Neues zum Buddenbrookhaus
So, jetzt ist die Katze aus dem Sack: Das Buddenbrookhaus wird umgebaut, und zwar wie geplant unter Teilzerstörung des mittelalterlichen Kellergewölbes.
Der Bürgermeister hat gegen den Rat aller Fachleute unterschrieben, und die Bauverwaltung hat gleichzeitig die Baugenehmigung im Schnellverfahren erteilt.
Aus dem o.g. Artikel ist zusammengefasst folgendes zu erfahren:
Der Bürgermeister hat alle Belange für und wider den Umbau in der vorliegenen Planung sorgfältig abgewogen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die "öffentlichen Belange" in diesem Fall schwerer wieden als der Denkmalschutz.
Es wurden aber "größte Anstrengungen unternommen, den Eingriff (in das Gewölbe) zu minimieren".
Es gab sieben Varianten, die sich aber alle als nicht durchführbar herausstellten, u.a. wegen Brandschutzvorgaben und der Grundstücksverhältnisse im Innenhof.
Die Treppe zur Erschließung des Kellers ist notwendig, da der Platz für Veranstaltungsraum, Seminarraum Garderobe und Toiletten benötigt wird. Müssten die Räume in den oberen Stockwerken untergebracht werden, würde sich die Ausstellungsfläche von 700 auf 450qm verringern. Zudem wird der (Rest-)Keller durch diese Maßnahme saniert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
ICOMOS äußert dazu, dass der Welterbestatus durch diese Maßnahme nicht beeinträchtig wird, da diese als "gering" bewertet wird und zudem nicht direkt im Welterbegebiet liegt, sondern in der Pufferzone.
Durch den Neubau werden sich die Besucherzahlen verdoppeln und daon um die 100 Arbeitsplätze abhängen.
Es werden vier Gewölbefelder ausgebrochen werden, was nur ein "kleinerer Teil" des gesamten Kellers ist. Der "Eingriff ermöglicht die Sanierung und den Wiederaufbau sowie die Konservierung des Gewölbekellers. Er kann erstmals öffentlich erlebbar gemacht und für nachkommende Generationen bewahrt werden".
Meine Meinung:
Das ganze ist eine Katastrophe. Die Entscheidung stand sicher schon seit langer Zeit fest. Der Denkmalpflege, den Ausschüssen und der Bürgerschaft noch das Gefühl zu geben, sie könnten mit ihrer Meinung noch irgendetwas daran ändern, ist einfach ein schlechter Stil.
Die Argumente des Bürgermeisters laufen komplett ins Leere: Es ist eine reine Vermutung, dass sich die Besucherzahlen nach dem Umbau verdoppeln werden. Und selbst, wenn das in der Anfangsphase so sein sollte, wird das sicher schnell wieder abklingen. Wie lange soll es denn dauern, bis sich die über 33 Millionen, die sicher noch deutlich ansteigen werden, ammortisieren? So viele Leute können gar nicht kommen, dass sich das rechnet.
Und: Der Rest-Keller soll saniert, in Nutzung genommen und damit für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden - und damit für die Nachwelt erhalten bleiben. Dazu wäre zu sagen: Es hat sich bereits bei anderen mittelalterlichen Gewölbekellern, die jahrhundertelang unbeheizt waren und nur als Lagerfläche genutzt wurden, gezeigt, dass durch Beheizung und höhere Luftfeuchtigkeit durch die Anwesenheit größerer Menschenmengen große Schäden entstehen. An den alten Steinen entstehen durch die stark veränderten Bedingungen Salzausblühungen, die die Steinoberflächen abplatzen lassen - bis hin zu deren vollständiger Zerstörung! In einigen Jahren werden sicher Steine ausgetauscht werden müssen und damit weitere historische Substanz verlorengehen.
Der Bürgermeister reitet auch auf dem Argument herum, der Keller befände sich "nur" in der Pufferzone und nicht direkt im Welterbegebiet. Das stimmt zwar tatsächlich aber dieser unhaltbare Zustand kam nur Zustande, weil Mitte der 1980er Jahre bei der Beantragung des Welterbestatus ein Mitarbeiter der Stadt das unter Schutz zu stellende Gebiet nur grob und offenbar ziemlich nachlässig auf einen Stadtplan gekritzelt hatte - für genauere Untersuchungen war offenbar keine Zeit. So kommt es, dass Gebiete mit reiner Nachkriegsbebauung im Welterbe liegen, während andere mit historischer Bebauung (wie z.B. die extrem hochkarätige untere Mengstraße als letzter Rest des Gründungsviertels!!!) nur in der sogenannten "Pufferzone" liegen, für die weitaus lockerere Regeln gelten.
Offenbar ist für dem BM (und leider auch ICOMOS) die Lage in der Pufferzone ein Freibrief zur Vernichtung herausragender historischer Bausubstanz! Hoffen wir mal, dass er seine Finger von der Mengstraße lässt.
Und die Aussage, dass ja nur ein kleiner Teil des Gewölbes zerstört wird, ist ein schlechter Witz. Auch hier kann man sagen, dass das im Prinzip stimmt. Aber: Es handelt sich ausgerechnet um den ältesten und damit bauhistorisch wertvollsten Teil des Kellers.
Alles in allem hoffe ich inständig, dass die ganze Sache dem BM auf die Füße fallen wird, die Baukosten extrem steigen werden und wir am Ende keine höheren Besucherzahlen als zuvor sehen werden. Ein furchtbares Projekt. Wie ich schon mal sagte: Wenn es wenigstens eine optische Verbesserung der Erdgeschosszone bei dem Haus Mengstraße 6 geben würde. Aber auch hier wird es ja sogar noch schlimmer als vorher.
Und nochmal zu den Kosten: Dieses eine Doppelhaus wird in etwa soviel Kosten wie die gesamte Neubebauung im Gründungsviertel (ohne den Investorenbau). Einfach nur unfassbar...