• Und solche Maßnahmen treffen in Alt-Bayern offensichtlich auch auf eine lethargische Bevölkerung. Außer in Nürnberg gibt es nirgends relevante und aktive Altstadtsbewahrungsvereine oder Reko-Gesellschaften. Ich habe mir im Freundes- und Bekanntenkreis mein halbes Leben den Mund über solche Dinge fuselig geredet und bin immer nur auf Desinteresse und Ignoranz gestoßen. Auch in Donauwörth scheint es ja keine Massenproteste zu geben.
    Da lobe ich mir doch den Bürgersinn in den ostdeutschen Städten.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Was meinst Du mit "Alt-Bayern"? Donauwörth liegt ja nicht in Altbayern, sondern in Schwaben. Oder eine Erinnerung daran, dass Donauwörth ja schon 100 Jahre länger bei Bayern ist als der größte Teil Ostschwabens?

    So genau habe ich es mit dem Begriff jetzt nicht genommen. Ich meinte eben alles außerhalb von Franken. Aber du hast schon Recht, denn Schwaben gehört eigentlich nicht zu Alt-Bayern.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Traurig aber wahr, der Nikolaus war da (zumindest für die Vertreter der Stadt, die den Abbruch begrüßen): http://www.augsburger-allgemeine.de/donauwoerth/St…id39920667.html


    http://www.augsburger-allgemeine.de/donauwoerth/Wa…id39928367.html


    Die Regierung von Schwaben hat zwar im Zuge einer nochmaligen Überprüfung des Verfahrens formale Fehler der Stadt festgestellt, diese führen aber nicht zur Aufhebung der Abbruchgenehmigung.


    Unglaublich. Und die Einschätzung der Fachbehörde zählt wohl überhaupt nichts?

  • Eine Schande. Und wohl leider ein Präzedenzfall, denn was ist denn dann überhaupt noch sicher? Welche Eigentümer oder Käufer investiert noch in ein denkmalgeschütztes Gebäude, wenn er es in ein par Jahren mit viel mehr Profit abreißen und neubauen kann?

    Die Stadt äußert sich folgendermaßen:



    Wagenknechthaus: Abbruchbescheid bestandskräftig
    Der Abbruchbescheid der Stadt Donauwörth für das Wagenknechthaus in der Reichsstraße 12/12a ist bestandskräftig und im Ergebnis richtig. Eine entsprechende Stellungnahme hat die Regierung von Schwaben jetzt mitgeteilt und ausführlich begründet.
    Anlass einer intensiven Prüfung des Sachverhaltes durch die Regierung von Schwaben als höhere Denkmalschutzbehörde und Aufsichtsbehörde der Stadt Donauwörth als untere Denkmalschutzbehörde waren unterschiedliche Sichtweisen insbesondere von Stadt und Landesdenkmalamt bei der Frage, ob das Gebäude grundsätzlich sanierungsfähig ist und ob im Vorfeld des am 11.8.2016 erteilten Abbruchbescheides die Belange des Denkmalschutzes in ausreichender Form gewürdigt worden waren. Hierfür war bereits Ende Oktober bei einem gemeinsamen Treffen des Regierungspräsidenten von Schwaben, Karl Michael Scheufele, Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil und Oberbürgermeister Armin Neudert in Augsburg vereinbart worden, dass die Stadt die Begründung im Abbruchbescheid ergänzen und nachreichen muss. Nachdem die Stadt diesem Ansinnen unverzüglich nachgekommen ist und auch der Landesdenkmalrat als beratendes Gremium der Bayerischen Staatsregierung in seinem jüngsten Beschluss vom 25.11.16 die Regierung von Schwaben um eine Klärung der Angelegenheit noch bis 2.12.2016 gebeten hatte, hat die Regierung von Schwaben zu diesem Zeitpunkt ihre Stellungnahme abgegeben. Die Regierung von Schwaben rügt zwar den formalen Ablauf des Verfahrens, folgt der Argumentation der Stadt aber in den wesentlichen Punkten. So sei von einer Sanierung durch den Eigentümer des Gebäudes nicht auszugehen, andere Kauf- oder Nutzungsinteressenten seien nicht in Sicht und in der Vergangenheit abgesprungen. Eine Nutzung des Gebäudes für Wohnen und gewerbliche Einheiten sei aufgrund der geringen Raumhöhen von zum Teil nur 1,37 Metern nicht möglich. „Hinter uns liegen beim Thema Wagenknechthaus schwierige Monate. Insbesondere unzutreffende Behauptungen in der Öffentlichkeit, denen wir unsererseits mit Hinblick auf das laufende Verfahren und berechtigte Schutzinteressen Dritter, wie beispielsweise des Eigentümers oder des Investors, nicht entgegentreten konnten, haben Stadt und Verwaltung sehr gefordert“, so Oberbürgermeister Armin Neudert. So war beispielsweise wiederholt die Ansicht geäußert worden, ein Gutachten habe ergeben, dass gut 60 Prozent der Gebäudeteile erhaltungsfähig seien. Tatsächlich beziehe sich diese Zahl nur auf die Holzteile tragender Konstruktionen, und damit bei weitem nicht auf das ganze Gebäude. Auch müssten insbesondere fast alle hölzernen Verbindungskonstruktionen laut Gutachten in jedem Fall weitgehend ersetzt werden. „Dass nun Klarheit geschaffen ist und der Abbruchbescheid der Stadt von der Aufsichtsbehörde gehalten wird, ist wichtig, auch für die Entwicklung der Innenstadt, um die es uns hier geht“, so Oberbürgermeister Armin Neudert. Ziel sei es jetzt, einzelne historische Teile des Gebäudes wie beispielsweise Balkenverbindungen des Dachstuhles herauszulösen, zu konservieren und für die Öffentlichkeit – anders als bislang - sichtbar zu machen. Die Stadt sieht sich - entgegen anders lautender Behauptungen - dem Denkmalschutz verpflichtet und hat sich immer wieder auch stadtplanerisch und finanziell umfangreich engagiert. So zum Beispiel bei der Restaurierung des heutigen Fachärztezentrums Maximilium, dem zuvorigen Hotel Krebs, oder dem Forum für Bildung und Energie (VHS-Gebäude) im Spindeltal mit der Sicherung und Freilegung der Grundmauern der Mangoldburg.

