Zwang zur Innovation verschandelt unsere Städte

  • Prof. Wolfgang Sonne vom Dortmunder Institut für Stadtbaukunst hat gestern einen interessanten Artikel über die Moderne Architektur veröffentlicht:

    Moderne Architektur: Zwang zur Innovation verschandelt unsere Städte - Nachrichten Debatte - Kommentare - WELT ONLINE

    Einige kurze Zitate aus diesem Artikel:

    "Historische Orte ziehen uns an, weil sie ein harmonisches Ganzes bilden. Heute wollen Architekten vor allem "innovativ" sein. So entstehen modische Hingucker – aber keine schönen Städte"

    "Vergessen wir das Totschlagargument der notwendigen Innovation und der Zeitgenossenschaft: Was heute architektonisch gut, schön und richtig sei, lässt sich nicht durch Geschichtsbilder herleiten. Was wir stattdessen aber diskutieren können, folgt dem Paradigma der Qualität: Was ist architektonisch gut an diesem Ort, sogar: Was macht dieses städtebauliche Ensemble schön?"

    Und reden wir uns nicht damit heraus, dass wir für bestimmte architektonische und handwerkliche Qualitäten heute gar nicht mehr das Können hätten. Was sagen wir denn einem Kind, wenn es behauptet, es könne die Hausaufgaben nicht? Wir sagen ihm, dann solle es das eben lernen!

    Es ist egal, ob eine steinerne Fassade "traditionell" ist oder eine Blechfassade "innovativ". Entscheidend ist die Frage: Ist es schön, an ihr vorbeizuspazieren?"

    Das hört sich doch sehr gut an. Interessant wäre es allerdings zu erfahren, welche Konsequenzen er konkret aus diesen Erkenntnissen zieht und was er denn konkret für "schön" hält. Wir haben ja beispielsweise im Rahmen der Planungen zur "Altstadt"-Reko in Frankfurt die Erfahrung machen können, dass die Vorstellungen zu "angepassten" und "sich einfügenden" Neubauten sehr von unseren abweichen können. Hat jemand genauere Kenntnis über Prof Sonnes konkrete Vorlieben?

  • Wow! Danke für den Artikel, das ist Gold wert.

    "Zwang zur Innovation verschandelt unsere Städte", besser kann man es nicht formulieren!

    Nochmals vielen Dank :smile:

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Die Hummerbuden in Helgoland sind ein gutes Beispiel. Die sind erst nach dem Krieg entstanden aber geben Identität. Kleinteiligkeit und farbliche Variation sowie ein ortstypisches Erscheinungsbild. Aufwendig gestaltet? Nein.

    Ich finde es immer wieder faszinierend sich Luftbilder vom historischen Danzig anzusehen. Hohe kleinteilige Bebauung. Oder das Konzept des "Bremer Hauses". Oder das Konzept der Gartenstadt. Es gibt doch wohnliche Vorschläge ohne die Kälte der Beliebigkeit. Man bräuchte eine Art 12 Ton Musik des Bauens. Also klare Regeln der Gestaltung aber Freiheit innerhalb dieses Rahmens. Auch die Altstädte sind ja so entstanden, aus Kleinteiligkeit und Repräsentationswut der Bürger.

    Prof. Sonne beachtet hier nicht wie eigentlich die Genese eines gelungenen Ensembles vonstatten geht.

  • Dieser Artikel bezüglich der Diskussionen zum Anbau für das Wittenberger Melanchthonhaus passt ganz gut unter das Thema des zwanghaften Neuerfindens und dem damit verbundenen Geltungsanspruch sowohl der Armseligkeit als auch der Exzentrik im Städtebau.

    Zitat

    Es ist angemessen, ja sogar notwendig, zeitgemäße Architektur in ein altes Stadtbild einzufügen, auf diesen Nenner kann die Podiumsdiskussion des ersten Werkstattgespräches gebracht werden.


    Zitat

    „Wir müssen das Recht haben, künftigen Generationen zu zeigen, dass es uns auch gegeben hat“, erklärte Professor Joachim Deckert, der den Neubau in der Collegienstraße 67 plant.

    Zitat

    Eine im Verlauf der Jahrhunderte gewachsene Stadt beziehe aus Brüchen ihre Daseinsberechtigung. Wer ohne Sinn beim Bauen historisiere, baue letztlich falsche Wahrheiten.

    Zitat

    Die besten Mittel, um Qualität zu sichern, seien Architekten-Wettbewerbe und Gestaltungsbeiräte.

