Stuttgart - Historische Architektur (Galerie)

  • Dafür hatte ich Gelegenheit, die gesamte Fotostrecke zu sehen. Da ist Heimdall tatsächlich etwas entgangen . . .

    Wie ich bereits o. bemerkte, hat ( und vor allem hatte ) Stuttgart offensichtlich eine größere Anzahl gefälligster Historismus - Bauten zu bieten.
    Neben Repräsentationsbauten, wie etwa der unverständlicher Weise abgerissenen Landesbibliothek, gab es da eine ganze Reihe kleiner und größerer "Schmäckerchen".
    Originell - trutzig : die Heilandskirche , malerisch im See : die Johanneskirche ( wann bekommt sie ihren Turmhelm wieder ? ).

    Beeindruckend solide : die typischen Geschäftshäuser aus der Gründerzeit, Friedrichs- und Wilhelmsbau.
    Selbst Reklameaufschriften aus späterer Zeit, an den Fassaden, empfinde ich als nicht sonderlich störend. Irgendwie gehören diese dazu.

    Damit meine ich aber nicht die Bekrönung des Dachreiters auf dem Friedrichsbau . . .

  • Auch in Stuttgart gibt es noch ein kleines Stück Altstadt. Allerdings stammt dieses gesamte Quartier erst aus dem Jahr 1906-1909. Es wurde im Rahmen einer Altstadtsanierung unter Karl Hengerer erbaut. Hier wurde ein idealisiertes Stück Altstadt neu geschaffen, vielleicht ähnlich wie jetzt in Frankfurt. Dieses Quartier mit seinen pittoresken Häusern hat speziell im Sommer durchaus südländisches Flair. Rund um den Hans-im-Glück-Brunnen finden sich speziell abends und an den Wochenenden viele Leute ein, da es hier auch viele Kneipen und Restaurants gibt.

    In dubio pro reko

  • Erstaunlich diese überaus menschliche, gefällige, unspektakuläre Architektur.
    Noch erstaunlicher, dass solch ein ansehnliches Refugium um den "Hans im Glück Brunnen" die Zerstörungen überdauerte.
    Eine Traditionsinsel - ohne Zweifel.
    Für die Ausführung des Brunnen - Gitterwerks hat sich dessen Schöpfer sicher an einem ganz ähnlichen, im schlesischen Neiße
    ( poln. "Nyssa" ) orientiert.

    Gefällig die zahlreichen, unterschiedlich gestalteten Fensterläden an einigen Bauten.
    Was hat es mit dem Turm hinter der "Weinstube Kachelofen" auf sich ?

    Nach meinem jetzigen Kenntnisstand wurden in deutschen Innenstädten derartige Quartiere, in dieser Form, nur wenig geplant und realisiert.

    Zeitgenössische, unpassende Straßenlaternen im Quartier sagen mir nicht zu.

  • Ihr habt ja noch richtige Hortenkacheln in Stuttgart.
    Der alte Mendelsohn-Bau des Kaufhaus Schocken wäre mir allerdings lieber, als das Eiermann-H der von Kaufhof übernommenen Horten-Gruppe.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Das Viertel um den Hans-im-Glück-Brunnen ist wahrhaft etwas Besonderes in Stuttgart und entschädigt ein wenig für den Verlust der gesamten originalen Altstadt. Es demonstriert, wie mit einfachsten Mitteln eine gediegene Altstadt-Anmutung erreicht werden kann, selbst ohne Ornamentik, allein mit geschickter Proportionierung und wenigen altstadttypischen Applikationen wie Fensterläden. Aber die Architekten zu Beginn des 20.Jh.s lernten das eben noch und brachten die kreativste Epoche der deutschen Baugeschichte zuwege.

    Leider wurde auch an diesem Viertel in den Nachkriegsjahrzehnten aus purer Ignoranz herummodernisiert, Fensterläden beseitigt und Einheitsfenster eingebaut. Erst in den späten achtziger Jahren nahm sich die Denkmal- und Stadtbildpflege dieses Viertels an und erstellte einen Katalog notwendiger Restaurierungsmaßnahmen. Allerdings wurde davon nicht viel in die Tat umgesetzt, die Hauseigentümer wurden nicht in die Pflicht genommen, und inzwischen ist dieser Impuls wieder eingeschlafen. Aber es ist nichts verloren, auch hier kann eine neue Generation kulturbewusster Bürger anpacken.

