• Neu- bzw. Umbau des Figurentheaters und -museums am Kolk - Stand am 28.2.2021

    Hier eine Fotoserie zum Stand der Arbeiten (Achtung: Nichts für schwache Nerven...):

    Abb.1: Das Haus Kolk 16 wurde inzwischen abgetragen und hinterlässt vom Petrikirchhof aus gesehen eine Lücke. Zunächst sollte der hier geplante Neubau des Theaterhauses so niedrig werden, dass er kaum über die Kirchhofmauer gelugt hätte. Das hat Architekt Konermann dann zum Glück auch noch gemerkt und den Entwurf dann erhöht und komplett verändert, so dass er nun mit dem Wettbewerbsergebnis fast nichts mehr gemein hat.


    Abb.2: Blick etwas weiter nach rechts. Ganz am rechten Rand ist die Rückseite von Sport-Karstadt zu sehen (siehe voriger Beitrag). Hier kommt es hoffentlich bald zu einem passenderen Neubau, der dringend nötig wäre.


    Abb.3: Das meinte ich u.a. mit "nichts für schwache Nerven": Ein Blick über die hier ca. 2m hohe Kirchhofmauer auf Zehenspitzen stehend und mit der Kamera am ausgestreckten Arm. Das Haus Kolk 16 (wohl aus den 1930er Jahren) wurde sehr vorsichtig Stein für Stein abgetragen. Dessen rechts zu sehende Außenwand blieb (zunächst?) stehen, um das jahrhundertealte Haus rechts davon zu stützen. Ein furchtbares Bild inmitten eines der letzten größtenteils unversehrt erhalten gebliebenen historischen Baublocks! Das hätte ich wirklich nicht gebraucht...

    Hinter dem gelben Wandteil am unteren Bildrand hat man nun einen Einblick in den sehr kleinen St.-Jürgen-Gang


    Abb.4: Das Haus Kolk 14. Zur Stabilisierung des gotischen Gemäuers während der Bauphase wurden die Fensteröffnungen vermauert.


    Abb.5: Blick durch den Bauzaun in der Straße Kolk in Richtung Norden auf die abgerissene Ecke. Hinten ist die Seitenfassade des hoffentich ebenfalls bald verschwindenden "Sport-Karstadt-Hauses" zu sehen.


    Abb.6: Blick die Kleine Petersgrube hinauf auf die Baustelle. Von hier vermisst man das abgerissen Haus Kolk 16 nicht. Wegen seiner Höhe versperrte es teilweise den Blick auf die Kirche.


    Abb.7: Blick aus der Kleinen Petersgrube etwas weiter oben. Das Grundstück Kolk 16 stellt ein Dilemma dar: Wenn das Haus hoch genug ist, um vom Kirchhof zu sehende Lücke zu füllen (siehe Abb.1 und 2), ist es von hier unten so hoch, dass der Blick auf die Kirche teilweise verstellt wird. Ich bin gespannt, wie der Neubau hier wirken wird.


    Abb.8: Blick durch eine Ritze des sehr dichten Bauzauns auf das obere Ende der Kleinen Petersgrube. Der Keller des Hauses Kolk 16 ist noch da, kommt aber auch noch weg. Ich hoffe, dass dadurch nichts ins Rutschen kommt, da der Baugrund hier sehr instabil ist. Das haben - wie ich kürzlich in den LN las - aktuelle Untersuchungen noch einmal bestätigt. Es war dort auch zu lesen, dass man aus diesem Grund nun auf den hier geplanten Tunnel, der Theater und Museum unter der Kleinen Petergrube hindurch verbinden sollte, verzichten wird. Was für ein Glück - ich hatte diesen Tunnel ja von Anfang an für irrsinnig gehalten.


    Abb.9: Blick aus der Pagönnienstraße. Auch hier hat man - rechts zu sehen - ein kleines Haus abgerissen, das ebenfalls durch einen modernen Neubau ersetzt werden soll. Die zu sehende Rückfassade des Hauses Kolk 14 hat man offenbar saniert oder gar neu aufgemauert so "geleckt" wie sie aussieht? Links die Rückseite von Sport-Karstadt.