    Man lese selbst:
    Neues Bauen in der alten Stadt |

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Äußerst interessant, danke Palantir.


    An Joachim Deckert dürften sich einige hier ja noch erinnern. Das ist der Herr, welcher jüngst für sein eigenes Domizil in der Erfurter Pergamentergasse von der Architektenschaft geehrt wurde. Erfurt

    Außerdem ist der Herr Professor für Entwerfen, Gestaltungslehre und Darstellungslehre an der Fachhoschule Erfurt.


    So wie sich die Meinungen in dem verlinkten Artikel darstellen sehe ich in naher Zukunft noch einiges auf Wittenberg zu kommen. Da wurde ja wirklich jedes dummdoofe Stammtischargument in den Raum geworfen, das greifbar schien.


    Allein Sätze wie dieser

    Zitat

    "Das Fortschreiben von Geschichte kann eigene Akzente setzen, unter anderem auch als wirkungsvoller Kontrast"

    Anscheinend vergessen die Herren wo sie sind. Wittenberg ist Weltkulturerbe. Also offensichtlich etwas Besonderes, das es für die Nachwelt unbedingt zu erhalten gilt. Diese Erkenntnis ist geschichtlich neu und wird durch ein simples "Show must go on" denken konterkariert. Konsequent weiter gedacht könnte so jedes Gebäude der Altstadt fallen sofern es nicht einem besonderen Schutz unterliegt. Wo wäre dann der unterschied zu anderen Städten? Mit dem Welterbe hausieren gehen und daraus keine Konsequenzen für den Städtebau zu ziehen, der sich von anderen Städten unterscheiden muss in dem er tunlichst auf die Bewahrung des Charakters setzt auf dem dieses Erbe überhaupt basiert, ist heuchlerisch.


    Das Problem ist ja auch, dass man die Geschichte nicht fort, sondern neu schreibt. Die Häuser bauten aufeinander auf, Barockgebäude auf gotische Keller gesetzt und und und. Heute wird notiert anschließend rücken die Bagger an, planieren das Grundstück und bauen als habe dort vorhr nie etwas gestanden. Was hat das mit fortschreiben zu tun?

    Beispiel Anbau Melanchtonhaus

    Zitat

    Zum Weinen geht jetzt keiner mehr in den Keller. Die Gewölbe aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit liegen eingeebnet unter dem Betonboden des untergeschosslosen Neubaus, nur der Keller aus Raseneisenstein wurde, wie berichtet eine Auflage der Denkmalpflege, so ummantelt, dass man ihn noch mal finden könnte, wenn dereinst auch der Neubau wieder zurückgebaut wird. Aber wer wollte heute daran denken!

    Wittenberg: Erffnung im August, wetten? -


    mz-web.de

    Ähnlich verhält es sich doch beim Neubau dieses schaurigen Arsenal EKZs. Nur der überregionalen Bedeutung einiger Keller ist deren Erhalt zu verdanken, ansonsten hätte kein Hahn in der Welterbestadt danach gekräht. Von den abgerissenen Gebäuden ganz zu schweigen. Mit Ehrung kommt auch Verantwortung. Davon ist angesichts solcher Ansichten in Wittenberg null zu spüren.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia (26. September 2012 um 13:38) aus folgendem Grund: Adressaten der Danksagung von bilderbuch in Palantir geändert.

  • In einem Beitrag des ZDF über die Lutherstadt Wittenberg ist für einen kurzen moment auch das Melanchtonhaus samt Neubau im Bild. Die Verklinkerung schaut deutlich dunkler und auch besser aus als auf den Visualierungen oder dem ebenfalls kurz gezeigtem Bauschild.
    Startseite - ZDF Mediathek

  • Der Strang hier gehört aus seinem Dornröschenschlaf geholt. Das Problem ist schon länger erkannt, aber immer noch sehr relevant. Wir hatten erst kürzlich im Forum das Thema japanischer Baukultur, das mich sehr fasziniert hat. Deshalb habe ich mich umgesehen und u.a. eine Arte Doku "Tokio - Die Stadtkultur von morgen" entdeckt. Die Doku ist wirklich viel wert, nicht nur wegen ihres (in meinen Augen dystopischen) Anspruchs, die Baukultur der Zukunft erahnen lassen zu wollen aus der Übertragung aus den heutigen Zuständen in Tokio.

