Lübeck - Umbau Buddenbrookhaus

  • Neues zum Buddenbrookhaus

    So, jetzt ist die Katze aus dem Sack: Das Buddenbrookhaus wird umgebaut, und zwar wie geplant unter Teilzerstörung des mittelalterlichen Kellergewölbes.

    Das berichtet heute HL-Live.

    Der Bürgermeister hat gegen den Rat aller Fachleute unterschrieben, und die Bauverwaltung hat gleichzeitig die Baugenehmigung im Schnellverfahren erteilt.

    Aus dem o.g. Artikel ist zusammengefasst folgendes zu erfahren:

    Der Bürgermeister hat alle Belange für und wider den Umbau in der vorliegenen Planung sorgfältig abgewogen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die "öffentlichen Belange" in diesem Fall schwerer wieden als der Denkmalschutz.

    Es wurden aber "größte Anstrengungen unternommen, den Eingriff (in das Gewölbe) zu minimieren".

    Es gab sieben Varianten, die sich aber alle als nicht durchführbar herausstellten, u.a. wegen Brandschutzvorgaben und der Grundstücksverhältnisse im Innenhof.

    Die Treppe zur Erschließung des Kellers ist notwendig, da der Platz für Veranstaltungsraum, Seminarraum Garderobe und Toiletten benötigt wird. Müssten die Räume in den oberen Stockwerken untergebracht werden, würde sich die Ausstellungsfläche von 700 auf 450qm verringern. Zudem wird der (Rest-)Keller durch diese Maßnahme saniert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

    ICOMOS äußert dazu, dass der Welterbestatus durch diese Maßnahme nicht beeinträchtig wird, da diese als "gering" bewertet wird und zudem nicht direkt im Welterbegebiet liegt, sondern in der Pufferzone.

    Durch den Neubau werden sich die Besucherzahlen verdoppeln und daon um die 100 Arbeitsplätze abhängen.

    Es werden vier Gewölbefelder ausgebrochen werden, was nur ein "kleinerer Teil" des gesamten Kellers ist. Der "Eingriff ermöglicht die Sanierung und den Wiederaufbau sowie die Konservierung des Gewölbekellers. Er kann erstmals öffentlich erlebbar gemacht und für nachkommende Generationen bewahrt werden".


    Meine Meinung:

    Das ganze ist eine Katastrophe. Die Entscheidung stand sicher schon seit langer Zeit fest. Der Denkmalpflege, den Ausschüssen und der Bürgerschaft noch das Gefühl zu geben, sie könnten mit ihrer Meinung noch irgendetwas daran ändern, ist einfach ein schlechter Stil.

    Die Argumente des Bürgermeisters laufen komplett ins Leere: Es ist eine reine Vermutung, dass sich die Besucherzahlen nach dem Umbau verdoppeln werden. Und selbst, wenn das in der Anfangsphase so sein sollte, wird das sicher schnell wieder abklingen. Wie lange soll es denn dauern, bis sich die über 33 Millionen, die sicher noch deutlich ansteigen werden, ammortisieren? So viele Leute können gar nicht kommen, dass sich das rechnet.

    Und: Der Rest-Keller soll saniert, in Nutzung genommen und damit für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden - und damit für die Nachwelt erhalten bleiben. Dazu wäre zu sagen: Es hat sich bereits bei anderen mittelalterlichen Gewölbekellern, die jahrhundertelang unbeheizt waren und nur als Lagerfläche genutzt wurden, gezeigt, dass durch Beheizung und höhere Luftfeuchtigkeit durch die Anwesenheit größerer Menschenmengen große Schäden entstehen. An den alten Steinen entstehen durch die stark veränderten Bedingungen Salzausblühungen, die die Steinoberflächen abplatzen lassen - bis hin zu deren vollständiger Zerstörung! In einigen Jahren werden sicher Steine ausgetauscht werden müssen und damit weitere historische Substanz verlorengehen.

