Berlin-Mitte - Friedrichstadt südlich der Leipziger Straße

  • Und noch etwas aus der Friedrichstadt.

    Das Hotel in der Zimmerstraße 88 (das Vorderhaus ist aufgestockt worden und im Hofbereich wurde ein großer Neubau errichtet), direkt am alten Mauerverlauf ist seit einiger Zeit in Betrieb. Es heißt sinnigerweise deshalb Winters Hotel "The Wall". Ich glaube dennoch nicht, dass Roger Waters deswegen in etwa vier Wochen hier absteigen wird.

    Frühere Ansicht des Gebäudes

    Der Neubau Charlottenstraße/Schützenstraße ist so gut wie vollendet.

    Und schließlich - ziemlich neu - in der letzten Baulücke an der Französischen Straße N°56/57 (?), direkt rechts vom rasend schnell voranschreitenden Neubau der Dt. Gesetzl. Unfallversicherungen (s. o.), wird ein Projekt unter dem Namen "Palais Varnhagen" entstehen. Namensgeberin ist damit wohl Rahel Varnhagen von Ense, welche zeitweilig mal an der Französischen Straße 20/Friedrichstraße domizilierte. Betraut mit der Aufgabe wird der in Berlin äußerst umtriebigige Sternenarchitekt David Chipperfield.

    Das Grundstück

    Der Anspruch ist hoch (formuliert) - lassen wir uns mal überraschen; hoffentlich positiv. floet:)

    Projektseiten (Z.Zt. noch nicht hinterlegt bzw. online):
    http://www.artprojekt-gruppe.de/index.php/aktuelle-projekte.html
    http://www.palais-varnhagen.de/

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat

    Der Neubau Charlottenstraße/Schützenstraße ist so gut wie vollendet

    Nicht schön - aber irgendwie abgefahren. Das ist ein Gebäude, dessen Architekt man immerhin bescheinigen muss, ein paar Einfälle gehabt zu haben. Besser als manch langweilige Investorenkiste, aber einen ganzen Stadtteil in diesem Stil möchte ich nicht haben - da wir einem ja beim Spaziergang schwindelig.

    Das "Palais" (in der Tat ein inflationär gebrauchter Name für bald jeden Neubau, der keine Sozial- oder Studentenwohnunen enthält) hat eine ganz ansprechende Fassade, aber, wie Palantir schon bemerkt hat, der Baukörper ist viel zu lang geraten. Kleinteiliger und mit einem richtigen Dach sähe der Bau besser aus.

  • Das Haus an der Ecke Charlottenstraße/Schützenstraße gefällt mir aufgrund seiner expressiven Kraft ebenfalls sehr gut. Ich musste direkt an Mies van der Rohes Hochhausentwurf für die Friedrichstraße aus dem Jahre 1921 denken.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der Wettbewerb für eines der wichtigsten privaten Großbauprojekte in Mitte ist entschieden. Auf dem Axel-Springer-Areal wird der Entwurf von Rem Koolhaas gebaut:

    http://www.axelspringer.de/presse/Archite…ampaign=PI-Feed

    http://www.axelspringer.de/imgs/21/169297471_651e4b5bef.jpeg

    Meiner Meinung nach die richtige Entscheidung. Der Entwurf greift den Blockrand auf und fügt sich für einen modernen Entwurf eigentlich gut ein. Zudem ist er in seiner Innengestaltung recht ambitioniert. Stutzig macht mich nur noch, dass es nun in den Abstimmungsprozess mit dem Stadtplanungsamt geht, also mit Frau Lüscher. Dass viele klassische Entwürfe (siehe Leipziger Platz) oft verwässert werden, ist ja schon Normalität, ich hoffe aber, man lässt wenigstens von den modernen Entwürfen mal die Finger. Wenn schon modern, dann wenigstens mal richtig und nicht wieder so eine standardisierte Kiste. Ich hoffe, der Rasterwahn, der ja seitens des Stadtplanungsamtes gepflegt wird, wird sich hier nicht doch noch durchsetzen und die Ursprungsidee des Entwurfs bleibt bis zum Ende erhalten.

    APH - am Puls der Zeit

  • Die ersten Gebäude vom Markgrafenkarree sind fertig.

    Markgrafenstraße - die Fassadenknicke hamse so'n bisschen von Marc Kocher, vieles andere aus der 60er-/70er-Mottenkiste genommen.


    Fügt sich in die Umgebung ein... floet:) Nein, zuviel des Spotts - das Gebäude ist zumindest kein Ärgernis.