    Vorgestellt werden einige wichtige japanische Architekten, die einige ihrer Werke vorstellen dürfen. Viel wichtiger erscheint mir jedoch, dass Tokio hier anschaulich zeigt, was es bedeutet, wenn man sämtlich Althergebrachtes ständig verwirft und innovieren muss. In Japan gelten Häuser als Gebrauchsgegenstände, wie eine Waschmaschine, die nach einigen Jahrzehnten wertlos wird. Danach muss was neues her. Das Ergebnis ist der Traum wohl vieler Architekten von heute, und wird erstaunlicherweise als "menschenorientierte" Stadträume beschrieben, was Wir Uns hier ja auch auf die Fahnen schreiben. Hat die Moderne dort etwa durch ständige Innovation geschafft, was in Europa nicht gelingen will? Bildet Euer Urteil.

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  • Hat die Moderne dort etwa durch ständige Innovation geschafft, was in Europa nicht gelingen will?

    Was haben sie denn geschafft? Was drücken solche Stadtbilder aus? Außer Konsum, Wegwerfkultur und schnellen Reizen?

    Zudem muss man sehen, dass Japan eine ganz andere Bevölkerungsstruktur hat. Traditionen können dort wohl offenbar noch trotz einer modernistisch-gesichtslosen Stadtästhetik weiter gegeben werden. Die Verwurzelung liegt offenbar an anderer Stelle. Noch.

  • Was drücken solche Stadtbilder aus?

    Ich finde man merkt vor allem wie isoliert alles wird. Die Moderne hat ja grundsätzlich einen Hang nach Innen ausgerichtet zu sein und von Innen her zu denken. Das mag in Japan kulturell natürlich gut auch passen, aber es führt eben auch dazu, dass überhaupt kein Eindruck entstehen kann, wie ich ihn in Europa so schätze, nämlich dieses zusammenhängende Gefühl. Dass da ein Bauherr sich die Umgebung anschaut und dann etwas dazu einpasst, das stimmig wirkt und im Idealfall nochmal eine Verbesserung für alle bringt im Stadtbild.

  • Ein weiterer, von Dir nur angeschnittener Aspekt ist, dass es nicht nur das "zusammenhängende Gefühl" ist, das europäische Städte so attraktiv macht, sondern auch die Offenheit nach außen, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ich durch eine Nachkriegssiedlung gehe, dann geht es optisch um Abschottung, kleine Fenster, überall Sichtschutz, Pergolen, Gardinen, immergrüne Bäume etc. - man sieht kaum Menschen, außer mal hinter meist hohen Hecken oder Zäunen.

    Wenn ich durch Bremens Gründerzeitstraßen gehe, kann ich in die herrlichen Häuser durch große Fenster hineinschauen, sehe Menschen, die in den Souterrainküchen kochen, sehe (im Sommer) die Leute vor ihren Häusern sitzen und schnacken. Es geht nicht um Voyeurismus, ich starre da nicht rein. Macht hier keiner, man ignoriert sich freundlich, aber man wohnt eben im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Es gibt kaum Gardinen, das hat eine Freundin aus Hessen von uns schon vor Jahren mal zu der Frage veranlasst, ob denn all die Häuser leerstehen? Das zeigte mir den gravierenden Unterschied zwischen einem von Nachkriegssiedlungen überwucherten hessischen Dorf und einem städtischen Gründerzeitviertel - mir war das vorher nie als besonders aufgefallen, aber es stimmt, hier gibt es kaum Gardinen (außer in Schlafräumen) und oft keine Zäune zwischen den ohnehin lächerlich kleinen Gärten.

    Ich bin sicher, dass so etwas das Sicherheits- und Gemeinsamkeitsgefühl viel mehr stärkt als hohe Zäune und Abschottung. "Ich finde, man merkt vor allem wie isoliert alles wird." So ist es. Die Moderne sorgt für Entfremdung, für Einigeln, für die Wahrnehmung einer gefährlichen Außenwelt, vor der man sich schützen muss.

    Witzig vor allem vor dem Hintergrund, dass von ihren Protagonisten immer "Offenheit" und "Transparenz" gesungen wird. Unsere Häuser hier sind im wahrsten Sinne transparent. Ich kann von meinem Esszimmer durch das Haus meines Nachbarn hindurch auf die nächste Straße sehen.

