Hier kommt nun die versprochene Fortsetzung meines Rundgangs durch das Viertel. Diesmal liegt der Schwerpunkt auf dem nördlichen Teil des Ostertors, also v.a. auf den Gebieten zwischen Contrescarpe und der Haupteisenbahnlinie, die den Stadtteil von Schwachhausen trennt.
Dieser Bereich ist weit weniger idyllisch als der Rest des Ostertors, da er von Verkehrsachsen durchschnitten ist. Ein besonderes Licht soll auf die unrühmliche Abrisspolitik der späten 60er / frühen 70er Jahre mit der weitgehenden Zerstörung des Rembertiviertels mitsamt „Dobbendurchbruch“ geworfen werden, da die Narben dieser Abrisspolitik (und die gottseidank durch beherzte Bewohner verhinderte Fortsetzung derselben durch den Rest des Ostertors in Form der sogenannten Mozarttrasse) prägend für diesen Bereich sind.
Los geht es zunächst am Dobben, dem Endpunkt meines letzten Fotobeitrags. Diese Straße trennt das (aus rein politischen, keinesfalls stadtgeografischen Gründen) zum Bezirk Mitte gehörende Ostertor von der eigentlichen östlichen Vorstadt. Sie wurde in den 1860er und 1870er Jahren mit sehr großen repräsentativen Häusern, die die klassischen Dimensionen des Bremer Hauses eigentlich sprengen, bebaut. Von der Kreuzung Humboldtstraße/Am Dobben (Endpunkt der letzten Fotostrecke) gehe ich letzteren zunächst Richtung Hbf mit einigen Impressionen.
Vom Dobben gehen beiderseits sehr ansehnliche Straßen ab, hier die Kreftingstraße:
hier die Bohnenstraße:
hier die Reste der Sonnenstraße:
Am Ende des Dobbens ergibt zeigt sich dieses „Entree“ in selbigen rechterhand. Links sieht man den Straßenzug „Außer der Schleifmühle“ und im Hintergrund auch schon
dieses für Bremen einmalige in reinem Jugendstil gebaute große Mietshaus. Sonst wird der Jugendstil hier meist lediglich zitiert, d.h. es wurden auch zu den eigentlichen Hochzeiten dieses Baustils um die Jahrhundertwende meist nur einzelne Elemente des Jugendstils -wie z.B. florale Muster- tatsächlich verwendet, während die zugrundeliegende Architektur letztlich als spät- oder nachhistoristisch (?) bezeichnet werden müsste.
Ich verlasse nun für wenige Fotos das Ostertor und gehe Richtung Innenstadt in die Untiefen der Bahnhofsvorstadt, größtenteils Nachkriegswüste:
Aber auch hier findet man fast surreale Reste der Altbebauung:
Ein Blick in den Fedelhören mit diesem typischen Bremer Jugendstilgeschäftshaus aus der Zeit um die Jahrhundertwende:
Direkt an den Wallanlagen liegt nun dieses bereits mal erwähnte Haus des Reichs, zur Geschichte habe ich einfach mal die Infotafel fotografiert. Wie gesagt auch von innen (Paternosteraufzüge etc.) ein Erlebnis.
Etwas weiter an der Contrescarpe hier ein weiteres schlechtes Foto eines der wenigen einigermaßen gelungenen Beispiele neuer klassischer Architektur in Bremen, gebaut ca. 2007. Etwas blutet mir das Herz bei seiner Ansicht, da hierfür ein Haus aus der unmittelbaren Nachkriegszeit von 1947 weichen musste...
Wieder zurück im Ostertor folgt nun ein Blick auf die ehemalige amerikanische Botschaft aus den Fünfzigern - mittlerweile unter Denkmalschutz stehend. Im hier üblichen Reflex könnte man diese Tatsache natürlich ins Lächerliche ziehen oder beweinen, ich finde durchaus, dass solche Gebäude eine Bereicherung für die Stadt darstellen können. Das wirkliche Grauen lauert (nur andeutungsweise links im Hintergrund zu erkennen) im geschätzt vor 10-12 Jahren erstellten Erweiterungsbau nach Umzug der Bremer Lagerhausgesellschaft (Hafenbetreiber) in diesen Komplex. Einfallslose, schon jetzt dramatisch ergraute und/oder von Algenbefall verdunkelte Schrottfassade.
Die Teile Rembertiviertel und den Bereich um die Kohlhökerstraße werde ich in einem neuen Beitrag demnächst verbessert aufarbeiten.