  • Beinahe wäre das Neue Schloss beseitigt worden. Namhafte Architekten wie Richard Döcker sprachen sich damals für den Abriss aus. :augenrollen:

    Mit nur einer Stimme Mehrheit beschloss dann der Landtag 1957 den Wiederaufbau des Schlosses, das heute für alle Stuttgarter ein unverzichtbares, geliebtes Wahrzeichen ist. :foto:

    In dubio pro reko

  • Täuscht das aufgrund der Lichtreflexion oder wurden da im Mittelrisaliten des Schlosses allen Ernstes Plastik-Sprossenfenster verbaut? eek:)

  • Der Königsbau ist eines der prägenden Gebäude des Stuttgarter Schlossplatzes. Er bildet den nordwestlichen Abschluss des Platzes und beherbergt vor allem Geschäfte und Cafés. Seit April 2006 schließen sich auf der Rückseite des Königsbaus die Königsbau-Passagen, ein 45.000 Quadratmeter umfassendes Einzelhandels- und Geschäftsgebäude, an.

    Der Königsbau wurde zwischen 1856 und 1860 im Auftrag von König Wilhelm I. im spätklassizistischen Stil als Geschäfts-, Konzert- und Ballhaus errichtet. Der königliche Hofbaumeister Christian Friedrich von Leins zusammen mit Architekt Johann Michael Knapp bekamen den Bauauftrag. Das monumentale Gebäude sollte einen Gegenpol zum Neuen Schloss bilden und wird geprägt durch eine aus 34 Säulen bestehende Kolonnade, die 135 Meter lang ist.
    Im Zweiten Weltkrieg wurde der Königsbau stark zerstört, 1958/59 wurde er für umgerechnet 4 Millionen Euro (in leicht veränderter Form) wieder aufgebaut. Von 1991 bis 2002 beherbergte der Königsbau die Stuttgarter Börse, die jedoch inzwischen in die Börsenstraße umzog.

    Nach dem Krieg stand vom Königsbau nur noch ein Teil der vorderen Kollonade, das Hauptgebäude war zerstört. Man kann hier also durchaus von einer Rekonstruktion sprechen.

    In dubio pro reko

  • Ja, der wunderbare Königsbau in Stuttgart...
    Hier leider ein bildliches Diminuendo des schönen Eindrucks:


    Bilder: meine


    Bildquelle: Wikipedia, Urheber: "Rosenzweig"

    Augen zu und durch:
    http://www.atp.ag/uploads/tx_usr…gsbauPass25.jpg

    ==>
    Bezüglich des Stuttgarter Schlossplatzes ist auch der sog. Marquardtbau interessant, dessen Nachkriegswiederaufbau mittlerweile Denkmalschutz genießt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Marquardtbau

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Marquardbau :

    mit dem ehm., typischen Hotel des Historismus hatte Stuttgart einen weiteren Solitär aus dieser Bauepoche. Vergleiche zwischen den Vorkriegsfotos und dem heutigen Zustand zeigen allerdings erhebliche, unglückliche Eingriffe beim Wiederaufbau.
    Reduktionen im Eckbereich verwischen den Charakter der Architektur leider fast vollständig.
    Vielleicht sind trotz "Denkmalschutz", der sich hier nicht blockierend erweisen sollte, gewisse Nachbesserungen an der Fassade möglich.
    Der Ansehnlichkeit des Gebäudes selbst wäre dies von Nutzen.

  • Schillerplatz

    Der Schillerplatz ist eine Art Traditionsinsel in der Stuttgarter Innenstadt. Er wurde in seiner heutigen Form zu Ehren Friedrich Schillers angelegt. Umgeben ist er im Südwesten beginnend von der Stiftskirche, dem Fruchtkasten, der Alten Kanzlei und dem Prinzenbau (heute Sitz des Justizministeriums) und dem Alten Schloss.