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    Ich bin sicher, dass so etwas das Sicherheits- und Gemeinsamkeitsgefühl viel mehr stärkt als hohe Zäune und Abschottung. "Ich finde, man merkt vor allem wie isoliert alles wird." So ist es. Die Moderne sorgt für Entfremdung, für Einigeln, für die Wahrnehmung einer gefährlichen Außenwelt, vor der man sich schützen muss.

    Die ständige Zunahme von Einbrüchen und Raubstraftaten zwingt zu solchen Maßnahmen. Die Bevölkerung wird unzureichend geschützt und mehr und mehr wehrlos gemacht.

  • Stimmt doch gar nicht, mal wieder:

    Polizeilich erfasste Fälle von Wohnungseinbruchdiebstahl bis 2021 | Statista
    Die Statistik zeigt die Anzahl der polizeilich erfassten Fälle von Wohnungseinbruchdiebstahl in Deutschland in den Jahren von 2001 bis 2021.
    de.statista.com

    2021 das Jahr mit den wenigsten Einbruchstraftaten seit der Jahrtausendwende. Einmal prüfen, bevor man Quatsch erzählt.

    Außerdem: In einem dichten Gebiet, in dem die Menschen einander in die Wohnungen schauen können, ist man sicherer, als wenn alle sich abschotten. Die großen Einbruchswellen laufen immer in Nachkriegs-EFH-Gebieten ab, professionelle Diebe fahren mit dem Wagen vor, spotten die Häuser mit den geringsten Sicherungsmaßnahmen und können - völlig uneinsehbar hinter hohen Hecken und Zäunen ganz in Ruhe einbrechen. So ist das meinen Eltern schon zweimal passiert, einmal Ende der 80er und einmal Mitte der 90er. Jetzt haben sie eine Alarmanlage, abschließbare Fenster und Rolläden im Erdgeschoss. Ich habe nichts davon. Man kann unsere alte Haustür wahrscheinlich mit einer Kreditkarte öffnen.

    Bei uns ist auch schonmal was gestohlen worden, aber das war, weil die Haustür mal wieder 5 Stunden offenstand und meine Frau sich mit irgendeiner Nachbarin 8 Häuser weiter festgeschnackt hatte, während die Kinder, derentwegen die Tür offengeblieben war, sich zu Freunden ins Haus verzogen hatten.

    Sonst passiert in diesen Straßen nichts. Weil es sich nicht lohnt, viel zu hohe Risiken für professionelle Banden im Vergleich zu Einfamilienhausgebieten in der Vorstadt. Die Paranoia kommt mit der Grundstücksgröße und dem Abstand zum Nachbarn. In logischer letzter Konsequenz hat man irgendwann 3 m hohe Zäune ums Grundstück und eine Alarmanlage wie eine Sparkassenfiliale. Ob man da glücklicher wird?

  • Das sind die von der Polizei erfassten Fälle. Wenn zum dritten Mal im Keller eingebrochen wurde, meldest Du es irgendwann nicht mehr der Polizei. Mit anderen Worten: Die Dunkelziffer ist extrem hoch.

    ...

  • Laut WELT ist die Dunkelziffer bei diesen Delikten besonders gering, was stimmt denn nun?

    Wohnungseinbruch ist ein besonders genau erfasstes Delikt, weil es fast immer angezeigt wird. Nicht zuletzt, damit Opfer durch ihre Versicherung entschädigt werden können.Die polizeilich gezählte Anzahl der Einbrüche ist daher belastbar, die Dunkelziffer vernachlässigbar gering. In anderen Kriminalitätsfeldern, in denen nicht jede Straftat zur Anzeige gebracht wird, ist das nicht der Fall.

  • Das sind die von der Polizei erfassten Fälle. Wenn zum dritten Mal im Keller eingebrochen wurde, meldest Du es irgendwann nicht mehr der Polizei. Mit anderen Worten: Die Dunkelziffer ist extrem hoch.

    Ziemlich schwache Erklärung dafür, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche seit 2015 um 60% zurückgegangen ist. Thema Plausibilität. Ich kenne keinen Deutschen, der einen Einbruch nicht melden würde. Ich bin selbst nicht gerade der Melder, viele Dinge, die wir sicherlich irgendwie bei einer Versicherung melden könnten, lassen wir laufen und gut sein. Aber den Diebstahl habe ich selbstverständlich gemeldet, bei Versicherung und Polizei.

    Kurzum: Vollkommen unplausible Erklärung für den massiven Rückgang an Einbrüchen.