    Abb.10: Blick durch den Bauzaun am Kolk in Richtung Süden. Bei dem zu sehenden Haus Kolk 14 soll an der Giebelseite links das im 19. Jhdt. durch eine Garageneinfahrt schwer beschädigte gotische Portal wiederhergestellt werden. Den noch vorhandenen Spitzbogen kann man bei genauem Hinsehen rechts neben dem Ausleger des Baggers erkennen. Auch hier wurden die rechten 4 Fenster - wie hinter den Scheiben zu sehen ist - temporär zugemauert.

    Alle Fotos von mir

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Lübeck, die wahre Königin (der Hanse):



    Alle Bilder von mir, vom 17. 04. 2021.

    Alle 7 Türme abgelichtet! Wer diese alle auf einem Bild haben möchte, sollte sich einfach ein Glas Marmelade aus dem benachbarten Bad Schwartau kaufen.

    Lübeck ist immer eine Reise wert. Bei einem aktuellen (Corona - ) Izidenzwert in SH von 61 war es mal wieder eine große Freude zu sehen, dass unter bestimmen Auflagen die Restaurants und Kneipen am Abend geöffnet haben. In NRW ist alles dicht! Aber ab hier würde es zu politisch........

  • Schöne Bilder! Die sollten sicherlich im Galerie-Faden landen?!


    Ist der Entwurf von Siegmund + Kontermann eigentlich weiterhin aktuell beim Figurentheater? Die neue neoklassizistische Fassade finde ich durchaus in Ordnung, jedoch wäre sie mit Backsteinfassade uns Sprossenfenstern sowie einem steileren Giebel deutlich besser zum Ensemble passend.

  • Ostwestfale: Wie erbse schrieb, der letzte reine Bildbeitrag wäre im Galeriestrang tatsächlich besser aufgehoben. Aber sehr schöne Bilder!

    erbse: Du warst lange nicht in diesm Strang, oder? Der neoklassizistische Entwurf ist schon seit gut 2 Jahren passé. Stattdessen kommt ein fast komplett fensterloser Backsteinklotz. Alle Infos dazu in meinem seinerzeitigen Beitrag hier.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Seit gestern ist der Neubau in der Fischergrube endlich entrüstet, knapp zwei Jahre nach Baubeginn. Mein erster Eindruck: Erinnert stark an das Studentenwohnheim Fischstraße / Alfstraße, wirkt wengiger klotzig als befürchtet, ist ein Etage zu hoch (viergeschossig plus Penthouse auf dem Dach entlang der Fischergrube, dreigeschossig plus Penthouse am Ellerbrook) und die Backsteinverblendung ist mir persönlich zu hell geraten. Aber lassen wir erstmal die Bilder sprechen.

    Die Fassade wirkt trotz ihrer Flächigkeit insgesamt sehr unruhig, insbesondere die teilweise wie willkürlich aus der Achse springenden Fenster unterschiedlichen Formats stören mich. Genauso wie die viel zu dominanten Regenfallrohre. Vermutlich wollte man die in die Fassade integrieren, damit sie weniger auffallen - oder um die Flächigkeit zu betonen -, allerdings hat man dadurch eher das Gegenteil bewirkt: Die Fallrohre teilen die Fassade in vier (eigentlich sogar fünf, wenn man den Streifen ganz links mit dazuzählt) Abschnitte.

    Wenn diese Abschnitte wenigstens Bezug auf die ehemaligen drei Parzellen nehmen würden, aber das hat den Bauherrn offenbar nicht wirklich interessiert.

    Wir erinnern uns: Die in folgendem Artikel der Lübecker Nachrichten abgebildeten Häuser standen dort vor dem Krieg:

    https://www.ln-online.de/Lokales/Fotost…-Bombenluecke/1

    Das dritte Foto im Artikel zeigt links Fischergrube 61, ein ehemaliges Brauhaus der Spätgotik, mittig Fischergrube 63, ein weiteres, allerdings stark überformtes Brauhaus mit barockem Schweifgiebel und rechts angeschnitten Fischergrube 65/67, einen klassizistischen Neubau der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

    In der Straßenflucht wirkt der Neubau tatsächlich nicht allzu störend, das liegt aber nur daran, dass die Südseite der Fischergrube im Krieg im mittleren Teil zerstört und sehr uneinheitlich wieder aufgebaut wurde.