    Der spätgotische Fruchtkasten mit seinem spitzen Giebel liegt an der Südwestecke des Schillerplatzes gegenüber dem Alten Schloss. In früheren Zeiten diente der Fruchtkasten als Kornspeicher und als Kelter - er war ehemals die Zehntscheune des Chorherrenstifts Stuttgart. Im Jahre 1596 gestaltete der Baumeister Heinrich Schickardt das Steingebäude im Renaissancestil neu. Knapp 360 Jahre später, von 1954 bis 1956, wurde der Fruchtkasten restauriert. Heute befinden sich in dem Steingebäude die Musikinstrumentensammlung des Landesmuseums Württembergs.


    Einen Hauch von Italien bringt der Prinzenbau nach Stuttgart. Früher war das 1605 von Heinrich Schickhardt begonnene und 1715 von Friedrich Nette vollendete Palais unter anderem Wohnsitz der württembergischen Prinzen. Im Jahr 1848 wurde hier Württembergs letzter Monarch König Wilhelm II geboren.

    Im Mittelpunkt des durchweg gepflasterten Platzes steht das Schillerdenkmal, das von dem Dänen Berthel Thorvaldsen erschaffen wurde (1839).Es war das erste Schillerdenkmal Deutschlands überhaupt.


    Alte Kanzlei: Portal mit dem Wappen aus der Zeit Herzog Friedrichs I. (1557-1608)


    Portal mit dem Wappen aus der Zeit Herzog Ulrichs (1487-1550)

    In dubio pro reko

  • Ein sehr schönes neobarockes (selten in Stuttgart) Gebäude von 1891 steht in der Tunzhofer Straße 3/5/7. Die helle Fassade zeigt 4 Pilaster mit korinthischem Kapitell.

    In dubio pro reko

  • Ich möchte an der Stelle die fantastischen Galerien von Volker, Dirk, Palantir u.a. weiter ergänzen. Ganz sicher bin ich allerdings nicht, ob nicht das eine oder andere bereits gezeigt wurde . . . Stuttgart, die Stadt, in der ich geboren wurde, wird m.E. oft unterschätzt. Es ist unbedingt eine Reise wert! Vor allem, wenn man auch das Umfeld mit einbezieht (Esslingen, Ludwigsburger Schloss etc.!).


    Hier nun weitere historische Gebäude aus Stuttgart:


    Die Technische Oberschule in Stuttgart, Hohenheimer Straße 12


    Quelle: Wikimedia, Bild von Aspiriniks

    Zwei interessante, historische Krankenhäuser:

    1. Marienhospital in Stuttgart Süd, erbaut 1894 von Robert von Reinhardt. Leider ist der Neubau doch sehr dominant . . .
    Quelle: Wikimedia, Bild von Christine Unrath


    2. Das Furtbachkrankenhaus, ebenfalls in Stuttgart Süd, errichtet 1905


    Am recht sehenswerten Marienplatz, der sogenannte Kaiserbau

    Quelle: Wikimedia, Bild von Mseses


    Offenbar war der Bau früher etwas ausgeschmückter:

    Gegenüber auch ein schöner Bau, zu dem ich keine weiteren Infos habe

    Ich bitte die Bildqualität zu entschuldigen, da ich es aus der "Zacke" genannten Zahnradbahn gemacht habe, die vom Marienplatz hoch fährt nach Degerloch (kurzer Fußweg zum Fernsehturm) - empfehlenswert für alle Stuttgart-Besucher!  :smile:

    Auch schön: das Robert Bosch Haus in Stuttgart Ost, erbaut 1910/11 von Jakob Früh und Carl Heim für den Namen gebenden Industriellen

    Das Eingangsportal

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Die dekorative Fassade des Kaiserbaus hat in Wirklichkeit nie existiert, es war nur eine Studie. Das Gebäude war immer nur schlicht weiß wie heute. Der gegenüberliegende Bau ist aus dem Jahr 1903 und wurde von Emil und Paul Kärn erbaut.

    Besten Dank für die schönen Bilder aus meiner Heimatstadt, für Gründerzeitliebhaber gibt es dort noch immer viel zu entdecken.

    In dubio pro reko

  • Zur historischen Architektur in Stuttgart muss man unbedingt auch die Anlagen der Wilhelma im Stadtbezirk Bad Cannstatt zählen.