    Die logischste Erklärung selbst bei wie gesagt unwahrscheinlich hoher Dunkelziffer für den Rückgang ist ganz offenkundig: Es wurde weniger eingebrochen. Warum sollte die Dunkelziffer nicht nur hoch sein, sondern auch noch steigen? Es gibt für beides exakt NULL Hinweise. Bitte diese Diskussion nicht fortführen, da sie exemplarisch die Sinnlosigkeit einer Onlinediskussion zeigt. Wenn eine solche Statistik nicht mehr geglaubt wird, ist keine faktenbasierte Diskussion mehr möglich. Die Schwurbelstufe des Gesprächs können wir direkt überspringen. Sie macht mich müde.

  • Ziemlich schwache Erklärung dafür, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche seit 2015 um 60% zurückgegangen ist. Thema Plausibilität. Ich kenne keinen Deutschen, der einen Einbruch nicht melden würde. Ich bin selbst nicht gerade der Melder, viele Dinge, die wir sicherlich irgendwie bei einer Versicherung melden könnten, lassen wir laufen und gut sein. Aber den Diebstahl habe ich selbstverständlich gemeldet, bei Versicherung und Polizei.

    Kurzum: Vollkommen unplausible Erklärung für den massiven Rückgang an Einbrüchen.

    Die logischste Erklärung selbst bei wie gesagt unwahrscheinlich hoher Dunkelziffer für den Rückgang ist ganz offenkundig: Es wurde weniger eingebrochen. Warum sollte die Dunkelziffer nicht nur hoch sein, sondern auch noch steigen? Es gibt für beides exakt NULL Hinweise. Bitte diese Diskussion nicht fortführen, da sie exemplarisch die Sinnlosigkeit einer Onlinediskussion zeigt. Wenn eine solche Statistik nicht mehr geglaubt wird, ist keine faktenbasierte Diskussion mehr möglich. Die Schwurbelstufe des Gesprächs können wir direkt überspringen. Sie macht mich müde.

    Hier werden nahezu täglich Handtaschendiebstähle und Einbrüche in Keller oder Gartenlauben bekannt. Von Verkehrsunfällen wird aber z.B. ein Teil des Polizeiberichts nicht veröffentlicht. Die Politik ist nicht an einem Anstieg interessiert, also scheint die Statistik unglaubhaft. Dass mit enormen Kostenaufwand moderne Sicherungsmaßnahmen reduzierend wirken, ist klar. Dafür legt sich die Kriminalität stark auf Telefonbetrug durch angeblich in Not geratene Verwandte. Nicht gerade vertrauensfördernd.

  • Jaja, das weißt Du besser als das Statistische Bundesamt weil ein Kumpel, der bei der Polizei ist, das auf Facebook gesagt hat und die Nachbarin neulich von ihrer Freundin schon wieder so eine "Geschichte" gehört hat. Darfste alles nicht mehr sagen heute. Fast wie in der DDR, so von wegen Aktuelle Kamera und Schlafschafe und so. Seufz.

    Schema: Person 1 behauptet etwas, das nachprüfbar Quatsch ist. Person 2 widerlegt es mit einer Statistik und Quellenangabe. Person 3 behauptet die Quelle stimmt nicht, weil -geraunt- "Dunkelziffer" - merkste selber, ne? Person 4 widerlegt Dunkelziffer-Gerücht mit weiterer Quelle. Person 1 springt Person 3 bei und wiederholt evidenzfreie Anekdote mit plötzlich anderem Schwerpunkt (Diebstahl und Verkehrsunfälle statt Einbruch). Repeat ad nauseam. Ich soll jetzt plötzlich über Dunkelziffern bei Verkehrsunfällen recherchieren und eine Handtaschendiebstahlstatistik auffahren, um dann wieder „stimmt nicht“ zu hören?

    Wie gesagt: Diskussion witz- und sinnlos.

  • Nein, sondern zum Nachdenken! Wenn die Bundespolitik eines von der DDR übernommen hat, so sind das Manipulationen und Verfälschungen. Gerade seit 2015 sollen die Einbrüche rückläufig sein. Das ist so unglaubhaft, dass sich jede Diskussion erübrigt. Und da geht es nicht nur um Großeinbrüche, sondern um Kleinkriminalität.

  • Ziemlich schwache Erklärung dafür, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche seit 2015 um 60% zurückgegangen ist. Thema Plausibilität. Ich kenne keinen Deutschen, der einen Einbruch nicht melden würde....

    Ist nicht Dein Ernst - oder?

    ...