• Zitat

    Pforzheim, Dortmund, Würzburg und Darmstadt nicht auf die gleiche Stufe stellen


    Natürlich nicht, was die Stadt als Ganzes betrifft! natürlich gibt es in Würzburg Kirchen, Paläste und sonste Höhepunkte in großer Zahl. Aber die anonymen Bauten in deren Umfeld sind das Problem, und wurde nicht auf das einstige Stadtbild bzw auf die heutige Umgebung geachtet. Gerade das scheint mir in Zerbst besser gelaufen zu sein.

    Zitat

    gleichwohl möchte ich mich nicht nur daran erinnern, dass da mal etwas war, sondern es eben auch sinnlich erleben. Und hierfür sollte ein restaurierter Schlossflügel und ein rekonstruiertes Rathaus, für das man sicherlich eine geeignete Nutzung finden könnte, sehr dienlich sein.


    Das steht wohl außer Frage! Aber eben dies ist weder da noch dort erfolgt, weshalb dies keinesfalls spezifisch gegen den Wiederaufbau von Zerbst spricht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es gibt offenbar in Zerbst besonders viele dieser dummen und destruktiven Zeitgenossen, die wenig Verständnis für mühsame Wiederaufbauprojekte, dafür umso mehr für Zerstörungswut und Diebstahl haben. :kopfwand:

    Zitat


    4./5. Juli 2014
    Fensterschäden durch Wandalismus
    Erneut wurde das Schloss Ziel von Steinwürfen. Neben eingeworfenen Folienfenstern sind die beiden hochwertigen Fenster in der Eingangshalle, die 2008 nach historischem Vorbild entstanden, besonders betroffen. Dabei gingen nicht nur Scheiben zu Bruch, auch die Holzrahmen wurden durch Steinbrocken erheblich beschädigt.

    Zitat


    31. Juli 2014
    Palmen aus dem Schloss gestohlen
    Skrupellose Diebe haben tagsüber mehrere Palmen aus dem Schloss gestohlen. Sie nutzten scheinbar einen unbeobachteten Moment aus, als ein Wasserschlauch für die Versorgung des Heimatfestes verlegt wurde. Die aus Spenden angeschafften Palmen standen zur Dekoration im Treppenhaus und im Entreesaal in der ersten Etage.

    http://www.schloss-zerbst-ev.de/html/neuigkeiten.htm

  • Die seit Jahren bekannte Problematik der fehlenden und wenn vorhanden, schlecht bezahlten Arbeitsplätze generiert größtenteils die von dir angesproche Zerstörungslust und Langeweile.

  • Sehr wohlwollend. Da braucht es wohl eher einen dritten, vierten und fünften Blick. Was, liebe potentiellen Mitleser aus Zerbst, nicht böse gemeint ist und auch das große Engagement nicht gering schätzen soll. Aber die Stadt sieht aus, als sei der Krieg keine 70 sondern höchstens 15-20 Jahre her. Riesige Freiflächen in der Innenstadt, nahezu alle Kirchen (darunter die ehem. größte Anhalts) der Kernstadt mehr schlecht als recht gesicherte Ruinen, eine verstümmelte Schlossruine und Platten der hässlichsten Sorte am Marktplatz. Ein Bild, dass ich so fast nur aus dem nördlichen Ostpreußen kenne..

  • An der Markt-Westseite (N°14, 16) sollen zwei neue Häuser in eine Baulücke gesetzt werden.

    Grünes Licht für Lückenschluss - Volksstimme

    Die Brachen sind keine Kriegslücken, sondern entstanden durch viel spätere Abrisse: [Markt N°16 1995] und [Markt N°14, 2011].

    Die Lücke ist hier links oben im Bild zu sehen - hoffentlich werden die Neubauten ein bisschen "marktadäquater" als die Zeile gegenüber.

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Bodow', CC BY-SA 4.0 international

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Heimatfotorätsel
    Eine Ruine als Spielplatz
    https://www.volksstimme.de/lokal/zerbst/h…-als-spielplatz

    Zitat:

    Zitat

    Die Zerbster hätten es sich gewünscht, dass das Rathaus nach dem Krieg wieder aufgebaut wird.


    Nun, der Wunsch könnte noch realisiert werden. Die Fläche ist frei. Eine äußere Rekonstruktion bei modernem Inneren könnte ein städtebaulich gebotener, attraktiver Behördenneubau werden. Aber auch die Umwidmung in ein Wohnhaus wäre möglich.

  • Was ich hier auf dem Bild vom Zerbster Zentrum so sehe,hat es starke Ähnlichkeit mit der architektonischen Ödnis von Kaliningrad.
    Muss ja kaum noch was Historisches da sein in Zerbst.