    Der Bürgermeister reitet auch auf dem Argument herum, der Keller befände sich "nur" in der Pufferzone und nicht direkt im Welterbegebiet. Das stimmt zwar tatsächlich aber dieser unhaltbare Zustand kam nur Zustande, weil Mitte der 1980er Jahre bei der Beantragung des Welterbestatus ein Mitarbeiter der Stadt das unter Schutz zu stellende Gebiet nur grob und offenbar ziemlich nachlässig auf einen Stadtplan gekritzelt hatte - für genauere Untersuchungen war offenbar keine Zeit. So kommt es, dass Gebiete mit reiner Nachkriegsbebauung im Welterbe liegen, während andere mit historischer Bebauung (wie z.B. die extrem hochkarätige untere Mengstraße als letzter Rest des Gründungsviertels!!!) nur in der sogenannten "Pufferzone" liegen, für die weitaus lockerere Regeln gelten.

    Offenbar ist für dem BM (und leider auch ICOMOS) die Lage in der Pufferzone ein Freibrief zur Vernichtung herausragender historischer Bausubstanz! Hoffen wir mal, dass er seine Finger von der Mengstraße lässt.

    Und die Aussage, dass ja nur ein kleiner Teil des Gewölbes zerstört wird, ist ein schlechter Witz. Auch hier kann man sagen, dass das im Prinzip stimmt. Aber: Es handelt sich ausgerechnet um den ältesten und damit bauhistorisch wertvollsten Teil des Kellers.

    Alles in allem hoffe ich inständig, dass die ganze Sache dem BM auf die Füße fallen wird, die Baukosten extrem steigen werden und wir am Ende keine höheren Besucherzahlen als zuvor sehen werden. Ein furchtbares Projekt. Wie ich schon mal sagte: Wenn es wenigstens eine optische Verbesserung der Erdgeschosszone bei dem Haus Mengstraße 6 geben würde. Aber auch hier wird es ja sogar noch schlimmer als vorher.

    Und nochmal zu den Kosten: Dieses eine Doppelhaus wird in etwa soviel Kosten wie die gesamte Neubebauung im Gründungsviertel (ohne den Investorenbau). Einfach nur unfassbar...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Gegenwind

    Es formiert sich glücklicherweise Gegenwind gegen die irrsinnigen und wahnwitzigen Buddenbrook-Pläne:

    1. HL-Live berichtet

    Der lübecker Jurist (ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof) und Vorsitzende der "Fraktion21", Wolfgang Neskovic, hält die Entscheidung des Bürgermeisters zum Buddenbrookhaus für rechtswidrig.

    Ich will jetzt hier nicht den ganzen, frei lesbaren Artikel wiederholen, aber die wesentlichen Punkte sind diese:

    - Der Bürgermeister leitet die obere Denkmalschutzbehörde in Lübeck. Diese ist laut schledwig-hosteinischem Denkmalschutzgesetz zuständig für Belange des Denkmalschutzes in Welterbestätten. Wie der Bürgermeister bei seiner Entscheidung aber selbst argumentiert hat, liegt das Buddenbrookhaus nicht im Welterbebereich, sondern in der angrenzenden Pufferzone. Für diese ist jedoch die untere Denkmalschutzbehörde zuständig und damit nicht der Bürgermeister. Mangels Zuständigkeit sei der Besschluss des Bürgermeisters rechtswidrig.

    - Der Bürgermeister argumentiert, dass das Nutzungskonzept wichtiger ist als der Denkmalschutz. Das ist mit dem Denkmalschutzrecht nicht vereinbar, da ein Nutzungskonzept, das vermutlich nach 10-15 Jahren überholt ist, es nicht rechtfertigt, ein über 700 Jahre altes Denkmal teilweise zu zerstören.

    Das hört sich ja juristisch vielversprechend an - es müsste sich jetzt nur jemand finden, der auch tatsächlich mit dieser Argumentation den Rechtsweg gegen die Stadt beschreitet. Hoffen wir mal, dass das passieren wird und zwar möglichst, bevor vollendete Tatsachen geschaffen werden.


