Lübeck
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Sanierung Königstraße 25
Während ca. 400m weiter nördlich in der Großen Burgstraße die Sanierung eines bedeutenden Hauses wegen der Sturheit des Besitzers seit Jahrzehnten nicht möglich ist (siehe ein paar Beiträge weiter oben), ist dies beim Haus Königstraße 25 jetzt gelungen.
Das Haus ist im Kern gotisch und hat noch den kompletten Dachstuhl aus der Bauzeit und die originale, wohl bedeutendste gotische Rückfassade Lübecks bis heute bewahrt. Die Staßenfassade wurde (leider) um 1840 klassizistisch umgestaltet. Diese Straßenfassade wurde nun nach fast 50-jähriger Verunstaltung wieder rehabilitiert.
Hier ein paar Bilder:
Abb.1: Im EG furchtbar verunstalteter Zustand seit 1968, Foto von mir von 2009. Das Tanzlokal "Hanseaten-Diele" war seit Jahrzehnten eine Lübecker Institution.
Abb.2: Aktueller Zustand (26.7.2020) nach gerade abschlossener Sanierung. Warum allerdings die Teilung der oberen Fenster vereinfacht wurde, erschließt sich mir nicht. Etwas schade, schmälert den Gesamteindruck aber nur wenig.
Abb.3: Das Haus stellt den südlichen Abschluss einer Reihe sehr bedeutender, hauptsächlich klassizistisch geprägter Patrizierhäuser in der nördlichen Königstraße dar, die in Lübeck so einzigartig ist - darunter das Behnhaus und das Willy-Brandt-Haus. Durch die aktuelle Sanierung wurde diese Reihe nun gewissermaßen optisch komplettiert. Zumindest fast: Das rechts zu sehende, inzwischen auch sehr heruntergekommene und seit langem leerstehende kleine Eckhaus Glockengießerstraße 1, das sich ungewöhnlicherweise die Dachschräge mit Königstraße 25 teilt, wurde leider nicht mit in die Maßnahme einbezogen. Sehr schade, dass man das nicht zusammen hinbekommen hat - es sind halt verschiedene Besitzer.
Abb.4: Blick von jenseits der Glockengießerstraße: Quasi unmittelbar neben dem sanierten Haus liegt die gewaltige gotische Basilika St. Katharinen - Klosterkirche des ehemaligen Franziskanerklosters und neben dem Dom die einzige erhaltene Klosterkirche in Lübeck.
Abb.5: Königstraße 25 und St. Katharinen noch einmal aus der Gegenrichtung von Norwesten gesehen. Ein - bis auf die unsanierte Ecke - wunderbares Ensemble.
Abb.6: Detail: Unterhalb der Hausnummer wurde eine Informationstafel mit Einzelheiten zur Geschichte des Hauses angebracht. Darauf wird auch deutlich, woher der in meinen Augen etwas unglückliche neue Name "Haus Eden" stammt, der sich für mich eher nach einem "Etablissement" im Rotlichtviertel anhört...
Ebenfalls auf dem Schild zu sehen: Die URL der sehr schön gemachten Webseite des Hauses. Dort findet man neben weiteren Informationen und Zeitungsberichten auch historische Fotos, Fotos von vor der Sanierung und aktuelle Fotos von innen und außen. Sehr beeindruckend sind der schöne wiederhergestellte Rokokosaal und der gotische Rückgiebel!
Alle Fotos von mir
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Etwas schade ist es auch,dass die Fenster neben dem 2 OG auch im 1 OG nur vereinfacht nachgebildet wurden.So ist die Aufteilung zwar so wie sie einst war, es fehlen allerdings einige schöne Details an den neuen Fenstern, welche bei den Vorgängern vorhanden waren.
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Das rechts zu sehende, inzwischen auch sehr heruntergekommene und seit langem leerstehende kleine Eckhaus Glockengießerstraße 1, das sich ungewöhnlicherweise die Dachschräge mit Königstraße 25 teilt.[...]
Eine bemerkenswerte Parallele zur früheren Bausituation schräg gegenüber, oder?
Das Gebäudeensemble Königstraße 20/Pfaffenstraße 20-22, abgebrochen 1910 - via Wikimedia
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Danke für die schönen Fotos aus meiner alten Heimat!v Erlaube mir aber ein, zwei Anmerkungen.