  • Da hilft nur Nachverdichtung und das meines Erachtens unter Nutzung des bestens funktionierenden Leitbautenkonzeptes.
    Braucht neben den entsprechenden Geldmitteln auch den deutlich formulierten politischen Willen. Kürzlich in Dessau hat es nicht geklappt. Magdeburg zeigt auch deutliches Widerstandspotential in Sachen Stadtreparatur, und zu Zerbst fehlen mir leider die Informationen. Das zitierte Kaliningrad wird uns vielleicht noch überraschen. Denke, dass Kaliningrad in Respekt zu den Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges noch in die Bremse tritt und daher jeglichen Anschein einer zu vermutenden Regermanisierung vermeidet. In Deutschland gibt es ja bekanntlich andere weitgehend ideologisch basierte Gründe der Vermeidung der Rückgewinnung verlorener Stadtbilder, die mitnichten deutlich schwächer und substanzloser begründet sind. Aber die Front bröckelt immer mehr und gibt Hoffnung, auch für finanzschwache Orte wie Zerbst.

  • An der Markt-Westseite (N°14, 16) sollen zwei neue Häuser in eine Baulücke gesetzt werden.


    Leider ist das Projekt des Lückenschlusses am Markt vorerst gestorben.

    Verworfen
    Betreutes Wohnen vom Tisch
    https://www.volksstimme.de/lokal/zerbst/v…ohnen-vom-tisch

    Es ist schwierig in einem strukturschwachen Gebiet wie Zerbst. Aber das Projekt einer Rekonstruktion der Rathausfassade halte ich mittelfristig für sehr wichtig für die Erhöhung der innerörtlichen Attraktivität. In Halberstadt hat es ja auch geklappt.

  • @Berkowitz
    Zu Kaliningrad haben wir einen eigenen Strang. Da kannst du sehen, dass sich in den letzten Jahren dort städtebaulich vieles zum Besseren gewandelt hat. Man kann die Städte eigentlich nicht vergleichen. Kaliningrad ist eine bedeutende Großstadt, ein Oberzentrum, und hat daher ganz andere Möglichkeiten der Stadtentwicklung als das kleine Zerbst in einem strukturschwachen, dünnbesiedelten Landstrich.

  • Ein Vorbild für Zerbst könnte Anklam sein. Auch eine schwer zerstörte Stadt, die mit gleichfalls begrenzten finanziellen Mitteln große Schritte bei der Stadtreparatur gemacht hat.

  • Sorry, ich musste Dich jetzt zitieren. Da sprichst Du mir aus der Seele!

    Finde ich gar nicht. Ich finde die Stadt gar nicht so schlecht wiederaufgebaut. Ich mag halt die lockere DDR-Bauweise viel lieber als das in der BRD übliche Festhalten an den alten Strukturen, die durch die neue Bauweise nur pervertiert worden sind. Zerbst hat in meinen Augen auch heute noch etwas. Pforzheim oder Darmstadt sind einfach nur hässlich. Der hier inflationär verwendete Begriff "trostlos" sollte überdacht werden. Warum hat noch niemand gesagt, dass Darmstadt trostlos sei?
    Weil es eben ANDERS aufgebaut wurde. Die angebliche Trostlosigkeit von Zerbst lässt durchschimmern, dass hier einmal etwas anderes war, referiert also auf die einstige Größe. Das ist in Darmstadt oder Pforzheim oder Würzburg nicht mehr der Fall. Diese Städte sehen einfach nur bescheiden aus. In Zerbst blieb ein gewisses Pathos erhalten. Man merkt sofort: dies war ein besonderer Ort.

    Aber den Bildern nach liegt gerade darin eine gewisse expressionistische Qualität. Man merkt, dass hier einmal etwas WAR. Damit wurde die Besonderheit des Ortes immerhin ein wenig gewahrt, und das ist viel, viel mehr als man von den sattsam bekannten BRD-Fußgängerzonen sagen kann. Da ist es egal, ob man in Würzburg oder Nürnberg oder Pforzheim oder Dortmund oder sonst wo ist- sie sehen überall gleich mies aus und lassen keinen Rückschluss auf ein einstiges schönes Stadtbild zu

    Ich suche auch immer das Expressionistische in den zerstörten deutschen Städten. Überwachsene Ruinenviertel wären mir in Westdeutschland viel lieber gewesen, als dieser zügige rücksichtslose Wiederaufbau.. Nicht, dass ich keine Heilung bejahen würde, darum ging denen ja nie, sondern man dieses "Funktionieren", das ich nicht will.

    Beauty matters!