    2. LN-Online berichtet (Bezahlschranke)

    Ich fasse mal kurz zusammen:

    Der CDU-Kanditat für das Amt des Bausenators, Jörg Sellerbeck (Anmerkung meinerseits: Es wäre ein Segen für Lübeck, wenn er es tatsächlich werden würde), lehnt den Neubau des Buddenbrookhauses nach den vorliegenden Plänen ab.

    Argumente:

    - Die Stadt genehmigt sich selbst die Zerstörung eines Denkmals, was jedem Privateigentümer verboten werden würde

    - Der Neubau ist mit (momentan) 33,5 Millionen Euro viel zu teuer, das Museumskonzept "überbordend" bzw. maßlos und "die meisten Menschen hätten daran wenig bis gar kein Interesse"

    - Das Projekt ist überflüssig und der Aufwand "völlig unverhältnismäßig". So soll die vorhandene Fassade in drei Teile zerlegt und ausgehoben werden, "um dahinter den Neubau zu errichten" (!!!) (Anmerkung meinerseits: Der originalen, auch denkmalgeschützten Fassade soll es also ebenfalls an den Kragen gehen - es wird immer wahnsinniger!). Zudem muss die Mengstraße angehoben werden, da die Durchfahrt auf die andere Gebäudeseite verlegt werden soll. Nutzen und Kosten stehen in keinem Verhältnis, Sellerbeck hielte einen Umbau im Bestand mit vielleicht 2,5 Mio Euro für angemessen. Zudem solle das Konzept an die Bestandsgebäude angepasst werden und nicht umgekehrt. Weiterhin sei die Größe des gelpanten Baukörpers zu beanstanden, da dieser oben ober die Fassade hinausgeht und sich nicht in das Stadtbild einfügt.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Weiteres zum Buddenbrookhaus

    HL-Live berichtet heute (frei lesbar), dass sich auch die Grünen in Lübeck gegen das Neubauprokekt positionieren.

    Kritisiert werden die hohen Kosten, der Eingriff in das Denkmal und die in Teilen intransparente Vorgehensweise der Stadt (so wurden beispielsweise die Gründe für den Einspruch der Denkmalpflege nicht veröffentlicht).

    Schon in der letzten Woche war bei LN-Online ein Artikel mit einer Stellungnahme der Bürgerinitiative Rettet Lübeck (BIRL) zu lesen.

    Da wie immer hinter der Bezahlschranke, kurze Inhaltsangabe:

    Die BIRL wirft dem BM vor, das Denkmalschutzgesetz gebrochen zu haben. Zudem habe der BM habe die Baubehörde genötigt, die Baugenehmigung schneller zu erteilen als es normalerweise gedauert hätte. Eine Änderung der Pläne, die die Gewölbezerstörung verursachen, sei nie ernsthaft erwogen worden (der BM hatte ja von 7 sorgfältig geprüften und dann verworfenen Alternativen geredet), und die ganze Sache wurde einfach ausgesessen.

    Die Parkrechte im Innenhof hätten sehr wohl anders geregelt werden können, zumal einige Stellplätze von der Stadt genutzt werden. Man hätte dann auf die Durchfahrt durch das Haus verzichten können, so dass der Keller erhalten geblieben wäre (wohl weil die Treppen dann in diesem Bereich hätte gebaut werden können, vermute ich).

    Das Projekt sei jetzt so schnell durchgedrückt worden, weil die Gefahr bestand, dass die Fördergelder des Landes Ende des Jahres verfallen. Das sieht die BIRL anders. Die Gelder wurden schon von 2021 auf 2022 verschoben, und Kiel hätte diese sicher auch noch auf 2023 übertragen.