Klosterkirche des ehemaligen Franziskanerklosters und neben dem Dom die einzige erhaltene Klosterkirche in Lübeck
Ein Dom, also eine Bischofskirche, ist in aller Regel eben keine Klosterkirche. Die Domkapitel bestanden aus Säkularkanonikern und gerade nicht aus Regularkanonikern oder gar Mönchen. Letztere legten ein Gelübde ab und lebten in einer Klostergemeinschaft.
hauptsächlich klassizistisch geprägter Patrizierhäuser in der nördlichen Königstraße dar
In der Tat ist den wenigsten bekannt, dass Lübeck auch klassizistische Straßenzüge von höchster Qualität besitzt. Die Königsstraße ist das prominenteste Beispiel in Lübeck.
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Ein Dom, also eine Bischofskirche, ist in aller Regel eben keine Klosterkirche. Die Domkapitel bestanden aus Säkularkanonikern und gerade nicht aus Regularkanonikern oder gar Mönchen. Letztere legten ein Gelübde ab und lebten in einer Klostergemeinschaft.
Ja, ich habe auch erst gezögert, das so zu schreiben. Aber da an den Dom das Domkloster angebaut war (von dem es heute nur noch geringe Reste gibt und es deswegen vielleicht in Vergessenheit geraten ist), war es zusätzlich zur Hauptfunktion als Bischofskirche in gewissem Sinne auch gleichzeitig die Kirche des Domklosters. Aber danke für die Erläuterungen.
Natürlich hat der Dom aber einen ganz anderen Status als die Kirchen der Klöster St. Katharinen, St. Annen, St. Johannis und St. Maria Magdalena (Burgkloster), da hast Du schon recht.
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Ja, das ist schräg gegenüber, also gegenüber der Katharinenkirche, Königstraße 24. Es handelt sich quasi um dieselbe Situation wie bei Nr. 25 - das Haus zur kleineren Rippenstraße liegt unter einer Dachschräge mit dem danebenliegenden Haus der Hauptstraße. Bei Nr. 24 ist zusätzlich zum Dach sogar noch der Giebel des großen Hauses asymmetrisch vor das kleinere Eckhaus gezogen gewesen. Sehr außergewöhnlich, mir fällt außer diesen beiden Ecken auf Anhieb keine weitere Situation diese Art ein. Sehr schade, dass die Ecke an der Pfaffenstraße abgerissen wurde, zumal für einen völlig überdimensionierten Bau, der aus der Pfaffenstraße größtenteils die Sicht auf die Kirche versperrt.
Das heutige, viel zu hohe Haus von 1910: Königstraße 24. Foto von mir vom 21.7.2009.
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Aber da an den Dom das Domkloster angebaut war (von dem es heute nur noch geringe Reste gibt und es deswegen vielleicht in Vergessenheit geraten ist), war es zusätzlich zur Hauptfunktion als Bischofskirche in gewissem Sinne auch gleichzeitig die Kirche des Domklosters.
Stimmt, da hast du Recht. In Lübeck gab es eine besondere Situation. Am Dom gab es auch ein angeschlossenes Kloster. Das hatte ich nicht mehr in Erinnerung.
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Etwas schade ist es auch,dass die Fenster neben dem 2 OG auch im 1 OG nur vereinfacht nachgebildet wurden.So ist die Aufteilung zwar so wie sie einst war, es fehlen allerdings einige schöne Details an den neuen Fenstern, welche bei den Vorgängern vorhanden waren.
Ich wäre auch dafür, die einstigen Reklameschriftzüge, restauriert, wieder anzubringen; also das Tanz und das Eden Lichtspiele. Als Erinnerung quasi. Denn so verunstaltet die Fassade auch war, irgendwo hat sowas auch einen gewissen Charme.
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Das hatte ich auch gedacht
, links die Eden Lichtspiele, in der Mitte Tanz, der rustikale Hanseaten-Dielen-Schriftzug mag allerdings nicht recht zu den 50/60 Jahre-Design der beiden anderen passen; alles etwas "aufräumen" unnötige Plakate und Schriftzüge entfernen und die Leuchtreklame reinigen... ein bisschen 50er Jahre Nostalgie
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Naja. Der Eden-Schriftzug ist ja vielleicht noch ganz nett, aber ich bin froh, dass der ganze Müll endlich weg ist. Der Schriftzug wäre wohl auch nicht mehr mit der Werbeanlagensatzung vereinbar, die solchen Wildwuchs heute verhindern soll.