    Schützenstraße
    Im Erdgeschoss sind übrigens auch hier Fliesen angebracht.

    Zum Ausgleich noch ein Gebäude aus einer Zeit als auch die allereinfachsten Fassaden noch wie selbstverständlich einen recht angenehmen Eindruck hinterließen. Die fertigsanierten Krausenhöfe - hier die Seite zur Krausenstraße.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das obige Foto der Kausenhöfe zur Krausenstraße strahlt Würde und Harmonie aus. Warum nur, so frage ich, bringen die heutigen Architekten so etwas nicht mehr zustande?

  • Eine Auswahl von Baugeschehnissen aus der Friedrichstadt.

    Das riesige Grundstück neben der Markthalle III in der Zimmerstraße wird baufertig gemacht.

    Es gab bereits mehrere Entwürfe, aber auch Grundstücksveräußerungen - ich weiß nicht, was dort entstehen soll.

    Rückseitig der umgebauten Zierplatte Friedrichstraße/Mohrenstraße, längs des Durchgangs zur Kronenstraße, wurde ein sehr einfallsloser Anbau für ein Fischrestaurant fertiggestellt.

    Wegen des benachbarten Hauses des Handwerks ist hier keine Blockschließung möglich.

    Auch der Abschnitt des 'Markgrafenkarrees' an der Schützenstraße/Jerusalemer Straße ist fertiggestellt.

    Die Bauflucht wurde im Hinblick auf eine mögliche Wiederherstellung des Verlaufs der Jerusalemer Straße eingehalten. Hier der Blick zum Mossehaus und Springerhaus.

    Der zur Schützenstraße gelegene Neubau des Projekts 'Guardian' über die Baubrache des Axel-Springer-Medien-Campus betrachtet, daneben die sog. Krausenhöfe.

    Die Fassade ist mit hellem Travertin verkleidet.

    Und auch die andere Seite zur Krausenstraße ist äußerlich fertiggestellt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Bauflucht wurde im Hinblick auf eine mögliche Wiederherstellung des Verlaufs der Jerusalemer Straße eingehalten. Hier der Blick zum Mossehaus und Springerhaus.

    Das Mosse-Haus ist zurecht eine Ikone der Moderne. Leider lebte es insbesondere dadurch, dass die modernen Elemente des Hauses von Gründerzeit-Fassaden umgeben waren. Ich befürchte, dass wenn alle Grundstücke bebaut sind, das Mosse-Haus in der sonst umgebenen Moderne untergeht und nur noch als X-beliebiger Bau wahrgenommen wird. Schade. Eigentlich müsste man deshalb alle Gründerzeitgebäude der Straßenkreuzung rekonstruieren.

  • Wenn man bedenkt, dass sowohl der Neubau als auch das Mosse-Haus 7 Etagen aufweisen, finde ich es doch sehr ärgerlich wie gestaucht und zusammengepresst das Markgrafenkarree wirkt.

  • Ein Paradebeispiel für vertane Chancen. Wenn man wirklich die Absicht hatte, ein wenig von der urbanen Betriebsamkeit und Dynamik des einstigen Zeitungsviertels wiederzugewinnen, so hat man (d.h. Investoren wie Architekten) gründlich versagt. Parzellenbauweise (wenigstens vorgetäuschte) und lebhafte wie abwechslungsreiche Fassadengestaltung wären unerlässliche Voraussetzung gewesen. Im Grunde haben sich die Investoren selbst ein Bein gestellt. Welcher renommierte Verlag, welches Literatencafé will sich schon in solcher Ödnis ansiedeln!

  • Ein Paradebeispiel für vertane Chancen. Wenn man wirklich die Absicht hatte, ein wenig von der urbanen Betriebsamkeit und Dynamik des einstigen Zeitungsviertels wiederzugewinnen, so hat man (d.h. Investoren wie Architekten) gründlich versagt. Parzellenbauweise (wenigstens vorgetäuschte) und lebhafte wie abwechslungsreiche Fassadengestaltung wären unerlässliche Voraussetzung gewesen. Im Grunde haben sich die Investoren selbst ein Bein gestellt. Welcher renommierte Verlag, welches Literatencafé will sich schon in solcher Ödnis ansiedeln!

    Nunja....man könnte diese Architektur quasi als Symbol ansehen. So wie die Vielfalt an Zeitungen in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat, so wird entsprechend auch keine Parzellenbauweise mehr gebraucht bzw. gewünscht. Und umso schöner auch eine abwechslungsreiche Fassadengestaltung gewesen wäre, umso ehrlicher ist vielleicht diese für das einstige Zeitungsviertel.