    Alles in allem entsteht der Eindruck, dass außer dem BM, seiner SPD und vielleicht noch den Mitarbeitenden der Buddenbrookhauses kaum jemand für den Neubau in der geplanten Form ist. Eigentlich schreit das nach einem Bürgerbegehren...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Baustart beim Buddenbrookhaus / Seniorenheim im HGH wird geschlossen

    Der völlig überflüssige Wahnsinn wird also tatsächlich durchgezogen, und die Sparkassenstiftung gibt auch noch fröhlich eine Stange Geld dazu:

    https://www.hl-live.de/text.php?id=155058

    Während für das Buddenbrookhaus "zig" Millionen zum Fenster hinausgeschmissen werden, soll an den städtischen Seniorenheimen gespart werden. So soll das Heim im Heiligen-Geist-Hostpital, das seit über sieben Jahrhunderten eine Heimstatt für Kranke und Alte ist, geschlossen werden, weil es seit zwei Jahren Verluste im niedrigen einstelligen Millionenbereich einfährt und zudem saniert werden muss:

    https://www.hl-live.de/text.php?id=154742


    Zitat aus dem Artikel:

    "Für den Standort Heiligen-Geist-Hospital werden bereits mögliche Nachnutzungen, unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes und des Stiftungszweckes, geprüft", so die Stadtverwaltung. "Ein entsprechender Bericht wird den städtischen Gremien bis Ende 2. Quartal 2023 vorgelegt. Ein Abriss des Gebäudes ist keine Option."

    Schön, dass es extra erwähnt wird, dass das Gebäude aus dem 13. Jahrhundert nicht abgerissen werden soll. Aber gleichzeitig auch traurig, dass das bei diesem Bürgermeister, der ebensoalte gotische Gewölbe einreißen lässt, offenbar auch extra erwähnt werden muss...

    Edit: Bewohner und Mitarbeiter protestieren:

    https://www.hl-live.de/text.php?id=155000

    Zufälligerweise wird die Sanierung des HGH in etwa soviel kosten wie der Neubau des Buddenbrookhauses.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Tut mir leid, aber ich muss hier mal in diesen schönen Aufbaustrang eingrätschen, denn der Bürgermeister mit seinem Alleingang kommt mir vor wie eine Patrizia Schlesinger: Abgehoben, selbstherrlich, narzisstisch und hedonistisch.

  • Landes-CDU stellt Buddenbrook-Zuschuss in Frage

    Das berichten die Lübecker Nachrichten gestern

    Da der Artikel wie immer leider hinter der Bezahlschranke liegt, hier eine kurze Inhaltsangabe:

    Der CDU-Landtagsabgeordnete und Jurist Herrmann Junghans hält den Beschluss von BM Lindenau, den mittelalterlichen Gewölbekeller teilweise zu zerstören, für „rechtswidrig, weil es andere Möglichkeiten gibt, das Haus zu erschließen und den Brandschutz zu gewährleisten“.

    Weitere in dem Artikel zu lesende Zitate von Junghans:

    „Lindenaus Entscheidung ist ermessensfehlerhaft. Er hat sich offensichtlich verrannt.“

    „Da der Bürgermeister trotz aller Warnungen eine offensichtlich rechtswidrige Entscheidung getroffen hat, muss jetzt geprüft werden, ob die Fördermittel des Landes und des Bundes überhaupt ausgezahlt werden dürfen“.

    BM Lindenau entgegnet:

    „Die Behauptung des Landtagsabgeordneten Hermann Junghans, die Maßnahme sei rechtswidrig, ist falsch.“

    Weitere Infos: Der Landeszuschuss beträgt 22 Millionen von den geplanten 33,5 Millionen Euro Gesamtkosten. Die Stadt übernimmt nur 3,7 Millionen, und 8 Millionen kommen an Spenden über die Kulturstiftung dazu.

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  • Land will Buddenbrook-Förderung zahlen

    Die Lübecker Nachrichten berichten heute, dass das Land die 22-Millionen-Förderung ungeachtet der Gegenargumente zahlen will.

    Da wie immer hinter der Bezahlschranke, wie immer eine kurze Inhaltsangabe:

    Das Geld kommt aus dem Topf für Tourismusförderung aus dem Wirtschaftsministerium (Anm.: Man will mit der Teilzerstörung eines Denkmals den Tourismus fördern? Das ist ja schon grotesk!)

    Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums erklärt, dass das Geld gezahlt wird, und das Kultusministerium kann kein rechtswidriges Handeln des BM erkennen.

    Eine Beschwerde der Bürgerinitiative Rettet Lübeck (BIRL) wurde abgelehnt, es wird kein rechtswidriges Handeln gesehen. Die BIRL wird das nicht auf sich beruhen lassen und wird die Angelegenheit einem Fachanwalt übergeben. Es wird auch geprüft, ob die Klage von Umweltverbänden erfolgreich sein könnte (Anm.: Mit welcher Argumentation steht da nicht - mir ist bisher kein Vorkommen seltener Tierarten o.ä. in Keller oder Haus bekannt...).

    Das letzte Wort ist offenbar also noch nicht gesprochen, auch wenn die Luft langsam dünn wird. Hoffen wir mal, dass der Rechtsweg noch Erfolg bringen wird, auch wenn ich bei soviel Ignoranz inzwischen ein wenig pessimistisch bin. Vielleicht wird das Projekt ja durch einen Rechtsstreit wenigstens so lange verzögert, bis es so teuer wird, dass es niemand mehr bezahlen kann oder will...

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  • Buddenbrookhaus: Förderbescheid übergeben

    HL-Live und LN-Online berichten, dass Ministerpräsident Günther gestern den Förderbescheid des Landes Schleswig-Holstein über 19 Millionen Euro an BM Lindenau übegeben hat. Besonders höhnisch erscheint mir dabei dieses LN-Foto, das die "Geldübergabe" in dem damit in Teilen zu zerstörenden denkmalgeschützten gotischen Gewölbekeller von 1260 zeigt.

    Vor dem Gebäude fand zeitgleich eine Demo mit immerhin ca. 150 Leuten gegen den Neubau statt, die gegen die maßlose Steuergeldverschwendung und die Zerstörung des Denkmals protestierten. Ich wäre auch gerne hingegangen, musste aber leider arbeiten.

    Hier die Links zu den Artikeln:

    HL-Live: "Günther: Neues Buddenbrookhaus wird noch beliebter"

    HL-Live: "Sorgen und Wahlkampf um das Buddenbrookhaus"

    In letzterem Artikel im dort unter dem Bild verlinkten Audiobeitrag beschreibt Jurist Wolfgang Neskovic, dass trotz offensichtlicher Rechtswidrigkeiten bei der Baugenehmigung eine Klage gegen das Projekt schwierig sei, da das Denkmalschutzgesetz leider kein Verbandsklagerecht vorsieht. Das wurde bei der Novellierung des Gesetzes auf Druck der FDP bzw. der Grundbesitzerlobby gestrichen. Ich hoffe, dass dennoch eine Möglichkeit zur Klage gefunden wird.

    Der Vollständigkeit halber noch die beiden LN-Artikel, die aber leider hinter der Bezahlschranke liegen:

    LN-Online: "Neues Buddenbrookhaus: Freude, Proteste und viele Millionen"

    LN-Online: "Buddenbrookhaus: Demo gegen Teilzerstörung des Gewölbekellers"

    Aus dem ersten LN-Artikel zu den Kosten: Manfred Finke von der Bürgerinitiative Rettet Lübeck (BIRL) rechnet vor: Üblich sei bei derartigen Projekten ein Quadratmeterpreis von 10.000 bis 20.000 Euro. Das Haus soll eine Ausstellungsfläche von rund 1000 Quadratmetern bekommen. Das heißt, wir liegen schon jetzt bei 33.500 Euro pro Quadratmeter. Er rechnet jedoch (wie auch ich schon öfter schrieb) mit einer Steigerung bis zur Fertigstellung auf bis zu 50 Mio Euro - wir hätten dann also einen Quadratmeterpreis von 50.000 Euro...

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  • Buddenbrookhaus: Neue Hoffnung für den Gewölbekeller

    LN-Online berichtet heute erneut.