    Von rechts nach links sehen wir darum ein Sammelsurium fast aller Stilrichtungen: Klassizismus, einen barockisierten Renaissancebau mit zwei beachtlichen Zwerchhäusern, einen (wohl nach Kriegsbeschädigung) im Dachbereich vereinfachten Gründerzeitler, einen üblen Nachkriegsbau mit Balkonen zur Straße, ein Nachkriegsgiebelhaus, den hier erwähnten Neubau Fischergrube 61-67, weitere Nachkriegsbauten ...

    ... darunter einen durchaus bemerkenswerten neoklassizistischen Bau aus den Fünfzigern, der mit angemessenen Fenstern deutlich aufgewertet würde, und dann den unzerstörten oberen Teil der südlichen Straßenseite mit eher kleinbürgerlichen Bauten von der Renaissance bis zum späten Klassizismus. Und ganz oben (hier links im Bild) die Bauten des Stadttheaters und der Sparkasse an der Ecke zur Breiten Straße, die bis einschließlich Fischergrube 21 alle Altbauten beseitigt haben (zwei für die Sparkasse und ca. 8-9 für das Stadttheater, die meisten davon jedoch schon vor dem Ersten Weltkrieg).

    Auf der nördlichen Straßenseite sieht es im unteren Teil ähnlich wüst aus. Hier hat der Krieg ebenfalls große Lücken hinterlassen, die überwiegend erst in den Neunzigern wieder bebaut wurden. Ganz links übrigens zwei historistische Speicherbauten der Zeit um 1900. Zwei weitere befanden sich bis zur Kriegszerstörung anstelle des Nachkriegsbacksteinbaus rechts daneben.

    Die sechs Fassaden in Pastelltönen befinden sich vor einem in einem Guss errichteten Neubau, der die historischen Parzellen durch die Gliederung in Einzelfassaden wieder aufgenommen hat. Auch die hohen Erdgeschosse in Anlehnung an das Lübecker Dielenhaus finde ich durchaus gelungen. Eine ähnliche kleingliedrige Gestaltung des zweiten Abschnitts der Altstadthöfe hätte das Straßenbild sicher aufgewertet.

  • Der größte Vorteil des Neubaus ist, dass nun nach über 75 Jahren endlich die gesamte Straßenflucht wieder geschlossen ist. Bis 2010, als der erste Abschnitt der Altstadthöfe gebaut wurde, konnte man von der Ecke Fischergrube / Ellerbrook aus durch den gesamten Baublock bis zur Beckergrube schauen, weil sich dort lediglich ein Parkplatz befand.


    Vom Ellerbrook aus wirkt der Neubau, obwohl ein Geschoss niedriger als an der Fischergrube, sehr erdrückend, besonders wenn man die fünf zweigeschossigen Altbauten daneben sind (ja, auch das hellgrau verputzte Gebäude rechts ist historisch, obwohl man an der Fassade durch den schmutzig wirkenden Putz, das Garagentor, die querliegenden Fenster und die Plastikhaustür alles verunstaltet hat, was nur geht).

    Die vier Reihenhäuschen Ellerbrook 9-15 und der etwas höhere Bau Nr. 17 rechts daneben sind übrigens alles, was der Krieg von der Straße übriggelassen hat (wobei Nr. 19 glaube ich erst in den Sechzigern abgerissen wurde). Vor dem Krieg war die Straße nur etwa halb so breit und beidseitig mit ähnlichen Reihenhäusern bebaut.

    Bis 1942 dürfte der Ellerbrook ähnlich ausgesehen haben wie dessen nördliche Verlängerung, die Große Kiesau, also deutlich kleinteiliger und enger.

    Heute wird die gesamte Ostseite des Ellerbrook von den Altstadthöfen eingenommen, welche die fünf Vorkriegsbauten nicht nur einrahmen, sondern regelrecht umklammern, da sie sich hinter ihnen im Hofbereich fortsetzen (die vier Reihenhäuschen haben jeweils nur etwa 50 m² Grundstücksfläche, Haus Nr. 17 etwas mehr). Ellerbrook 19 (mit dem breiten Durchgang zum Innenhof) hat als Teil des ersten Bauabschnitts der Altstadthöfe immerhin versucht, zu den höheren Neubauten überzuleiten. Das war beim zweiten Bauabschnitt offenbar Wurscht. Selbst aus größerer Entfernung fällt die kahle Brandmauer störend auf.