Hier übrigens noch ein interessanter Vergleich:
Königstraße 25. Links der aktuelle Zustand nach der Sanierung, rechts der Zustand um 1870. Obwohl ich mit der aktuellen Gestaltung zufrieden bin, wäre der Zustand von 1870 im direkten Vergleich dann doch noch viel schöner gewesen. Die da wohl noch originalen Biedermeier-Fenster vom Umbau 1846 sind viel feiner gegliedert als die jetzigen deutlich gröberen, dem letzten Zustand vor der "Verschandelung" nachempfundenen. Ändern könnte man das m.E. leicht durch das Einhängen entsprechend geteilter Fensterflügel. Die Fensterkreuze scheinen ja ungefähr an den biedermeierlichen Positionen zu sitzen.
Außerdem war der Eingang 1870 noch in der Mitte, wo sich mit Sicherheit auch das Portal der vormals gotischen Fassade befand.
Auf dem Foto von 1870 sieht man übrigens rechts neben der Kirche noch die alten westlichen Gebäude des Katharinenklosters an der Königstraße, die ab ca. 1880 für den Neubau des Gymnasiums Katharineum abgerissen wurden.
Aktuelles Bild von mir. Das historische Bild sollte aufgrund des hohen Alters von 150 Jahren gemeinfrei sein.
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Ein Dom, also eine Bischofskirche, ist in aller Regel eben keine Klosterkirche.
Man muss auch bedenken, dass nach der Aufhebung von Klöstern in der Umgangssprache der Begriff "Klosterkirche" weiterleben kann. So sagen wir in St. Gallen heute noch nach über 200 Jahren nach der Klosteraufhebung (1805) "s'Chloschter", auch wenn die einstige Klosterkirche seit 1847 als Kathedrale fungiert (auch Dom, Stiftskirche). Das geht dann so weit, dass wir ganz selbstverständlich und salopp anstatt "Ich gehe die Messe in der Kathedrale besuchen" sagen "Ich gehe ins Kloster".
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Man muss auch bedenken, dass nach der Aufhebung von Klöstern in der Umgangssprache der Begriff "Klosterkirche" weiterleben kann.
Das ist dabei natürlich einbezogen. Die meisten Kloster- und Stiftskirchen haben spätestens 1803 ihre Funktion verloren, dennoch werden sie im allgemeinen weiterhin so bezeichnet. Das ist in meinen Augen auch absolut wichtig und sinnvoll. Mir ging es wirklich darum, dass eine Domkirche in der Regel niemals gleichzeitig eine Klosterkirche gewesen ist. Lübeck mag da mal eine Ausnahme darstellen. Und natürlich muss man diejenigen Beispiele benennen, die die Bezeichnung nicht als Bischofskirche, sondern als Würdeform führen, was im deutschsprachigen Raum gelegentlich vorkommt. Beispiel: Der Altenberger Dom ist in Wirklichkeit eine Zisterzienserklosterkirche.
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Sanierung der Rathausarkaden
Die Sanierung der Rathausarkaden ist abgeschlossen. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen:
Abb.1: Die Arkaden unter der Ranaissancelaube. Die neuen Platten sind leider schon verschmutzt...
Abb.2: Die Arkaden unter dem gotischen Langen Haus - auch Danzelhus genannt, da sich früher im Obergeschoss ein Festsaal befand.
Abb.3: Die Durchfahrt zur Breiten Straße in der Flucht der Hüxstraße
Abb.4: Noch einmal die Durchfahrt.
Abb.5: Die Arkaden der Langen Hauses. Das Weiß aus meinem letzten Bericht war zum Glück doch nur die Grundierung. Der endgültige Farbton ist sehr angenehm und nun einheitlich mit dem der Renaissancelauben-Arkaden.
Abb.6: Granitpfeiler in der mittleren Reihe zwischen den beiden Gewölbeschiffen, aus dem das Gewölbe sternförmig entspringt. Bei der Erbauung waren übrigens alle Pfeiler, auch die am Markt (links), in Backstein ausgeführt worden - wie es heute noch bei der Reihe an der Breiten Straße (rechts) der Fall ist. Es muss eine ziemliche Aktion gewesen sein, diese gegen die Granitpfeiler auszutauschen, ohne dass das Gebäude einstürzte. Mir rätselhaft wie man das gemacht hat...
Abb.7: Weil es so schön ist, noch einmal das Gewölbe. Hier herrscht jetzt ein ganz anderes, viel helleres und freundlicheres Licht. Zuvor machte mit dem Asphaltflickenteppich am Boden und der erheblich gedunkelten Gewölbefarbe alles einen düsteren und bedrückenden Eindruck.