    Da der Artikel wie immer hinter der Bezahlschranke steht, hier die wichtigsten Infos:

    Es gibt doch noch Hoffnung auf den Erhalt des Gewölbekellers. Auf Initiative der CDU könnte in der Bürgeschaft noch einmal neu abgestimmt werden. Die CDU vertritt jetzt die Ansicht, dass der Gewölbekeller nicht zerstört werden darf. Das Museum müsse daher noch einmal umgeplant werden, was auch jetzt noch möglich sei. Die CDU hatte dem Projekt in der aktuellen Fassung bisher nur "zähneknirschend" zugestimmt, da sie sich an die nach der letzten Wahl geschlossene Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit der SPD halten wollte. Diese "große Koalition" hat die SPD jedoch vor kurzem aufgekündigt.

    Hintergrund dazu: Es war zwischen SPD und CDU vereinbart worden, dass die CDU bei der kürzlich erfolgten Wahl des Bausenators das Vorschlagsrecht hatte und der CDU-Kandidat dann auch von der SPD mitgewählt werden sollte. Die SPD hat dann aber in ihrer Selbsherrlichkeit doch einfach die bisherige Amtsinhaberin gewählt, die sich auch beworben hatte. Verständlicherweise fühlt sich die CDU nun ebenfalls nicht mehr an die Koalitionsabsprache gebunden. Bei einer erneuten Abstimmung, in der die CDU nun endlich ihre eigenen Meinung vertreten würde, könnte bzw. müsste es zusammen mit den kleineren Fraktionen zu einer Mehrheit für den Erhalt des Kellers kommen. Hoffen wir mal das beste!

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ich weiß, dass so die Realität aussieht, aber eigentlich gehts so nicht. Dass man sich für nicht-mehrheitsvertretene schlechtere Lösungen entscheidet, nur um im Gegenzug bei der Postenverteilung zu profitieren. Da fehlt doch eindeutig die richtige Verantwortungshaltung bzw. die richtige Prioritätensetzung. Solche Leute gehören nicht in solche Positionen.

  • Passend dazu wird jetzt mit folgender Plakatierung auch Werbung für die Sanierung getrieben - und natürlich die Zerstörung der mittelalterlichen Gewölbefelder schön verschwiegen (das Foto zeigt übrigens den jüngeren Keller, der zur Straße hin liegt):

    Das passt auch gut zur Aussage von Manfred Eickhölter, dem Vorsitzenden des Museumsvereins (und zynischerweise Autor zahlreicher bau- und kunstgeschichtlicher Werke über Lübeck), der in einem der LN-Artikel zitiert wird mit: "Mit hohem finanziellem Aufwand können über 90 Prozent der Bausubstanz einer zukünftigen Nutzung zum Wohl der Allgemeinheit zugeführt werden." Was nicht nur beschönigend ist, denn die 90 Prozent beziehen sich auf den Gesamtkeller, nicht auf den mittelalterlichen Teil, der zu 25 Prozent zerstört werden soll, sondern wohl auch aussagen soll: "Wenn wir den Keller sanieren wollen, müssen wir ihn leider teilweise zerstören." Das ist ein bisschen so, als würde man einen der Türme der Marienkirche abreißen, weil genau dort ein barrierefreier Zugang mit Fahrstuhl ins Dachwerk geschaffen werden soll, damit die Öffentlichkeit auch dieses bewundern kann - und dann behaupten, dass doch 90 Prozent der Kirche erhalten bleiben.

    Eigentlich müsste man die Thematik viel mehr in die überregionalen Medien bringen, ein paar LN-Artikel oder Beiträge im NDR Schleswig-Holstein-Magazin kriegt ja über die Region hinaus kaum jemand mit.

  • Es gibt tatsächlich gute Nachrichten, LN-Online berichtet heute:

    "Buddenbrookhaus: Stadt Lübeck muss Gewölbekeller erhalten"   :harfe: :applaus:

    Zum Inhalt hinter der Bezahlschranke:

    Der Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege sowie der Bauausschuss haben über das Thema debattiert.

    Ergebnis: Für den Erhalt des Kellers (und die Beseitigung der Durchfahrt zum Innenhof) sind CDU, Grüne, Unabhängige und Fraktion 21.