    Zum Abschluss noch eine Gesamtansicht des Ellerbrook von der Beckergrube aus. Die westliche (linke) Straßenseite ist nach dem Krieg bis auf die Eckgebäude überhaupt nicht wieder bebaut worden: Hier befinden sich ein Kinderspielplatz mit wuchtigem alten Baumbestand und die von der Straße zurückversetzte neuapostolische Kirche (erbaut 1960), deren Grundstück ja in den kommenden Jahren ebenfalls neu überbaut werden soll. Die Grundstücke von Kirche und Spielplatz werden durch die Bierspünderstraße voneinander getrennt, die als (unbebaute) Gasse nach dem Krieg neu angelegt wurde. Ihr Name erinnert an den bis zum Krieg vorhandenen Bierspündergang, der ungefähr dort lag, wo heute die Kirche steht.

    Auf der östlichen Straßenseite (rechts) sieht man den 1. Bauabschnitt der Altstadthöfe. Dieser ist zwar kleinteiliger gegliedert als der neue 2. BA an der Ecke zur Fischergrube, wirkt aber ebenfalls mindestens ein Geschoss zu hoch. Außerdem stören mich die lübeckuntypischen Erker (die dadurch, dass sie keine seitlichen Fenster haben, auch völlig sinnfrei sind). Die beiden BAs wurden übrigens von unterschiedlichen Architekturbüros entworfen, allerdings beide schon um 2009/10. Ursprünglich sollte der 2. BA direkt im Anschluss an den 1. BA gebaut werden, also ab etwa 2011. Soweit ich weiß, durfte man ihn auch nur deshalb noch nach den alten Entwürfen bauen, weil die Baugenehmigung damals schon erteilt wurde. Heute würde der Entwurf wohl (hoffentlich) nicht mehr durch den Gestaltungsbeirat gehen.

  • Vielen Dank, Maxileen, für die ausführliche Dokumentation!

    (ja, auch das hellgrau verputzte Gebäude rechts ist historisch, obwohl man an der Fassade durch den schmutzig wirkenden Putz, das Garagentor, die querliegenden Fenster und die Plastikhaustür alles verunstaltet hat, was nur geht)

    Naja, das Dreieck des Zwerchgiebels ist immerhin noch original vorhanden. :wink:

    Es ist mir unbegreiflich, wie man ein vermutlich im Kern aus der Renaissance stammendes Haus derart verhunzen kann. Und vor allem: Wie kann man denn bloß auf die Idee kommen, bei einer so kleinen Grundfläche auch noch einen Großteil der ohnehin schon sehr begrenzten Wohnfläche für eine Garage zu opfern? :kopfschuetteln:

    Der größte Vorteil des Neubaus ist, dass nun nach über 75 Jahren endlich die gesamte Straßenflucht wieder geschlossen ist.

    Nicht nur der größte, sondern der einzige Vorteil. Ansonsten ist das alles einfach nur schrecklich. Der Klotz könnte in jedem Vorort stehen, passt aber in keinster Weise in die historische Altstadt.

    Die vier Reihenhäuschen Ellerbrook 9-15 und der etwas höhere Bau Nr. 17 rechts daneben sind übrigens alles, was der Krieg von der Straße übriggelassen hat (wobei Nr. 19 glaube ich erst in den Sechzigern abgerissen wurde).

    Wahrscheinlich wurde Nr. 19, ca. gleich groß wie Nr. 17, sogar noch später abgerissen. Auf dem Bollmann Bildplan von 1980 ist es noch drauf, auf dem von 1990 nicht mehr.

    Soweit ich weiß, durfte man ihn auch nur deshalb noch nach den alten Entwürfen bauen, weil die Baugenehmigung damals schon erteilt wurde. Heute würde der Entwurf wohl (hoffentlich) nicht mehr durch den Gestaltungsbeirat gehen.