  • Die Neubaufassade an der Krausenstraße finde ich an sich ziemlich schick. Allerdings beißt sie sich mit den zwei anschließenden Altbauten. Aber das ist ja wohl wie immer so gewollt.

    In dubio pro reko

  • Das neue Axel-Springer-Monstrum von der Lindenstraße; das Bild stammt aus dem Sommer.

    Aufnahmen aus der letzten Woche, rechts die Schützenstraße.
    Falls es nicht noch alles baustellenbedingt schmutzig ist (was ich nicht glaube), haben die dunkelgetönten Scheiben eine seltsame Musterung, die so aussieht, als hätte man sie mit einem schmierigen Toilettenlappen geputzt und es dann festtrocknen lassen.

    Über die Zimmerstraße vom alten Springer-Grundstück gesehen.

    Die Ecke Jerusalemer Straße mit dem glaszelligen Walfischmaul.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Aber hallo, das nenne ich doch mal Architektur! Der Entwurf für den Axel-Springer-Neubau stammt von Rem Kohlhaas und OMA. Gebaut wird seit 2016. In diesem Dezember will man fertig werden. Generalunternehmer ist Züblin. Das Gebäude soll verschiedene Redaktionen aufnehmen.

    Die "Schmutzstruktur" der Fassade ist ganz regelmäßig. Die soll so sein. Hilft vielleicht den Vögeln, nicht gegen die Glasscheiben zu fliegen. Würde mich mal interessieren, wie es im Innern des Gebäudes aussieht und welchen Blick man von dort nach draußen hat.

    Zwischen dem Neubau und dem alten Springer-Hochhaus steht der "Balanceakt" von Stephan Balkenhol, eine bekleidete und farbig gefasste Bronzefigur auf einem Stück Betonmauer.

    "Balanceakt" von Stephan Balkenhol (2009) vor dem Axel-Springer-Neubau (Foto: Berihert, 1. Juli 2019, CC-BY-SA-3.0)


    "Balanceakt" von Stephan Balkenhol vor dem Springer-Hochhaus (Foto: Marek Sliwecki, April 2017, CC-BY-SA-4.0)

    Besonders imposant finde ich das "glaszellige" - ich würde sagen: "Haifischmaul" an der Ecke. Das hat schon was!

    Der Axel-Springer-Neubau an der Zimmerstraße am 1. Juli 2019 (Foto: Berihert, CC-BY-SA-3.0)

  • Naja, den "Goldenen Schnitt" hat der Architekt vermutlich nicht zugrunde gelegt. ;) Auch wenn ich über den Bau keine so rechte Freude empfinden kann (dafür gibt es mittlerweile zu viele von solchen experimentellen Kisten) hebt er sich dennoch aus dem üblichen Einheitsbrei der Berliner Neubauten wohltuend ab.
    Bilder vom Innenleben gibt es hier und hier.

  • Die Architekten solcher Art denken offensichtlich skulptural. Sie schaffen begehbare Großplastiken. Im Modell, am Computer, wenn man im Miniformat draufschauen kann, vielleicht ganz reizvolle Entwürfe, die mit großen Flächen und gewölkten Einbuchtungen starke Kontraste mit räumlichen Tiefen schafft. Aber dann: wird das Modell in die ausgeführte Realität gezoomt, monumentalisiert! Eine Plastik, die eigentlich in menschlichen Maß auf einem Sockel als Kunstwerk anzuschauen wäre wird extrem vergrößert. Was ist der Effekt? Ein Mordskasten, der nun grobschlächtig unmenschlich disproportioniert in den Stadtorganismus implementiert wird, ... und erschlägt!
    Die Alten bauten auch oft genug monumentale Kästen, doch sie verstanden Baumassen zu gliedern, zu strukturieren, das menschliche Maß einzufügen und ein Gebäude vielfältig sprechend zu machen, ja ansprechbar und ansprechend zu gestalten.
    Das einzig Reizvolle ist an diesem Glasmoloch die konvex-konkav gebogene, verglaste Gitterstruktur in der aufgerissenen Ecke und der Einblick ins terrassierte Innere - die hängenden Gärten der Semiramis!?
    Ansonsten wird dem Bau - wie vielen dieser Art - alsbald die Witterung übelst zu schaffen machen. So ist es halt, wenn ein intellektuelles, skulpturales Konzept ein Haus werden will - vom Natürlichen total abgehoben!