    Der zoologisch-botanische Garten befindet sich in einer Anlage von 1846. Die Architektur und Parkanlage wird seit den 1960er-Jahren für den Zoo ergänzt und überformt.


    Die Wilhelma zeigt auf etwa 30 Hektar rund 9000 Tiere aus aller Welt und ist mit über 1000 Arten der zweitartenreichste Zoo Deutschlands nach dem Zoologischen Garten in Berlin. Außerdem präsentiert sie etwa 6000 Pflanzenarten aus allen Klimazonen der Erde. Im Jahre 1829 wurden auf dem Gelände der heutigen Wilhelma Mineralquellen gefunden.


    Der damalige König von Württemberg, Wilhelm I., wollte dann ein„Badhaus“ im Schlosspark als ein Nebengebäude errichten lassen. Schließlich ließ er das „Badhaus“ im maurischen Stil erbauen, der zu jener Zeit in Mode war . . . einige Teile wurden im 2. Weltkrieg zerstört, jedoch ist die Anlage im Wesentlichen erhalten . . .


    Ansicht der Wilhelma von 1855
    Kassenpavillon mit Terrakottawand

    Maurisches Landhaus
    Quelle: Wikimedia, Bild von Quartl


     Quelle: Wikimedia, Bild von Gerd Leibrock


    Glaskuppel

    Pavillons

    Damaszenerhalle im Winter

    Wilhelma-Theater

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • So, jetzt wird es ein bisschen morbide :wink: Gleich vor den Toren der Stadt liegt Rotenberg (früher auch „Rothenberg“). Jahrhunderte prägte die wehrhafte "Burg Wirtemberg", die Stammburg der Württemberger, das Bild zwischen der freien Reichsstadt Esslingen und der Residenzstadt Stuttgart, ehe sie im Jahre 1819 auf Beschluss des damaligen Königs Wilhelm I. vollständig abgetragen wurde. An ihrer Stelle ließ er ein prachtvolles Mausoleum, die Grabkapelle auf dem Württemberg, für seine früh verstorbene zweite Frau, die Zarentochter Katharina Pawlowna erbauen.


    Die ehemalige Burg Wirtemberg

    Die heutige Grabkapelle
    Quelle: Wikimedia, Bild von Bgabel

     Quelle: Wikimedia, Bild von Jochen Jansen



    Die Verbindung zwischen dem König und der Zarentochter war eine echte Liebesgeschichte. Inschrift am Giebel:


     Quelle: Wikimedia, Bild von MarkGGN


     Quelle: Wikimedia, Bild von MarkGGN


    Innen


    Quelle: Wikimedia, Bild von Bgabel


    Ausblick in Richtung Stuttgart, Rechts das Werksgelände von Daimler . . .

    Quelle: Wikimedia, Bild von Katrin Perl


     Quelle: Wikimedia, Bild von Pit0711

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Weiter geht´s mit der Grabkultur :rolleyes:


    Der Pragfriedhof in Stuttgart Nord ist die 3-größte Begräbnisstätte in Stuttgart. Die inzwischen etwa 20 Hektar große und an einem Hang liegende Anlage wird durch eine Haupt- und eine Querallee gegliedert, die den Blick auf die Feierhalle, das einzige Krematorium Stuttgarts, zulassen. Dieses Jugendstilbauwerk wurde nach den Plänen des Architekten Wilhelm Scholter, 1905 - 1907 errichtet.




    Nahebei befindet sich die [align=-webkit-center]Russisch-orthodoxe Kirche
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    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • So, nun aber wieder hin zu den Lebenden :wink:


    Die Villa Reitzenstein in Stuttgart ist der Amtssitz des Staatsministeriums von Baden-Württemberg und des amtierenden Ministerpräsidenten. Sie befindet sich im Stadtbezirk Stuttgart Ost und liegt auf halber Höhe südöstlich über dem Stuttgarter Talkessel. Die Villa Reitzenstein wurde zwischen 1910 und 1913 für Baronin Helene von Reitzenstein erbaut. Die Architekten der Villa waren Hugo Schlösser und Johann Weirether.


    Südseite

    Nordseite, Ehrenhof

    Zufahrt, Tor

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"