    Kann man denn eine Baugenehmigung nicht widerrufen, bzw. werden die nicht generell befristet erteilt? Aber auch ohne Gestaltungsbeirat hätte es gar keine Baugenehmigung geben dürfen, weil der Bau die Vorgaben der Gestaltungssatzung, die als geltendes Baurecht zu beachten ist, nicht erfüllt. Sie schreibt hier u.a. rote Satteldächer mit mindestens 30° Neigung vor. Klagen hätten aber wohl nur die direkten Nachbarn gedurft, und wer macht das schon...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ich kann mich jetzt nur als Auswärtiger und als Laie in Sachen Lübeck äußern. Aber mir gefällt von den Neubauten noch der erste Bauabschnitt der Altstadthöfe am besten. Immerhin ist die Gliederung kleinteilig, und die Erker als Gliederungselement findeich eigentlich ganz angenehm (auch wenn sie offenbar nicht typisch für Lübeck sind). Die pastellfarbenen postmodernen Häuser sind hinsichtlich ihrer Kleinteiligkeit und vor allem ihrer Dachabschlüsse sicher lobenswert, aber mir sind die Fassaden zu glatt und unpassend bonbonfarben. Am schlechtesten ist der aktuelle Neubau. Klotzig mit Flachdach. Ein Renditeprojekt, bei dem auch die (zu helle) Klinkerfassade fast nichts mehr herausreißt. Könnte überall stehen. Da sind mir die rotfarbenen Nachkriegshäuser mit steilem Dach viel lieber. Gut, dass die Ecke städtebaulich gefasst ist. Das ist aber alles, finde ich.

  • Moin, nachdem ich schon seit langem stiller Mitleser in eurem Forum bin, habe ich mich jetzt dazu entschlossen mich anzumelden, um euch auf folgenden Artikel hinzuweisen: Link.

    Dort geht es um eine Sitzung des Gestaltungsbeirats bezüglich des Umbaus des Hauses Fünfhausen 21-25 und die Wiederherstellung des Giebels, welcher im Krieg teilweise zerstört wurde. So wie ich das lese, wünscht sich der Gestaltungsbeirat eine möglichst genaue Wiederherstellung des Vorkriegszustandes, die Denkmalpflege lehnt eine reine Rekonstruktion jedoch ab.

    Hier ein aktuelles Bild. Es handelt sich um das linke Haus. (Foto von mir). Wie zu erkennen ist das Gebäude bis zur unteren Giebelstufe noch erhalten. Das Gebäude entstand im Jahr 1905 nach dem die Vorgänger abgerissen worden sind.

    In der Straße Fünfhausen stand nach dem Bombenangriff fast nichts mehr und leider wurde diese "Chance" genutzt um die ehemals enge und leicht geknickte Straße aufzuweiten für den Autoverkehr . Bei dem Haus rechts handelt es sich um das ehemalige Verlagshaus von Schmidt-Römhild an der Ecke Mengstraße/Fünfhausen, welches nach dem Krieg wiederaufgebaut wurde.

    Hier ein Bild des Vorkriegszustandes. (Quelle: Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck).

    Ich hoffe, dass es zu einer möglichst genauen Wiederherstellung des Giebels in dieser so stark geschunden Straße kommt.

  • Und was genau findet der Denkmalschutz jetzt an dieser unfertigen Version schützenswert?

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Hallo Lubeca,

    dann mal herzlich willkommen im Forum! Mittlerweile sind hier ja schon ganz schön viele Lübecker unterwegs! :thumbup:

    Danke für den Bericht - ich wollte es nahezu genauso schreiben, hatte aber noch kein eigenes aktuelles Foto zur Hand und kannte auch den Bericht von HL-Live noch nicht. Danke für den Link.

    Ich war am letzten Donnerstag bei der Online-Sitzung des Gestaltungsbeirat dabei, also einer von den genannten "knapp 30" Personen. Ganz genau waren es laut Angabe in Webex Meetings im Maximum 27 Teilnehmer/innen.