Alle Fotos von mir vom 2.8.2020
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Es gibt Neuigkeiten zu der Brandruine in der kleinen Burgstraße. Hier der Artikel(Leider hinter einer Bezahlschranke).
https://www.ln-online.de/Lokales/Luebec…u-belebt-werden
Das Gebäude aus dem 13ten Jahrhundert soll größtenteils wie einst wiederhergestellt werden, allerdings werden Änderungen unter anderem am Dachstuhl vorgenommen, da dieser wohl einst so war, wie er jetzt wiedererrichtet wird(Bei so etwas bin ich immer vorsichtig). Leider wird das gotische Gebäude für seniorengerechte Wohnungen umgebaut. Es gibt also wieder schwerwiegende Eingriffe in die Substanz. So wird in diesem Fall leider ein Fahrstuhl(!) in dem sehr kleinen Gebäude integriert
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Danke, St.Petri , für den Hinweis auf den LN-Artikel. Ich habe ihn mir durchgelesen und bin, was das Äußere betrifft, nun sehr zuversichtlich. Heißt es dort doch:
„Hochblenden und Fensteröffnungen werden wie vor dem Brand wiederhergestellt, während das neue Dach allerdings hinterm Giebel endet – so wie es ursprünglich ja auch einmal war.“
D.h. offenbar wird der Giebel sogar noch etwas über den Dachstuhl, der in historischer Kubatur wiedererrichtet werden soll, hinausgezogen und steht damit im Gegensatz zu vor dem Brand über diesen über. Ob das sogar bedeutet, dass der ursprüngliche, aber schon lange nicht mehr existierende Treppengiebel (seitdem waren die Hochblenden oben angeschnitten) gleich ganz rekonstruiert wird? Überaus wünschenswert wäre es!
Lediglich Der Einbau eines Fahrstuhls (reichte hier nicht auch ein Treppenlift?) stimmt mich auch skeptisch. Hoffen wir, dass dieser die Dachhaut nicht durchstößt...
Aber bei der im Artikel genannten Architektin habe ich da ein sehr gutes Gefühl. Auf ihrer Webseite zeigt sich, dass sie den Umgang mit alte Häusern kann:
https://www.vera-detlefsen.de/architektur/
Ich bin sehr froh, dass diese endlose Geschichte (der Eigentümer hatte ja schon vor dem Brand gefühlte 10 Jahre am Haus "herumsaniert") nun doch noch einen positiven Abschluss zu finden scheint.
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Leider wird das gotische Gebäude für seniorengerechte Wohnungen umgebaut. Es gibt also wieder schwerwiegende Eingriffe in die Substanz. So wird in diesem Fall leider ein Fahrstuhl(!) in dem sehr kleinen Gebäude integriert
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Ich bin zwar auch kein Fan dieser Entwicklung, aber wenn man sich den demographischen Wandel vor Augen führt, wird der Bedarf an solchen Wohnungen exorbitant steigen. Gefühlt ebnet derzeit die Ankündigung einer Altenwohnanlage sämtliche Hindernisse für den Abriss von Altbauten im Altstadtbereich. Daher ist es mir lieber, man baut die bestehenden Altbauten behutsam um und sorgt damit für eine Belebung der Altstädte als dass 2-3 leerstehende Altstadthäusern dazu führen, dass eine moderne Altenwohnanlage dort entsteht.
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Also, erstens ist innen mittlerweile nicht mehr sooo viel historische Substanz vorhanden und außerdem wird es ja kein Altersheim - wie hier suggeriert wird. In dem LN-Artikel steht lediglich, dass der Eigentümer das große Haupthaus (300qm) für sich selbst als Alterssitz nutzen wird und dass das Nebenhaus in der Kleinen Burgstraße (200qm) eine zweite Wohneinheit, ein Einfamilienhaus, werden soll. "Schwerwiegende Eingriffe in die Substanz" wie sie z.B. beim Betrieb eines Altersheims nötig wären, sehe ich da jetzt nicht.
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Steht etwas zum Zeitplan? Wann ist der Baubeginn geplant?
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Ja, grobe Zeiten stehen im Artikel: Die Baugenehmigung kam im Juli, offizieller Baubeginn ist "jetzt", das Dach soll Mitte 2021 fertig und Einzug 2022 sein.
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