebäude oder Bauvorhaben. Ich wollte nur ein bisschen Motivation vermitteln angesichts der gerade hier verbreiteten Stimmung, dass "der Käs eh´ gegessen ist" und "man nichts mehr machen kann". Wenn das so wäre, müssten wir hier doch gar nicht mehr lesen. Bringt doch eh nichts. Also, im Prinzip bin ich auch skeptisch. Ich bin aber auch kein "0 % Chance"-Typ. Ein Chance von 1:100 kann man schon haben. Aber dazu bedarf es eben auch ein wenig Engagement.

  • Heimdall,in der alten Berliner Mitte,da wo traditionelles Bauen oder Rekos angebracht wären,diese Standorte sind inzwischen alle modern bebaut worden(Schinkelplatz,Pariser Platz,Westliche Linden,Neues Museum, Simongalerie..... Wo, also lohnt es sich eigentlich noch für welche Rekos sich stark zu machen?Übrig bliebe für mich nur noch das Karstadt am Herrmannplatz.Aber auch da gibt es genug Wiederstand.

    Nein, an der Spree gegenüber der ARD ist z.B. noch was frei, der Molkenmarkt, die halbe Fischerinsel, die Breite Straße in Alt-Cölln, der Staatsratsgarten, der Spittelmarkt, die Grundstücke an der Klosterstraße, die Baufelder am Alexanderplatz usw. usf.

  • Ja, es gibt noch so einige Plätze in Berlins Mitte wo einst historische Bausubstanz vernichtet wurde, welche heute durchaus für Rekonstruktionen genutzt werden könnten - wenn die Bundeshauptstadt da nur Willens wäre.

  • https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropo…adweg-li.130388

    Hier ein Link zu einem interessanten Artikel in der Berliner Zeitung über die Friedrichstraße .

    Der Autor meint, das Experiment "autofreie Friedrichstraße" sei "kläglich gescheitert", zumal dort vielmehr eine Fahrradschnellstraße als eine echte Fußgängerzone geschaffen wurde.

    Wenn man den jetzigen Nachwende-Zustand sieht, könnte man meinen, sogar die DDR hatte das bessere Konzept vorgesehen (wenngleich kam es natürlich nicht mehr zur wirklichen Umsetzung): Es sollte eine Neubebauung "unter Einbeziehung der wenigen Bestandsgebäude in ähnlicher Form, im Wechsel von engen und platzartigen Abschnitten erfolgen"....

    Und was passierte stattdessen nach der Wende?

    Der Autor führt aus:

    "Auf massiven Vermarktungsdruck hin wurden über die Parzellen hinweg quartiersgroße Baufelder gebildet, verkauft und bebaut. Anstelle von bisher 13 Parzellen gibt es nun drei große Gebäude entlang der Straße. Die beabsichtigte Kleinteiligkeit und Maßstäblichkeit ging verloren, nur die Baufluchtlinie blieb. ...Die neue Dimension der großen Baublöcke – jeweils ein großes Gebäude besetzt als Monolith ein ganzes Quartier – verträgt sich nicht mit der auf Kleinteiligkeit beruhenden Bauflucht und Straßenbreite. Das erklärt die merkwürdig kalte und unbelebte Anmutung dieser Korridorstraße."

    Der Abschnitt der Friedrichstraße ist für mich ein Paradebeispiel, wie man mit sehr viel Geld sehr viel verhunzen kann.