    Das Thema "Fünfhausen 21-25" lief so ab: Das Lübecker Architekturbüro Riemann war mit dem Projekt bereits Ende des letzten Jahres im Beirat (den Termin hatte ich wohl verpasst) und plante schon da, den im Krieg verstümmelten Zwerchgiebel sehr nahe am Original wiederherzustellen. Der Beirat gab dem Architekten derzeit als Aufgabe mit auf den Weg, eine weitere, zeitgenössische Alternative zu entwerfen. Herr Riemann präsentierte einen ganz passablen Treppengiebel der mir auch gut gefiel. Ich kann leider kein Bild zeigen, weil Aufzeichnungen aus der Sitzung ausdrücklich nicht erlaubt waren.

    Der Beirat kam dann allerdings zu der Meinung, dass der Treppengiebel auf dem unteren Teil des ehemaligen Schweifgiebels, von dem dort ja noch Voluten vorhanden sind, doch sehr merkwürdig aussähe und plädierte nun doch für die "Reparatur" des alten Giebels. Der Begriff "Rekonstruktion" wurde dabei auffällig vermieden. Ich wunderte mich erst, wusste dann aber auch warum: Es meldete sich Frau Dr. Hunecke von der Lübecker Denkmalpflege zu Wort und fragte hörbar konsterniert, ob der Beirat tatsächlich gegen das Votum der Denkmalpflege für einen zeitgenössischen Giebel stimmen würde? Der Sprecher des Beirats antwortete darauf relativ blumig, aber am Ende kam dann doch ein eindeutiges "Ja" heraus, wobei ich mir eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen konnte. :koenig:

    Ergo: Wenn alles läuft wie es am Ende der Sitzung feststand, werden wir hier demnächst eine kleine Reko des Giebels, den ich dem Heimatschutzstil zuordnen würde, erleben. Auch die beiden merkwürdigen Nachkriegs-Loggien links und rechts neben dem Giebelrest werden verschwinden und das Mansarddach wiederhergestellt werden! :daumenoben:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Und was genau findet der Denkmalschutz jetzt an dieser unfertigen Version schützenswert?

    Es ist doch immer dasselbe unsinnige Argument der Denkmalschützer: Es darf nur alt und original aussehen, was auch alt und original ist. Reko ist Lüge und muss unter allen Umständen unterbleiben. Aber wo ist da die Grenze? Warum darf ich bei St. Marien große Teile des Mauerwerks an den Türmen austauschen, die dann auch nicht mehr original sind, aber einen Zwerchgiebel, von dem noch ein Teil erhalten ist, nicht wieder vervollständigen? :kopfschuetteln:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Aber sie wünschen keine Rekonstruktion, weil das Gebäude Denkmalgeschützt ist. Also wollen sie das Gebäude ja in einer gewissen Form schützen. Fällt der Umbau modern aus scheinen sie aber zustimmen zu wollen, so hab ich das zumindest verstanden.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Ich hoffe, dass in diesem Zusammenhang auch die Fenster ausgetauscht werden. Vor allem aber dass die Eingangstür verändert wird, ohne dass diese die Denkmalpflege als besonders wertvollen Bruch und als ein Zeugnis der Nachkriegszeit zu erhalten versucht.

  • Ja, Fenster und Tür kommen wohl auch neu.

    Um die Denkmalpflege zu beruhigen, wurde übrigens noch erwähnt, dass man ohnehin nicht exakt dieselben Ziegel herstellen könnte und man den neuen Teil daher erkennen wird. Also ein kleiner Bruch im Material. Hoffentlich reicht das.

    Warum denkt die Denkmalpflege ein Denkmal eigentlich immer nur von der Originalsubstanz her? Ein Ansatz wäre doch auch, den Entwurf des Architekten als Original zu sehen. Und der Architekt hat ja nun nicht diesen Torso entworfen. Es wäre doch dann nicht unredlich, den Originalentwurf wiederherzustellen.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • frank1204

    Das sehen viele zum Glück so wie Du! Ja, die Denkmalpflege hat sich da irgendwie festgefahren in ihrer "Päpstlicher als der Papst"-Dogmatik, aber nicht alles Landesdenkmalämter sehen das so stur, starr und närrisch. Eine rühmliche Ausnahme bildet hier wie so oft Sachsen, wo die Sonne bekanntlich früher aufgeht. Wenn die auch so deppert gewesen wären wie im Westen der Republik, dann würde am Dresdner Neumarkt...