  • "An seiner Stelle sollen Geschäfts- und Bürogebäude entstehen. Dafür wären die alten Häuser nicht geeignet gewesen, so die Begründung für den Abriss."

    Was sind schon 700 Jahre gegen eine solch plausible Begründung?

    In dubio pro reko

  • Ja, weil es in Donauwörth nur diese beiden Grundstücke gibt um Geschäftshäuser zu errichten.

    Die Begründung für den Abriß eines der ältesten Bürgerhäuser Deutschlands ist einfach nur peinlich und zeigt wie ernst man es in Bayern gerade mit bürgerlicher Kulturgeschichte meint.

  • Ja, weil es in Donauwörth nur diese beiden Grundstücke gibt um Geschäftshäuser zu errichten.

    Die Begründung für den Abriß eines der ältesten Bürgerhäuser Deutschlands ist einfach nur peinlich und zeigt wie ernst man es in Bayern gerade mit bürgerlicher Kulturgeschichte meint.

    Die Häuser gehen lediglich auf derartig alte Ursprungsbauten zurück. Und wie ernst man es gerade in Bayern mit bürgerlicher Kulturgeschichte meint sieht man dort, wo tatsächlich sowie substantiell wie architektonisch erhaltenswerte Bürgerhäuser vorhanden sind, z. B. beim für über 3 Mio. € sanierten Wieselhaus: http://www.fugger-und-welser-museum.de/museum/wieselhaus/

    Diese Häuser in DON waren weder architektonisch besonders, noch wirklich 700 Jahre alte Bausubstanz, noch als solche zu erhalten. Ein Erhalt wäre einer Rekonstruktion gleichgekommen vom Bauaufwand her, selbst wenn die öffentliche Hand das geleistet hätte, müsste man sich fragen wozu gerade diese 0815 Bauten ohne architektonische Besonderheit, wo man auch weder am Dach noch an der Fassade ablesen kann, dass diese nicht, wie die meisten anderen in DON, erst vor wenigen Jahrzehnten nach dem Krieg entstanden sind und nicht mit dem selben Geld außergewöhnliche Baudenkmäler pflegen oder meinetwegen ein außergewöhnliches, anderes Haus rekonstruieren? Es gab in der Vergangenheit skandalöse Abriße von Kleinodien. Das hier ist aber nie ein Kleinod gewesen und nun soll man auch nicht so tun, als wäre es anders.