    Dagegen SPD, Linke, FDP, GAL und Freie Wähler.

    Endgültig beschließen muss das aber noch die Bürgerschaft am 23. Februar.


    Info von mir zur Sitzverteilung: Ich rechne mal die Stimmen aus, wenn alle so abstimmen wie oben beschrieben. Das ist etwas kompliziert, da ich nur Grafiken der Sitzverteilung nach der letzten Wahl von 2018 finde, in denen die "Fraktion 21" noch nicht enthalten ist. Diese hat sich zwischenzeitlich aus zwei Sitzen gebildet, die sich von den Linken und den Grünen abgespalten haben.

    Es müsste also wie folgt aussehen:

    Die Bürgerschaft hat 49 Sitze.

    Die Befürworter des Kellererhalts haben: CDU: 12, Grüne: 7, Unabhängige: 4, Fraktion 21: 2, sind insgesamt 25

    Die Befürworter der Kellerzerstörung haben: SPD: 14, Linke: 1, FDP: 2, GAL: 1, FW: 1, also insgesamt nur 19

    Zusätzlich sind in der Bürgerschaft noch die AfD (3), die "Bürger für Lübeck" (1) und "Die Partei" (1). Über deren Meinung ist in dem Artikel nichts zu lesen, aber selbst, wenn die alle gegen den Erhalt stimmen würden, wären das nur 24 Stimmen. Knapp, aber es müsste (hoffentlich) reichen.

    Weiter zum Inhalt: Natürlich werden jetzt Stimmen laut, die die Entscheidung kritisieren: BM Lindenau äußert, dass hierdurch Schäden in Millionenhöhe ausgelöst werden. Zudem werde es laut Leiterin des Buddenbrookhauses eine massive Zeitverzögerung geben.

    Meine Meinung: Das Projekt wird schon seit sehr vielen Jahren geplant. Da ist genug Zeit gewesen, die Planung auf den Erhalt des Kellers abzustimmen. Jetzt zu jammern, weil einem die eigenen Planungsfehler und Versäumnisse auf die Füße fallen, ist für mich ein schlechter Stil, passt aber zu der ganzen Sache...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ja, und das "lustige" aus unserer Sicht bzw. das tragische aus Sicht der SPD ist ja, dass diese die jetzige Situation durch ihr Abstimmverhalten bei der kürzlichen Bausenatorenwahl selbst verursacht hat, indem sie die CDU verprellte.

    Der erfreuliche Nebeneffekt ist, dass die CDU jetzt endlich wieder mit einer eigenen Haltung sichtbar wird, nachdem ich sie, wenn überhaupt, jahrelang nur als Lakaien der SPD wahrgenommen hatte.

    Dieses Jahr sind ja auch noch Kommunalwahlen in Lübeck. Bin gespannt...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Sehr gut. Die CDU ist endlich wieder als Korrektiv des übertriebenen Zeitgeistes erkennbar. Hat sicher auch mit der Linie von Merz zu tun, ob man ihn jetzt mag oder nicht. Unter Merkel war alles auf Konsens-Kuschelkurs und ohne klare Haltung.

    PS: Ich bin alles andere als ein CDU-Fan, finde sie aber (in ihrer Kraft) wichtig für die demokratische Balance.

  • Was mich immer wieder erstaunt ist: Die Akteure sind doch alles gebildete Menschen. Die sollten wissen, welche Folgen ihre Entscheidungen haben. Zerstörte Kellergewölbe sind dann mutwillig verloren. Nicht etwa durch Kriegshandlungen. Warum wissen diese Leute den Bestand nicht zu schätzen? Nur wegen des Maximums an Erlebnis, noch größer, noch mehr? Gier in der SPD?

    Man kann heute Dinge visuell so spannend gestalten, um ein tolles Erlebnis zu bieten. Da muss niemand in bestehende intakte Gebäudestrukturen eingreifen. Im Gegenteil: Ein originaler Kellerraum bietet sich geradezu an, den Dingen auf den Grund zu gehen. ...