    Einmal editiert, zuletzt von Urmel (17. Juni 2017 um 11:02)


  • Diese Häuser in DON waren weder architektonisch besonders, noch wirklich 700 Jahre alte Bausubstanz, noch als solche zu erhalten. Ein Erhalt wäre einer Rekonstruktion gleichgekommen vom Bauaufwand her, selbst wenn die öffentliche Hand das geleistet hätte, müsste man sich fragen wozu gerade diese 0815 Bauten ohne architektonische Besonderheit, wo man auch weder am Dach noch an der Fassade ablesen kann, dass diese nicht, wie die meisten anderen in DON, erst vor wenigen Jahrzehnten nach dem Krieg entstanden sind und nicht mit dem selben Geld außergewöhnliche Baudenkmäler pflegen oder meinetwegen ein außergewöhnliches, anderes Haus rekonstruieren? Es gab in der Vergangenheit skandalöse Abriße von Kleinodien. Das hier ist aber nie ein Kleinod gewesen und nun soll man auch nicht so tun, als wäre es anders.


    Das Wagenknechthaus hat (te) einen Dachstuhl aus dem 14. Jahrhundert.

  • @ Andreas
    Die Diskussion lief ja schon lange. Der Dachstuhl, so bestätigten Untersuchungen der Regierung von Schwaben die auf Beschwerden hin die Abrißerlaubnis von DON überprüfte, war aber eben gerade nicht mehr erhaltbar! Feuchtigkeit, Fäulnis usw. haben ihm entsprechend zugesetzt. Er hätte quasi ausgetauscht werden müssen, um das Haus zu erhalten. Dann wäre er aber eben auch nicht mehr uas dem 14. Jahrhundert gewesen. Du siehst das Problem. Ich kann schon nachvollziehen, dass man sich nach Zerstörungen aus Krieg und Wiederaufbau und "Moderner Architektur"-Ignoranz nun versucht an das zu klammern, was noch übrig ist. Aber nur mit guten Vorsätzen kann man nicht ungeschehen machen, dass jahrzehntelange Vernachlässigung dieses Gebäudes dazu geführt hat, dass es als Gebäude mit Substanz aus dem 14. Jahrhundert unrettbar geworden ist. Nun ist eben darauf zu hoffen, dass an dieser Stelle ein Neubau errichtet wird, der Abmessungen und Gestalt des Vorgängerbaus möglichst gut aufnimmt, um das Stadtbild hier zu erhalten.

    @ Königsbau
    Ist das jetzt dein ernst? Du "drohst" mir offtopic sozusagen an, dass ich jetzt unbeliebt hier sei, weil ich eine andere Meinung als du oder meinetwegen noch mehr andere Nutzer habe? Das ist doch hier kein Kindergarten, wo man nur mit denen spielt, deren Nasenspitze einem gefällt. In solch einem Forum würde ich mich auch nicht beteiligen wollen. Indes habe ich bisher nicht das Gefühl, dass ich hier unerwünscht bin, nur weil ich nicht deine Signatur unter meinen Posts habe. Nun bitte zurück zum Thema!

  • Also wenn ich höre, dass ein mittelalterliche Dachstuhl angeblich nicht mehr zu erhalten ist, dann möchte ich mal auf das Zwickauer Kornhaus verweisen. Einfach mal googeln oder hier durchklicken. Wie gesagt, mir scheints, ihr da unten wisst nicht mehr was wirkliche Ruinen sind. Man kann alles erhalten. Und ein nur zur Hälfte erhaltener Dachstuhl aus dem Mittelalter ist immer noch besser als ein komplett vernichteter.

  • Das Zwickauer Kornhaus ist ein historischer Solitär und ein sehr charakteristisches Gebäude. Das wurde mit Sicherheit nicht nur wegen eines sehr alten Dachstuhls erhalten!
    Was an diesem Haus in DON aber war so besonders? Was nur? Einfach nur alte Balken reichen mir einfach nicht, um mein Herzblut für ein Gebäude zu vergießen.
    Letztlich fiel die Entscheidung für den Abriß bei diesem Haus in DON bereits vor langer Zeit, als man nämlich den sukzessiven Verfall zuließ, bis schließlich nur noch mit lächerlichem Millionenaufwand einzelne Fragmente erhaltbar gewesen wären - wozu auch immer.